Der Herr der Ringe - Die Gefährten (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von Gemeinwesen
Gute Unterhaltung zum Schleuderpreis
Pro:
siehe Text
Kontra:
siehe Text
Empfehlung:
Ja
Ich mag die Art, wie Tolkien mit Sprache umgeht, sehr, und sein Umgang mit Sprache ist für mich auch einer der Gründe, aus denen ich Peter Jacksons Verfilmung mag. Ein Pärchen aus meinem Bekanntenkreis, bekennende Herr der Ringe-Fans, haben sich die Verfilmung zwar laut eigenem Bekunden bereits dutzendfach angesehen. Allerdings nicht ein einziges Mal im Original, sondern nur in der deutschen Synchronfassung. Ich kann über so etwas nur den Kopf schütteln, denn Schwierigkeiten damit, der Handlung zu folgen, sollten die beiden doch auch dann nicht mehr haben, wenn sie sich den Film auf Kisuaheli oder Mongolisch ansehen müssten.
Genau hier beginnen meine Schwierigkeiten mit der „Der Herr der Ringe“: ich kenne einfach zu viele Leute, die den Herrn der Ringe für sich in einer Art in Beschlag nehmen, die mich ratlos, manchmal auch etwas ärgerlich zurücklässt. Ich kenne einfach zu viele Leute, die, spätestens seit Peter Jacksons Verfilmung im Kino zu sehen war, im Brustton der Überzeugung verkünden, „Der Herr der Ringe“ sei ihr Lieblingsbuch. „Der Hobbit“, der ja so etwas wie das „Prequel“ des „Herrn der Ringe“ ist, steht zwar auch in meinem Bücherregal (sogar in einer von Alan Lee sehr schön illustrierten Ausgabe), aber es ist eben nur eines von vielen Büchern in meiner persönlichen Bibliothek. Entsprechend grantig kann ich reagieren, wenn Leute, die zum ersten Mal vor meinem Regal stehen, zielstrebig auf den „Hobbit“ oder den „Herrn der Ringe“ zusteuern, etwas von Lieblingsbüchern faseln und damit eigentlich doch nur meinen: Endlich habe ich einen Titel gefunden, den ich auch kenne und sogar selbst gelesen habe.
Ich kenne Heerscharen von Menschen, die glänzende Augen bekommen, wenn man nur den Titel des Buches zitiert. Die sich sofort zu Elogen auf das Buch versteigen, ohne wirklich sagen zu können, was, bitte sehr, denn am „Herr der Ringe“ so toll sei. Die sagen, der „Herr der Ringe“ sei das tollste Buch, das es gibt, und die meinen: Ich hab’s von der ersten bis zur letzten Seite gelesen, obwohl ich gar nicht gern lese. Ich habe sogar mal eine junge Dame kennen gelernt, die von ihren Eltern auf den Namen Arwen getauft worden war. Als ich meine Vermutung äußerte, ihre Eltern seien wohl Fans von Tolkiens Buch, bedachte mich die Dame mit einem Blick, der Bände sprach: Woher weißt du das?, fragten die großen blauen Augen.
Das ist mein Schicksal: Ich laufe einfach zu häufig Fans des Buches über den Weg, die das Nerd-Gen tragen.
Entsprechend allergisch habe ich seinerzeit auf die Bitten reagiert, ich möge etwas über Buch, Film und den Zusammenhang zwischen beiden zu Papier zu bringen und das Ergebnis dann noch ins Jubelpersische übersetzen. Haare und Schreibfeder sträubten sich mir, aber weil’s die Sache wollte, habe ich einen Schnaps getrunken und dem Ansinnen dann Rechnung getragen.
Gerade weil ich das getan habe, hatte ich dann hinterher schon gar keine Lust mehr dazu, mir „Die Gefährten“ im Kino anzusehen. Meine Begeisterungsfähigkeit für Fantasyromane wie für Fantasyfilme ist mit den Jahren auf ein recht überschaubares Maß zusammengeschnurrt, und der Hype um Harry Potter hat sein Übriges getan.
Mittlerweile ist der Werberummel abgeebbt, der mir zwischenzeitlich etwas den Blick verstellt hatte. Damals, als ich „Die Gefährten“ im Kino gesehen habe, hatte es der Film bei mir nicht leicht. Ich war übernächtigt, und im Grunde bin ich nur einer Freundin zuliebe ins Kino gegangen. Die war aus der Schweiz zu Besuch, hatte auch bereits Karten für eine Vorstellung im englischsprachigen gekauft und eine Absage kam für mich schon allein deshalb nicht in Frage. Obwohl mir zeitweise die Augen zufielen, verfehlte der Film seine Wirkung auf mich nicht: Spätestens, als Hobbit & Co. in den Minenschacht von Moria einfuhren, musste ich mir widerstrebend eingestehen, dass mir die Leinwandversion gefiel.
Es war eine Weile her gewesen, dass ich das Buch gelesen hatte, aber beim Sehen des Films kam die Erinnerung an einzelne Szenen peu à peu zurück. Was ich dabei als großen Glücksfall werten muss, ist, dass der Film nicht mit meiner eigenen Vorstellung der Dinge ins Gehege kam. Will sagen: Der ganze Look von Jacksons Film war ausreichend deckungsgleich mit dem der Landschaften und Figuren, wie ich sie mir beim Lesen des Buches ausgemalt hatte. Wobei ich mich beeile hinzuzufügen, dass meine Vorstellungen seit Jahr und Tag geprägt waren von dem, was ein Herr namens Alan Lee mit dem Aquarellpinsel zu Papier gebracht hat.
Wenn es so etwas gibt wie einen „amtlichen Herr der Ringe-Illustrator“, dann ist es Alan Lee. Er ist am Hofe Tolkiens gewissermaßen der pictor laureatus, und Peter Jackson war klug genug, sich für seinen Film der Mitarbeit Lees zu versichern (im zweiten Teil ist sogar ein Wandgemälde zu sehen, das Lee selbst gestaltet hat). Lees Einfluss geht dabei übers reine Set Design und die Gestaltung von Masken und Requisiten hinaus, denn das Farbklima der Aquarelle Lees ist auch das des Films; und dessen Optik empfinde ich durchgängig als sehr gelungen – die hier federführend waren, sind offensichtlich große Fans der literarischen Vorlage, denn der ganze Film ist Zeugnis des Bemühens, der Vorlage auch wirklich gerecht zu werden.
Howard Shores Soundtrack empfinde ich zwar bei weitem nicht als das überragende Werk, das die Oscar-Jury und Scharen von Fans darin sehen wollen, aber mit der Zeit ist mir Shores Hauptthema ins Ohr gegangen, und seine musikalische Untermalung der Szenen in Moria fand ich sogar von Anfang an gut.
Unterm Strich: Peter Jackson hätte in meinen Augen sehr viel mehr falsch machen können. Tatsächlich hat er vieles goldrichtig gemacht. Und wie heißt es so schön? Allen recht getan ist eine Kunst, die niemand kann – allen Fans des Buche kann und muss Jackson es sicher nicht recht machen – dazu sind die Erwartungen, die eine Fangemeinde an die Leinwandversion „ihres“ Kultbuches knüpft, einfach zu vielfältig und zu uneinheitlich.
Angesichts der Tatsache, dass die Einzel-DVD mittlerweile für wenige Euro verramscht wird, kann meine Empfehlung nur lauten: Kaufen – am besten zusammen mit den beiden Fortsetzungen. Die Einzel-DVD bietet gegenüber der Ausstrahlung im Fernsehen bzw. der VHS-Konserve zwar nur den Vorteil, dass man sich Jacksons Film auch im englischsprachigen Original ansehen kann, aber das reicht in diesem Falle auch als Bonus – das zusätzliche Material der anderen Editionen ist zwar gut gemeint, in seiner überbordenden Fülle aber so umfangreich, dass nur wahre, bekennende Nerds sich durch sämtliche Audiokommentare hören und durch sämtliche Filmbeiträge rund um den Film hangeln werden.
Genrefans, die nur auf den Hauptfilm neugierig sind, dürfen sich über einen günstigen Heimkinoabend freuen: Hier gibt’s großes Kino zum Schleuderpreis – mit wirklich allem, was Herz, Auge und Ohr nur begehren können. Anders ausgedrückt: Jacksons „Herr der Ringe“ ist das wahrscheinlich größte Fantasy-Schlachtschiff seit „Star Wars“.
31 Bewertungen, 11 Kommentare
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09.10.2006, 17:25 Uhr von Tut_Ench_Amun
Bewertung: sehr hilfreichVerdammt ich bin ein Nerd - ich hab alle Audiokommentare durch, jedoch auch die Originaltonspur lieb gewonnen. Komm ich jetzt doch noch in den Himmel?
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07.10.2006, 22:19 Uhr von leuchttuermin
Bewertung: sehr hilfreichich habe die DVD mit den extra-szenen... das ist genial!
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05.10.2006, 20:12 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichsh & *lg* Alan :>))))
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05.10.2006, 19:13 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh, LG Birgit :-)
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05.10.2006, 16:15 Uhr von BeWater
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht!^^ lg BeWater
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05.10.2006, 13:11 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh :o)
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05.10.2006, 12:00 Uhr von junior33
Bewertung: sehr hilfreichSH und liebe Grüße, Ingo !
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05.10.2006, 11:41 Uhr von phobee
Bewertung: sehr hilfreichWer´s mag... Für mich ist das echt nix, aber ein super Bericht! LG, Pia
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05.10.2006, 10:19 Uhr von papaonline
Bewertung: sehr hilfreichsh und lg papaonline
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05.10.2006, 10:13 Uhr von Annabell234
Bewertung: sehr hilfreichSehr gut! ******* Auf Wiederlesen! *********** (:-)
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05.10.2006, 09:49 Uhr von Elli04
Bewertung: sehr hilfreichSH. Gruß aus Köln.
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