Deutsche Bahn AG Testbericht

Die Deutsche Bahn hat einen Ruf, und der kann nur besser werden. Unpünktlich, dreckig, schlechte Verbindungen, jetzt wird auch noch der Speisewagen gestrichen, teuer, die ganze Litanei kann Hartmut Mehdorn, der Bahnchef sicher schon im Schlaf runterbeten.

Dabei gibt es in Deutschland eine Bahnstrecke, die sich höchster Beliebtheit erfreut, auch unter notorischen Autofahrern und Vielfliegern. Will man von Hamburg aus nach Köln, Düsseldorf oder Essen (oder natürlich umgekehrt), dann fährt man Zug, etwas anderes sollte man nicht in Betracht ziehen. Denn es gibt den Metropolitan, der von einem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn angeboten wird.
Warum dieser Zug so beliebt ist, das möchte ich Euch hier erklären.

Was ist der Metropolitan?

Zunächst mal ist er sehr schneller Zug, denn für die Strecke Hamburg-Köln braucht er gerade einmal dreineinhalb Stunden, etwas schneller als der ICE. Dann ist er ein sehr komfortabler Zug, denn bisher gab es ihn praktisch nur in der ersten Klasse, inzwischen ist die Traveller-Klasse hinzugekommen, de facto ist diese etwa so gut wie die bisherige erste Klasse bei der Bahn, gilt aber beim Metropolitan nur als zweite (und billigere) Klasse.
Im Gegensatz zu \'normalen\' Deutsche Bahn-Zügen gibt es für den Metropolitan eine Reservierungspflicht, die natürlich nicht extra kostet.

Der Komfort

Im von außen etwas unscheinbaren, im dezenten grau gehaltenen Zug herrscht innen drin Luxus pur. Holzverkleidungen, verstellbare Ledersitze, praktische, große und saubere Toiletten mit automatischer Sitzdesinfizierung sprechen schon für sich, dazu kommt eine Auswahl an kostenlosen Tageszeitungen, Steckdosen am Platz, wirklich nette Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter. Soviel Service ist man in Deutschland, geschweige denn bei der Bahn gar nicht gewohnt.

Die Klassen
Die neue Traveller-Klasse ist so etwas wie die zweite Klasse. Man erhält ein kostenloses Getränk, kostenlose Tageszeitungen, Essen kostet allerdings extra. Hier sind auch keine Leder- sondern nur Stoffsitze vorhanden. Dafür zahlt man auch nur 76 Euro im Standardpreis.
Alle anderen Klassen sind dementsprechend erste Klasse mit Ledersitzen und kostenlosem Essen. Der Standardpreis beträgt hier 116 Euro.

Office-Bereich: Hier gibt es an jedem Platz eine Steckdose, der Handyempfang wird verstärkt, neben den Tageszeitungen kann man auch Wirtschaftsmagazine kaufen, es gibt einen speziellen Faxservice.

Silence-Bereich: Es gibt hier keine Tische, d.h. alle Fahrgäste sitzen hintereinander, Handy-Empfang-Blockade, Decken und Kissen auf Wunsch.

Club-Bereich: Ähnlich wie der Office-Bereich, dazu kostenloser Verleih von DVD-Playern mit aktuellen Filmen, zur Zeit gerade \"Passwort: Swordfish\", \"Harry Potter\" und andere.


Diese Klassen sind wirklich einzigartig, doch es würde niemand damit fahren, wenn auch das Drumherum nicht stimmen würde.

Pünktlichkeit: Laut Fahrplan Abfahrt Hamburg 06:15, Ankunft Düsseldorf 09:16. Bei mir war es so: tatsächliche Abfahrt Hamburg: Dienstag, 20. August 2002, 06:15:00, Ankunft Düsseldorf 09:16:20. Ich finde es absolut beeindruckend, wie pünktlich es zumindest in diesem Fall war.
Freundlichkeit: Die Zugbegleiterinnen steigen bei jedem Halt aus, um die aussteigenden Gäste zu verabschieden und die einsteigenden zu begrüßen. Das ist einfach eine freundliche Geste. Sie helfen bei schwerem Gepäck, sind immer ansprechbar und hilfsbereit.

Auch relativ neu ist die Zusammenarbeit von Metropolitan und Lufthansa: So gibt es für die Vielflieger unter uns 500 Prämienmeilen auf das Miles&More-Konto für jede Fahrt mit dem Metropolitan. Aber bitte nicht privat verfliegen, Ihr Herren Politiker...

Nun denn, was gibt es noch zu sagen? Ich finde, daß der Metropolitan genau das richtige Konzept im schienengebundenen Fernverkehr darstellt, mit viel Service, Pünktlichkeit und Leistungen, die ein Reisender erwartet. Leider fährt er nur zwischen Köln und Hamburg, und das auch nur bis zu viermal täglich, an weitere Strecken wird meines Wissens nicht gedacht, wahrscheinlich um der \'klassischen\' Bahn keine Konkurrenz zu machen. Schade. Der Metropolitan ist eine echte Bereicherung für mich. Eindeutig eine 1.

In diesem Sinne gute Reise.

Gruß, Beutelratte