Die Harald-Schmidt Show Testbericht

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Summe aller Bewertungen
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  • Spannung:  viel
  • Romantik:  wenig

Erfahrungsbericht von Craove

BOW TO A GENIUS

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Hallo.


- Inhalt -

1. Einleitung
2. Der Moderator
3. So fing alles an; oder: der Beginn der HSS
4. Die Preise Schmidts und der Show
5. Ablauf einer Show
6. Sidekicks
7. Besuch im Studio 449
8. Fazit


- Einleitung -

Endlich komme ich dazu, zu diesem Thema - welches einen Großteil meiner Freizeit verschlingt - zu schreiben. Ich habe lange überlegt, wie ich anfangen kann; was ich überhaupt von mir geben soll... Ich habe Angst, dem Stellenwert der Sache nicht gerecht zu werden. Oft ist es ja so, dass man über Sachen, die einem ganz und gar nicht liegen, viel mehr und besser schreiben kann, als über Dinge die einem sehr viel bedeuten. Das mag komisch klingen - immerhin handelt es sich hierbei doch eigentlich nur um eine einfache Fernsehsendung - die Harald Schmidt Show. Der Name ist einfallslos, die Show ist aus Amerika geklaut, der Moderator ist bei einem Großteil der Bevölkerung äußerst unbeliebt und zu allem Überfluss kommt das Ganze auch noch zu sehr später Stunde. Dennoch versuche ich dieses Phänomen zu erklären - das Phänomen, das Nacht für Nacht etwas über eine Millionen Zuschauer um 23:15 Uhr Sat.1 einschalten lässt - das Phänomen, das täglich 250 Besucher, oder Kunden wie _er_ es nennt, aus dem gesamten Bundesgebiet in den Kölner Stadtteil Mühlheim pilgern lässt - das Phänomen, das seriöse Zeitungen wie die Frankfurter Allgemeine und die Süddeutsche - oder auch die taz - dazu veranlasst, der Show ganze Feuilleton-Hymnen zu widmen...


- Der Moderator -

Eigentlich dürfte ich diese Rubrik gar nicht \"der Moderator\" nennen... Harald Schmidt ist in erster Linie ein Entertainer - ein Unterhaltungsgenie und kein Moderator. Für Menschen, die ihn weder kennen noch mögen mag das eigenartig klingen, aber er ist wirklich ein Genie. Gute Moderatoren gibt es viele: Günter Jauch, Thomas Gottschalk... doch ein Entertainer muss weitaus höheren Ansprüchen genügen - er muss witzig sein, unterhalten können, er muss die hohen Erwartungen des Publikums erfüllen - und das nicht nur einmal im Monat oder einmal in der Woche. Nein. Abend für Abend an vier Tagen die Woche. Seine Zuschauer (oder von mir aus auch die Zielgruppe) wollen das politische Tagesgeschehen aufgearbeitet und serviert bekommen, sie erwarten schlagfertige Kommentare zum aktuellen Weltgeschehen und wollen darüber auch noch lachen können - egal wie ernst das Thema ist.

Obwohl das nicht so ganz stimmt... auch ein Harald Schmidt (HS) hat Prinzipien und weiß wo die Grenzen von Unterhaltung liegen. Nach dem 11. September machte er - im Gegensatz zu Sendungen wie TV Total - ganze zwei Wochen Pause. Er saß in dieser Zeit täglich acht Stunden vor dem Fernseher um sich die ganze Situation vor Augen zu führen und um eine Position (für die Show) zu beziehen - so etwas erwartet _sein_ Publikum von ihm. Er stellt eine eigene gesellschaftliche Instanz dar. Die erste Show nach den Anschlägen, am 25. September war dann auch die beste Sendung seit langer Zeit - er mied das Thema nicht, sondern arbeitete es mit Witz und Verstand auf: \"wir haben aus Solidarität mit den Amerikanern vor 6 Jahren gleich die komplette Show gestohlen\", \"es gibt ca. 80 Prozent gewaltbereite Katholiken in Deutschland\" etc.
Es hagelte Lob von allen Seiten: von den Fans ebenso wie von der Presse. Zur Krönung des Ganzen gab es im März den renommierten Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie Spezial für HS für die Show vom 25.9.01. Andere Preisträger in dieser Kategorie waren z.B. Peter Klöppel und Volker Weicker.

Die Bildzeitung titelt gerne \"Dirty Harry\", und auch andere Zeitungen haben diesen geflügelten Ausdruck längst in ihr Repertoire aufgenommen. In den Anfangszeiten der Show im Jahr 1995/1996 hätte man diesen Eindruck leicht gewinnen können: Die WDR-Moderatorin Bettina Böttinger (b.trifft) war z.B. damals als Gast geladen, verließ die Show aber aus Protest vorzeitig, da Schmidt ihrer Meinung nach, ihre Homosexualität geoutet hatte. Das ganze geschah anhand eines, damals sehr beliebten Bilderrätsels: \"Was haben diese vier Dinge gemeinsam (es waren vier Fotos zu sehen)? Damenbinden, Eierlikör, Klobrille und Bettina Böttinger: Das sind alles Dinge, die kein Mann freiwillig anfassen würde!\"
Anhand dieses Beispiel lässt sich ein weiteres Prinzip Schmidts und der Show sehr gut erläutern: Böttinger war schon vorher mit der Geschichte an die Öffentlichkeit gegangen - und genau hier ist der springende Punkt: Die Harald Schmidt Show wühlt keinesfalls im Dreck, wie einige Boulevardblätter gerne behaupten. Es werden nur solche Dinge aufgegriffen, die in die Medien getragen wurden... und grundsätzlich nur über Personen gesprochen, deren Einkommen überhalb von 10.000 Euro liegt. Heutzutage ist HS ebenso wie die Show erwachsener geworden, einige sehen darin einen Humorverlust - Harald selbst nennt es \"Post Comedy\"... aber dazu später im Showteil mehr.

Zunächst komme ich aber auf die Biografie von Harald Schmidt zu sprechen - denn viele seiner Bemerkungen erfordern gewisse Vorkenntnisse, um richtig interpretiert werden zu können:

Harald (Franz) Schmidt wurde am 18. August 1957 in Neu-Ulm geboren und wuchs im schwäbischen Nürtingen, als Sohn eines Verwaltungsangestellten und einer Kindergärtnerin auf. Er besuchte das Hölderlin-Gymnasium (http://www.hoegy.de) in Nürtingen, blieb jedoch einmal sitzen, und machte dort auch das Abitur (Note: 3,2). Nebenbei besuchte er noch die Kirchenmusikschule in Rottenburg/Neckar, legte dort die C-Musikprüfung für Kirchenmusik ab und war als Organist und Chorleiter in der katholischen Gemeinde St. Johannes tätig. In der Schule war er nicht unbedingt der beliebteste - Zitat Schmidt: \"Ich war wie heute, nur damals war das noch nicht so in.\" - denn er hatte bereits früh den Wunsch Schauspieler (erster Berufswunsch: Priester) zu werden, und die Schule bot dafür, nach seiner Auffassung, ein ideales Betätigunsfeld um Grenzen auszutesten. Als Beleg für seine Unbeliebtheit wird gerne die ZDF-Sendung \"Klassentreffen\" angeführt. In dieser Sendung wurden berühmte Persönlichkeiten mit ihren Schulkameraden konfrontiert. 1992 war es auch für HS soweit, allerdings waren trotz intensivster Bemühungen seitens des ZDF nur sieben von 27 ehemaligen Mitschülern bereit zu kommen.

Von 1978 bis 1981 besuchte er die staatliche Schauspielschule in Stuttgart und nahm danach für drei Jahre ein Engagement an den Städtischen Bühnen Augsburg an. Dort spielte er u.a. auch mit Annemarie Wendl (Else Kling) zusammen. Der große Durchbruch gelang dem Brillenträger (-5,75 Dioptrien!) allerdings nicht - es blieb immer nur bei kleinen Rollen.
1984 wurde endlich (endlich ;)) jemand auf sein Talent aufmerksam: Kay Lorentz endeckte ihn und \"nahm ihn mit\" ans legendäre Düsseldorfer Köm(m)ödchen. Dort schrieb er Textbeiträge für Lore Lorntz und begann auch mit eigenen Kabarettprogrammen auf Tour zu gehen: \"Ich hab\' schon wieder überzogen\", \"Überstehen ist alles\". In dieser Zeit entwickelte sich der große Schwabe (1,94m) zu einem hervorragenden Kabarettisten - mit seinem bekannt tiefgründigen, zynischen und zuweilen auch schwarzen Humor (3. Kabarettprogramm \"Schmidtgift\" 1992 - auch als CD erhältlich).

Das Jahr 1988 war der Beginn seiner Fernsehkarriere - ich werde im folgenden seine wichtigsten Projekte jeweils nur kurz anschneiden, hier geht es ja eigentlich um die Show: \"Maz ab!\", eine WDR Quizsendung, die quotenmäßig ein sehr großer Erfolg war (bis 46%) und 1989 sogar den Sprung in die ARD schaffte. 1990 folgte dann \"Pssst...\", ebenfalls eine Art von Quiz, in der ein prominentes Rateteam, bestehend aus 4 Personen, das Geheimnis eines, ebenfalls meist prominenten Gastes erraten musste. Im gleichen Jahr startete die legendäre (schon wieder was legendäres) Sendung \"Schmidteinander\", in der im Zusammenspiel mit Herbert Feuerstein, der oftmals an Schmidt verzweifelte, Schmidts Zynismus und seine \"Bosheit\" unverholen zu Tage traten. Schmidteinander lief vier Jahre lang - allerdings mit mageren Quoten. Wo wir auch schon beim Thema wären... denn jetzt folgte \"Verstehen Sie Spass?\". Kurt und Paola Felix hatten Schmidt als Nachfolger für ihre - bis dahin - super erfolgreiche Samstagabendshow ausgewählt. In den nun folgenden knappen 3 Jahren (1992-1995) glänzte der Schwabe als Gastgeber der beliebten Familienshow... leider sah das die Zielgruppe - oftmals ältere Damen und Herren - etwas anders. Schmidts humoristische Einlagen kamen nicht immer so gut an wie erhofft. Als die Sendung in Hof gastierte begrüßte er das Saalpublikum mit den Worten \"Willkommen im Hof\" - keine Reaktion. Einmal - und hier wurde Fernsehgeschichte geschrieben - setzte er sich während der Show an einen Flügel, spielte jedoch nicht, sondern schaltete ein Metronom an... hörte dessen Geräusch eine ganze Zeit lang zu und sagte dann zu dem verdutzten Publikum: \"Ist das nicht unglaublich? Jeder Schlag kostet die ARD gerade 15.000 Mark!\" - kurzgesagt: innerhalb von drei Jahren sanken die Quoten um ein Drittel und Schmidt sah ein, dass er hier nicht glücklich werden würde...


- So fing alles an, oder: der Beginn der Harald Schmidt Show -

Zur selben Zeit entstand bei Sat.1 / Brainpool die Idee einer (fast-) täglichen Late Night Show. Immerhin waren die durch solche Formate in den USA erreichten Quoten beachtlich - und man bot HS die Show an, da er mit Schmidteinander schon ein ähnliches Format erfolgreich moderiert hatte. Dieser war - da er sehr eitel ist, was man nicht unbedingt vermutet - sehr bestürtzt über die Tatsache, bei einem breiten Publikum dermaßen schlecht anzukommen , bereit seine Aussage, er würde nie zu den Privaten gehen, nochmal zu überdenken und wandte sich schließlich mit Grauen Sat.1 zu...

...und am 05.12.1995 lief die erste Harald Schmidt Show über die Fernseher, und obwohl die Quoten hinter den Erwartungen zurückblieben und die Presse das baldige Aus prognostizierte, hielt man bei Sat.1 an der Show fest: zurecht, wie sich herausstellte: die Show ist schon vor langer Zeit zum absoluten Kult geworden; die Zuschauer sind hauptsächlich Angehörige der werberelevanten Zielgruppe der 14-49jährigen und dazu - nach Aussagen von Presse- und Sender - überdurchschnittlich gebildet, erfolgreich und wohlhabend, und somit auch für die Werbeindustrie von besonderem Interesse.
1998 trennte sich HS nach Streitigkeiten von seinem bisherigen Arbeitgeber \"Brainpool\" und produziert seitdem die Show mit seiner eigenen Produktionsfirma \"Bonito\". Zu dieser Zeit verließ man auch das angestammte Capitol in der Nähe der Kölner Innenstadt und zog ins neue Studio 449 im Industrieviertel Köln-Mühlheim. Das Studio ist auch gleichzeitig der Sitz von Bonito TV:

Studio 449
Schanzenstrasse 39
51063 Köln


- Die Preise Schmidts und der Show -

*1986* Bester deutscher Nachwuchskabarettist beim Kabarett-Wettbewerb Salzburger Stier (ausgetragen von den dt. Rundfunkanstalten)

*1992* Adolf-Grimme-Preis in Bronze für \"Gala - Weihnachten mit Harald Schmidt\"; 1. Preis für die beste Unterhaltungssendung beim Europäischen Fernsehwettbewerb in Madrid

*1993* Goldene Europa (\"Entertainer des Jahres\"); Tele-Star; Bambi

*1994* Goldene Kamera

*1997* Adolf-Grimme-Preis (HS hatte ihn sich zuvor in seiner Show selbst verliehen :)); Goldener Löwe (\"bester Showmoderator\"); Telestar (\"bester Showmoderator\"); Medienpreis für Sprachkultur der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden (wird glaub\' ich von der Kultusministerkonferenz verliehen).

*2000* Deutscher Fernsehpreis (\"bester Unterhaltungsmoderator\")

*2001* Deutscher Fernsehpreis (\"bester Unterhaltungsmoderator\")

*2002* Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie Spezial; Goldene Kamera, bester Nachwuchschauspieler (Theater Heute) für seine Rolle als Lucky in "Warten auf Godot"



- Ablauf einer Show -

Die Show ist einem ständigen Wandel unterworfen... ich beschreibe einfach mal eine Show, wie sie momentan abläuft, gegebenenfalls werde ich diesen Teil dann aktualisieren - je nach Entwicklung:

-- Standup --

Mit der Eingangsmoderation, dem sogenannten Standup beginnt jede Show... ups, stimmt nicht so ganz - vorher spielt die Helmut Zerlett Band (zu Helmut kommen wir später) das Intro, übrigens live auf die MAZ. Dann kommt HS ins Studio und es geht los. Der Standup beinhaltet Gags zu aktuellen Themen aus Politik und Gesellschaft. Das Material liefern ca. 20 feste und freie Autoren, bzw. fleißige Fans, denn auf http://www.schmidt.de gibt es an Showtagen zwischen 11:00 und 14:00 Uhr den Wettbewerb \"Schreib für Schmidt\". Meist stehen drei verschiedene Themen zur Auswahl zu denen man sich auslassen kann. Schafft ein Gag den Sprung in die Show winkt ein netter Preis oder vielleicht sogar ein Vetrag als freier Autor. Einige Gags, ca. ~10% steuert Schmidt selbst bei. Die Gesamtlänge dieses Teils ist unterschiedlich, scheint aber im Moment im Schrumpfen begriffen zu sein. Ist nach ca. 3 bis 8 Minuten alles gesagt, was gesagt werden musste spielt die Band wieder los und Harald geht in aller Ruhe zu seinem Schreibtisch.

-- Schreibtischblock --

Der Schreibtischteil stellt den größten Block innerhalb einer Show dar. Zusammenfassend kann man es als einen Dialog zwischen Harald Schmidt und seinem Chefredakteur Manuel Anrack bezeichnen, der seit August 2000 mit im Studio sitzt. Er übernimmt die Funktion des sogenannten Sidekicks. Dadurch ist es möglich, Themen aufzugreifen, die HS nicht direkt in die Kamera abhandeln könnte. Man beobachtet also praktisch die ganze Zeit eine Unterhaltung zwischen diesen beiden Persönlichkeiten. Manchmal werden auch noch Helmut und Suzana (= Cue Card Girl, sie hält die Pappen mit Stichwörtern) in die Unterhaltung mit einbezogen.

Natürlich muss dieser Teil nicht zwingend am Schreibtisch stattfinden - man nennt ihn eben so. Für diejenigen, die die Show selten oder gar nicht sehen, bzw. nicht kennen oder hassen gebe ich hier mal einen kleinen Überblick über Highlights innerhalb des Blockes... Turnstunde mit HS, Manuel, Helmut und Suzana; Harald macht sein Seepferdchen im Schwimmbecken auf dem Studioparkplatz; Harald spielt Hamlet mit Playmobilfiguren nach; Literarisches Quartett (übrigens ernsthaft); Uraufführung eines Theaterstückes von Benjamin von Stuckrad-Barre; Maibaumsetzung im Studio; Manuel übt wie man schnell und weit schießt (Fußball); kann man ein Ikea-Regal in vier Minuten aufbauen?; die Taten des Theseus werden nachgespielt (ebenfalls mit Playmobilfiguren); Kasperletheater im Bundesrat (veranschaulicht mit dem Zuwanderungskrokodil); Orchesterprobe; Harald veranstaltet einen Gemeindenachmittag mit Suppe und Kirchenliedern für\'s Publikum etc...

Das Ganze läuft unter der von Schmidt in einem seiner letzten Spiegel-Interviews ausgerufenen Post-Comedy: Es wurde schon alles gesagt, alles gemacht, jeder Gag war schonmal da... es lässt sich schwer definieren was Post-Comedy sein soll - Comedy ist witzig, klar... Post-Comedy aber auch, es ist aber dennoch ein gewaltiger Unterschied. Es sind weniger vorbereitete Gags als vielmehr die Situationskomik, die freie Improvisation, in der Schmidt ein Meister ist... hierfür braucht er keine Autoren, dass kann er am Besten selbst. Das Besondere ist jedoch, - und das unterscheidet ihn u.a. auch von der vermeintlichen Konkurrenz - das er immer witzig ist - teilweise auch wenn er gar nicht witzig sein will. Er hat ein sehr gutes Gefühl für Timing - und alle diese Dinge sind essentielle Bestandteile und Merkmale des Schreibtischblockes.

-- Gästeteil --

In den meisten Shows gibt es einen oder zwei Gäste, die entweder mit HS talken und / oder was musikalisches zum Besten geben. Die Talks sind meist interessant, manchmal auch witzig - aber nur manchmal, da Harald hier mit angezogener Handbremse fährt, denn die Gäste sind das Kapital des Showmasters und deshalb will man sie ja nicht vergraulen. Qualität und Bekanntheitsgrad der Gäste schwanken sehr stark. Es gibt Wochen in denen die halbe Belegschaft von Viva zu Gast ist und andere in denen David Bowie und Sharon Stone kommen.


- Sidekicks -

Wie bereits gesagt sind Sidekicks Ansprechpartner für HS - die ihm erlauben auch Themen zu bearbeiten, die man nicht direkt in die Kamera abhandeln könnte. Insgesamt gibt es neben Harald drei wichtige Personen, wovon Manuel Andrack die bedeutenste ist:

-- Manuel Andrack --

MA ist der Chefredakteur der Harald Schmidt Show. Er ist Jahrgang 1965 und bekennender Grünen-Wähler, hat keinen Führerschein und fährt meistens mit dem Fahrrad durch die Gegend. Zudem trinkt er in jeder Show eine Flasche Bier um die deutsche Bierindustrie zu stützen und er ist der Bierbotschafter der Bundesrepublik Deutschland 2002. Studiert hat er in Köln, wo er auch geboren wurde, und zwar: Theater- Film- und Fernsehwissenschaften als Hauptfach, Germanistik und Kunstgeschichte als Nebenfach (Abschluss: Magister Artium). Bevor er als Redakteur im Studio gelandet ist, hat er u.a. als Redakteur beim \"Familien Duell\", beim \"Bibel Quiz\" (beides RTL) und bei \"Geh auf\'s Ganze\" gearbeitet. Dann ist er bei Sat.1 gelandet und war dort von 1995 bis 1998 verantwortlicher Redakteur der Harald Schmidt Show - Spitzname: IM Andrack ;). Er war nämlich dafür verantwortlich, das Schmidt nicht zu weit geht. Mit der Gründung von Bonito hat er aber die Seiten gewechselt und ist dort seit 1998 Redaktionsleiter und wie bereits gesagt seit August 2000 Redakteur im Studio.

-- Helmut Zerlett und Suzana --

Helmut ist Bandleader der gleichnamigen Band und war von Anfang an mit im Studio. Privat ist er Musikproduzent und Mitglied der \"Unknown Cases\" - einer Band, ist ein totaler Porschefanatiker, hat eine C-Lizenz für Autorennen und ist schonmal Keyborder bei Wersternhagen oder früher bei Joachim Witt. Kurzgesagt ist er eine ziemliche Persönlichkeit innerhalb der dt. Musiklandschaft.
Suzana hat gerade ihr Studium abgeschlossen (Sprachwissenschaft). In der Show hält sie für HS die Pappen auf denen Stichworte zum Sendeablauf stehen.


- Besuch im Studio 449 -

Der Vollständigkeit halber folgt nun ein kleiner Bericht über meinen Besuch im Studio 449. Ja, ich war da... bei einer Aufzeichnung der Harald Schmidt Show - und vielleicht spielen ja einige hier ebenfalls mit dem Gedanken, auch mal nach Köln-Mühlheim zu fahren...

Wir schreiben den 02. Juli 2002, es ist Dienstag, 14:25 Uhr. Nach ca. 4 stündiger Zugfahrt (von Saarbrücken aus) kommme ich endlich am S-Bahnhof in Köln-Mühlheim an. Es liegen noch ca. 2 km Fußweg vor mir - für einen Fan jedoch nur ein kleines Hindernis auf dem Weg zum Glück *g*.
Nach einem ca. 20minütigen Irrweg liegt sie vor mir: die Schanzenstrasse. Eine bekannte Adresse in Köln - immerhin ist hier auch das E-Werk... und daneben: das legendäre Studio 449. Es ist jetzt 20 vor 3 Uhr nachmittags und in zwanzig Minuten wird die Verteilung der Platzkarten beginnen (Vielleicht sollte ich das kurz erklären: Wenn man Karten per Telefon bestellt, erhält man eine Buchungsbestätigung und bezahlt den Betrag per Rechnung - 8 Euro + Bearbeitungsgebühr. Mit der Buchungsbestätigung geht man dann zum Studio und tauscht diese gegen eine Platzkarte ein).

Auf dem Parkplatz läuft gerade die Probe für die später stattfindende Siegerehrung des Harald Schmidt Show WM-Tipp-Gesamtsiegers. Ich gehe hinein - ich kann es noch gar nicht glauben - und tausche meine Buchung gegen eine Platzkarte ein. Nun heißt es warten - volle zwei Stunden; in der Lobby sind alle gut drauf und beim Gang auf die Toilette entdecken viele das bekannte Gesicht von Sabine Christiansen ;).
Punkt 17:15 Uhr beginnt der Einlass ins Studio. Die charmante Stimme von Mdme Nathalie weist uns unter allerhand Drohungen, darauf hin, wir sollen unsere Sachen an der Garderobe abgeben und unsere Handys ausschalten. Dann geht es endlich hinein ins eigentliche Studio. Alles ist so, wie ich es aus unzähligen Shows kenne: der Schreibtisch, die Deko... die Klimaanlage leistet auch erstklassige Arbeit - draußen ~27 Grad, im Studio knappe 15.

Nach einer halben Stunde, die mit Videoclips des Kölner Musiksenders Onyx.tv überbrückt werden, beginnt endlich das Warm up. Hier bekommt man als Zuschauer gezeigt wie man \"richtig ausrastet\". Mr. Warm up, Thomas \"Schmittie\" Schmidt leistet ganze Arbeit. Schon beim zweiten Versuch klappt alles wie am Schnürchen - nun muss die Stimmung noch auf die gewünschte Temperatur gebracht werden. Dafür sucht er sich ein \"Opfer\" aus den Reihen des Publikums... es trifft den armen Theo - scheinbar auf Grund seines modisch etwas veralteten Hemdes, über das Schmitti auch ausgiebig herzieht. Das Ganze ist aber wirklich nett gemeint und zur Belohnung gibt es einen Mitschnitt der ganzen Sache.

Dann stellt sich die Band vor und gibt auch gleich eine kleine Kostprobe ihres Könnens... und dann kommt _er_... Harald Schmidt. Er begrüßt uns, seine Kunden, wie er es nennt und macht ein paar Scherze. Alles lacht. Dann verschwindet er, die Band spielt das Intro und schon geht die Aufzeichnung los...

Wenn ihr ein Fazit wollt: ich kann jedem den Besuch nur wärmstens empfehlen. Es war unglaublich lustig und im Gegensatz zu anderen Shows auch nicht so langweilig: denn es ist zwar eine Aufzeichnung - aber \"live on tape\", d.h. es ist praktisch wie live. Es wird nichts geschnitten, oder nachbearbeitet, die Band spielt live, die Gäste singen live und keiner wird gezwungen zu klatschen. Es wird auch kein künstlicher Applaus eingespielt - oder sowas in der Art :).


- Fazit -

Was soll ich sagen - ich liebe diese Show. Harald Schmidt ist eine Ausnahme innerhalb der deutschen Fernsehlandschaft, manche bezeichnen ihn auch als die letzte Hoffung der dt. Fernehunterhaltung. Wenn dem so ist, dann kann man nur hoffen, dass die Show noch sehr lange weiterläuft. An Sat.1 wird es wohl nicht liegen... der Berliner Sender ist sich des Imagegewinns durch die Show sehr bewusst. Immerhin kostet die Produktion einer einzigen Sendung schlappe 100.000 Euro - und Sat.1 macht meines Wissens nach keinen Gewinn damit, zumindest keinen finanziellen. Die Show ist einfach ein Phänomen... ein Unicum - hier gelten andere Regeln... es gibt keinen Quotendruck und Schmidt kann praktisch tun und lassen was er will. Er zieht über seinen Sender her - sehr zur Freude seiner Zuschauer, oder moderiert eine komplette Show auf Französisch. Wo gibt es sowas sonst noch? Nirgendwo. Auch nicht bei Letterman oder Leno: die Show hat sich schon vor langer Zeit emanzipiert und ist nun 100% Schmidt - als Conan O\'Brien einmal Gast in der Show war, saß er die ganze Zeit über irritiert auf seinem Stuhl und wusste mit dem Ganzen nicht\'s anzufangen. Er hat das System der Show nicht verstanden: Schmidt führt das Fernsehen Abend für Abend ins Absurde... und entzaubert es als das was es wirklich ist: Müll - mit ein paar kleinen Ausnahmen ;). Wie gesagt: ich liebe diese Show einfach...

So long,
Simone.

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