Die Ausstellung Körperwelten - Wissenschaft oder Leichenschau? Testbericht

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Erfahrungsbericht von web-based

Körperwelten - Eine Geschmacklosigkeit im Zeichen der Zeit...

Pro:

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Kontra:

Eine Geschmacklosigkeit, die ihres gleichen sucht. Kommerz geht vor Pietät.

Empfehlung:

Nein

Es ist jetzt einige Monate her, dass ich erstmals mit dem Thema \"Körperwelten\" konfrontiert wurde.
Damals erzählte mir eine gute Bekannte, die Medizin studiert, dass es da eine Ausstellung gebe, in der plastifizierte Leichen gezeigt würden.

Die Plastifikation ist eine Technik, mittels derer das menschliche (oder tierische) Gewebe durch Zuführung gewisser Chemikalien dauerhaft erhalten werden kann.

Ich fand die bloße Vorstellung schon wiederwärtig, dachte mir jedoch, dass man soetwas als Laie nicht sofort als negativ bewerten sollte, denn schließlich können Mediziner dadurch sicherlich einiges lernen.

Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht bewußt, dass es sich dabei um keine fachspezifische Ausstellung handelte, die sich nur an (angehende) Mediziner richtet. Also verdrängte ich den Gedanken an derartige Geschmacklosigkeiten aufgrund der weiterbildenden Funktion für anatomisch Interessierte.

Erst einige Wochen danach kam ein Bericht in den Medien über diese Ausstellung. Ich musste mit Schrecken feststellen, dass der Zweck dieser Ausstellung nicht im Geringsten mit der Ausbildung von Medizin-Studenten zu tun hatte. Was hier vor sich ging, geschah nicht im Namen der Wissenschaft.

Ein Mediziner hatte sich zum selbsternannten Künstler aufgeschwungen, und wollte mit der Plastifizierung von Leichen(teilen) zu einem fragwürdigen Ruhm gelangen.

Aus meiner Sicht ist die Totenruhe etwas Unantastbares, das nicht gestört werden sollte. Natürlich gibt es Menschen, die verfügen , dass nach ihrem Tode ihr Körper der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden soll. Dies geschieht jedoch normalerweise, um der Erforschung von Krankheiten und der Ausbildung von Medizinern zu dienen, und nicht um ein Schau-Objekt für sensationsgeile Todes-Touristen zu werden.

Die Plastifikation als solche ist sicherlich eine segensreiche Technik, wenn sie in vernünftiger und ethisch vertretbarer Weise angewendet wird.

Wenn jedoch ein toter Mensch zu einem Schau-Objekt degradiert wird, dann frage ich mich ganz einfach, warum dies so erfolgreich ist.

Ich bin der Ansicht, dass ein Mensch auch nach dem Tode noch das Recht auf eine gewisse Würde hat, und nicht wie in einem Freizeitpark oder einer Kunst-Gallerie ausgestellt werden sollte.

Aber diese Art von Zurschaustellung ist offenbar bezeichnend für die Art von Sensations-Exhibitionimus, wie er heute von den Medien propagiert wird.

Ich für meinen Teil werde mir diese Ausstellung sicherlich nicht ansehen, denn ich möchte nicht erleben, wie z.B. Jugendliche mit Cola und Popcorn, alberne Kommentare abgebend, die Überreste von Menschen betrachten, als wären sie nur eine skurille Jahrmarkts-Sensation.

Der menschliche Körper hat mehr Achtung verdient, egal was die Medien propagieren, oder was scheinbar \"in\" ist.

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