Der Kaufmann von Venedig (DVD) Testbericht

D
Der-kaufmann-von-venedig-dvd-drama
ab 6,25
Auf yopi.de gelistet seit 11/2010

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Erfahrungsbericht von templerthomas

Leider nicht gelungen

Pro:

s.Bericht

Kontra:

s.Bericht

Empfehlung:

Nein

Vorwort:
Ein Film an dem jemand mit meinen Vorlieben eigentlich nicht vorbeikommt.
Al Pacino, Jeremy Irons, Joseph Fiennes und der erstklassige Regisseur Michael Radford (Il Postino, 1994) - ein Stück von Shakespeare - kann da noch was schiefgehen? Eigentlich nicht.
Wenn es sich nicht um das Stück Der Kaufmann von Venedig handeln würde...

===Daten:===
Darsteller: Al Pacino, Jeremy Irons, Joseph Fiennes, Lynn Collins
Zuleikha Robinson
Regisseur: Michael Radford
Komponist: Jocelyn Pook
Format: Dolby, PAL, Surround Sound
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Sony Pictures Home Entertainment
Spieldauer: 126 Minuten

===DVD Features:===
Sind etwas knapp und hätten aber ruhig mehr sein können.
Zum einen gibt es einen Audiokommentar mit dem Regisseur Michael Radford, der durchaus interessante Zusatzinformationen bietet, und der Schauspielerin Lynn Collins, die eigentlich nichts sinnvolles beisteuert.
Dann gibt es Trailer und ein making of. Das Making of geht ca. 30 Minuten und ist ein unnötiger Zusatz. Irgendwie wirkt keiner der Darsteller motiviert. Schade - zu dem Thema hätte eigentlich ein Shakespeare Special auf die DVD gehört.

Inhalt:
Nur selten hat man den Kaufmann von Venedig, eines von Shakespeares komplexesten Werken, derart üppig ausgestattet gesehen wie in dieser Adaption unter der Regie von Michael Radford (Il Postino). Ein junger Adliger namens Bassanio (Joseph Fiennes, Shakespeare in Love) möchte in einer dekadenten Version von Venedig zur Zeit der Renaissance der lieblichen Portia (der Schauspiel-Neuling Lynn Collins) den Hof machen, aber ihm fehlt das Geld, um zu ihrem Landsitz zu reisen. Er bittet seinen Freund, den Kaufmann Antonio (Jeremy Irons, Die Affäre der Sunny von B.) um Hilfe. Antonios Vermögen ist in Schiffshandelsgeschäften angelegt, daher bietet der Kaufmann an, das Geld von dem jüdischen Geldverleiher Shylock (Al Pacino, Hundstage) zu besorgen. Aber Shylock ist über Antonio verärgert, da dieser den Juden für gewöhnlich voller Verachtung behandelt hatte, und daher fordert er, dass - sollte die Schuld nicht in drei Monaten beglichen sein - der Preis dafür ein Pfund von Antonios Fleisch sein soll.
Der Kaufmann von Venedig ist als "problematisches" Stück bekannt - die Thematik um Geldverleiher und Antisemitismus verträgt sich nur schwer mit den märchenhaften Elementen der Romanze zwischen Portia und Bassanio, und einige Wendungen der Handlung wirken ein wenig willkürlich oder sogar grausam. Die Stärke von Radfords intelligenter und leidenschaftlicher Umsetzung liegt darin, dass er und die exzellente Besetzung die gegensätzlichen Facetten des Theaterstücks mit voller emotionaler Tiefe versehen, wodurch jede Frage, die das Stück aufwirft, aktuell und unausweichlich wirkt. Irons spielt besonders überzeugend: in seiner Brust wohnen sowohl Freundlichkeit als auch blinde Vorurteile - dadurch erscheinen die Auseinandersetzungen seines Charakters ebenso lebendig wie jene innerhalb des gesamten Stücks. (Quelle www.amazon.de)

Eigene Meinung:
Der letzte Kaufmann von Venedig kam noch in der Stummfilmzeit ins Kino. Die meisten Regisseure und Produzenten - sogar Orson Welles bzw. der Shakespeare Experte Kenneth Branagh - scheuten sich den Kaufmann von Venedig zu verfilmen.
Sicherlich war dafür auch der Antisemitismus verantwortlich. Die Geschichte eines Juden der seinem christlichen Schuldner, dem Kaufmann von Venedig, ein Stück Fleisch aus dem Leib schneiden will war nicht mehr sehr zeitgemäss.
Wobei bis ins 18. Jahrhundert der Kaufmann von Venedig als eine Komödie angesehen wurde. Vor allem aufgrund der zahlreichen Verkleidungs- und Verwechslungsspiele, den Witzen und Albernheiten. Shylock war zumeist einfach eine Witzfigur.
Im 19. Jahrhundert fand dann ein Wandel statt - Shylock wurde nicht nur als Bösewicht oder Witzfigur sondern auch als Opfer christlicher Ungerechtigkeit und Diskriminierung wahrgenommen.
Schwierig für das Medium Film dies "richtig" darzustellen.
Unter den Nazis kam es dann zu extrem widerwärtigen antisemitischen Propagandavarianten. Nach 1945 wagten sich dann wenige Theater an dieses Stück - und eben auch kein Regisseur mehr.

Wenn man sich nun das Ergebnis ansieht wird es für mich klar - dieses Stück erfordert eine Gratwanderung zu der selbst Radford nicht fähig war.
Der Film hält sich meiner Ansicht nach zum einen zu stark an die Vorlage und spielt permanent nur Pacino zu. Was sich etwa darin äußert das die Frauenrollen ohne Inhalt bleiben, selbst die Gerichtsszene in der ja eine Frau eine sehr bedeutende Rolle spielt wird von Pacino dominiert.

Die Beziehungen zwischen den Protagonisten bleiben oberflächlich (etwa die Beziehung des Juden Shylock zu seiner Tochter). Meine Hauptkritik ist aber dass die antisemitischen Töne in der Vorlage sogar noch verstärkt werden.

Die Frage ob Shakespeare nun ein Antisemit war ist für mich schwierig zu beantworten.
Definitiv gab es auch zu seiner Zeit Menschen mit weniger Vorurteile gegenüber den Juden als er erwiesenermassen hatte.
Klar ist - Shylock ist eine furchtbare Figur, eine mit allen klassisch antisemitischen Attributen versehener Protagonist mit Gefühlslosigkeit und Grausamkeit.
Dem entgegen zu wirken hätte eine Kritik an den Christen der damaligen Zeit stattfinden sollen. Shylock erfährt ja durchaus Unrecht - auf welches er übertrieben reagiert - aber es hätte durchaus ein kritisches Gegenbild gebraucht. Dazu war der Regisseur aber nicht fähig. Stattdessen konzentriert sich der Film auf die - zugegebenermassen excellente schauspielerische Leistung von Pacino, der es am Schluß auch durchaus schafft Sympathie für den von der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen Konvertiten zu schaffen. Ansonsten bleibt die Figur unsympathisch und in der Shakespearschen Übertreibung gefangen (etwa wenn er nach der "Entführung" seiner Tochter sagt: "Ich wollte, meine Tochter läge tot zu meinen Füßen und hätte die Juwelen in den Ohren.")

Regisseur Michael Radford wollte keine moderne Interpretation, dadurch wird der Film aber ein antisemitisches Pamphlet mit einer klischeehaften Darstellung der Judes des 16. Jahrhunderts die selbst der Inquisition sehr gut gefallen hätte.
Es gab auch damals sehr viel Toleranz - vor allem auch von muslimischer Seite aber auch von den Christen.
Die vielfach gelobte Authenzität möchte ich sehr anzweifeln, sowohl das Judentum ist falsch, in gefährlichen Klischees dargestellt als auch die christlichen Lebemänner sind zu oberflächlich inszeniert.
Aber generell gilt.
Wozu muss man im 21. Jahrhundert den Antisemitismus des 16. Jahrhunderts 1:1 übernehmen?

Was gilt es zu loben? Die Leistungen von Pacino (der jedoch von einem Laurence Olivier auch an die Wand gespielt worden wäre) , des Kameramannes Benoit Delhomme der bestechende Bilder liefert und Joseph Fiennes. Joseph Fiennes geht in seiner Rolle des verliebten jungen Mannes richtig auf - vor Enthusiasmus sprühend, witzig, impulsiv, romantisch und selbstbewusst ist er die perfekte Verkörperung eines damaligen Adelingen. Insgesamt reicht dies bei einer solchen Vorlage jedoch nicht.

68 Bewertungen, 21 Kommentare

  • anonym

    25.09.2008, 02:33 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    guts nächtle und lieben gruss

  • try_or_die87

    14.07.2008, 21:26 Uhr von try_or_die87
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße aus Regensburg

  • Wuschel11

    04.07.2008, 19:20 Uhr von Wuschel11
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße Wuschel

  • Baby1

    03.07.2008, 01:10 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • MasterSirTobi

    29.06.2008, 16:57 Uhr von MasterSirTobi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schön Schöner Sehr Hilfreich

  • linki7

    29.06.2008, 14:07 Uhr von linki7
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW, liebe Grüße von linki7

  • anonym

    24.06.2008, 16:42 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    super Bericht! Grüsse

  • ronald65

    21.06.2008, 07:32 Uhr von ronald65
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh

  • anonym

    20.06.2008, 08:38 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    1a Bericht von dir - Grüßle Rene´ -

  • bigmama

    19.06.2008, 22:41 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Anett

  • Guenterchen

    19.06.2008, 15:49 Uhr von Guenterchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    viele liebe Grüße sendet Euch Eurer Guenterchen

  • ko123456

    19.06.2008, 15:28 Uhr von ko123456
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner Bericht. Habe von der Verfilmung natürlich gehört aber nie gesehen. Grüße

  • Mondlicht1957

    19.06.2008, 14:43 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich LG Pet

  • Lici17

    19.06.2008, 12:14 Uhr von Lici17
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh und lg

  • anonym

    19.06.2008, 11:46 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh

  • Jerry525

    19.06.2008, 10:55 Uhr von Jerry525
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße sh Jerry

  • Eierkuchen70

    19.06.2008, 09:45 Uhr von Eierkuchen70
    Bewertung: sehr hilfreich

    spitzen bericht. lg guido

  • bambie34

    19.06.2008, 07:37 Uhr von bambie34
    Bewertung: sehr hilfreich

    Noch einen schönen Donnerstag. Gruß Tanja

  • NancyNoack

    19.06.2008, 02:58 Uhr von NancyNoack
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und eine angenehme Nachtruhe :)

  • campino

    19.06.2008, 02:37 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß, Andrea

  • ingoa09

    19.06.2008, 02:13 Uhr von ingoa09
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich! Gruß Ingo