Deutschland Testbericht

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Erfahrungsbericht von yorke

Und die Kritiker verstummen.....

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

***Einleitung***
Die deutsche Fußball Nationalmannschaft .....des Deutschen liebstes Kind – mal geliebt, mal gehasst, mal euphorisch in den Himmel gelobt, mal herzlos verstoßen. Man merkt schon, der Deutsche an sich geht mit „seinen Jungs“ nicht unbedingt zimperlich um. Doch Erfolg bringt alle Kritiker (meistens) zum Schweigen. So auch bei dieser Fußball WM in Japan/Südkorea, in der sich die DFB Auswahl bis ins Finale gekämpft hat. Am kommenden Sonntag werden wohl Millionen von Menschen hierzulande die Daumen drücken, wenn es im Endspiel zum ersten Vergleich mit den brasilianischen Fußball Diven kommt. Eine Euphoriewelle, die wohl kaum noch zu toppen sein wird....außer mit einem Gewinn des Worldcups....doch schauen wir ein paar Jahre, teilweise nur ein paar Wochen zurück.....

***Vorgeschichte***
Die jüngste Vergangenheit der DFB Auswahl gehörte sicherlich nicht zu den rühmlichsten. Die letzten beiden WM Teilnahmen endeten bereits frühzeitig im Viertelfinale. 1996 konnte man immerhin noch den EM Titel für sich entscheiden, den man dann aber 4 Jahre später sang und klanglos in der Vorrunde abgeben musste.
EM 2000....für alle war dieses Turnier ein riesiges Desaster. Die Bild betitelte die Mannschaft als sogenannte „Rumpel-Fußballer“, die es sogar noch wagten, nach der hohen Niederlage gegen Portugal und dem vorzeitigen Aus, nachts in der Hotelbar sich einen oder mehrere Drinks zu genehmigen. Wer fortan mit einem Deutschland Trikot auf die Straße ging wurde herzhaft ausgelacht. Man outete sich sozusagen als Depp, wenn auf einem schwarz/weißen Trikot der Name Linke, Bierhoff oder Nowotny stand.
Die sogenannte Experten sahen alle schwere Zeiten für den deutschen Fußball voraus. Keine vernünftige Jugendarbeit, zu viele Ausländer in den oberen Ligen (Beispiel Cottbus), fehlende Grundeinstellung bei den Spielern und so weiter und sofort. Kurzum, es wurde gemäkelt und gemeckert wo es nur ging.
Fortan war es für viele Spieler eher eine Last für die DFB Auswahl zu spielen, denn die Presse hatte nun ein leichtes Opfer gefunden.
Nachdem man mit Berti Vogts und Erich Ribbeck zwei gesichtslose Trainer verschlissen hat, fiel die Wahl im Jahr 2000 auf Rudi Völler. Der zunächst eingeplante Christoph Daum hatte zu diesem Zeitpunkt wohl unfreiwillig die Nase voll, und verbrachte ein paar Wochen im schönen Florida...
Mit Rudi Völler ging es von nun an ein wenig aufwärts. Man bezwang England in der WM Quali im legendärem Wembley Stadion. Aber auch Völler musste einige Rückschläge einstecken, so dass ihm und sein Team auf der Zielgerade ein wenig die Puste ausging (1:5 Niederlage gegen England, 0:0 gegen Finnland). Die Relegation wurde nun zur bitteren Wahrheit, in der sich Völlers Team aber eindeutig gegen die Ukraine durchsetzen konnte. Nun war der Weg nach Asien geebnet....

***Das Team***
Torhüter
Mit Oliver Kahn hat Deutschland wohl den derzeit besten Torhüter der Welt aufzubieten. Obwohl ich notorischer Bayern Hasser bin, ist mir dieser Kahn mehr als sympathisch geworden. Für mich ist er der einzige Spieler im Team, dem man noch eine gewisse charismatische Ausstrahlung nachsagen kann. Die Tatsache, dass er bis zum Finale nur einen einzigen Gegentreffer kassiert hat, spricht für sein ausgesprochenes Können. Er ist der große Rückhalt der Mannschaft, der jedem gegnerischen Stürmer die Angst auf die Stirn treibt.
Seine beiden Vertreter Jens Lehmann und Hansjörg Butt werden wohl so lange Kahn „regiert“ nie um eine Reservistenrolle herum kommen. Sie sind zwar auch keine schlechten ihres Faches, jedoch nicht von Weltklasseformat.

Abwehr
Zu Anfang der WM noch als große Unsicherheit gehandelt, zumal die beiden Eckpfeiler Nowotny und Wörns verletzt absagen mussten. Völler fehlte Anfangs somit die komplette Innenverteidigung, weil auch der Berliner Marco Rehmer angeschlagen die Reise nach Asien antrat. Improvisieren war also angesagt, so dass Ramelow die Rolle Nowotny´s ausfüllen „musste“. Die anderen Plätze der Verteidigung nahmen Metzelder und Linke ein, die ihre Sache bisher sensationell gut machten.
Schwenkte Völler mal um zu einer 4er Kette, so ließ er auf der rechten Seite noch den Bremer Thorsten Frings spielen, der beim letzten Einsatz gegen Südkorea auf der für ihn ungewohnten Position glänzen konnte.
Sebastian Kehl war wenn es sein musste ein guter Stellvertreter Ramelows, der durch seine teilweise offensive Spielweise auch was für den Angriff beisteuern konnte.
1 Gegentor aus 6 Spielen, spricht also nicht nur für Kahn, sondern vor allem auch für die wirklich exzellent arbeitende Abwehr, die sich das Lob von allen Seiten wirklich verdient hat.

Mittelfeld
Nominell ziemlich stark besetzt und mit Ballack, Hamann und Schneider gleich 3 Spieler, die es auch mit den ganz Großen dieser Welt aufnehmen könnten. Ein „Regisseur“ lässt sich zwar in dieser Mannschaft nicht ausmachen, jedoch ist er auch nicht von Nöten.
Großer Schwachpunkt des Kaders ist in meinen Augen Christian Ziege. Mir bis heute ein Rätsel, warum er schon über 80 Länderspiele auf dem Buckel hat.....Seine Position wurde glücklicherweise von Marco Bode übernommen, den ich schon aus Heimatverbundenheit den Vorzug gegeben hätte. Bode kommt wie ich aus der beschaulichen südniedersächsischen Harzer Gegend, und wohnte nur knapp 20 km von meinem Dorf entfernt in der Nähe von Osterode. Meines Wissens hält er heute noch diverse Kreisrekorde in Leichtathletik, war also damals schon ein wahres Multitalent.
Doch zurück zur DFB Auswahl – Frings und Jeremies komplettieren das bisherige Mittelfeld der Mannschaft, und machen ihre Sache ebenfalls sensationell gut – immer gemessen an den technischen Fähigkeiten, die sie besitzen.....
Dass ein M.Scholl :-p oder S.Deisler nicht dabei ist, ist in meinen Augen nicht weiter tragisch.

Sturm
Für mich der große Schwachpunkt, trotz der 5 Tore von Miroslav Klose, denn Alternativen sind rar gesät, so dass Völler sich sogar entschied 0 Tore Stürmer Jancker mit nach Asien zu nehmen. Bierhoffs Tage scheinen auch gezählt zu sein, und Neuville ist auch nicht gerade ein Vollstrecker im Strafraum. Die ehemals große Stärke deutscher Mannschaften wird anscheinend immer mehr zum Problemfall, weil deutsche Stürmer in der Bundesliga dem großen Konkurrenzkampf mit ausländischen Spielern zum Opfer fallen, und sich plötzlich auf der Bank oder gar Tribüne wieder finden. Für mich auch unverständlich warum eine der besten deutschen Torschützen der 90er Jahre – Martin Max (u.a. Torschützenkönig 2001/2002) nicht nominiert wurde.....
Trotz alledem ziehen sich die 4 deutschen Stürmer bislang mehr als gut aus der Affaire. Immerhin durfte sich jeder schon mindestens 1 mal in die Torschützenliste eintragen....auch nicht unbedingt alltäglich.

Trainergespann
Vielleicht verantwortlich für die plötzliche Wende nach der EM 2000. Teamchef Rudi Völler und Bundestrainer Michael Skibbe (so die offizielle Bezeichnung) konnten zwar in dieser kurzen Zeit keine neuen Spieler zaubern, jedoch das „eingeschränkte Spielermaterial“ zu einer Einheit formen, ihnen neues Selbstvertrauen geben und vor allem sie wieder ermutigen für die Nationalmannschaft zu spielen.
Was sie in den bisher 2 Jahren geleistet haben, ist in meinen Augen sensationell. Die DFB Auswahl hat glaube ich zu lange unter farblosen Gestalten wie Vogts oder Ribbeck gelitten, dass ein Wechsel bitternötig war.
Völler hat natürlich durch seine sympathische Art eine starke Rückendeckung seitens der Presse und auch sonst eine starke Lobby, so dass er auch nach verlorenen Spielen wie dem 1:5 gegen England noch fest im Sattel saß.

***Ein Blick in die Zukunft***
Alles super, alles toll, alles wunderbar.....momentan wird der deutsche Fußball wieder in den Himmel gelobt. „Der deutsche Fußball geht rosigen Zeiten entgegen“ ließ selbst K.H. Rummenigge verlauten. Getreu dem Motto: „Wir gewinnen“ „Die verlieren“ schwebt momentan eine ganz seltsame Euphorie über das Land. Auf einmal ist es wieder hip ein deutsche Trikot zu tragen und feiernd durch die Straßen zu ziehen. Man merkt schnell, die Meinung vieler Menschen ist sehr schnell und leicht beeinflussbar. Kann auf einmal alles gut sein, was bis vor wenigen Wochen noch unterer Durchschnitt war.....??? Ich glaube kaum, dass sich die Art und Weise wie die deutschen Fußball gespielt haben in Zukunft ändern wird. Warum auch...?? Klar, Experten jammern herum, dass es keine guten Kreativspieler mehr gibt, dass das Spiel mit den Ball in den Jugendmannschaften mehr gefördert werden sollte usw usw.......
Das Argument, dass in Zukunft kaum junge Spieler nachrücken werden kann man so eigentlich auch nicht stehen lassen. Schauen wir auf den Kader so fällt auf, dass mit Metzelder, Frings, Kehl, Klose, Asamoah und Ricken viele Spieler unter 25 Jahre sind. Eine wie ich finde gute Mischung aus „alten Säcken“ und „jungen Wilden“.
Bis vor dem Südkoreaspiel wurde von vielen Seiten an der Nationalelf herumgemäkelt – sie würde keinen attraktiven Fußball spielen; man hätte keinen wirklichen Mittelfeldregisseur etc. Das Zitat der WM erbrachte in meinen Augen Oliver Kahn, der auf diese Vorwürfe eiskalt konterte :“Die Mannschaften die schönen Fußball mit viel Ballgezaubere spielen wollen, liegen schon seit 2 Wochen wieder am Strand und machen Urlaub......“ (kleiner Seitenhieb auf die müden Stars aus Frankreich, Portugal und Argentinien...). Treffender konnte es Kahn nicht formulieren. Deutschland hat und wird nie schönen Fußball spielen.....daran muß man sich wohl oder übel gewöhnen. Betrachtet man die WM 1990 ist man im Viertelfinale gegen die CSSR durch ein Elfmetertor weitergekommen.....im Halbfinale gegen England im Elfmeterschießen....im Finale gewann man durch einen Elfmeter.....think about it......
Die nervige Diskussion über „schönen Fußball“ und sollte man also endgültig ad acta legen. Freuen wir uns doch einfach auf das Spiel am Sonntag und hoffen das Deutschland (vielleicht wieder mit einem Elfmeter) Weltmeister wird....
***Fazit***
Was die deutsche Elf bei dieser WM gezeigt hat (unabhängig vom Finale) ist in meinen Augen mehr als sensationell. Sie ist zu einer festen Einheit zusammengeschmolzen, die sich auch von vielen verbalen Tiefschlägen der Presse und einiger „Experten“ nicht aus der Ruhe bringen ließ. Dass sie keinen „Zauberfußball“ spielen können, hätte jedem schon vor der WM klar sein müssen.....aber „Meckern“ ist ja ebenfalls eine deutsche Tugend *g*
Schau´n ma mal was am Sonntag passiert.......mal sehen ob´s dann wieder heißt „Wir gewinnen“ oder „Die verlieren“.....
MfG
Yorke

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