Deutschland - USA 1:0 (Viertelfinale) Testbericht

Heute ging es für Deutschland um den Einzug ins Halbfinale. Der Viertelfinalgegner hieß USA und für die Meisten war dieses Spiel ein Selbstgänger und es war von hohen Ergebnissen die Rede. Mein Tipp vor dem Spiel war 2 zu 0 für Deutschland, aber es sollte doch viel schwerer werden.

Die Spieler der USA wirkten von Anfang frischer und motivierter und griffen sofort an. Von dem vorher vermuteten „hintenreinstellen“ der US-Boys sah man nichts. Sie agierten druckvoll und offensiv, was ich sehr gut fand, denn so konnte sich ja ein gutes Spiel entwickeln.

Schon nach 15 Minuten der erste Schock für Deutschland. Metzelder verliert bei einem unnötigen Dribbling den Ball im Mittelfeld. Donovan bekommt den Ball, setzt sich gegen Hamann durch und schießt flach aufs linke untere Eck, aber unser bester Spieler, Oliver Kahn ist zur Stelle und pariert den Ball hervorragend.

Einige Zeit später die nächste große Chance für die US-Boys. Donovan ist alleine durch, aber wieder kann Kahn parieren und wieder kurze Zeit später kann Kahn einen Schuss gerade noch wegfausten. Von Deutschland ist gar nichts zu sehen, sie kommen nur bei Standards gefährlich vors Tor. Die US-Boys dominieren das Spiel ganz klar, agieren souveräner, sind zweikampfstärker und spielen temporeich nach vorne, wodurch gute Chancen entstehen.

Dann in der 38. Minute führt der wieder einmal enttäuschende Ziege einen Freistoß von der rechten Seite aus. Der bis dahin total abgemeldete Ballack springt höher als Berhalter und drückt den Ball vorbei an Keeper Friedel ins Netz. Dieser war ziemlich machtlos.

Endlich spielen die Deutschen nach vorne und machen Druck und in der 42. Minute hat Klose die dicke Chance auf 2 zu 0 zu erhöhen, aber sein Kopfball geht nur gegen den Pfosten. Mit einem sehr glücklichen 1 zu 0 für Deutschland ging es also in die Pause und es war nur zu hoffen, dass die deutsche Mannschaft jetzt offensiver agieren würde.

Deutschland fing in der zweiten Halbzeit eigentlich gar nicht so schlecht an, aber schon in der 50. Minute geriet die Abwehr erneut ins Schwimmen. Nach einem Kopfball von Berhalter hält Kahn den Ball hervorragend, der Abpraller springt allerdings an die Hand von Frings, weswegen der Ball nicht über die Linie geht. Es gibt aber keinen Elfmeterpfiff, was auch korrekt war, denn das Handspiel war unabsichtlich und deswegen wäre ein Elfmeter nicht gerechtfertigt gewesen.

Die US-Boys spielten zwar immer noch gut, aber die deutsche Abwehr stand jetzt besser und es wurden keine richtig großen Chancen mehr zugelassen und was doch kam, hielt der erstklassig aufgelegte Oliver Kahn.

Deutschland hätte den Spielstand durchaus erhöhen können, aber der Ball wollte kein weiteres Mal ins Tor. Bei einer großen Chance kurz vor Schluss musste ich mich sehr über die Pomadigkeit des gerade eingewechselten Oliver Bierhoff wundern.

Deutschland rettete das knappe 1 zu 0 über die Zeit, aber man hatte zu jeder Zeit das Gefühl, dass der Ausgleich hätte fallen können, aber es ging ja zum Glück gut und Deutschland steht endlich wieder im Halbfinale einer Weltmeisterschaft, was wohl vor dieser WM keiner gedacht hätte.

Ich war in diesem Spiel nicht sehr überzeugt von Deutschland und vor allem in der ersten Halbzeit schwamm die Abwehr doch gewaltig und nach vorne ging heute auch nicht sehr viel. Alles in allem eine recht schwache Vorstellung, die aber zum Glück zum Weiterkommen gereicht hat. Auf deutscher Seite konnten aus meiner Sicht lediglich Oliver Kahn, Sebastian Kehl und Thomas Linke und Oliver Neuville und Miroslav Klose mit Abstrichen überzeugen, der Rest war nicht sehr überzeugend. Vor allem Metzelder machte teilweise eine unglückliche Figur, denn er verlor immer wieder Bälle bei unnötigen Dribblings und brachte damit die Abwehr in Gefahr. Im Mittelfeld war Schneider ein Totalausfall und über die Leistungen von Ziege zu diskutieren ist beinahe schon müßig, denn er rechtfertigt seine Einsätze keineswegs mit seinen Leistungen und auch Ballack war größtenteils abgemeldet. Kahn war insgesamt gesehen ganz klar der beste Spieler und ohne ihn wären wir wahrscheinlich nicht mal ins Achtelfinale gekommen. Die Abwehr ohne Ramelow hat zumindest in der zweiten Hälfte überzeugt und stand sicher.

Es lag aber nicht nur daran, dass Deutschland nicht überragend gespielt hat, sondern auch an der Tatsache, dass die US-Boys sehr stark gespielt haben, so stark, wie es wahrscheinlich niemand erwartet hat. Mastroeni nahm Ballack aus dem Spiel und McBride und vor allem Donovan waren immer wieder gefährlich vor dem Tor. Leverkusen wird sicherlich noch große Freude an ihm haben. Auch der Ex-Bundesligaprofi Claudio Reyna wusste zu überzeugen.

Der Schiedsrichter Hugh Dallas aus Schottland hatte das Spiel die komplette Spielzeit im Griff und leistete sich kaum Fehler. Er wirkte souverän und zeigte ein gutes Fingerspitzengefühl. Würden alle WM-Schiedsrichter so pfeifen wie er, würde es wahrscheinlich solche Diskussionen, wie die um die italienischen Spiele gar nicht geben. Ein großes Kompliment also an Hugh Dallas, der das Spiel zu jeder Zeit sicher im Griff hatte.

Insgesamt gesehen war es ein recht gutes und temporeiches Spiel mit relativ vielen Chancen. Es war insgesamt ziemlich ausgeglichen. In der ersten Halbzeit war die USA stärker, in der zweiten die Deutschen. Ich fand es sehr beeindruckend, wie gut sich die Amerikaner verkauft haben bei dieser Weltmeisterschaft und Fußball sollte auch in den Staaten eine größere Rolle spielen, als das bisher der Fall ist. Deutschland ist seit 1990, dem Jahr in dem Deutschland Weltmeister wurde, wieder in einem Halbfinale bei einer WM, womit ich vor der WM nicht gerechnet hätte, aber so bin ich umso glücklicher über diese Tatsache. Ohne Oliver Kahn wäre dieser Erfolg wohl nie möglich gewesen!!!

Danke für das Lesen meines Berichtes. Über sinnvolle Kommentare und Gästebucheinträge freue ich mich immer.

Ciao, euer Klops.

Anmerkung: Der Bericht ist auch bei Ciao (ackerbauer) erschienen.