Die Pisa-Studie Testbericht

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Erfahrungsbericht von Ruquas

Goobye Bildung - Welcome PISA

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Hallo

Ich werde mich hier mal zu einem der größten Schülerprobleme überhaupt äußern: Die PISA – Studie.

Ich denke, ich kann mich ziemlich gut dazu äußern, da ich in die 10. Klasse gehe und somit selbst Betroffen bin.

Denn diese Studie vermasselt vielen Schülern den Abschluss. Und das ist doch das Gegenteil von dem, was sie eigentlich erreichen möchte, oder?

Zur Veröffentlichung der ersten PISA – Studie im Jahr 2002 war ich im 2. Schuljahr. Und seitdem, so empfinde ich es zumindest, lohnt sich Schule nicht mehr wirklich.

Meine Freundin ist eines der besten Beispiele dafür: Seit ich sie kenne, hat sie nur ein Ziel: Grafik-Designerin werden. Angestrebter Abschluss: FOR bzw. Realschulabschluss. Damit hat die PISA – Studie erst einmal nichts zu tun. Aber die durch diese Studie neu eingeführten Zentralen Abschlussprüfungen. Ich spreche wohl für viele Schüler: Sie waren bescheuert. Fakt ist: Marie (Die Freundin) steht in Mathe auf der Kippe zur 4. Eine 4 wäre ein Todesurteil für ihre Zukunft.

Die ZAP, wie die Zentralen Abschlussprüfungen meist genannt werden, wurden auch erst vor ein paar Jahren wieder eingeführt. Sind jetzt alle Akademiker, die diese Prüfung nicht geschrieben haben, dumm? Was soll so eine Prüfung bringen? Einen Bundesweiten Vergleich wohl kaum, denn kein Lehrer unterrichtet gleich.

Aber wieder zur Studie an sich. Die deutschen Schüler sind also schlecht... im Vergleich zu Finnland, Norwegen und Schweden, Amerika, Großbritannien und China. Surprise, Surprise! In China herrscht eine Disziplin von klein auf, demnach gibt es in den Klassen keine Unruhen und die Schüler kommen zu mehr Stoff. Die Skandinavischen Länder, wo eine andere Freundin ihr halbes Leben verbracht hat, zeichnet sich dadurch aus, dass der Unterricht realitätsnahe und interessant ist. Hat ein Schüler trotzdem noch Schwierigkeiten, bekommt er von der Schule Nachhilfe gestellt bzw. in einen Förderkurs. Amerika mit den Privatschulen? Dazu muss man wohl kaum etwas sagen. Und das Britische Schulsystem ist eines der besten auf der Welt, wenn nicht sogar das beste. Grund: Kleine Klassen ( max. 25 Schüler, dann ist die Klasse VOLL. Zum Vergleich, wir haben nach den Ferien 4 oder 5 Schüler hinzubekommen und kommen nun in den Durchschnittskursen auf 30 (!) Schüler, die beiden größten Kurse haben 33 Schüler) und gut ausgebildete Lehrer. Aber der entscheidende Punkt bei all diesen Ländern: Sie haben ein anderes Schulsystem als Deutschland.

Unser Schulsystem war bisher immer ausreichend. Es war nicht sonderlich gut, aber wenigstens war es nicht das schlechteste. Was sich mit der PISA – Studie verändert hat: Zu große Klassen, trockener Unterricht, ungebildete Lehrer. Überraschung: Wir sind immer noch schlecht.

Noch einmal kurz zu meinem Vergleich mit Marie. Ich bekomme wahrscheinliche meine Qualifikation für die Oberstufe (Wir sind auf einer Gesamtschule) und habe die kompletten 10 Jahre nicht einmal gelernt. Der Grund für meinen schulischen Erfolg kann demnach nicht das lernen sein. Ich kann mir nur gut Texte merken. Denn das ist alles, was wir bekommen: Texte. Aus diesem Grund bin ich in das Fach Technik gewechselt als wir es konnten. Ich hätte genau so gut Französisch wählen können. Bevor wir auch nur an die Sägen gelassen wurden, brauchte es zwei Lehrerwechsel und eine Unmenge von Büchern und Papier. Wir haben unser Wissen theoretisch erarbeiten müssen.

Zu den ungebildeten Lehrern: Es kommt mehr als einmal vor, dass wir, damit zähle ich meine Klasse und mich ein, schlauer sind als unsere Lehrer.Wir beherrschen die Rechtschreibung besser, kennen Wörter, die die Lehrer nicht kennen. Beispiel? Wir hatten heute Bio. Ich habe das Wort Anomalie verwendet. Dann konnte ich meiner Lehrerin erklären, was eine Anomalie ist. Ich spreche besser Englisch, als mein Englischlehrer. Der beste in unserem Kurs bin ich aber nicht. Einige Lehrer kennen nicht einmal die Grundlagen in ihrem eigenem, STUDIERTEM Fach. Meine Physiklehrerin wollte mir ernsthaft weismachen, dass das Jahr exat 365 Tage hätte. Das Schaltjahr konnte sie mir zwar nicht erklären, aber die 5 in Physik ja schliesslich auch nicht. Mal ehrlich: Wie sollen Schüler da denn auch etwas lernen?!

Aber anstatt man das Schulsystem von Grund auf erneuert, kommen neue Regeln hinzu: Abitur nach 12 Jahren anstatt nach 13 Jahren. Wenn mir jemand den Sinn dahinter erklären kann, schreibe er mir bitte eine Mail, ich sehe ihn nämlich nicht. Die ZAPs wurden wieder eingeführt, die auch Einstein hätten dumm dastehen lassen: In Mathe war der auch eine Niete. Was wäre die Konsequenz gewesen? Wir hätten keine Relativitätstheorie und die Physik würde noch heute in den Kinderschuhen stecken. Der Unterricht wird so gestaltet, dass Leute wie ich unglaublich gute Chancen haben: Trocken, mit vielen Daten und Fakten. Angehende Ärzte, die die Analyse von Gedichte nicht begreifen? Die fallen durch, Analysen nehmen einen Großteil des Stoffes im Deutschunterricht ein. Unsere Politiker sagen, wir müssen mehr in die Bildung investieren. Sie soll sich bis 2020 grundlegend verändert haben. Aber wenn es ums sparen geht, muss die Bildung immer zu erst dran Glauben. Arme Generation von 2020.

Und was ich ja persönlich am besten finde: Es wurden seit der PISA – Studie 3 (!) neue Rechtschreibungen eingeführt. Die Lehrer wissen auch nicht mehr, was sie uns falsch anstreichen sollen und was nicht.

Eine ganze Menge Schüler schaffen nicht den gewünschten Abschluss, bekommen dadurch keinen Job. Wie kommt es nur, dass wir so viele JUNGE Arbeitslose haben? Wie kommt es, dass immer mehr JUNGE Menschen Hartz 4 beziehen müssen? Gute Frage, nächste Frage.

Weshalb bekommen viele keinen Job? Durch die PISA – Studie haben viele Arbeitgeber ihre Erwartungen an die Bewerber hochgeschraubt. Ein Klassenkamerad von mir hat ein FOR mit einem Schnitt von 1,2 und die Berechtigung für die Oberstufe. Er hat sich in mehreren handwerklichen Betrieben beworben, wo man ihm sagte, er habe bessere Chancen mit Abitur.

Neues Problem, wieder in Sachen Arbeit: Viele Branchen müssen ihre Anforderungen runterschrauben, da sie sonst keine Leute mehr bekommen. Ab dem nächstem Jahr brauche ich nur noch Hauptschule, um Krankenpfleger werden zu können.

Nun stellt sich die Frage: Möchte ich lieber einen Handwerker mit Abitur oder einen Pfleger mit Abitur? Bitte nicht falsch verstehen, einige, die sich als Pfleger bewerben und „nur“ Hauptschule haben, wollen diesen Beruf sicherlich. Andere werden aber nur ausweichen. Und dann haben wir den Salat.

Das „nur“ setze ich aus einem bestimmten Grund in Anführungsstriche: Wer heute den Hauptschulabschluss macht, hätte vor 30 teils noch vor 20 und 15 Jahren ohne Probleme Abitur machen können.

Ein großes Problem ist auch noch, dass auf vielen Schulen keine Deutschpflicht vorhanden ist. Wie sollen denn dann auch die ausländischen Schüler eingedeutscht werden?

Aber eines der größten Probleme ist die Motivation. Auf beiden Seiten. Es gibt Schüler, die sich hinsetzen und sagen „Keinen Bock.“ und es gibt Lehrer die sich hinsetzen und sagen „Seht zu, wie ihr klarkommt.“. Der Unterschied: Der Schüler ist selbst Schuld wenn er schlechte Noten hat. Durch diese fehlende Motivation kommt es zu Unruhen in den Klassen. Die schlimmste „Unruhe“, die wir in der Klasse mal hatten lief in etwa so ab:

Physik. Zwei Schüler streiten sich, einer versucht zu schlichten. Alles im Unterricht. Schüler A ist sehr gewaltbereit und sowieso schon auf 230. Das Schüler A zuschlagen kann, ist kein Geheimnis. Schüler B stichelt ihn weiterhin an, Schüler C versucht ihn zum schweigen zu bringen. Die Lehrerin sieht sich alles ganz amüsiert an. Schüler A geht auf Schüler B los. Lehrerin macht nichts. Schüler C geht dazwischen. Ihm wird die Nase gebrochen, beide, Schüler B und C, bekommen eine blutige Lippe und ein blaues Auge. Schüler D, vollkommen unbeteiligt, fragt die Lehrerin, ob sie nicht etwas machen möchte. Schüler D bekam daraufhin schlechte Noten und wurde von der Lehrerin beleidigt. Schüler A schlug eine Glastür ein und demolierte drei Tische. Nachdem der Krankenwagen wegfuhr hatten wir immer noch 15 Minuten Unterricht. Die Lehrerin hat sich nicht einmal bewegt, wenn man mal von den Mundwinkeln absieht, die sich zu einem Grinsen verzogen haben.

Oh Wunder, deutsche Schüler haben keine Lust auf Schule und schreiben schlechte Noten. Ich gebe den Politikern recht: Wie kann das bloß kommen??!!!

Aber durch diesen ganzen Druck durch die PISA – Studie gibt es noch ein weit aus gefährlicheres Problem als eine vermasselte Zukunft. Psychische Probleme. Am besten hat man es jetzt während der ZAPs gesehen. Viele waren irgendwie dünner, ganz bleich und müde. Im Jahrgang sind sogar zwei Zusammengeklappt. Bei vielen Schülern zeigen sich die ersten Zeichen des Burn – Outs Sydrom. Und keiner von uns ist über 18 Jahre. Wie sieht das erst mit 40 Jahren aus. Andere werden durch den Schlafentzug gewalttätig, andere werden von Nikotin und Kaffee abhängig. Ist es das, was die Politik möchte? Das Landesweit die Schüler mit 16 Jahren unter psychischen Problemen leiden, die nie wieder weggehen werden? Dass Schüler mit 17 Jahren aus Erschöpfung zusammenbrechen, weil sie nicht schlafen oder Essen konnten? Oder es gar vergessen haben, weil sie lernen mussten, bis zum sprichwörtlichem „umfallen“?

In meinen Augen hat dies alles die PISA – Studie zu verantworten. Und leider ist kein Ende in Sicht. So werde ich mit meinen Durchschnittsnoten meinen Traum von der Paläontologie verwirklichen könne, während Marie mit einem Schnitt von 1,3 gucken muss, wo sie bleibt.
Ist die PISA – Studie nun wirklich so fair, wie die Politiker uns das immer sagen?

27 Bewertungen, 6 Kommentare

  • Janne0033

    05.06.2010, 05:35 Uhr von Janne0033
    Bewertung: besonders wertvoll

    Sehr guter Bericht LG

  • Lakisha_1

    02.06.2010, 15:08 Uhr von Lakisha_1
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüße, würd mich über deine gegenlesungen freuen

  • morla

    02.06.2010, 14:37 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^^petra

  • XXLALF

    02.06.2010, 10:11 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und ganz liebe grüße

  • sigrid9979

    02.06.2010, 10:00 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht ------

  • anonym

    02.06.2010, 02:35 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr guter Bericht, Saludos Negerle