Der Herr der Ringe: Die Gefährten (Adventure PC Spiel) Testbericht

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ab 10,16
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Erfahrungsbericht von bfxsmoke

Ring mit Ende

Pro:

Nette Grafik und Musik

Kontra:

zu wenig Tiefgang und VIEL zu kurz

Empfehlung:

Nein

Jeder , der das Buch gelesen (oder \"gesehen\") hat , wird sich ob der genialen Story (\"Special - FX\") wohl die Daumen wund gedrückt haben, als die Verröffentlichung des Spiels zum Herrn der Ringe auf der Kippe stand. Nun ist es doch erschienen , und mit wesentlich weniger Trara als zu erwarten , angesichts des Rummels um die Filme (Bei mir zeigen 7 der 18 Cinemaxx-Sääle den aktuellen \"Die Zwei Türme\" !!).
Und das aus gutem Grund:

*Einstieg:

Schon die ersten Schritte nach der Einleitung zeigen ganz klar die Konsolenherkunft: Teilweis sind Menüs gänzlich mit Playstation-Buttons übersät. Das rein optische Manko schlägt sich aber erst richtig in der Steuerung nieder. Die Mausbedienung gerät zum ständigen Nach-hinten-ziehen , um die Perspektive - die bei der Playstation hinter dem Charakter fixiert ist - ein bisschen über diesen hinauszuheben , weil sonst die Übersicht stark leidet.
Auch die Spielphysik ist konsolentypisch eher simpel aufgebaut: Wasser ist absolut statisch , Interaktion mit der Umgebung unmöglich ,ein Zaun , der nicht übersprungen werden soll , kann auch nicht übersprungen werden , selbst wenn die Sprunghöhe ausreichend wäre und Stürze aus 2 Metern Höhe sind an der falschen Stelle ohne sichtbaren Grund tödlich. Das man nicht über Zäune springen kann hat aber auch einen sehr verheerenden Nachgeschmack : Das ganze Spiel ist - auch hier wieder mit Blick auf Konsolen - äusserst linear gehalten, der Weg der Spielfigur ist eindeutig vorgeschrieben. Wer auf eigene Faust das Auenland und den Rest von Tolkien`s Fantasiewelt ergründen will ist hier fehl am Platz- meiner Meinung nach eine herbe Enttäuschung.

Doch zurück zum Anfang: Nachdem Gandalf Frodo von der Notwendigkeit seines Abenteuers überzeugt hat , macht Letzterer - und damit ihr - sich auf die Suche nach der Besitzurkunde von Beutelsend , das verkauft werden soll. In bester Harry-Potter-Manier (Hier ist das Spiel für die Playstation gemeint) wandert ihr also erst einmal durch das - auf wenige Räume zusammengefasste- Haus Bilbos. Die einzigen Objekte mit denen interagiert werden kann sind zwei Kisten : Eine enthält den Einen (Ring),die andere die Urkunde.
Den Einen könnt ihr noch nicht an euch nehmen , mit der Urkunde verlasst ihr das Haus.
Hobbingen mag grafisch ganz nett gestaltet sein , aber ausser zwei Kindern und 3 Erwachsenen - von denen gerade mal einer keine Aufgabe für euch bereit hält - ist es komplett ausgestorben.Da helfen auch die gesprochenen Dialoge nicht über ein Gefühl der Einsamkeit hinweg. Die weiteren Aufgaben sind nach Schema F gestaltet : gehe dorthin hole dies , sprich mit jenem... Man fühlt sich (mal wieder) eher an langweilige Kinderabenteuer denn an ein digitalsisiertes Epos erinnert.

Als die Neun (Ringgeister) kommen , wird die Geschichte nicht nur abwegig (Frodo steht knapp 2 Meter von Einem entfernt , dieser bemerkt den Hobbit jedoch nicht) sondern auch mal moderat spannend. Bis man sich an den schwarzen Reitern , sie durch Steine ablenkend , vorbeigemogelt hat , vergehen ein paar Minuten.
Den ersten Kampf gegen einen Wolf besteht man spielend. Nicht nur , weil dessen Gegenwehr eher müde ausfällt , sondern weil zumindest das Kampfsystem gut durchdacht ist. Kurz darauf hat der Eine seinen ersten Auftritt: Er hilft bei der Flucht vor der Verstärkung des Pelztiers. Nach dem Zusammentreffen mit Sam , Pippin und Merry verirrt sich die Party im Wald , was für den Spieler in einem Versteckspiel resultiert , bei dem er seine verlornenen Gefährten aufstöbert. Hier wird erstmals die schwache Intelligenz der Mitstreiter deutlich: Ausser sporadisch auf den Gegner zu schlagen sind diese nämlich zu nichts weiterem fähig - macht aber nichts: Warum sollten sie blocken , wenn sie eh unverwundbar sind? Wenn die Feinde nicht den Spieler als Primärziel im Auge hätten , könnte man sich in Kampfsequenzen zurücklehnen und die Prügelei geniessen. So muss man hin und wieder blocken oder ausweichen.

*Nach einer Weile:

Wenig später ist man in die Haut zweier weiterer Figuren - Aragorn und Gandalf- geschlüpft und ist die Geschichte mehr oder minder (eher mehr) brav abgedackelt.
Während Frodo (erbämlich) hüpfen kann , und mit Steinen schmeisst , ist Streicher mit einem Schwert und einem Bogen bewaffnet , mit denen das Kämpfen richtig Spass macht.Eine meiner Lieblingssequenzen (ich nehme nichts vorweg , wer das Buch gelesen hat wird keine Überraschungen erleben - Kinogänger vielleicht schon)ist eine Prügelei bevor die Boote nach dem Treffen mit den Elfen zu Wasser gelassen werden : hier kann man sich richtig austoben , mit Gimli,Legolas und Boromir als Rückendeckung.
Gandalf hat seinen grossen Auftritt vor und in den Minen von Moria. Seine Zauberfähigkeiten sind schwächer als die Brachialgewalt Aragorns , aber er kann sich dafür magisch heilen.
A propos heilen : an Gegenständen findet man im ganzen Spiel nur 4 : Pilze,Cram und Lembas , die allesamt die Gesundheit zu einem gewissen Anteil wiederherstellen , und Phiolen mit einer Flüssigkeit , die Gandalfs Magie wieder auffüllt.
Ansonsten bleibt es , was Interaktion betrifft, bei Reden , Töten oder Betätigen (Schalter , von denen es auch nur genau einen Typ gibt). Um es ganz deutlich zu machen : Selbst ausgewiesene Prügeladventures wie Rune haben durch z.B. unterschiedliche Waffen mehr Tiefgang als dieses Spiel!
Mehr darf ich leider dann auch zur Story oder zu Monstern etc. nicht sagen , möglicherweise möchte es einer der Leser ja sogar spielen...


*Urteil

-Grafik
Wie eingangs erwähnt braucht sich die Grafik nicht hinter aktueller Konkurrenz zu verstecken : Vor allem die runden Figuren wirken sehr liebevoll. Auch Licht , Schatten und Nebel sind sinnvoll eingesetzt und tragen wesentlich zur Atmosphäre bei.
*Update* Für das Gebotene sind die Systemanforderungen erfrischend niedrig!


-Sound
Auch wenn das Spiel nicht den Filmsoundtrack bieten kann , so ist die musikalische Umsetzung trotzdem grösstenteils als gelungen zu bezeichnen. Auch die Soundeffekte und Stimmen sind sauber gemacht- wenn den Sprechern auch der Feinschliff fehlt , was Dramatik betrifft...

-Spielbarkeit
Die Steuerung lässt keine Zweifel aufkommen, wohin der Spieler sich zu bewegen hat , damit ist sich-verirren praktisch ausgeschlossen. Das Kampfsystem , in kleinen Kämpfen überschaubar , wird gegen Gruppen oder starke Gegner oft zum Ärgernis , wenn die Kollisionsabfrage mal wieder einen Trefer übersehen hat o.Ä.. Probleme mit Personen oder Gegenständen gibt es keine - logisch , da es ja auch von beiden herzlich wenige gibt...

-Spielspass
Einige der Sequenzen machen durchaus Spass. Gegen einige Gegner kommt zu Beginn Frust auf , dieser verschwindet aber , sobald man die richtige Taktik gefunden hat.Vor allem mit Aragorn hetzt man dann gern die Monster durch die Berge. Letzten Endes jedoch sind alle Sequenzen sehr kurz und überwiegend gewaltlastig, die Rätsel lassen sich an einer Hand abzählen (2 an der Zahl) , gute Ideen finden sich viel zu wenige. Abenteuer abseits des vorgeschriebenen Pfades wären zwar weniger im Sinne der Buchvorlage gewesen, hätten den Spielspass aber vervielfacht.



FAZIT

Der Endkampf macht es deutlich:
Die Idee und Umsetzung dieser Stelle ist wirklich hervorragend. Das gerade an dieser Stelle, wo man ein Aufkommen von Spass verspürt, das Spiel zu Ende ist, ist beinahe grausam. Mehr solche Ideen - die Vorlage hat ja nun wirklich genug zu bieten - und MEHR SPIEL an sich wären der Schlüssel zum Sieg gewesen. So bleibt Die Gefährten eine interressante Alternative für €10, aber für ein Vollpreisprodukt bietet es bei weitem zu wenig. Schade...

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