Die Rocky Horror Show Testbericht

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ab 6,03
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Erfahrungsbericht von aragorn2000

Timewarp

Pro:

gute Unterhaltung

Kontra:

man könnte nass werden

Empfehlung:

Ja

Momentan läuft ja im Deutschen Theater wie bereits auch letztes Jahr in München das Musical von Richard O?Brien mit dem Ensamble aus London. Da ich bis vor einem Jahr weder das Musical noch den Film gesehen hatte war ich diesbezüglich also vollkommen unbelastet. Lediglich ein Stück ?Timewarp? aus dem Musical war mir bekannt, was mir ja auch ganz gut gefällt. Im Vorfeld hatte ich dann lediglich mitbekommen, dass wohl einige Utensilien notwendig sind und auch die Kleidung zumindest unter den ganz harten Fans aus Strapsen und Korsagen bestehen.

Nachdem dann geklärt war, dass ich keine solche Kleidung tragen werde machten wir uns auf, Karten zu besorgen, diese lagen preislich zwischen 15? und 48?, je nach Wochentag und Sitzreihe. Im Vergleich zu anderen Musicals also relativ preiswert. Wir entschieden uns dann für eine Karte auf dem oberen Balkon, dieser ist von der Bühne zwar relativ weit weg, aber die Sicht von dort ist ganz gut und die Karte war bereits für 20? plus Vorverkaufsgebühr zu bekommen.

Im Theater angekommen war ich dann erst einmal beruhigt, denn das Publikum war fast komplett eher konservativ gekleidet, nur Einzelne fielen durch ihre an das Musical angepasste Kleidung auf, was mich aber nicht weiter störte. Steffi musste noch kurz ihre Wasserpistole aufladen und kurz darauf machten wir uns dann auf die Suche nach unseren Plätzen. Kurz vor Beginn war dann schon klar, dass das Musical nicht ganz ausverkauft sein würde, der Saal unten war zwar recht gut gefüllt, aber auf den Balkonen blieben dann doch einige Plätze frei.

Soweit so gut, die Show konnte beginnen, der Sprecher gab kurz auf englisch eine Einweisung, um dann in bayrisch ?A geh, was soll der Schmarrn, mach ma auf deutsch weiter? fortzufahren. Die Dialoge und Musikstücke sind dann aber komplett in englisch, warum man schon der englischen Sprache mächtig sein, oder zumindest die Texte vorher schon etwas kennen sollte.

Kurz zur Story:

Die beiden frisch verlobten Janet und Brad sind mit dem Auto unterwegs, welches aber im großem Unwetter eine Panne hat. Das Fahrzeug bleibt ausgerechnet vor Frankenstein?s Place liegen, wo die beiden hoffen, Hilfe zu finden. Dort platzen sie in die Nacht der Nächte, als der Hausherr Frank?N?Furter gerade dabei ist in seinem Laboratorium seine Kreatur namens Rocky zu erwecken. Nebenbei werden sie dann auch gleich noch von ihm verführt und als Janet feststellt von Brad betrogen worden zu sein rächt sie sich, indem sie sich mit Rocky einlässt, was dann aber Frank wiederum gar nicht gefällt. Dann kommt auch noch Dr. Scott hinzu, der Janet und Brad darüber aufklärt, um wen es sich da tatsächlich handelt....

Wie war aber nun die Aufführung?

Ziemlich begeistert war ich gleich mal zum Anfang, bei dem recht ruhigen Duett von Brad und Janet, die Beiden hatten eine wunderbare Stimme, kristallklar und auch sehr gut verständlich. Relativ schwach war aber dabei das Publikum, ich hatte erwartet, dass mir der Reis dabei von allen Seiten um die Ohren fliegt, doch Fehlanzeige. Ich wunderte mich, darüber schon etwas, aber vielleicht waren einfach viele zum ersten Mal in diesem Musical und hatten genauso wenig Ahnung wie ich.

Ähnliches dann in der Szene, als sie in das Unwetter kommen, ich hatte keinen Spritzer Wasser ab bekommen, erst zu ?There?s a light...? war dann etwas mehr Beteiligung aus dem Publikum heraus zu sehen, als einige ihre Feuerzeuge aufleuchten liesen, aber auf den riesigen Saal verteilt war es dann doch eher enttäuschend. Um hier jetzt aber keine falschen Schlüsse aufkommen zu lassen möchte ich auch betonen, dass es nicht an der Aufführung lag, sondern es schien eher so, als wären viele wie ja auch ich zum ersten Mal in diesem Musical. Denn die Stimmung ganz allgemein passte schon, was auch deutlich am Applaus zu spüren war, als es dann im Haus mit bestem Rock?n?Roll weiter ging.

Etwas mehr los war dann zumindest auf dem Parkett, als es zur Enthüllung von Rocky kam, hier flogen die Klopapier-Rollen (Keine Ahnung ob es Charmin deluxe war) wild durch die Gegend. Ziemlich durcheinander war ich dann, als ein Schwarzer zum Vorschein kam, nein, ich bin kein Rassist, aber irgendwie schien mir das ziemlich unpassend zu sein und wie mir Steffi dann sagte sollte es eher ein blonder, gut aussehender, muskulöser und entsprechend dumm drein schauender Jüngling sein, eben perfekter Körper und nix in der Birne. Aber das passte jetzt so überhaupt gar nicht und ich würde ihn schlicht als Fehlbesetzung bezeichnen.

Ansonnsten fand ich die Besetzung sehr gut, nur bei Frank?N?Furter hatte ich teilweise etwas Probleme, ihn zu verstehen. Doch dafür fand ich seine schauspielerische Leistung umso besser, selbst kleinere Pannen bügelte er sofort mit einem Gag aus, als Beispielsweise an den Gummihandschuhen ein Stück abriss. Und auch auf Zurufe aus dem Publikum reagierte er prompt, wobei da auch noch der Sprecher zu erwähnen wäre, der sich auch sehr humorvoll mit dem Publikum unterhielt.

Nach etwa einer Stunde hatte ich dann zum ersten Mal das Gefühl, es würde etwas nachlassen und da kam die kurze Pause von zwanzig Minuten gerade richtig, was ich ganz gut fand, denn so konnten sich nicht nur die Akteure etwas erholen, sondern auch uns tat etwas frische Luft ganz gut. Danach ging es dann weiter mit den Bettszenen, einfach wunderbar wie Brad von Frank?N?Furter verführt wird und Janet, so wie Brad ihre Hemmungen immer mehr fallen lassen.

Ich konnte dem Thema zwar innhaltlich folgen, doch ich denke einige Feinheiten einfach überhört zu haben, denn gerade am Ende hatte ich dann doch etwas Schwierigkeiten. Irgendwie ist es ja auch ein Drahtseilakt, denn einerseits möchte man sich einfach berieseln lassen, aber gleichzeitig möchte man ja auch mitbekommen, um was es geht und wenn die Aufmerksamkeit dann mit der Zeit etwas nachlässt ist es sehr schwer nicht einfach abzuschalten. Also nochmals die Empfehlung, sich vielleicht ein halbes Jahr vorher zumindest mit der Story vertraut zu machen. Auch ich werde mir jetzt in aller Ruhe nochmals den Film anschauen.

Letztendlich kann ich noch sagen, dass ich die Räumlichkeiten des deutschen Staatstheaters nicht so ganz für dieses Musical geeignet halte, so hatten wir zwar einen wunderbaren Blick vom Balkon, aber man war halt doch etwas weit vom Geschehen weg und gerade auch weil es eben nicht ganz ausverkauft war kommt man sich dort oben etwas alleine vor. Bei anderen Aufführungen mag das nicht so gravierend sein, aber die ?Rocky Horror Picture Show? lebt nun eben sehr stark von der Nähe zum Publikum.

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