Die Bourne Identität (VHS) Testbericht

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ab 10,44
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Erfahrungsbericht von T-Shirt

Action: top - Drehbuch: flop

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Endlich macht Franka Potente in Hollywood das, was sie in Deutschland schon längst gemacht hat: Karriere. Nach ihrem 30-Minuten-Auftritt an der Seite von Johnny Depp in „Blow“ ist sie nun erstmals bei einer US-Produktion in der Hauptrolle zu sehen. Schade, dass sich für diese erfreuliche Premiere kein besserer Film gefunden hat als „Die Bourne-Identität“.

Die Geschichte, die auf einem Roman von Robert Ludlum basiert, nimmt ihren Anfang im Mittelmeer, wo Jason Bourne (Matt Damon) mit zwei Kugeln im Rücken halbtot aus dem Wasser gefischt wird. Warum auf ihn geschossen wurde, weiß er nicht – Jason hat sein Gedächtnis verloren, er weiß noch nicht einmal, dass er Jason heißt. Zur weiteren Verwirrung trägt ein Schweizer Bankschließfach bei, in dem er nicht nur einen Ausweis auf den Namen Jason Bourne findet, sondern viele weitere Ausweise, die verschiedene Namen, aber allesamt sein Foto tragen.

Mit Hilfe der Globetrotterin Marie (Franka P.) gelangt er nach Paris, um dort seiner Identität auf die Spur zu kommen. Doch die CIA, der amerikanische Geheimdienst, versucht offenbar alles, um ihn und seine Begleiterin aus dem Weg zu räumen. Den ersten Mordanschlag kann Jason noch vereiteln, weil er –zu seiner eigenen Überraschung – offensichtlich über eine exzellente Nahkampf-Ausbildung zurückgreifen kann. Nach und nach fügt sich das Puzzle um die „Bourne-Identität“ zwar zusammen, aber mit der Zeit rücken auch die Killer der CIA immer näher ...

Je näher die Jäger den beiden Gejagten kommen, desto mehr kann der Film seine Stärken ausspielen – „Die Bourne-Identität“ ist nämlich vor allem eines: ein temporeicher Action-Thriller. Die Auto-Verfolgungsjagd quer durch Paris ist zweifellos einer der Höhepunkte des Films: professionell inszeniert, packend gefilmt und rasant geschnitten. Auch die Kampf-Szenen und diverse Fassaden-Klettereien – so lächerlich sie teilweise auch wirken mögen – sind technisch ausgezeichnet umgesetzt. Zudem ist der Film spannend und hat einige dramatische Schock-Momente – so muss ein Thriller sein.

Bei aller technischen Perfektion wurde aber offenbar übersehen, dass eine plausible Story dem Streifen auch ganz gut zu Gesicht gestanden hätte. Kurz gesagt: Wenn sich die CIA und ihre besten Kräfte (einschließlich Bourne) tatsächlich so idiotisch verhalten würden, dann hätten die USA den Kalten Krieg haushoch verloren.

Wie einfach Jason aus einem hochgerüsteten, waffenstarrenden Hochsicherheitstrakt wie dem US-Konsulat in Zürich entkommt – einfach lächerlich! Lokalitäten, bei denen sich die Geheimdienst-„Experten“ an fünf Fingern abzählen könnten, dass der verzweifelt gesuchte Jason dort auftauchen dürfte, werden offenbar nicht überwacht – absolut unglaubwürdig! Dann fliegt das Versteck von Jason und Marie in einem kleinen Hotel auf, und beide haben nichts besseres zu tun, als sich ein noch viel offensichtlicheres Refugium auszusuchen – dilettantisch!

Wie sich die CIA gute Gelegenheiten entgehen lässt, Jason habhaft zu werden, ist ebenso lachhaft wie dessen siegfriedgleiche Unbezwingbarkeit in diversen Kampfszenen. Das erinnert an eine Kreuzung zwischen James Bond und Bud Spencer – nur mit dem Unterschied, dass es in diesem Fall keine Spur von augenzwinkernder Ironie gibt. Mit welch einfachen Mitteln es zwei Menschen gelingt, den wohl professionellsten Geheimdienst der Welt ein ums andere Mal zu übertölpeln, ist derart hanebüchen, dass es einem graust.

Auch an anderer Stelle schmälert das lieblos zusammengeschusterte Drehbuch den Filmgenuss. So wird zwischenzeitlich erwähnt, dass Jason an einem Projekt beteiligt war, dessen Teilnehmer seitdem unter starken Kopfschmerzen leiden. Das klingt interessant ... aber leider werden die Hintergründe des mysteriösen Projekts bis zum Ende des Films nicht aufgeklärt.

Dass Männlein und Weiblein auf der gemeinsamen Flucht zwischen zwei lebensgefährlichen Situationen nichts besseres zu tun haben, als nebenbei noch ein Liebespaar zu werden, ist inzwischen auch dermaßen abgegriffen, dass man sich schon fragt, ob das unbedingt sein muss. Auch wenn Matt Damon und Franka Potente ihre Rollen – in den Grenzen, die das schwache Drehbuch bietet – überzeugend und sympathisch spielen, kann „Die Bourne-Identität“ nicht wirklich überzeugend. Wer es aber schafft, die logischen Unzulänglichkeiten auszublenden, bekommt aber immerhin zwei Stunden solides Action-Kino geboten.

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