Die Toten Hosen Testbericht

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Erfahrungsbericht von MissMolko

Unsterblich - Da fehlt aber irgendwas...

Pro:

Es ist ein Album von den Hosen...

Kontra:

...aber leider nicht ihr bestes.

Empfehlung:

Ja

Das vor-vorletzte (wenn man das Best-of mitzählt) Meisterwerk der Toten Hosen wurde 1999 veröffentlicht. Im Gegensatz zu seinen berühmten Vorgängern wie „Opium fürs Volk“ oder „Kauf Mich!“ ist das Album im Allgemeinen sehr ruhig, die Themen der Songs sind noch tiefer gehend als bei den anderen Alben. Es geht um den Sinn des Lebens, um die Vergangenheit - das alles in Texten verarbeitet, die einen manchmal schlucken lassen. Da ist es gut, dass es ein paar „Aufatmer“ gibt, die, in alter Hosen-Manier, auf lustige Art und Weise auf Missstände hinweisen.

\"Unsterblich\" wurde, wie gesagt, Ende 1999 im Label JKP (Jochens kleine Plattenfirma GmbH & Co. KG.) veröffentlicht. Ausgekoppelte Singles waren \"Schön sein\", \"Bayern\", \"Warum werde ich nicht satt?\" und \"Unsterblich\".
Die Singles waren nicht ganz so erfolgreich wie das Album: Lediglich \"Schön sein\" und \"Bayern\" ließen sich in den Top-20 der deutschen Charts blicken. Das Album hingegen ging souverän auf Platz 1.


TRACKLIST:
1. Entschuldigung, es tut uns Leid!
2. Lesbische, schwarze Behinderte
3. Warum werde ich nicht satt?
4. Wofür man lebt
5. Helden und Diebe
6. Sonntag im Zoo
7. Schön sein
8. Container-Lied
9. Alles wie immer
10. Unsterblich
11. Inter-Sex
12. Call of the wild
13. Unser Haus
14. Regen
15. König der Blinden
16. Bayern
17. Der Mond, der Kühlschrank und ich
18. Die Unendlichkeit

>>Die Band<<
Die Toten Hosen formierten sich 1982 aus der Düsseldorfer Punkband ZK. Nach einigen Personalwirrwarr besteht die Band jetzt aus ihrem Leader Campino, der auch auf diesem Album sämtliche Gesangparts übernimmt, Breiti, Andi, Kuddel und Vom, der nun für Wölli an den Drums sitzt. Durch dessen Bandscheibenvorfall konnte er schon bei \"Unsterblich\" nur noch bei wenigen Liedern trommeln.
Die Geschichte der Gruppe ist sehr komplex. Da sie sicher nicht für jeden interessant ist, erledige ich das mit einem Link für Interessierte:
www2.dietotenhosen.de/frameset2_????.htm
(????=beliebige Jahreszahl zwischen 1982 und 2003)

>>Diskographie<<
Da schaut am besten, wenn es euch interessiert, ebenfalls auf der Homepage der Band nach.
www2.dietotenhosen.de/frameset2_disco.htm

>>Unsterblich<<

COVER, BOOKLET, ÄUßERE ERSCHEINUNG
Auf dem Cover des Albums ist ein idyllischer Talblick abgebildet, mit waldbewachsenen Bergen im Hintergrund. Trotz dieser scheinbaren Idylle wirkt dieses Foto aber beunruhigend - dieser Eindruck wird noch durch das Schild im Vordergrund verstärkt, auf dem „Auf Wiedersehen“ steht.
Das Booklet beginnt mit ein paar persönlichen Zeilen der Band sowie mit Erklärungen zu einigen Songs. Es folgen alle Songtexte, Gruppenfotos, Bilder der einzelnen Mitglieder und diversen anderen Fotos. Insgesamt umfasst das Booklet 26 Seiten und ist richtig schön gestaltet.
In der CD enthalten war außerdem ein kleiner Merchandising-Katalog, auf dem noch die Tourdaten der Tour 2000 vermerkt sind. Sicher ist dies in neueren Exemplaren aktualisiert oder, noch wahrscheinlicher, gar nicht mehr dabei
Auf der Rückseite findet man die Tracklist und die Datenschutzerklärungen. Der Hintergrund ist schlicht weiß.

TRACKLIST

Entschuldigung, es tut uns Leid!
Das Lied beginnt ungewöhnlich mit einer Flüstertüten-Ansage der Polizei, im Hintergrund findet wohl gerade eine Straßenschlacht statt. Nach einer Ansage allà Biedermann beginnt der Song, in dem sich die Toten Hosen für alles entschuldigen, \"was war, was ist und was noch kommen wird\". Die Ironie ist dabei kaum zu überhören. Besonders deutlich wird sie durch den völlig übertrieben einsichtigen Text und die leichte Melodie. Message: Es ist natürlich, Fehler zu machen, aus denen man lernt. Warum also alles bereuen?

Lesbische, schwarze Behinderte
Im Ursprung stammt dieses Lied von Funny van Dannen (im Booklet erwähnt). Ein mittelschnelles Lied, was weniger durch Melodie als durch den Text glänzt. Es geht hier um übertriebene Rücksichtnahme auf Minderheiten, die das ganz dreist ausnutzen. So etwas muss eben auch mal gesagt werden.

Warum werde ich nicht satt?
Es beginnt etwas Jazz-mäßig und steigert sich im Refrain zu knallharten, kaum verständlichen Punkrock. Zum Inhalt: Nach jahrelangem Leben im Luxus wird plötzlich festgestellt, dass trotzdem noch etwas fehlt. Aber was?
Auf der Single fanden sich zwei B-Seiten, \"Babylons\'s burning\" und \"Should I stay or should I go?\"

Wofür man lebt
Ein sehr langsames, klavierbegleitetes Stück mit einer etwas düsteren Stimmung, die durch die drückend-schwere Melodie verstärkt wird. Nichts ist wirklich real, wo ist der Sinn des Lebens? Sehr tiefsinniger Song, der zum Nachdenken anregt und Melancholie verbreitet.

Helden und Diebe
Diesem Song sollte ähnliche Bedeutung zukommen wie früheren Klassikern allà \"Das Wort zum Sonntag\". Nachdem das zweieinhalbminütige instrumentale Einleitungsstück verklungen ist, beginnt eine sehr eingängige Melodie, die gut zum mittelschnellen Tempo passt. Die Band spricht hier ganz direkt die Vorwürfe der letzten Jahre an und kommt zu dem Schluss, dass sie natürlich nicht mehr die Alten sind, sondern viel reifer als in ihren Anfangszeiten. Ein wunderbares Lied, was durch die überlegene Reife allen Dauernörglern eine passable Antwort bietet.

Sonntag im Zoo
Auch dieses Lied ist nicht aus der Feder der Gruppe, sonder von Frank Z und seiner Band Abwärts. Das Stück ist schnell beschrieben: leichter Text, schwache Melodie, ohne Tiefgang. Sicherlich Geschmackssache und merklich nicht von den Toten Hosen.

Schön sein
Ein relativ langsam und ruhiger Song, der sich aber im Refrain und im Verlauf des Songs steigert, in alter Hosen-Manier. Hier werden viele übliche Klischees angesprochen. Der Wunsch nach Reichtum zum Beispiel, ohne etwas dafür zu tun, oder auch die Kirche. Typische Spießbürgerlichkeit eben.
\"Schön sein\" was die erste Singleauskopplung. Auf der Single befanden sich drei weitere Songs, \"You\'re dead\", \"Fußball\" und \"Im Westen nichts Neues\".

Container-Lied
Ein sehr kurzes Lied, das trotzdem ein Highlight des Albums ist. Die Melodie ist zwar nicht sehr umfangreich, aber schön. Das Tempo ist ausgeglichen und eher ruhig. Es geht um einen Penner, der in einem Container erfriert und als Wolke zurück kommt.

Alles wie immer
Der Text steht hier im Vordergrund, die Melodie ist nicht so stark. Dieser Song beschreibt eine Situation, die jeder kennt: Alles nervt, irgendetwas MUSS sich ändern! Der Tempo ist sehr schnell, insgesamt wirkt das Stück sehr aggressiv.

Unsterblich
Ein sehr ruhiges Liebeslied. Nicht unbedingt an eine Frau gerichtet, es könnte auch Vater oder Mutter betreffen. Sehr gesanglich und einprägsam.
Auf der Single fand man weiterhin \"Wofür man lebt\" in einer Dub-Version, \"Psycho\" und das Video zu \"Unsterblich\".

Intersex
Ein kurzes, fröhliches Instrumentalstück, was auch ein bisschen an Jazz erinnert. Der menschliche Schrei , der darin vorkommt, passt nicht ganz zum Rest.

Call of the wild
Ein mittelschnelles, unruhiges Lied in englischer Sprache, im Original von . Kurz zusammengefasst geht es hier um das Ausbrechen aus dem konservativen Leben.

Unser Haus
Dieses Stück ist sehr langsam und bedrückend. Text, Melodie und Aufmachung harmonieren hier ideal. Campino besingt seine Vergangenheit im elterlichen Haus, seine Erfahrungen und seinen Vater, der hier eine Schlüsselrolle übernimmt. Am Schluss schwenkt das Lied in die Gegenwart, Campino erzählt, dass er hier auch seinen Vater tot aufgefunden hat.

Regen
Ein weiteres Highlight des Albums. Mittelschnelles Tempo, was allgemein auf \"Unsterblich\" bevorzugt wird. Im Refrain die gewohnte Steigerung. Es werden die Miseren einer Stadt beschrieben, wobei das Äußere nur Indiz für die menschlichen Fehler ist. Der Regen soll die Stadt davon befreien.

König der Blinden
Schnell und aggressiv, eines der wenigen Überbleibsel des Punkrock. Beschrieben wird die alltägliche Unterdrückung, mit genialen Metaphern in genialer Umsetzung.

Bayern
Was soll man dazu schreiben? Äußerst umstritten, ich mag es sehr, auch wenn das Niveau etwas leidet...
Mittelschnell und heiter, wird die Abartigkeit des Vereins FC Bayern München beschrieben. Ich find es einfach lustig und mutig, auch wenn ich nichts direkt gegen die Bayern hab.
Auf der Single wurden außerdem noch \"Lass doch mal Dampf ab\", \"You\'ll never walk alone\" und \"Hang on Sloopy\" veröffentlicht.

Der Mond, der Kühlschrank und ich
Mein Favorit auf der CD. Die Melodie ist einfach, ideal zum Mitsingen und trotzdem was ganz Besonderes. Insgesamt eher mittelschnell gehalten. Es geht hier um eine Konversation mit dem Mond und dem Kühlschrank, die nach dem Befinden fragen. Der Protagonist kann dies nicht so einfach beantworten und wird regelrecht sauer.

Die Unendlichkeit
Zum Abschluss gibt\'s noch einen ganz ruhigen, schweren Brocken. Obwohl nur etwas über eine Minute lang, ist das Lied äußerst beunruhigend. Es geht im eine Begegnung mit der Unendlichkeit auf einem Friedhof. Den Sinn aus diesem Lied muss jeder für sich selbst finden.
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Mein Fazit lautet ganz klar: Hier fehlt es mir an wirklichen Krachern, wie man sie sonst auf jeden Album der Toten Hosen finden kann. Ideal ist die Scheibe deshalb für Hintergrundmusik, obwohl das eigentlich fatal ist: Man achtet so nicht auf die Texte, was eine eindeutige Stärke der Band ist. Sonst konnten sie ihre Message immer sehr gut rüberbringen, doch auf diesem Album ist das nicht ganz gelungen.
Ich glaube, dass in meiner Wertung sonst fast jedes Hosen-Album \'ne glatte 1 verdient hätte, aber \"Unsterblich\" kann ich leider nicht mehr als Note drei geben.

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