Deutsche Bahn Testbericht

Deutsche-bahn
ab 16,26
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Erfahrungsbericht von city-flitzer

Information ist Glücksache

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Es war ein wunderschöner Frühsommertag. Die Sonne schien in mein Büro und stimmte mein Herz wohlwollend. Der Tag war zu schön, um ihn in einem Büroraum zu verbringen. Also beschloss ich bei Zeiten nach Hause zu entschwinden um mich in freier Natur an der Sonne zu erfreuen.

Mein Zug sollte in Köln-Deutz um 16:03 Uhr abfahren. Da er in Köln-Deutz eingesetzt wurde, konnte meinem Sommersonnenvergnügen nichts im Wege stehen - dachte ich!

Als ich um 16:00 Uhr auf dem schon recht gefüllten Bahnsteig stand, bekam ich schon einen kleinen Vorgeschmack von dem, was mich zu Hause erwartete, schöne wärmende Sonnenstrahlen. Nach dem langen Winter eine wahre Wohltat.

Da ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher: "Der Zug... bla, bla, bla... wird voraussichtlich einige Minuten später...!" "Naja, was sind schon ein paar Minuten. Du hast ja noch den ganzen Nachmittag vor Dir!" waren meine Gedanken.

Der Zug, der wenige Minuten später eintreffen sollte, kam dann um 16:30 Uhr und blieb erst einmal stehen. Mittlerweile waren schon eine ganze Reihe Menschen in dem Zug, die eigentlich mit einem der nächsten Züge fahren wollten. Ich bekam aber trotzdem noch einen Sitzplatz.

Um 16: 45 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung. Auf der Hohenzollernbrücke (nach ca. 300 Metern Fahrt) machte er aber erneut eine ca. 15 minütige Pause, bis er dann in den Kölner Hbf einrollte. Hier standen, wie ich bemerkte schon eine Reihe anderer Züge, die in meine Richtung wollten.

Weitere Leute stiegen ein, weil die DB meinte, dass es besser wäre anstatt 5 halbvoller Züge 2 ganzvolle Züge im Bahnhof stehen zu haben. Da vernahm ich das erste Mal seit Beginn meiner Reise eine amtliche Stimme aus dem Lautsprecher, die meinte, dass die Abfahrt wegen technischer Schwierigkeiten noch etwas dauern würde. Gut zu wissen, dass es sich um technische Schwierigkeiten handelt.

Um ca. 17:20 Uhr setzte sich unser Zug endlich in Bewegung. Gott sei Dank. Er fuhr aber nur aus dem Bahnhof heraus und hielt 300 Meter hinter dem Bahnhof mitten auf einem Gleis. Wir standen jetzt voll in der Sonne. Der übervolle Wagon erhitzte sich schnell. Mein Sommersonnenvergnügen???

Nun, ich will es nicht weiter vertiefen, denn die Fahrt nach Hause in den wohlverdienten "frühzeitigen" Feierabend endete letztlich um 19:00 Uhr. Es war schon fast dunkel. Eine Fahrt, die normalerweise 45 Minuten dauert, war endlich nach 3 Stunden beendet.

Ein Extremfall, aber leider kein Einzelfall. Am nächsten Tag erfuhr ich aus der Zeitung, dass bei Neubauarbeiten auf meiner Strecke, ein Bagger eine Leitung gekappt hatte. Grundsätzlich kann das passieren. Da habe ich auch vollstes Verständnis. Das Problem an der Sache ist aber, dass eine solche Störung eine ziemlich lange Zeit dauert, bis sie behoben ist, sich aber niemand bei der DB in der Lage sieht, zu sagen, dass in den nächsten 2 Stunden kein Zug in die Richtung fährt. Eigentlich hatte gar keiner etwas gesagt. Dann wäre ich auf einem anderen Weg nach Hause gefahren. Das hätte dann anstatt normalerweise 45 Minuten 1,5 Stunden gedauert, aber ich wäre immer noch früher zu Hause gewesen, als so und ich hätte mich nicht so ärgern müssen.

Das sehe ich auch als besonders negativ bei der DB, dass man nicht rechtzeitig informiert wird. Es kann immer mal etwas passieren und wenn man rechtzeitig konkret informiert wird, kann man entsprechend handeln. Wird man nicht informiert, ist man dem Ganzen recht hilflos ausgeliefert.

Das hier war nur ein Beispiel, solche Erlebnisse könnte ich noch Dutzende erzählen. Alle mit dem gleichen Fazit: Unvermögen bei der DB. Wenn man auf dieses Transportmittel angewiesen ist, ist das sehr traurig, weil man immer wieder neu enttäuscht wird.

Übrigens hat es einen Tag später wieder geregnet und mein Vorhaben, die Frühsommersonne genießen zu können hat sich um einiges verzögert.


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-01-02 08:19:59 mit dem Titel 2 Monate im Leben eines Bahnfahrers

So als Bahnfahrer macht man sich schon mal so manche Gedanken. Besonders als Vielfahrer bzw. Pendler, wenn man mal wieder bei Wind und Wetter auf irgend einem Bahnsteig steht und auf den verspäteten Zug wartet.

So machte ich mir heute Morgen auch mal wieder so meine Gedanken, als mir durch den Lautsprecher des Gleises auf dem ich stand mitgeteilt wurde, dass mein Zug „unbestimmte Zeit“ Verspätung haben würde.

Nun hat man ja Gleitzeit und es könnte einem ja eigentlich egal sein. Aber eine solche Annahme ist genauso falsch, wie z.B. die Aussage: “Was interessieren mich die Benzinpreise, ich tanke sowieso immer für 10 EURO“. In Wirklichkeit geht mir durch eine Verspätung natürlich Freizeit verloren, weil ich meine verspätete Ankunft auf der Arbeitsstelle natürlich nacharbeiten muss.

Und so habe ich mir heute morgen einmal grob ausgerechnet, wie viel Freizeit mich die Bundesbahn denn so insgesamt kostet, denn eine solche Verspätung ist nicht die Ausnahme, viel mehr habe ich praktisch jeden Tag mindestens 10 Minuten Verspätung. Auf mein gesamtes Arbeitsleben wirkt sich das wie folgt aus:

10 Minuten pro Tag = 50 Minuten pro Woche (5 * 10)
50 Minuten pro Woche = 2.250 Minuten im Jahr ( bei 30 Tagen Urlaub und 1 Woche Krankheit, wobei ich das letzte Mal im Jahr 1999 glatt 3 Tage krank war, egal!)
2.250 Minuten jährlich = 90.000 Minuten bei 40 Jahren Arbeit (die ich leider auf jeden Fall machen muss)

90.000 Minuten = 1.500 Stunden
1.500 Stunden = 62,5 Tage
62.5 Tage = 2 Monate und ein paar Stunden.

Das muss man sich mal überlegen: Gut 2 Monate seines Lebens warte ich auf irgendwelche verspäteten Züge, einfach nur so. Als wenn ich nichts Besseres zu tun hätte.

Meinen Zug heute Morgen habe ich dann auch gar nicht mehr zu Gesicht bekommen, weil nach ca. 1 Stunde ein Zug kam, der eigentlich eine halbe Stunde vor meinem Zug kommen sollte und ich diesen nehmen konnte.

Ich wünsche allen Bahnfahrern/innen, die heute zu spät zur Arbeit kamen, weil ein Zug Verspätung hatte, trotz alledem einen guten Start in die Woche

27 Bewertungen, 1 Kommentar

  • morla

    18.03.2006, 00:02 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich