Deutsche Bahn AG Testbericht

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ab 63,68
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Summe aller Bewertungen
  • Angebot:  durchschnittlich
  • Zustand der Einrichtung:  gut
  • Sauberkeit:  durchschnittlich
  • Preis-Leistungs-Verhältnis:  schlecht
  • Information & Kundenservice:  durchschnittlich
  • Familientauglichkeit:  hoch
  • Behindertenfreundlichkeit:  gut
  • Empfehlenswert:  nein

Erfahrungsbericht von Pirnese

Die Premium-Mogelpackung

Pro:

keins gefunden

Kontra:

keine Reservierung – kein einheitlicher Fahrzeugpark – meist nur auf kurzen Strecken

Empfehlung:

Nein

Hallo,

nach kurzer Zeit wurde diese Kategorie von yopi angenommen. Natürlich muss ich gleich mal den zugehörigen Bericht posten. Erschienen ist er vor ein paar Tagen auch bei ciao.

~ Was ist der IRE?
~ Wo gibt es den IRE?
~ Welche Fahrzeuge werden eingesetzt?
~ Fazit

~~~ Was ist der IRE? ~~~

Natürlich ist IRE nur eine Abkürzung, in dem Fall von InterRegioExpress. Seit 2001 verwendet die DB Regio AG (eine Firma der Deutschen Bahn AG) diesen Produktnamen.
Die DB nennt den IRE das „Premiumprodukt des Nahverkehrs“, womit auch schon sein Einsatzgebiet beschrieben ist. Außerdem gibt es im Nahverkehr noch den RegionalExpress (RE) und die RegionalBahn (RB).

Die Einführung des IRE hatte natürlich auch einen Grund. Die DB hat sich nach und nach von fast alle IR-Linien eingestellt. Diese InterRegios stellten im Fernverkehr neben den ICE und den IC/EC die Grundversorgung dar, indem sie die Regionen untereinander mit deutlich mehr Halten als die teueren ICE und IC/EC verbanden, z.B. von Görlitz über Dresden und Nürnberg nach Stuttgart oder von Karlsruhe über Stuttgart und München nach Salzburg. Einige dieser IR-Linien wurden in teuere IC- oder sogar in ICE-Linien umgewandelt. Oder diese Linien entfielen ganz, wodurch es natürlich Angebotseinschnitte für die Pendler, welche auch mit den IRs fuhren, gab. Ein geschickter Schachzug des DB-Konzerns war es, dass nun der IRE „erfunden“ wurde, welcher von den jeweiligen Ländern oder Verkehrsverbünden bestellt und bezahlt werden muss. Im Gegensatz dazu wurden die IR-Linien eigenwirtschaftlich von der DB Reise&Touristik AG betrieben.


~~~ Wo gibt es den IRE? ~~~

Zum Glück hat nicht jedes Bundesland bzw. jeder Verkehrsverbund den IRE gleich bestellt, denn im Gegensatz zum RE werden hier auch höhere Preise von der DB Regio AG gefordert. Somit gibt es den IRE nur in Sachsen und Baden-Württemberg.


~~~ Welche Fahrzeuge werden eingesetzt? ~~~

Zumeist werden für bestimmte Zuggattungen nur bestimmte Fahrzeuge eingesetzt. Die IRs waren lokbespannte Wagenzüge mit einem blauen Fensterband, wodurch der IR immer gleich erkennbar war. Die Fahrzeuge des Nachfolgers IRE hingegen werden alle im Nahverkehr-Farbschema (rot, weiße Türen, schwarze Front) der DB Regio AG.

Und auch die Fahrzeuge sind nicht mehr einheitlich. In Sachsen werden diese Fahrzeuge auf den jeweiligen Strecken eingesetzt:

IRE Dresden – Hoyerswerda: klimatisierte Doppelstockwagen mit Elektro-Lok
IRE Freiberg – Zwickau: unklimatisierte Doppelstockwagen mit Elektro-Lok
IRE Zwickau – Hof: klimatisierte Neigetechnik-Dieseltriebwagen

Und in Baden-Württemberg (nicht alle Linien):

IRE Stuttgart – Karlsruhe: ehemalige IR-Wagen (umlackiert, unklimatisiert) mit Elektrolok
IRE Stuttgart – Friedrichshafen: unklimatisierte Nahverkehrswagen mit Diesellok

Schon an dieser Auswahl von Fahrzeugen erkennt man, dass es für den IRE kein richtiges Fahrzeugkonzept gibt. Ansonsten würde diese große Vielfalt nicht entstehen. Der Reisende findet z.B. in Zwickau oder in Stuttgart auf verschiedenen IRE-Linien völlig andere Fahrzeuge vor. Lediglich der Unterschied von Diesel- und Elektrotraktion lässt sich durch die vorhandenen Strecken (elektrifiziert oder nicht) erklären. Aber dies hätte man bei einem ordentlichen Fahrzeugkonzept auch mit Wagenzügen, wo die Elektro- gegen die Diesellok getauscht werden kann, besser machen können.



~~~ Fazit ~~~

Bis hierhin habe ich schon viel Kritik geäußert, so dass das Fazit nicht viel besser ausfallen kann.
Wie ich schon schrieb, wird der IRE von der Bahn auch als das „Premiumprodukt“ bezeichnet. Bei der Einführung des IRE wurde u.a. mit modernen und klimatisierten Fahrzeugen geworben. Aufgrund des geschilderten Fahrzeugeinsatzes kann ich mit sagen, dass diese Versprechen von der DB Regio AG nicht gehalten werden. Es ist wahrlich keine Freude, zwischen Freiberg und Zwickau in modernisierten Doppelstockwagen zu sitzen, welche im Oberstock nur eine sehr eingeschränkte Kopffreiheit haben und außerdem bei warmen Außentemperaturen eine ordentliche Sauna sind.

Auch gibt es keinen Unterschied zwischen dem IRE und dem RE. Zwar soll laut der DB der IRE etwas besser sein, aber faktisch gibt es zwischen beiden keinen Unterschied. Der IRE hält genauso oft wie der RE und in Sachsen werden bei beiden Produkten auch die gleichen Fahrzeuge eingesetzt.
Anfänglich wurden auch in Mecklenburg-Vorpommern einige Züge als RE bezeichnet, während die gleichen Züge im Land Brandenburg als IRE verkehrten. Inzwischen werden aber auch in Brandenburg keine Züge mehr als IRE bezeichnet. Das gleiche Spiel gab es auch in Sachsen und Bayern, wo die durchlaufenden Züge Zwickau – Nürnberg auf sächsischer Seite als IRE und auf bayerischer Seite als RE bezeichnet wurden. Inzwischen werden die Züge in Hof gebrochen, so dass die Produktnamen nicht mehr wechseln.

Entscheidender Nachteil gegenüber dem früheren IR sind die wesentlich kürzeren Strecken, auf denen gefahren wird. So fuhr der IR früher quer durch Deutschland, während die IRE nun auf das jeweilige Bundesland beschränkt ist.

Ein weiterer Nachteil ist, dass in den IRE keine Plätze mehr reserviert werden können, so wie es im früheren IR der Fall war.

Ein dritter Nachteil zum IR ist der fehlende Speisewagen, welcher beim IR zumeist noch vorhanden war. Aber die Deutsche Bahn spart inzwischen in fast allen Zügen den Speisewagen ein.

Und bei den Pressesprechern der Deutschen Bahn AG scheint der IRE sehr unbekannt zu sein. Denn meist wird nur vom InterRegio gesprochen, welcher aber ein ganz anderes Produkt ist. Denn noch gibt es ein paar InterRegios.

Wie ich schon schrieb, so verkehren die IRE nur zwei Bundesländern. Die meisten Länder haben jedoch um den Verlust der IR zu kompensieren mehr Geld vom Bund bekommen, welches sie für zusätzliche Zugbestellungen nutzen können. Hier hatte der DB-Konzern nun darauf gehofft, dass alle Bestellungen bei DB Regio getätigt werden.
Doch weit gefehlt. Schleswig-Holstein hat als erstes Bundesland einen IR-Ersatz bei einem anderen Unternehmen bestellt, so dass inzwischen der FLEX zwischen Hamburg über Neumünster und Flensburg nach Padborg (DK) verkehrt.
Auch in Bayern wird es bald einen IR-Ersatz geben, der von einer Privatbahn gefahren wird. Dies wird zwischen München und Oberstdorf über Kempten der Fall sein. Hier wird die bayerische Regentalbahn zusammen mit der Schweizer Thurbo AG fahren.

Zu den Bewertungskritieren:
Die Pünktlichkeit kann man nicht verallgemeinern, schließlich können Verspätungen (welche bei der Bahn erst ab 5 Minuten als solche gelten) sehr schnell entstehen.
Service gibt es nicht sehr viel, in Baden-Württemberg sind inzwischen auch mobile Verkäufer unterwegs, welche kleine Snacks verkaufen.
Freundlichkeit: Das Personal ist meist freundlich, sofern es sich blicken lässt.
Die Sauberkeit ist durchaus vom Wochentag abhängig, meist ist es aber relativ sauber.
Der Komfort ist nicht in allen eingesetzten Fahrzeugen gut, daher nur eine mittelmäßige Bewertung.
Ob der IRE empfehlenswert ist? Aufgrund der Riesen-Mogelpackung natürlich nicht.
Letztendlich gibt es auch nur einen Stern, da man mindestens einen Stern geben muss.



© 02.06.2003 der Pirnese

PS: Fragen und Anregungen werden danken angenommen und bei Bedarf hier eingearbeitet.

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