Der Herr der Ringe - Die Zwei Türme Testbericht

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ab 19,43
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von alteSchwedin

3 Ringträger - 2 Türme - 1 Soundtrack

Pro:

gewaltige Kompositionen, "Gollum's Song", tolle Umsetzung

Kontra:

vielleicht ein klitzekleines bisschen schlechter als der OST zum ersten Teil

Empfehlung:

Ja

Eigentlich ist ja in diesem April der Bücherfrühling angesagt, aber damit es nicht ganz so eintönig wird, möchte ich heute mal etwas über eine CD schreiben. Und zwar soll es heute um den Soundtrack zum Film „Der Herr der Ringe – Die zwei Türme“ gehen. Diesen höre ich schon recht lange immer mal wieder und nun möchte ich euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.

Ich fieberte dem Film „Der Herr der Ringe – Die zwei Türme“ ein ganzes Jahr lang entgegen und natürlich war ich auch sehr neugierig auf den Soundtrack. Das bleibt nicht aus, wo mir doch schon der erste Film und Soundtrack zu „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ so gut gefallen hatte. Bevor ich zum ersten Mal die puren Klänge des Soundtracks erhörte, sah ich den Film, den ich eigentlich toll fand, bei dem mich allerdings die fiesen und unnützen Veränderungen in der Story schon sehr störten.
Nichtsdestotrotz fiel mir schon im Kino auf, dass die Musik bombastisch ist und wunderbar zum Film passt. Nun habe ich die CD schon öfter gehört – ich denke, 50 Mal reichen nicht – und denke, dass sie auch so nicht zu verachten ist. Denn schließlich komponierte wie schon beim ersten Soundtrack Howard Shore alle Stücke, der sein Handwerk wirklich versteht!


Doch nun möchte ich zu den Songs kommen, wobei ich von den insgesamt 19 Tracks einige auswählen werde, da ich hier sonst den Rahmen sprengen würde. Ich werde jedoch versuchen, euch einen guten Querschnitt des Soundtracks zu vermitteln. Übrigens sind die meisten Titel der Songs auch Namen der Kapitel im Roman, allerdings natürlich in anderer Reihenfolge. (Sofern euch die englische Ausgabe vorliegt.)

THE TAMING OF SMÉAGOL
Dies ist der zweite Song des Soundtracks und er beginnt mit einem musikalischen Thema aus dem Vorgängersoundtrack. Zunächst hört man die von Streichern gespielte Melodie, die ich immer automatisch den Hobbits zuordne. Leicht und verspielt ist diese, fröhlich, doch da sie hier langsamer und düsterer gespielt wird, geht diese Stimmung etwas verloren. Und obwohl ich den Film erst zweimal gesehen habe, taucht immer sofort das Bild von Sam und Frodo in meinem Kopf auf, wie sie sich durch die Emyn Muil kämpfen.
Doch bald wird es ruhiger und Streicher und Chor geben getragen, fast sphärische Töne von sich. Dann wird es fast ganz still, bevor sich leise Töne erheben. Plötzlich – ich erschrecke mich jedes Mal wieder - wird es laut. Gewaltige tiefe Streicher und Trommeln brechen über mich herein, immer schneller wird es, bevor es schließlich wieder abflaut und zum Ende hin den Song ruhig ausklingen lässt.
Dieser Song ist allein schon klasse, die Komposition und ihre Ausführung sind einfach perfekt. Er enthält Stimmungswechsel und Überraschungen und ist doch in sich schlüssig. Mit ihm kann ich den Teil des Filmes, den er untermalt, noch einmal in meinem Kopf ablaufen lassen. Und das ist schon eine Kunst.

THE RIDERS OF ROHAN
Hier geht es gleich ganz bombastisch los. Nach einer sehr kurzen Einführung in den Song sind vor allem schnelle und tiefe Streicher sowie dumpfe Trommeln zu hören. Einzelne höhere Töne von Violinen, die sehr beschleunigt gespielt werden, verbreiten das Gefühl von Aufregung und Gefahr. Kurz beruhigt sich dies, bevor es wieder aufbraust, nur um kurze Zeit später wieder zu Ruhe zu kommen. Diese Ruhephase dauert aber diesmal ein wenig länger. Streicher dürfen sich sanft entfalten und einen Klangteppich ausbreiten. Bald erheben sich wieder gewaltige orchestrale Töne, die diesmal jedoch den Beigeschmack von Gefahr vermissen lassen. Diese Abwechslung von Ruhephasen und majestätischem Aufbäumen in der Musik setzt sich bis zum Ende fort, wo auch dieser Song ruhig ausklingt und damit als Einheit erscheint.
Dieser dritte Track des Soundtracks überzeugt durch seine meisterhafte Ausgewogenheit. Zeiten, in denen das Ohr geradezu mit Tönen überflutet wird, und solche, in denen es entspannen kann, sind kunstvoll aneinandergereiht. Trotz der Komplexität wird so eine Überforderung vermieden, denn irgendwann müsste man einfach abschalten, weil man solche akustischen Reize gar nicht mehr fassen kann. Grandios pompös!

THE URUK-HAI
Wie wir es schon gewohnt sich, beginnt auch der fünfte Song der CD eher ruhig. Gediegene Streicher erklingen zwar schon kräftig, aber bei weitem nicht so gewaltig, wie es noch werden soll. Die Melodie, die mir schon im dritten Track als majestätisch aufgefallen war, ist jetzt wieder zu hören. Zunächst ertönt sie laut, doch dann in leiseren und ruhigeren Abwandlungen. Schließlich sind wieder bedrohliche Klänge zu vernehmen, was dadurch erreicht wird, dass sich einzelne Violinen über den tiefen Klangteppich erheben. Dann wird der Song jedoch düsterer und einheitlicher, mir scheint es so, als würde ich auf irgendetwas warten. Jedoch kommt dann nichts mehr und der Song klingt ruhig aus.
Mir gefällt dieser Track auch ganz gut, jedoch kann er mit vielen anderen auf diesem Soundtrack einfach nicht mithalten. Er ist solide und vor allem im Hintergrund sehr gut zu hören, dennoch ist er nicht so gut wie viele andere Songs der CD.

TREEBEARD
Unheimliche Stimmung verbreitet der Anfang dieses Tracks Nr. 10. Unwillkürlich harrt man gespannt dem, was da wohl kommen möge. Tiefe Streicher bestimmen wieder einmal die Musik, doch dann kommt ein hoher Frauenchor hinzu, der sich klar davon abhebt. Dieser Chor wird lauter, bis der plötzlich abbricht und einer Musik Platz macht, die mich an einen Krimi erinnert. Lange hört man Geräusche, die nach dumpfen Schritten anhören. Nur Streicher verbreiten diese zugegeben düstere Stimmung, während ein sich kaum verändernder höherer Ton Ebenmäßigkeit schafft. Gegen Ende des Songs wird es noch einmal regelrecht spannungsgeladen, als die Musik schneller und drängender wird, bevor sie relativ abrupt abbricht.
Ich finde diesen Track vor allem wegen seiner subtilen Düsternis so anziehend. Mit sehr einfachen Mitteln wird hier Spannung erzeugt, was man auch im Film bemerken kann. Ich mag diesen Song auch sehr gern, wobei er natürlich im Zusammenhang mit den anderen erst richtig wirkt.

HELM’S DEEP
Track 12 der CD bildet die musikalische Untermalung für eine Schlacht, was von der Musik absolut perfekt ausgedrückt wird. Schon der Beginn ist rasant, schnell, dumpfe Trommeln und tiefe Streichinstrumente verbreiten das Gefühl von Feindschaft und nahendem Kampf. Es schaukelt sich immer mehr hoch, bevor die Stimmung wieder ruhiger und abwartender wird. Es ist, als hätte man eine längere Atempause eingelegt, in der die Krieger in der Schlacht und der Zuhörer mal zur Ruhe kommen können. Dies wird hier durch eine von einer Violine gespielte Melodie verdeutlicht, in die sich immer mal wieder dumpfe Töne mischen. Doch zum Ende hin klingt der Song eher ruhig aus.
Abwechslung bietet dieser Track des Soundtracks. Zu Beginn ist er sehr rasant und aufwühlend, während er zum Ende hin immer ruhiger wird. Mir gefällt auch dieser Song sehr gut. Er ist wie so ziemlich jeder passend und lässt sich auch beim Lesen des Buches „Der Herr der Ringe“ sehr gut hören.

FORTH EORLINGAS (feat. Ben del Maestro)
Ganz leise und sanft wird dieser Song von einem Frauenchor, die von Streichern begleitet werden, eingeleitet. Doch dann wird es lauter und schneller und der Chor verstummt schließlich. Ich kann mir so richtig die Reiter vorstellen, die in gestrecktem Galopp über die Ebenen von Rohan reiten, um triumphvoll an Helms Klamm anzukommen. Hier wird es wieder majestätisch und gewaltig. Ab und an durchbrechen ruhige Momente diesen an sich kraftvollen Song, der aber immer wieder zu dieser Stärke zurückkehrt.
Der 16. Track der CD begeisterte mich vor allem dadurch, dass er das Wesen der Eorlingas, der Reiter von Rohan, so stark ausdrückt. Ich fand es schon immer sehr beeindruckend, was man durch Instrumentalmusik alles ausdrücken kann. Es überrascht und erstaunt mich immer wieder und genauso ergeht es mir beim Hören dieses Songs!

GOLLUM’S SONG (performed by Emiliana Torrini)
Nun möchte ich zu meinem Lieblingssong dieses Soundtracks kommen, der zugleich der letzte der CD ist. Er beginnt mit leisen, sphärischen Tönen, aus denen sich eine hohe Frauenstimme nur leicht summend erhebt. Die Klänge sind nicht wirklich tief und dabei erscheinen sie sehr schwebend und ineinander über gleitend. Violinen spielen eine Melodie, die sehr ausgeglichen klingt. Dann setzt die zunächst recht ungewohnte Stimme Emiliana Torrinis ein. Während des Gesangs unterlegt das Orchester ihre Stimme nur ganz leicht, schafft einen meist neutralen Klangteppich, von dem sich der Gesang wunderbar deutlich abhebt. Emiliana Torrini singt auf eine sehr eigenartige Weise. Allein schon dies drückt das Wesen Gollums so stark aus, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. So klingt sie mal gebrochen, mal verzweifelt, mal vorsichtig und mal verschlagen. Emiliana Torrini singt nicht während des gesamten Tracks, aber aus der kurzen, ihr gegebenen Zeit macht sie etwas besonderes. Sie singt aus Gollums Sicht über Gollum, so als würde dieser über sich selbst nachdenken. Sie singt von seinen Gefühlen, seinem inneren Konflikt.
„[...] And we will wait to be so alone, we’re lost, we can never go home. […] These tears you cried have come too late, take back the lies, the hurt, the blame. And you will weep when you face the end alone. You are lost you can never go home…”
Nach diesem Gesangspart kann die instrumentale Musik wieder das Zepter übernehmen. Jetzt darf sie sich voll entfalten und nochmal gewaltig werden, bevor das Ende des Songs und der CD gekommen ist.
Ich liebe diesen 19. Track des Soundtracks. Im Film ist Gollum meine Lieblingsfigur und im Buch ist er das gemeinsam mit Sam. „Gollum’s Song“ drückt so viele Facetten dieses Wesens aus, dass es mich immer wieder fasziniert. Ich finde ihn immer wieder überragend und könnte ihn stundenlang hören, was nicht zuletzt durch Emiliana Torrinis zwar ungewöhnliche, aber tolle Stimme bedingt ist.


Abschließend möchte ich euch diesen Soundtrack zu „Der Herr der Ringe – Die zwei Türme“ ausdrücklich empfehlen. Howard Shore komponierte grandiose Songs, die sich wunderbar in den Film einfügen und auch so toll zu hören sind. Ich habe die CD schon sehr oft gehört und werde es auch garantiert noch oft tun. Der letzte Track ist einfach nur ein Knaller, der zu meinen absoluten Lieblingssongs. Insgesamt gesehen ist der Soundtrack sehr ausgewogen und bildet eine Einheit, ohne dass dabei die einzelnen Titel im Einheitsbrei verschwinden.

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