Deutsche Bahn AG Testbericht

Deutsche-bahn-ag
ab 63,68
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Summe aller Bewertungen
  • Angebot:  durchschnittlich
  • Zustand der Einrichtung:  gut
  • Sauberkeit:  durchschnittlich
  • Preis-Leistungs-Verhältnis:  schlecht
  • Information & Kundenservice:  durchschnittlich
  • Familientauglichkeit:  hoch
  • Behindertenfreundlichkeit:  gut
  • Empfehlenswert:  nein

Erfahrungsbericht von Cassiopeia81

von uralten Zügen und der Servicewüste Dt. Bahn

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Hallo liebe Community,

RE = Regional Express; RB = Regionalbahn

***** Vorwort *****

Heute schaue ich mir einmal das Regionalangebot der deutschen Bahn an, wobei man bedenken sollte, dass dies natürlich nicht über jedes deutsche Regionalnetz aussagekräftig ist. Aber eben für den süddeutschen Raum. Zuerst möchte ich für euch die Regionalbahn etwas genauer unter die Lupe nehmen.


***** die Züge/Bahnen *****

Hierbei stellt die deutsche Bahn zumindest für den süddeutschen Raum zwei verschiedene Alternativen zur Verfügung, die je nach Bedarf zum Einsatz kommen.

Variante 1:
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Na ja, wie soll man das Ding beschreiben... stellt euch einfach einmal eine moderne Straßenbahn für Strecken bis zu 100 km vor. Das Dinge hat etwa 120-150 Sitzplätze und ist in der Regel von außen rot-weiß gestrichen. Angetrieben wird die Miniversion eines Zuges durch Elektromotoren. Daher sind die Züge umweltfreundlicher als die normale Diesellok, allerdings auch nicht so schnell (120 km/h). Diese Triebzüge gehören zu den neuesten Spielzeugen der Bahn, weswegen sie gerne eingesetzt werden, vor allem währen den Tageszeiten, in denen das Passagieraufkommen nicht allzu hoch ist.

Variante 2:
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Variante 2 sieht aus wie ein Zug, hört sich an wie ein Zug... dann wird es wohl ein richtiger Zug sein. Allerdings in der Regel einer, der fast aus dem Mittelalter stammen dürfte (Sechziger oder anfange der Siebziger). Diese Dieselzüge haben den Vorteil, dass man ihnen recht viele Waggons anhängen kann, so dass man je nach Passagieraufkommen reagieren kann... soweit zumindest die Theorie. Auf jeden Fall bietet der Zug mehr Leuten in der Regel wesentlich mehr Platz.

Meine Einschätzung:
Hört sich ja alles schön und gut an. Kommen wenig Passagiere, nimmt die DB den Triebzug aus Variante 1. Gibt es mehr Reisende, dann eben die Nummer 2. Aber in der Realität hat es die Bahn nach über 50 Jahren bestehen immer noch nicht geschafft das Aufkommen der Menschen richtig einzuschätzen. Was bedeutet das in der Praxis. Nun, die kleinen Triebzüge fahren nachmittags, was bedeutet, dass sämtliche Pendler sich so gegen 17:30 enggedrängt in einem Minizug drücken dürfen, während nachts um 22:00 10 Mann ihn einen Zug sitzen, der auch locker für 400 Menschen ausgereicht hätte. Super Planung, liebe Bahn! Dafür gibt es von mir zwei Sterne, da man wenigstens zunehmend umweltfreundlicher denkt. Würde mich nur freuen, wenn man in den kleinen Triebzügen nicht immer an einen Massenviehtransport denken müsste... BEWERTUNG: ++


**** Service *****

Fangen wir doch erst einmal bei den Bahnhöfen an. Die gehören zwar nicht unmittelbar zum RE/RB Bahnverkehr, aber doch der Dreh –und Angelpunkt des Bahnnetzes darstellen.
Da es sich um Regionalbahnen halten, die an jedem noch so kleinen Kaff halten muss man auch von diesen Bahnhöfen ausgehen. Meine Erfahrungen sind, dass die Automaten momentan größtenteils im Hinterland noch nicht auf Euro umgestellt sind. Das ist doch irgendwie echt ein Unding finde ich... eigentlich sollte die Bahn als staatliches Unternehmen hier mit guten Beispiel vorangehen, stattdessen bringen die das nicht zustande, was jede Spielhölle in Deutschland schon längst mit den einarmigen Banditen angestellt hat. Selbstverständlich sind auch Schalter und Bahnhofsgeschäft sehr oft geschlossen. Damit meine ich, dass zum Beispiel in Sigmaringen (20.000 Einwohner, mein Studienort) der Schalter gerade einmal zwischen 10 und 180 Uhr geöffnet ist. Toll! Wer nach 18 Uhr fahren möchte hat Pech gehabt.
Aber nun genug über die Bahnhöfe gelästert... steigen wir doch einmal in einen der Züge ein. Wir quälen uns also durch den engen Einstieg und nehmen Platz. Soweit, so gut. Aber das war es auch schon. Kein Schaffner, kein Ansprechpartner, kein gar nichts wird gesichtet. Man stelle sich mal vor man bräuchte wirklich einmal so einen Menschen von der Bahn, dann hat man wirklich Pech gehabt. Gerade bei diesen Strecken über das Umland wären Personal nicht schlecht gewesen, besonders wenn man im Dunkeln unterwegs ist sollen sich ja viele Leute etwas unwohl fühlen.
Hinzu kommt, dass die Bahnhöfe in den Dörfern meist im Dunkeln kaum zu erkennen sind, so kommt es schnell mal vor, dass man seinen Zielort ganz einfach verpasst... nun ja, es ist ja auch niemand zum fragen da...
Keine Angst, die Fahrscheine werden schon kontrolliert. Das seiht dann so aus, dass der Schaffner irgendwo auf der Fahrt dazusteigt, dann kontrolliert und 3 Minuten später an der nächsten Haltestelle den Zug wieder verlässt... man muß ja wenigstens gucken, ob im Zug noch etwas zu holen ist...
Selbst eine Lautsprecherdurchsage scheint der deutschen Bahn bzw. dem Lokführer zu viel Arbeit zu sein, anders ist es nicht zu erklären, dass trotz entsprechender Anlage kein Ton aus den kleinen Lautsprechern zu hören ist.

Meine Einschätzung:
Tja, was soll man dazu noch sagen. Der Service ist leider bei der Bahn ein Totalausfall. Versteht mich nicht falsch, bei Strecken von maximal 2 Stunden erwarte ich kein Restaurant oder Shop im Zug. Aber bei Problemen hat man noch nicht einmal einen Ansprechpartner. Kontrollieren tun sie ja schon, aber die Bahnangestellten sind schneller wieder weg als man gucken kann... BEWERTUNG: +


***** Komfort *****

Na ja, es lässt sich schon ertragen. Aber die Beinfreiheit ist schon sehr beengend. Besonders in diesen Buchten für 4 Personen. Ist der Zug voll ergibt sich dort schnell ein Problem. Wo soll man nur die Füße lassen. Gerade bei größeren Menschen ist das ein Problem, sogar schon bei meinen ca. 1,85 m. Gepäck? Nun, da es sich um sogenannte kurze Verbindungen handelt (bis 2 Stunden) rechnen die Herren von der Bahn nicht mit übermäßig viel Gepäck. Wer doch ein paar Koffer und Reisetaschen mit hat, hat eben Pech gehabt. Tatsache ist, dass dafür kein Platz vorgesehen ist.
BEWERTUNG: ++

***** Pünktlichkeit *****

„Drei Minuten sind drei zuviel“. Mit diesem etwas sarkastischen Slogan warb die Bahn vor ein paar Monaten im Fernsehprogramm und nahm damit die ewigen Nörgler aufs Korn. Leider muß ich sagen, dass ich einerseits häufig über DREI Minuten sehr glücklich gewesen wäre, aber andererseits etwa 80% der Züge durchaus pünktlich waren.
Tatsache ist, dass wenn der Zug Verspätung hatte diese meist bei etwa 20 Minuten angesiedelt war, was bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen wirklich nicht Anlass zu Jubelstürmen gibt. Mit anderen Worten, man kann sich auf dem Bahnsteig den Ar*** abfrieren.
Aber ich frage mich schon, wie man es schafft bei einer Strecke über 80 Minuten (Sigmaringen-Ulm) 20 Minuten Verspätung einzufahren. Das sind 25% der Fahrzeit... gar nicht so einfach.

Meine Einschätzung:
Die Bahn ist wahrlich nicht das pünktlichste Verkehrsmittel Deutschlands. Aber so schlecht wie man es von vielen Leuten hört ist sie auch wieder nicht. 80% der Züge sind auf meiner Linie pünktlich gewesen, das verdient Anerkennung. In diesem Punkt bin ich durchaus mit der Bahn zufrieden. Allerdings würde das im Fernverkehr vielleicht anders aussehen. Wenn der Zug bei 90 Minuten Fahrzeit 20 Minuten verliert, dann möchte ich das nicht auf eine Strecke wie München-Berlin hochrechnen wollen... BEWERTUNG: ++++


***** Personal *****

Was das Personal angeht habe ich bei der Bahn wahrlich die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. Deswegen möchte ich dies etwas aufspalten.

Am Bahnhof
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Die Angestellten am Schalter scheinen allesamt ihren Job dermaßen zu lieben, dass sie den ganzen Tag mit einer schrecklich griesgrämigen Gremasse herumlaufen. Es ist wirklich war, ich habe noch die einen Bahnmenschen am Bahnhof lächeln gesehen und genau so ist auch ihr Verhalten.
Die grimmigen Damen am Schalter fragen immer recht freundlich :“Wo geht’s hin!“ oder „Alterkontrolle, Ausweis vorlegen!“... eben immer den charmanten Ton einer Klospülung. Sind die Formalitäten geklärt drückt die Mitte 50 Jahre alte Frau einem mit Schmackes noch den Bestätigungsstempel in den Fahrschein und weiter geht es. Natürlich ohne ein „Auf Wiedersehen“ oder Ähnliches.
Auch nett sind die Bahnbeamten, die auf den Bahnsteigen herumirren. Einmal fragte ich einen nach Gleis 19... lapidare Antwort „Gucken Sie doch auf den Plan!“... na alles klar! Mehr gibt es über die zuvorkommende und freundliche Art und Weise nicht mehr zu berichten.

Fahrdienstleiter am Bahnhof
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Einmal musste ich den Fahrdienstleiter bemühen, genauer gesagt war das gestern. Ich wollte von meinem Studienort nach Hause zu meinen Eltern fahren, da es mit dem Zug immer noch eindeutig günstiger ist als mit dem Auto. Leider wurden die Fahrscheinautomaten in Sigmaringen (Studienort) noch nicht auf Euro umgestellt und ich hatte natürlich keine Mark mehr. Da es auch nach 18 Uhr war, waren die Schalter dicht und mir blieb eben nur der Fahrdienstleiter.
Der Fahrdienstleiter war nur über eine Gegensprechanlage erreichbar. Er schlug mir vor das Problem mit dem Ticket so zu lösen, dass es mir im nächsten Ort durch einen Beamten zugesteckt wird, da kein Schaffner im Zug wäre. Nun gut, dachte ich mir, aber im Hinterkopf zweifelte ich sehr daran, dass dies klappen würde...
Auf jeden Fall behalte ich den Fahrdienstleiter positiv in Erinnerung, er hat gezeigt das die Bahn ein Stück weit doch flexibel ist. Sein Tonfall war zwar genervt aber noch freundlich.

PS: Das mit dem Ticket hat sogar geklappt.

Lokführer
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Ja, auch mit Lokführern hatte ich schon so meine Begegnungen. Lokführer sind scheinbar eine sehr menschenscheue Spezies. Sobald man sie versucht anzusprechen (ob am Bahnhof oder im Zug) wird man mit einem herrschen „Nicht mit dem Lokführer reden“ angemacht. Das waren meine ersten Erfahrungen zu diesem Thema. Ein anderes Mal kam mir ein Anderer entgegen, der gerade aus seiner Kabine ausgestiegen ist. Nach seiner Fahne dachte ich im ersten Moment wirklich, der Zug würde mit Alkohol betrieben werden. Der Mensch hatte wirklich mühe sich noch gerade über den Bahnsteig zu schleppen.

Zugpersonal
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Wie schon erwähnt sind Schaffner in Regionalzügen was Seltenes. Aber vom hören sagen habe ich vernommen, dass es sie geben soll. :-D
Zu meinem Erstaunen entpuppen sich die Schaffner häufig als richtig nett und freundlich was ich von der Bahn nun wirklich überhaupt nicht gewohnt bin. Ein freundlichem „Kann ich bitte mal ihr Ticket sehen?“ folgt ein „danke“ und ein „ich wünsche noch einen schönen Abend“... ich war wirklich baff... und es gibt sie doch, freundliche Bahnbeamte.

Meine Einschätzung:
Wie ihr gesehen habt gibt es scheinbar sehr unterschiedliche Weisen bei der Bahn was den Kundenkontakt angeht. Jedoch scheint die Mehrheit alles nur als ein Aufwand zu sehen, nach dem Motto: „Ein Kunde ist Arbeit“. Ich möchte noch erwähnen, dass die Einteilung natürlich nicht auf alle zutrifft. Was die Fähigkeit des Personals angeht möchte ich mich eigentlich nicht so stark äußern, man weiß ja nicht was ein Lokführer oder jeder einzelne Bahnbeamte so für Aufgaben haben. Sicher ist nur, dass ich immer von A nach B gekommen bin und dann war da noch die Sache mit dem Ticket. Einerseits finde ich es schwach, dass die Automaten noch nicht umgestellt waren, andererseits hätte ich der Bahn nie so eine Flexibilität zugetraut. BEWERTUNG: +++


***** Preise und ein Tipp *****

Die Bahn ist nach wie vor günstiger wie das Auto. Allerdings haben die lieben Bahnmenschen die Euroumstellung auf vielen Strecken zu einer Preiserhöhung genutzt.

Mein persönliches Beispiel:
Ein Fahrt von Sigmaringen nach Ulm (94 km) kostete im alten Jahr für mich noch 20,40 DM. In diesem Jahr aber 10,80 €. Das ist eine Preiserhöhung um etwa 4%.

Ebenso auf vielen anderen Strecken. Gerade die Bahn als staatliches Unternehmen sollte doch mit guten Beispiel voran gehen und die Umstellung nicht für versteckte Erhöhungen nutzen... irgendwie traurig.


Zum Schluß noch ein kleiner Tip:
Wenn ihr mit dem RE (Regional Express) fahrt, kostet euch das je nach Strecke 20-40% mehr. Das finde ich recht erstaunlich, wo die Bahn in manchen Fällen die selben Strecken und Zeiten wie mit der RB (Regionalbahn) angibt. Diese bringt also die gleiche Leistung, nur ist sie günstiger. Also fahr einfach mit der RB.


***** Fazit *****

Das Regionalsystem der Bahn ist zwar billig, aber nicht günstig. Preislich gesehen ist sie zwar billiger als das durchschnittliche Auto, aber was bekommt man dafür... unfreundliche Beamte, keinen Service, keinerlei Hilfe und größtenteils veraltete Züge. Komfort ist bei der Bahn auch Mangelware. Zum Abschluss kann ich nur sagen, mit der Bahn kommt... leider zu langsam und unfreundlich.

BEWERTUNG INSGESAMT: ++


Die Bahn im Internet:
www.bahn.de


Gruß
Cassiopeia81 (14.2.2002 17:35; 1958 Worte)

25 Bewertungen, 3 Kommentare

  • langevolker

    19.04.2002, 15:14 Uhr von langevolker
    Bewertung: sehr hilfreich

    Seit wann ist der RE teurer als die RB? Das halte ich als Bahnfan aber für ein Gerücht.

  • KleineHexe82

    14.02.2002, 19:18 Uhr von KleineHexe82
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich hab auch schon viel mehr oder weniger gute Erfahrungen mit der Bahn gemacht...

  • TheRoof

    14.02.2002, 18:38 Uhr von TheRoof
    Bewertung: sehr hilfreich

    die bewertung ist in diesem fall wohl ziemlich eindeutig....TheRoof