Deutschland sucht den Superstar (VHS) Testbericht

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ab 8,12
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  • Action:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von ralf0816

LIEBER TOT ALS DIETER BOHLEN

Pro:

einblick in den abgrund

Kontra:

es reicht so schon

Empfehlung:

Nein

Es lässt sich nicht bestreiten: Deutschland sucht den Superstar.

Trauen wir einfach mal den Einschaltquoten, obwohl es immer wieder eine traurige
Erkenntnis ist, dass gerade bei einem großen Teil der jüngeren Bevölkerung
es sowohl in Bezug auf Verstand, Geschmack und Instinkt erschreckende Defizite
geben muss.

Was ist überhaupt Deutschland, was ist denn ein Superstar?
Deutschland ist scheinbar eine Ansammlung von Verblödeten mit einer üblen
Vergangenheit und einer Gegenwart, die immer unerfreulicher wird. An die Zukunft wollen wir erst gar nicht denken.
Jedes Jahr ein Jahrhundertsommer, eine Jahrhundertflut, hier ein Krieg, dort
eine „Hungerkatastrophe“.
Der Bevölkerung werden schnell aber sicher existenzielle Rechte geraubt,
die Bundesregierung führt „Krieg erst nach Außen und nun auch nach Innen, gegen Arbeitslose, Kranke, Alte, Arme und Kinder“. (K.H. Hansen in Konkret 11/03)

Die Stimmung steigt trotzdem, wir haben ja eine schon unüberschaubare Anzahl an „Superstars“, früher bezeichnete man die Beatles oder so gerade noch Madonna als
so was, heute gibt es Dieter und Gisela, morgen Hans, Franz, Veronika.
Man kann sogar direkten Einfluss auf die Auswahl derselben nehmen, einfach anrufen und bei einem Tarif von 0,49€ aktive Demokratie leben.
Es ist möglich, so oft anrufen bis die ganze Familie wegen einer Telefonrechnung
den Offenbarungseid leisten muss.

Das Konzept „Superstar“ basiert auf einer ekligen Mixtur menschlicher
Schwächen: Neid, Missgunst, Schadenfreude und der Gier nach dem schönen Schein.
Einen nicht unwesentlichen Aspekt nimmt die Dokumentation des Scheiterns der abgelehnten Bewerber ein.
Arme Schweine, teilweise offensichtlich psychisch gestört, dürfen ihre völlige Talentfreiheit demonstrieren, auch hier wird bei der Auswahl des zu sendenden Materials darauf geachtet, den niedrigsten Trieben des Publikums entgegenzukommen.

Bei der Jury ist eigentlich nur eine Person von Bedeutung.
Die anderen Beteiligten: Shona Fraza ist komischerweise Musik- Journalistin und hat schon ganz viele tolle Sachen gemacht(z.B MTV-Moderatorin, aber sind das nicht irgendwie alle?), die völlig spurlos an mir vorbeigegangen sind. Offensichtlich hält sie sich für hip und originell, was ich ihrem seltsamen Outfit entnehme.
Thomas Bug ist auch ganz vieles, Moderator, Journalist und
Vermittlungsagenturbesitzer. Auch ganz toll.
Thomas Stein ist auch hauptberuflich bei der BMG damit beschäftigt, wertlosen Mist zu produzieren und ihn unters Volk zu bringen. Ein Profi.

Dieter Bohlen ist die perfekte Verkörperung eines enthemmten Neo-Liberalismus,
raffgierig, unmoralisch, großmäulig.
Er selbst halluziniert sich als Musiker und Produzent, sein unbestreitbarer kommerzieller Erfolg bestärkt ihn in dieser Annahme.
Weite Qualifikationen und Vorlieben: Bei der Hinrichtung gescheiteter Kandidaten kann Bohlen die ganze Palette seiner psychischen Deformation zum Tragen bringen.
Das Äußere ist seine Welt, sein Geschmack ist der der allerletzten Proll´s aus der Pommesbude von nebenan.
Sein Frauenbild sollte eigentlich unter Strafe stehen, lange Beine, dicke Titten, volle Lippen. Unterwürfig, immer willig.
Bohlen ist sich der Armseligkeit seines Verhaltens nicht einmal bewusst, so das die Interpretation seines Verhaltens als Zynismus völlig daneben geht.
Der Mann ist krank und somit zu bedauern, was natürlich schwer fällt.

Wenn eine Gesellschaft solche Figuren zu Leitbildern erklärt, liegt einiges im argen.
Nicht nur Bohlens Omnipräsenz in den Trivialmedien, in der Werbung ist traurig, das er auch in sich selbst für „seriös“ haltenden Sendungen ein Forum bekommt, gibt doch arg zu denken.

Purer Materialismus, Gehässigkeit, schlecht versteckte Ressentiments gegen Schwule, Ausländer, Arme, die für ihn nur Loser und somit keine vollwertigen Menschen sind, machen ihn zu einer, trotz aller Lächerlichkeit, gefährlichen Figur.



Was lässt sich sonst noch über „Deutschland sucht den Superstar“ sagen?

Vergesst den ganzen Scheiß.

Wenn ihr mal ein (kleiner) Star werden wollt besorgt euch ein paar Instrumente, geht in die Garage und macht vernünftigen Sound.

Es darf ruhig ein bisschen lauter sein.






ã lota1900

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