Die drei ??? (Live on Tour) - Master Of Chess Testbericht

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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Hörspiel als Live-Aufnahme!

Pro:

Die Sprecher, die Inszenierung, der Spaß

Kontra:

Etwas gewöhnungsbedürftig

Empfehlung:

Ja

Ich will an dieser Stelle ganz sicher nicht vorgaukeln, dass ich ein großer Experte bin was die Hörspielfolgen der drei ??? anbelangt.
Als Fan von gut gemachten Hörspielen und Hörbüchern dachte ich eigentlich immer, dass diese ganzen Abenteuer der Hobby-Detektive nach Motiven von Alfred Hitchcock, (die Bücher kenne ich noch aus der Schulzeit) doch eher was für Kinder sind. Dass die Fangemeinde doch bis ins gesetztere Alter reicht, wurde mir erst später langsam bewusst.
Ich selber bin bis jetzt über eine bescheidene Anzahl von cirka fünf Hörspiele der Fragezeichen nicht hinausgekommen, die mich allerdings auch nicht unbedingt umgehauen haben. Zwar wurde da ein gewisser naiver Charme sichtbar, der ein wenig meinen kindlichen Abenteuersinn lockte, der aber auch in seiner Einfachheit nicht unbedingt eine stärkere Herausforderung an die Fantasie darstellt.

Als ich die CD-Box von der nun die Rede sein soll betrachtete, wurde ich zugegeben neugierig: Eine Aufnahme eines Hörspiels das Live vor Publikum aufgeführt wurde, erwartet den Käufer dieser Doppelscheibe. Ich konnte mir ehrlich gesagt nichts wirklich genaueres darunter vorstellen, doch eben genauso wenig konnte ich der Verlockung widerstehen. Für mich klang das in etwa, wie eine Theateraufführung ohne Bühnenbild... oder vielleicht doch nur ein Hörspiel, das Live aufgenommen eben doch nicht an die Perfektion herankommt, die eine Studioaufnahme ohne Frage mit sich bringt? Ich war auf alle Fälle schon einmal mächtig gespannt was mich da erwartete.



Handlung


Die Drei ??? Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews sind mit dem Auto zu einer Spritztour aufgebrochen. Doch schon bald macht ihr fahrbarer Untersatz schlapp. So bleiben sie in einer gottverlassenen Gegend liegen, wo sich die sprichwörtlichen Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Als kurz darauf ein Unwetter aufzieht, erkennen die drei Amateurdetektive in der Ferne die Silhouette eines Schlosses, die sich im gleißenden Licht eines Blitzes und unter Donnerhall abzeichnet.

Völlig durchnässt betreten sie das alte Gemäuer durch das offenstehende Eingangsportal. In diesem Moment gehen auch noch alle Lichter der vorher hell erleuchteten Fenster mit einem Schlag aus. Unseren Freunden ist überhaupt nicht wohl in ihrer Haut, als sie die riesige Empfangshalle betreten. Ein wenig unschlüssig gehen sie weiter bis sie direkt vor einem massiven, in den Boden eingelassenen Tisch zu stehen kommen. Auf der Tischplatte befinden sich überdimensionale Schachfiguren - eine begonnene Partie, wie die gewieften Detektive unschwer erkennen.

Der Schlossherr, Graf Gallagher begrüßt seine unfreiwilligen Gäste und erzählt ihnen von einer sehr seltsamen Geschichte: Die Schachfiguren bewegen sich anscheinend wie von Geisterhand von selbst. Immer nur einen einzigen Zug, dem der Graf als passionierter Spieler natürlich nicht wiederstehen kann und jeweils mit einem Gegenzug antwortet. Außerdem hinterlassen die weiteren Bewohner des Anwesens, der begriffsstutzige Diener Moe und die spanische Hausangestellte Ana bei den drei Detektiven einen nicht gerade vertrauenerweckenden Eindruck. Auch ist irgendetwas geheimnisvolles im Ostflügel beheimatet, dass schon lange Zeit auf seine Entdeckung wartet. Für Justus, Peter und Bob beginnt sich langsam abzuzeichnen, dass dies ein neuer interessanter Fall für die drei ??? werden könnte...



Kritik


Eines war schon nach wenigen Minuten des Zuhörens klar, ein Abenteuer im bisher üblichen Stil der drei ??? wird diese Live-Aufnahme ganz sicher nicht, dazu ist das Publikum einfach viel zu stark in das Stück selber involviert. Die eigentliche Story ist recht simpel gestrickt und aus den verschiedensten Horrorlegenden zusammengebastelt, um einen gruselig-spannenden Rahmen für die Sprecher der drei Detektive zu schaffen.

Doch der kommt meistens eh nicht so richtig zum Zuge, dafür sorgt schon das überschwängliche Publikum, das sich mit Applaus und Zurufen an den verschiedensten Stellen des Stücks nicht unbedingt zurückhält. Doch genau das scheint Teil des Plans zu sein. Sehr leicht springen Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich - alias die drei ??? auf diesen äußeren Einfluss an.
Deshalb kommt auch während der Vorstellung in keiner Minute eine etwaige bierernste Gruselstimmung auf, sondern viel eher die ausgelassene einer spaßigen Horror-Komödie. Dieser Fun-Faktor scheint aber auch nicht selten schon vorprogrammiert und richtiggehend gewollt zu sein. Wie ist es sonst erklärbar, dass Oliver Rohrbeck seine ohnehin karge Haarpracht vollends ganz opferte, um aus einer normalen Szene einen zuschauerwirksamen Brüller zu provozieren. Mehr sei an dieser Stelle aber nicht verraten.

Durch all dies Geplänkel ist es deshalb gar nicht mehr so einfach der Handlung zu folgen, die manchmal - so scheint es - fast ein wenig zur Nebensache degradiert wird. Die Effekte wie Regen, Blitz und Donner, oder elektronisch verzerrte Orgelgeräusche, die etwa eine dramatische Wendung einleiten sollen, kommen meist aus dem Synthesizer-Computer. Aber auch klassische Geräuschemacher-Töne, wie knarrende Türen, oder Schritte die per Handarbeit eingefügt wurden kommen zwar spärlich, aber deshalb nicht weniger wirkungsvoll zum Einsatz.

Anzumerken wäre noch die gute Leistung der restlichen Sprecher. Gut aufgelegt präsentiert sich Helmut Krauss, der mit seiner unglaublichen rauen und tiefen Bassstimme den erzählenden Part einnimmt. Hervorragend auch aber auch Olaf Kreuzenberg und Frauke Poolman, die mit ihrer virtuosen Stimmbandakrobatik gleich mehrere, teils sehr skurrile Figuren in diesem Stück darstellen.

Am Ende der - auf zwei CDs verteilten Live-Aufnahme - haben die Macher noch eine volle halbe Stunde an Versprechern und sonstigen Pannen gepackt. Das hört sich im erstem Moment nach einer vielversprechenden Gaudi und einem wahren Feuerwerk an lustigen Gags an, dass hier als Extra noch obendraufgelegt wird. Die Wahrheit sieht leider etwas ernüchternder aus, denn mit Sicherheit hätte man zwei Drittel der Outtakes gut und gerne mangels wirklichen Spaßpotenzials unter den Tisch fallen lassen können. Der Rest ist dann zwar auch kein Schenkelklopfer, aber immerhin noch ganz in Ordnung.



Resümee


Schwer zu sagen ob dieses Experiment gelungen ist. Die umfangreiche Live–Tour durchs ganze Land war jedenfalls ziemlich erfolgreich und zeigte eindrucksvoll, wie viele begeisterte Fans der „Fragezeichen“ es doch immerhin gibt.
Für diejenigen die nicht vor Ort dabei sein konnten ist die Doppel-CD eine gute Gelegenheit, sich die Kopfhörer überzustülpen und sich in den Bann der Live-Atmosphäre ziehen zu lassen. Liebhaber und Fans der Serie werden das ohne jeden Zweifel mit großer Freude tun.
Neulinge sollten sich aber doch zuvor lieber die im Tonstudio unter optimalen Bedingungen aufgenommenen Geschichten anhören. Denn ohne eine gewisse Vorkenntnis könnte es sein, dass einem diese Produktion die alles in allem gut inszeniert wurde, durch den gewagten Mix aus Hörspiel und Theater- ja fast schon Rockkonzertatmosphäre, doch einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlässt, mit vielleicht sogar mehr als nur drei ??? am Schluss.



Alfred Hitchcock

Die drei ???

Master of Chess

Hörspiel

Spielzeit:ca.105 Minuten

Outtakes ca. 30 Minuten

Preis: (2 CD) ca.17 Euro


(c) winterspiegel für Ciao & Yopi

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