Deutsche Bahn AG Testbericht

Habt Ihr Doris gesehen? Weil ihr Mann Neu-Verteidigungsminister Struck vereidigen musste, durfte sie den Kanzler bei der Jungfernfahrt auf der neuen ICE-Strecke „vertreten“. Oder war es am Ende doch nur ein PR-Gag? (*grins*)

Mit TEMPO 300 im funkelnagelneuen Eisenbahn-Porsche ICE3 von Frankfurt nach Köln – die neue ICE-Trasse vom Main an den Rhein macht‘s möglich. Für uns Normalbürger geht’s am 1. August los. Eine rote „1“ entlang der Strecke und überall in den deutschen Bahnhöfen wirbt für das grösste Bauprojekt in der deutschen Eisenbahngeschichte. Aber was ist dran an dem „Highspeed auf der Schiene“? Ich habe mir die neue Strecke mal genauer angesehen und möchte Euch Vorteile und Nachteile mal beschreiben. Sechs Jahre wurde an der neuen Strecke gebaut, künftig soll sie das Drehkreuz auch für den europäischen Verkehr werden. Mehr als zwei Drittel aller Fernverkehrslinien werden über die neue Verbindung führen.

DIE STRECKE
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Wer in letzter Zeit mal an der Autobahn A3 entlang gefahren ist, hat die neue Strecke bestimmt schon mal gesehen. Das Besondere an der Trasse ist: Sie führt fast vollkommen geradeaus von Frankfurt bis nach Köln. Das ist nötig, damit der ICE3, der von 10.900 Pferdestärken getrieben wird, auf 300 Stundenkilometer beschleunigen kann. Wo immer ein Berg im Weg stand, wurde ein Tunnel gebuddelt, Täler mit neuen Brücken überquert. An etlichen Stellen wurde sogar die Autobahn verlegt.
Die neue ICE-Strecke ist rekordverdächtig was die Zahlen angeht. Auf den 177 Kilometern wurden mehr als 300.000 Tonnen Stahl, 400.000 Bolzen und 3000 Kilometer an Drähten und Seilen verbaut. Die neue Strecke soll ausschliesslich dem personenverkehr vorbehalten bleiben. Für den Gütertransport will die Bahn die bisherige Strecke entlang des Rhein nutzen.
Los geht’s vom Frankfurter Hauptbahnhof – noch auf alten Wegen - bis zum Flughafen, dann biegt man nach 15 Minuten in die neue Trasse ein. Ab dort fährt der Zug mit über 300 Stundenkilometern Richtung Köln. Durch 30 Tunnel und über 18 Talbrücken.
Von Frankfurt nach Limburg dauerts künftig nur noch 35 Minuten. Komischerweise hält der ICE schon sechs Minuten später erneut an - in Montabaur.

WAS IST NEU?
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Zum ersten mal gibt es nicht mehr die klassische „Schotterstrecke“ zwischen den Schienen. Die Fahrbahn für den neuen ICE3 wurde erstmals betoniert. Das soll den Vorteil haben, dass die Strecke nicht so reparaturanfällig ist.
Nich (ganz) neu ist der ICE3, der modernste Zug der deutschen Bahn ab. Im Gegensatz zu den anderen ICE-generationen hat er nicht mehr den klassischen Triebkopf an den beiden Zugenden, sondern Motoren, die auf alle Wagen verteilt sind. Innen drin ist alles moderner, schicker, ruhiger. Selbst bei tempo 300 wackelt da nichts.

DIE VORTEILE
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ZEITERSPARNIS: Von Frankfurt nach Köln braucht man über die neue Strecke nur noch 76 Minuten. Bisher dauerte die Fahrt zwei Stunden und 15 Minuten. Das ist möglich, weil die neue Strecke kürzer und das Reisetempo höher ist. Somit wird ein Tagesausflug an den Main oder an den Rhein zur leichtigkeit.
AUSBLICK: Die Strecke quer durch den Westerwald bietet an tlichen Stellen einen wunderbaren Panoramablick.
FLUGHAFENANBINDUNG: Wer von Köln aus ab frankfurt in den urlaub fliegen will, kann nun ganz bequem am Flughafen aussteigen und muss sein Auto nicht mehr auf den horrend teuren Parkplätzen abstellen.

DIE NACHTEILE
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TEUER - Die neue ICE-Trasse hat 6 Milliarden Euro gekostet, diese Ausgaben müssen irgendwie auch wieder reinkommen. Deshalb wird alles teurer - wer die neue ICE-Strecke benutzen will, muss kräftig hinlegen. Die einfache Fahrt ohne Bahncard von Frankfurt nach Köln kostet in der zweiten Klasse künftig 53,60 Euro, nach Limburg zahlt man 29 Euro, von Limburg nach Köln 40 Euro 60 und - wenn Wiesbaden im Dezember angebunden ist - kostet die Fahrt von dort rund 50 Euro. Für die Strecke wird ein zuschlag von zwölf Euro erhoben, am Anfang sind alle Sitzplätze reservierungspflichtig.
ENG – Um mehr Fahrgäste in den Zug zu bekommen, hat die Bahn die Sitzabstände um fünf Zentimeter verringern. So passen in jeden Wagen 100 (!) Leute mehr ein. Allerdings wird’s dadurch auch enger und unbequemer.
UNSINNIG – Auf der Strecke liegen die Bahnhöfe Limburg und Montabaur, die nur wenige Kilometer voneinander entfernt sind. Ein Bahnhof hätte gereicht. Aber zwischen den beiden Städten verläuft die Landesgrenze von Hessen und Rheinland-Pfalz. Beide Bundesländer hatten bei der Planung auf einen ICE-Haltepunkt bestanden.
GEFÄHRLICH - Risiko Fahrt- und Seitenwind. Zwölf Kilometer der Strecke sind durch Windschutzwände besonders geschützt. Bei dem hohen Tempo, fürchten Bahntechniker, könnte die Zügen sonst die Bodenhaftung verlieren. Müsste der Zug aus irgendeinem Grund bremsen, braucht er sechs Kilometer, um zum Stillstand zu kommen. Zwar gab es in einigen der Tunnels Feuerwehrübungen, doch ob die Rettung im Ernstfall wirklich gelingt, zeigte sich dabei nicht.

WANN FAHREN DIE ZÜGE?
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Eigentlich sollte die neue Strecke im Dezember ans Netz gehen, wenn der neue europäische Fahrplan erstellt wird. Doch da die Trasse fertig ist, gibt es bereits von August an einen Shuttle-Verkehr zwischen Frankfurt und Köln. Zunächst fährt der Zug zwischen 6 und 20 Uhr alle zwei Stunden in jede Richtung. Die Bahnhöfe Siegburg, Montabaur und Limburg werden abwechseln angefahren. Ab 15. September soll der Betrieb dann auf einen Ein-Stunden-Takt ausgeweitet werden.
Die größte Zeitersparnis wird es nach Brüssel geben, die Fahrtzeit beträgt nur noch dreieinhalb Stunden, bisher waren es über fünf.

Die neue ICE-Strecke Frankfurt-Köln. Ein teures Vergnügen, das aber Spass macht und echte Zeitersparnis bringt.