Der Untergang (DVD) Testbericht

ab 5,50
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von nikosternchen

Nachwirkungen

5
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  kein Humor
  • Spannung:  spannend
  • Altersgruppe:  ab 16 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  Kino-Version

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

„Wenn der Krieg verloren geht, ist es vollkommen egal, wenn das Volk untergeht. Ich könnte darüber noch keine Träne weinen, denn es hätte nichts anderes verdient.“ Zitat von Adolf Hitler 1945

Nun, wir alle haben uns mehr oder weniger mit Adolf Hitler auseinandergesetzt. Wir alle haben im Geschichtsunterricht gelernt, was damals im Krieg passiert ist. Auch viele Filmemacher haben sich dieses Themas oft angenommen, nicht nur des Krieges sondern natürlich auch der Person Adolf Hitler. Aber immer schienen diese Darstellungen wirklich nur gespielt, die Person Adolf Hitler oft als Karikatur dargestellt.

Am Freitag waren wir im Kino und haben uns „Der Untergang“ angesehen, und ich brauchte diese zwei Tage um diesen erschreckend authentischen Film und vor allem die erschreckend authentische Darstellung Adolf Hitlers wenigstens ansatzweise zu verarbeiten.

1942 bewirbt sich die damals 22jährige Traudel Junge im Führerhauptquartier als Sekretärin. Schon alleine weil sie Münchnerin ist, hat sie bei Hitler sofort ein Stein im Brett und wird eingestellt.

1945 ist die Lage mittlerweile schon etwas angespannter. Der Film dokumentiert dann nüchtern und akribisch die letzten 12 Tage im Bunker der Reichskanzlei in Berlin. Die Rote Armee kesselt Berlin langsam aber sicher ein. Dennoch werden im Führerbunker von Eva Braun fröhliche Feste organisiert und insgesamt ein geradezu gefährlich, idyllisches Leben geführt.
Hitler verschiebt imaginäre Truppen, die längst keine Truppen mehr sind, sondern nur noch ein angeschlagener kleiner Haufen Soldaten, auf seinem Reißbrett und gibt sich der Illusion hin, das der Rückschlag der „Gruppe Steiner“ noch alles retten wird. Solang beginnen die Generäle um ihn herum an dem guten Ausgang zu zweifeln und Angst zu bekommen. Einige suchen das weite, andere flüchten sich im Alkohol. Ein großer Teil jedoch begeht Selbstmord, weil die Weit die nach dem Nationalsozialismus kommt wohl nicht mehr lebenswert ist.


Traudel Junge, gespielt von Alexandra Maria Lara steht im gesamten Film irgendwie als stille Beobachterin an der Seite. Viele der akribisch genauen Aufzeichnungen stammen ja auch von ihren Beobachtungen. Sie spielt brillant die etwas naive junge Sekretärin Hitlers. Von ihr geht im gesamten Film eine fast unheimliche Ruhe und Disziplin aus. Ihr Bild von Hitler wird deutlich, er verhält sich ihr gegenüber liebevoll, gar väterlich.
Wer jetzt aber glaubt das Hitler als liebevollen alternden Herrn dargestellt wird, der irrt gewaltig. Der Schweizer Bruno Ganz ist in seiner Darstellung des Tyrannen geradezu perfekt. Man hat das Gefühl das er direkt in die Haut dessen geschlüpft ist. Man erlebt einen kaltherzigen Irren. Man erlebt jemanden der selber an das glaubt was er sich einredet ( oder vielleicht doch nicht? ) . Man erlebt jemanden der mit Wahnvorstellungen kämpft, der dennoch Gefühle zeigt, der sich verraten fühlt und sich vor allem im Recht fühlt.



Im Führerbunker herrscht eine geradezu sarkastische Ruhe. Trotz der Selbstmorde, und der Planung dessen, trotz der sehr eindruckvoll Bombenerschütterungen von draußen wird oft gesungen und gefeiert. Ein schockierender Fanatismus herrscht vor. Und das nicht nur bei Adolf Hitler, sondern natürlich auch bei seinen nächsten Vertrauten. Einen Tag vor seinem Selbstmord heiratet er noch seine Gespielin Eva Braun, während Traudel Jung im Nebenzimmer sein Testament tippt.

Hervorragen gespielt wird auch das Ehepaar Goebbels. Er, zwar fanatisch, aber dennoch scheinbar noch mitgezogen von seiner noch fanatischern Frau Magda. Diese legt offen dar, das ein Leben für sie und ihre Kinder nach einer Kapitulation oder nach einem verlorenen Krieg nicht mehr lebenswert ist. Ihre Kinder haben „das“ nicht verdient, also bringt sie die fünf Kinder mit eigener Hand per Zyankalikapseln um. Corinna Harfouch ist hier ebenfalls noch mal besonders zu erwähnen, weil auch sie eine brillante Leistung bringt. Sie scheint die Person Magda Goebbles zu leben und nicht zu spielen.

Albert Speer alias Heino Ferch erscheint in diesem Film ein wenig suspekt. Er taucht auf und verschwindet und tauscht wieder auf und verschwindet dann ganz. interessanterweise immer im picobello – Anzug obwohl er von draußen kommt wo bekanntlich ein wahres Gemetzel und Bombenangriffe herrschen. Bei ihm hat man nicht wirklich den Eindruck das man herausfinden könnte auf welcher Seite er steht. Einerseits natürlich einer der Vertrautesten von Adolf Hitler, der „Erschaffer“ des Staates Germanien, aber auch der Verräter, der dem Führer zuwider handelt. Wie schon oben erwähnt, perfekt suspekt dargestellt.

So könnte ich jetzt über jeden einzelnen Schauspieler ein Kommentar lassen, aber das würde diesen Bericht sprengen.
Mir fällt niemand ein der seine Rolle nicht absolut authentisch gespielt hat.

Der Film ist sehr facettenreich. Von der unheimlichen Stille im Bunker mit dem mehr oder weniger leisen grummeln der Bomben zu direkten kämpfen an der Front. Aber auch diese sind lange nicht effekthaschend wie zum Beispiel bei dem Soldat James Ryan. Vielmehr wird hier das Detail David gegen Goliath getroffen. 14jährige Jungen die mit Panzerfäusten gegen die Rote Armee kämpfen ist einfach zu paradox und dementsprechend eindrucksvoll.
Gerade solche Szenen machen die Heftigkeit des damaligen bewusst. Auch die extremen Gefühlsschwankungen Adolf Hitlers, die geradezu beunruhigend optimistischen Feste von Eva Braun im Gegenzug mit Vätern die sich aus Angst samt Familie in die Luft jagen hinterlassen einen Eindruck der wirklich nachwirkt.
Sicherlich wissen wir alle was damals geschehen ist, sicherlich haben wir fast alle in unserer Familien im krieg gefallene Großonkel, Tanten etc. Aber noch nie wurde uns der Schrecken, Fanatismus und Wahnsinn so authentisch vor Augen geführt.


Bernd Eichinger -- Produzent
Oliver Hirschbiegel – Regisseur
Bruno Ganz – Adolf Hitler
Juliane Köhler – Eva Braun
Alexandra Maria Lara – Traudel Jung
Ulrich Matthes – Göbbels
Corinna Harfouch – Magda Göbbels
Matthias Habich --Prof. Dr. Werner Haase
Thomas Kretschmann -- Hermann Fegelein
Michael Mendl -- General Weidling
André Hennicke -- SS-Gruppenführer Mohnke
Ulrich Noethen --Heinrich Himmler
Birgit Minichmayr -- Gerda Christian
Rolf Kanies -- General Hans Krebs
Justus von Dohnanyi -- General Burgdorf

Der Film ist freigegeben ab 12 Jahre was meines Erachtens unverantwortlich ist. Sicherlich ist es richtig wenn sich auch Kinder mit dem Krieg auseinandersetzen sollten, allerdings nur dann wenn sie im Nachhinein darüber reden und es verarbeiten können. In diesem Film müssten sie sich aber mit dem Thema Krieg in der brutalsten Form auseinandersetzen. Mit mehr als einer Szene wo sich jemand in den Kopf schießt, mehr als einen abgesägtem Bein, Fuß oder Arm. Und natürlich ist die Szene in der Magda Göbbels ihre Kinder vergiftet eine der nachwirkendsten Szenen überhaupt.

http://www.deruntergang-special.film.de/

Auf dieser Website findet man optimal gestaltet noch sehr viel wissenswertes, unter anderem auch Unterrichtsmaterial zum Film und zur Thematik.



FAZIT
Erschreckend authentisch. Mehr Worte braucht es für ein Fazit eigentlich gar nicht. Für seine Darstellung als Adolf Hitler bekommt Bruno Ganz von mir schon mal einen Oskar extra, denn selten habe ich jemanden so brillant spielen sehen. Der Film ist aufwühlend, der Film ist perfekt umgesetzt. Er rundet die Darstellung der Geschehnisse aus den Büchern die als Vorlage galten vollkommen ab. Er spiegelt die Emotionslosigkeit und den Fanatismus in seiner übelsten Form wieder.

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