Der Untergang (DVD) Testbericht

ab 5,50
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von Pinki1985

Ein dramatischer Film um die letzten Stunden....

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Film/Technik-Infos


Originaltitel Der Untergang
Label Constantin Film
Herstellungsland D
Herstellungsjahr 2004
Veröffentlichung 17.03.2005
FSK 12
Länge 02:29:00
Darsteller Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Corinna Harfouch, Ulrich Matthes, Juliane Köhler,
Regie Oliver Hirschbiegel
Kamera Rainer Klausmann
Musik Stephan Zacharias
Drehbuch Bernd Eichinger
Ausgabeformat 16:9
Aufnahmeformat 1,85:1
Ländercode 2
Fernsehnorm PAL
Sprachformat Deutsch Dolby Digital 5.1, Deutsch 5.1 DTS,
Untertitel Keine ,

Inhalt:

Berlin, April 1945. Ein Volk wartet auf seinen Untergang. In den Straßen der Hauptstadt tobt der Häuserkampf. Hitler (BRUNO GANZ) hat sich mit einigen Generälen und engsten Vertrauten im Führerbunker der Reichskanzlei verschanzt. Zu ihnen gehören auch Traudl Junge (ALEXANDRA MARIA LARA), seine Privatsekretärin, die ihn nicht im Stich lassen will.
Während draußen die Lage immer mehr eskaliert, die Rote Armee weiter vorrückt und sich in den von Explosionen erschütterten Vierteln verzweifelte Szenen abspielen, erlebt Hitler den Untergang des Dritten Reiches hinter Bunkermauern. Obwohl Berlin nicht mehr zu halten ist, weigert sich der Führer, die Stadt zu verlassen. Er will, wie Architekt Speer (HEINO FERCH) es ausdrückt, \"auf der Bühne stehen, wenn der Vorhang fällt\".
Doch Hitler steht nicht auf der Bühne. Während sich die Wucht des verloren gegangenen Krieges mit aller Härte über seinem Volk entlädt, inszeniert der Führer im Bunker seinen Abgang. Noch Stunden vor dem gemeinsamen Selbstmord heiratet er Eva Braun (JULIANE KÖHLER).
Statt des Endsiegs kommt das Ende, aber auch das ist vorbereitet bis ins letzte Detail. Nachdem er und Eva Braun sich das Leben genommen haben, werden ihre Leichen im Hof der Reichskanzlei verbrannt, damit sie nicht dem Feind in die Hände fallen. Viele seiner Getreuen wählen ebenfalls den Freitod. Goebbels und die verbleibenden Generäle weigern sich auch weiterhin, die von den Russen geforderte bedingungslose Kapitulation anzunehmen. Als die Lage immer aussichtsloser wird, tötet Magda Goebbels ihre sechs Kinder im Bunker mit Gift, bevor auch das Ehepaar Goebbels Selbstmord begeht.
Kurz darauf gelingt Traudl Junge und einigen anderen in allerletzter Sekunde die Flucht durch den russischen Besatzungsring... DER UNTERGANG schildert auf fesselnde Weise die Schlussphase des 2. Weltkrieges aus der Sicht des gleichnamigen Bestsellers von Prof. Dr. Joachim Fest und der von Melissa Müller veröffentlichten Aufzeichnungen von Hitlers Sekretärin Traudl Junge.

Meine Meinung:

Es wundert mich nicht, dass \"Der Untergang\" bei Rechtsradikalen inzwischen zum Kultfilm avancierte. Warum nur?

Zu Eichingers cineastischer Hitler-Schon-Wieder-Geburt hat es national und international viel berechtigte positve wie negative Kritik gegeben. Einen Oskar gab es nun selbst für Bruno Ganz keinen.

Beim ersten Sehen war ich, wie die meisten, doch erschüttert: Es war durchaus interessant zu beobachten, wie schweigsam und \"betroffen\" das Kinopublikum den Saal verließ. So \"nah\", so intim \"ermöglichte\" uns noch kein Film Blick auf den \"Führer\" und die Personen um ihn herum. Abgesehen davon, ob ein solcher Blick überhaupt erforderlich ist oder zum Erkenntnisgewinn beiträgt: Die schauspielerische Leistung von Bruno Ganz und sein Mut, in eine solche \"Rolle\" zu schlüpfen, ist ziemlich respektabel. Das war für mich denn auch der einzige Grund, mit der DVD nun einen zweiten Blick zu tun.

Da tauchen plötzlich in mir folgende Fragen auf: Was wollte uns dieser Film nun tatsächlich mitteilen? Worin bestand das Erkenntnisinteresse? Gab es überhaupt ein solches? Wozu dieser fast schon pornografische Fokus auf den \"Führer\"? Was trägt diese Nachstellung jener letzten Tage im Bunker zu unserem Wissen über Funktion und Wesen der NS-Diktatur bei, was wir vorher noch nicht wussten (oder doch ahnten)?

Ich meine: Gar nichts! Es geht nicht um Aufklärung von bislang Ungesehenem. Schon gar nicht um einen Lehrfilm für die Nachwelt. Ich vermute, es ging Eichinger nur um eins: Hitler für ein paar eitle Filmminuten auferstehen zu lassen, mögliches Motiv: \'Seht her, was ich (Eichinger) kann!\' Da ist kein Anspruch, da wird der Zuschauer nicht gefordert, sondern - ja ich sage es: Gelangweilt.

\"Der Untergang\" zeigt dennoch für mich etwas ganz Anderes: Er offenbart, wie wir gewohnt sind, HEUTE auf Menschen zu blicken. Wir interessieren uns fast nur noch für das Private, das Intime, das Nicht-Öffentliche, weil wir selbst weitgehend \"nur\" noch in privaten, intimen, nicht-öffentlichen Kategorien zu denken uns angewöhnt haben! So ist Eichingers Film ganz und gar unpolitisch (welch Enttäuschung, welch vertane Chance!). So genügt sich der Film selbst, im bloßen Liefern von Bildern. Eichingers Sicht der Welt? Der Fim bleibt zudem ungeheuer statisch, nicht einmal Berlin als Ort war Hirschbiegel wichtig. Viel zu \"modern\" werden (von Ganz abgesehen) die Rollen gegeben, obwohl hier ein gut Teil der deutschen Schauspiel-Elite vertreten ist. So blieb Krieg, Zerstörung, Hunger, Leid, Angst und Shoah irgendwie \"draußen\", obwohl reichlich Bomben platzen, Dreck spritzt und Eichinger (kaum sichtbar) ein paar Verwundete rumbrüllen lässt. So braucht man sich auch nicht um das brutale Entmenschen und Morden an anderen Orten zu kümmern. \"Wenn nur Hitler nicht gewesen wäre, dann hätten \'wir\' den Krieg gewinnen können!\"

So entbehrt der Film auch jener echten geschichtlichen Düsternis, die etwa Spielberg mit \"Schindlers Liste\" so großartig, so gekonnt auf die Leinwand übertrug, und die so sehr dem heutigen Wissen entspricht. \"Der Untergang\" wird man vielleicht schon bald nur noch als \"zeittypisch\" betrachten. Nichts weiter als eine eitle Geste?

Mein Fazit: \"Der Untergang\" kann den Blick auf das so furchtbare Ganze des Nationalsozialismus eher verstellen als erhellen. Zu eng der Blickwinkel auf diese blöde Hitlerfigur. Ich würde Schülern ohne vorhergehenden, klugen und hinreichenden Geschichtsunterricht über Entstehung, Realität, Zeit und Wirkung des \"Dritten Reiches\" und seiner Protagonisten, über den Zweiten Weltkrieg und Shoah NICHT zuerst ausgerechnet diesen Film empfehlen. Ich will nur zwei Sterne geben - für Bruno Ganz: DASS er mitgemacht hat und WIE er gespielt hat.

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