Die gute Seite - Sportfreunde Stiller Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  sehr gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von *sannah*

Bitte nicht lesen!!! Doppelt eingestellt!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es begab sich in der Mitte des Augusts anno 2001, als drei gutgelaunte und hoch motivierte um-die-20-jährige zum Bizarre-Festival nach Weeze aufbrachen. Irgendwo auf der A2 lief eine der vielen Musikkassetten, die sich im Gepäck des Trios befanden: Deutsche Töne mit viel Gitarre, die der Fahrerin (nennen wir sie sannah) bis dahin unbekannt waren, das auf der Rückbank - teilweise auf unserem Zelt - hockende Persönchen aber umso mehr zum Mitsingen verleitete. Dies wiederum verleitete den Beifahrer zu der Bemerkung: \"Du und Deine Sportfreunde.\" Was sich dann kurz danach auch für sannah zu dem Bandnamen \"Sportfreunde Stiller\" vervollständigte.

Die Sportfreunde Stiller, das sind Peter S. Brugger (Gesang, Gitarre), Rüdiger \"Rüde\" Linhof (Bass) und Florian \"Flo\" Weber (Schlagzeug), kommen allesamt aus der Nähe von München (Germering). Ursprünglich hießen sie kurz nach ihrem ersten Zusammentreffen 1997 nur \'Stiller\', benannt nach ihrem ehemaligen Fußballtrainer Hans Stiller, das gab jedoch Ärger mit einer gleichnamigen Dancecombo (kennt die eigentlich jemand?), also kam die weitere Bezeichnung \'Sportfreunde\', die auch ein Zitat des besagten Fußballtrainer ist, bestimmend hinzu. Und für einen nicht geringen Teil ihrer Fans und Sympathisanten sind sie einfach \'Die Sporties\'.

Viele stecken die Sporties mit in die viel genannte \"Hamburger Schule\", ich hingegen möchte mich davon distanzieren. Denn im Gegensatz zu Tocotronic, Die Sterne, Blumfeld und Co. verzichten sie auf pseudo-intellektuelle Texte und (damit) auf jegliche Assoziationen zu den \"Mods\" aus dem England der späten 60er (wer ist hier pseudo-intellektuell??? *g*). Die Sporties wissen, dass sie musikalisch wie textlich nicht zu den Koryphäen der Musikwelt gehören, gehen damit selbstironisch um und haben vielleicht auch deshalb ihrem Album diesen Titel gegeben. So, wie einst Real Madrid: unschlagbar eben. Ihr Ding heißt, sofern man ihm einen Namen geben will, Deutschgitarrenspaßindiepoprock.

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-08-19 13:57:45 mit dem Titel Sport, Spiel und Spaß


Es begab sich in der Mitte des Augusts anno 2001, als drei gutgelaunte und hoch motivierte um-die-20-jährige zum Bizarre-Festival nach Weeze aufbrachen. Irgendwo auf der A2 lief eine der vielen Musikkassetten, die sich im Gepäck des Trios befanden: Deutsche Töne mit viel Gitarre, die der Fahrerin (nennen wir sie sannah) bis dahin unbekannt waren, das auf der Rückbank - teilweise auf unserem Zelt - hockende Persönchen aber umso mehr zum Mitsingen verleitete. Dies wiederum verleitete den Beifahrer zu der Bemerkung: \"Du und Deine Sportfreunde.\" Was sich dann kurz danach auch für sannah zu dem Bandnamen \"Sportfreunde Stiller\" vervollständigte.

Die Sportfreunde Stiller, das sind Peter S. Brugger (Gesang, Gitarre), Rüdiger \"Rüde\" Linhof (Bass) und Florian \"Flo\" Weber (Schlagzeug), kommen allesamt aus der Nähe von München (Germering). Ursprünglich hießen sie kurz nach ihrem ersten Zusammentreffen 1997 nur \'Stiller\', benannt nach ihrem ehemaligen Fußballtrainer Hans Stiller, das gab jedoch Ärger mit einer gleichnamigen Dancecombo (kennt die eigentlich jemand?), also kam die weitere Bezeichnung \'Sportfreunde\', die auch ein Zitat des besagten Fußballtrainer ist, bestimmend hinzu. Und für einen nicht geringen Teil ihrer Fans und Sympathisanten sind sie einfach \'Die Sporties\'.

Viele stecken die Sporties mit in die viel genannte \"Hamburger Schule\", ich hingegen möchte mich davon distanzieren. Denn im Gegensatz zu Tocotronic, Die Sterne, Blumfeld und Co. verzichten sie auf pseudo-intellektuelle Texte und (damit) auf jegliche Assoziationen zu den \"Mods\" aus dem England der späten 60er (wer ist hier pseudo-intellektuell??? *g*). Die Sporties wissen, dass sie musikalisch wie textlich nicht zu den Koryphäen der Musikwelt gehören, gehen damit selbstironisch um und haben vielleicht auch deshalb ihrem Album diesen Titel gegeben. So, wie einst Real Madrid: unschlagbar eben. Ihr Ding heißt, sofern man ihm einen Namen geben will, Deutschgitarrenspaßindiepoprock.

Recht ungläubig schaute ich dann neulich aus der Wäsche, als ich auf der Homepage www.sportfreunde-stiller.de entdeckte, dass eben diese am 15. September in der Hallenser Schorre live auftreten. Warum die Sporties auf ihrer Promotionstour für das neue Album \"Die gute Seite\" ausgerechnet in Halle Station machen, weiß ich nicht, gefreut habe ich mir aber trotzdem nicht nur einen Keks, sondern fast eine ganze Torte, denn deren Liveauftritte sind immer ein Erlebnis und vor allem sehr lustig. Tingelten sie früher noch durch Scheunen der Nachbarorte, füllen sie jetzt Clubs und großen Flächen vor Open-Air-Bühnen wie zum Beispiel auf dem Hurricane – mit ihrer Show können sie sich mit namhaften Kollegen messen, kein Wunder, sind sie doch von der Gunst ihrer Zuhörer abhängig, die Platten auch nur bei Gefallen kaufen.

\"So(,) wie einst Real Madrid\" ist das erste professionelle (und über Motor vertriebene) Studioalbum der drei Münchener, wenn man den Erstling \"Thonträger\" (ja, die Assoziation mit Olaf Thon ist hier berechtigt), der zu großen Teilen auf diesem Album wiederzufinden ist, außen vor lässt. Ob im Titel ein Komma oder keins steht, darüber kann man sich streiten, für den Klang ist es unerheblich. Zur Aufnahme fuhren die drei samt Produzent Uwe Hoffmann übrigens auch nach Spanien (passend zum Titel), die ersten 13 Titel wurden in Alicante eingesungen.

Das Cover, bei dem weiß, orange und braun rein farblich überwiegen, zeigt leicht verzerrt die drei Charakterköpfe des Trios, doch nicht nur angesichts diesen Covers interessiert viel mehr, was sich auf der CD befindet.


#01 Rocket Radio
Ein Dreh durch alle Radiofrequenzen, das Ziel: Rocket Radio. Angezeigt wird das durch Weckerklingeln in Akkorden, die zur Melodie hinführen. Und falls noch einmal jemand behauptet, der Schlagzeuger könnte nichts, wird hier eines Besseren belehrt. Für alle, die einmal richtig was \'auf die Ohren haben\' wollen, außerdem haben \'Melodien schon Millionen vereint\' - \'ROCKet Radio at its best\'. Ein typischer Sportfreunde Song, der vom Aufbau von Melodie und Rhythmik voller Überraschungen steckt, aber unheimlich viel Spaß macht.

#02 Einmal Mond Und Zurück
Besinnlichere Klänge um unerfüllte Wünsche oder Träume, die man schon immer verwirklichen wollte. Sei es nun der \'Badespaß am Mondsee\' oder \'Bodyguard ihres Stars inklusive Attentat\', für textliche Kuriositäten waren die Sporties schon immer zu haben und Ironie auf die heutige Konsumgesellschaft ist auch enthalten. Ein unerfüllter Wunsch der Sporties blieb, dieses Stück gemeinsam mit Nena aufzunehmen - aber Peter macht seine Sache auch so recht gut, solange es nicht in zu hohe Tonlagen geht, dann wird er quietschig.

#03 Fast Wie Von Selbst
Und \'fast wie von selbst\' sind wir auch schon bei Track No.3 - fiepende Anfangs- und Zwischentöne können Peters leicht verwunderten Unterton nicht übertünchen. Man weiß gar nicht wirklich, worum es eigentlich geht: Wundern sich die drei darüber, wie sie irgendwie doch ihren Erfolg eingefahren haben oder ist es ein Liebeslied, was die herrlich schnulzige Fußorgel erklären würde?

#04 \'94 (Novanta Quattro)
Eine spottende Widmung an die Squadra azzurra, daher auch in italienisch verfasst, ich verstehe fast kein Wort. Klanglich scheint Peters Stimme von weiter her zu kommen, ich mag mich aber auch täuschen. Schlagzeug, Bass, Gitarre, alles ist da - bleibt nur eine Frage: Wo ist Italien eigentlich bei der WM 94 geblieben?

#05 Alles Liebe, Alles Gute
\'Alles Liebe, alles Gute, schön, dass es Dich gibt\' - eine pauschale Floskel, die man vielen (zu vielen?) ohne lange nachzudenken sagt. Auch wieder Sportfreunde-typisch mit kleinem Seitenhieb auf unsere Gewohnheiten: Meinen wir Dinge wirklich so, wie wir sie sagen? Nein??? Wir bereuen, singen mit und haben Spaß. Wieder einmal ein Stück, das mit mehr Elementen als Gitarre, Bass und Schlagzeug auskommt, aber hört selbst, dann werdet Ihr merken, dass es bei den Sporties doch einen Unterschied zwischen Sprechen und Singen gibt (den Spötter leugnen)...

#06 Aber Besser Wär\'s
Huch, was ist denn das? Fragt man sich, wenn man den Beginn des Stückes hört. Sport goes melancholisch, die Monotonie wird durch die ewige Phrasenwiederholung \"düdedüdüt\", wieder auf der Fußorgel, erreicht. Für mich eins der schwächeren Stücke auf dem Album, vielleicht hätten die Sporties einen anderen Füller finden können.

#07 Heimatlied
Dieses Lied ist eigentlich irgendwie Kult – jeder kann es mitsingen, jeder fühlt sich den außergewöhnlichen Vergleichen verbunden: \'Hier bist du Mensch, hier darfst du\'s wirklich sein\'. Ein Song für die Heimat, wie man ihn so nicht erwartet. Klanglich überwiegen Gitarren, die es aber dennoch ermöglichen, den Text zu verfolgen und das sollte man hier sehr genau! Kennt eigentlich noch jemand diese Wasservögelpfeifen??? Das ist nämlich auch \'das Schöne daran\' - \'wer hätte das gedacht\'?

#08 Wunderbaren Jahren
Flott, gitarrig, dann das Schlagzeug - wenn man auf den Text hört, fragt man sich mal wieder, was der uns sagen will. Wieder die Fußorgel, ein Lied mit Mitsinggarantie, spätestens im Refrain - schräg ist es so oder so. Eine weitere Auffälligkeit: die Sporties singen mehrstimmig. Nicht unbedingt schön, aber selten... *g* Aber es geht hier ja nicht nach Wohlklang.

#09 Hockey (Feld)
Der Anfang das Stücks klingt stark nach \"Loser\" von Beck. \'Wenn du wissen willst, was ich mein\', solltest du dabei sein beim... Hok-key!’ Nun ja, Hockey hab ich immer gehasst, vielleicht weiß ich deshalb nicht, was Peter mir damit sagen will... Wieder einmal ein schräger Track

#10 Willkommen im Club
Deutschland ist bekanntermaßen das Land mit den meisten eingetragenen Vereinen - ob es sich um Fußball-, Kegel- oder Swingerclubs handelt. In meinen Augen eins der wenigen Stücken, mit denen man die Sportfreunde im Club der \'Hamburger Schule\' willkommen heißen kann, sofern sie es denn wollen. Denn sie äußern sich doch recht kritisch gegen jede Art der Organisation. Ein Song voller Anspielungen und daher empfehlenswert.

#11 Money Mark
Die Kasse klingelt - \'was du anfasst, wird zu Gold\'. Die Rede ist jedoch nicht von den Sporties, sondern von einer unbekannten vierten Person. Und keine Angst, von Neid keine Spur, die Sporties bleiben \'lieber zweiter Sieger\', bevor sie ähnlich abheben wie jene besungene Person. Der Song klingt einerseits genervt, andererseits auch selbst nervig - durch ein ewig gleiches Gitarrenriff. Wie es auch bei der beschriebenen Person nur ums Geld geht.

#12 Wir Müssen Gewinnen
Eben noch lieber zweiter Sieger, hier müssen die Sporties gewinnen – \'es geht um mehr als Leben und Tod\'. Und: \'Alles andere ist primär\'! Noch Fragen? Musikalisch überwiegen hier Gitarre und Bass mit grundsoliden Akkorden, ein Stück, bei dem die Sporties rein von der musikalischen Seite solide gebaut haben.

#13 Jericho
Auf Peters Gesangeinsatz kann man hier vergeblich warten, denn man höre und staune: Es handelt sich hier um ein rein instrumentales Stück, das aber kein Interlude ist, sondern an die normale durchschnittliche Tracklänge heranreicht. Bibeltreu waren sie aber nicht, es sind zwar einige Instrumente zum Einsatz gekommen, Bläser wie Trompeten oder Posaunen wird man darunter aber vergeblich suchen. Mal was Neues, ganz Anderes von den dreien, was die beiden letzten Klassiker noch einmal abhebt.

#14 Spitze
Eine Hommage an \"Dalli Dalli\" mit Hans Rosenthal, vertont, wie Peter zu Anfang erläutert: \'mit vielen langen Tönen\'. Es beinhaltet jedoch darüber hinaus noch einige technisch-instrumentale Überraschungen, diverse Mitschnitte aus eben jener Sendung und einen verbalen Schlagabtausch zwischen Peter und Flo. \'Was fällt Ihnen zum Thema Sport ein?\' \'Was fällt Ihnen zum Thema Freunde ein?\' Zusammen ergibt das \"Sportfreunde\", und einen Song, der einfach nur dazu einlädt, das breite Grinsen auf dem Gesicht zu konservieren und in Hans-Rosenthal-Manier mitzuspringen. Während der Sprechpassagen kann man sich ja ausruhen, beim leicht funkigen Refrain bleibt einem aber nichts anderes übrig...

#15 Wellenreiten ’54
\'Guten Morgen, jetzt ist Schluss / Die tanzlosen Tage sind vorbei / Gib mir Speichel oder zumindest nen Kuss / Die Weichen sind längst gestellt...\' - Das sind die ersten Zeilen des Stückes und trotz oder gerade wegen ihrer Absurdität bleiben sie im Gedächtnis. Für mich war dies das erste Stück, das ich (auf der eingangs erwähnten Fahrt zum Bizarre) überhaupt von den Sporties gehört habe. Das spricht für sich und sie, denn normalerweise kann ich mich an so etwas nicht mehr erinnern. Die CD endet also, wie sie angefangen hat, gitarrig, spaßig und ein bisschen verrückt - was will man mehr? Wer kommt mit zum Wellenreiten?


FAZIT:
Sehr (oder zu) objektive Hörer würden dem Album höchstens zwei Sterne geben, denn schließlich können die Sportfreunde weder gesanglich (Stimme eines Spötters: \"Das ist ja nicht gesungen, sondern gesprochen!\") noch musikalisch überzeugen und auch ihre Texte sind in der Regel nicht besonders sinnvoll. Da die Sporties dies aber als ihr Image ansehen (textlich wie oben beschrieben auch Ausnahmen machen), und ihre Musik auf diese Basis aufbauen, kann man auch mehr Sterne austeilen – ich vergebe volle fünf Sterne, gemessen an dem, was die Sportfreunde bisher veröffentlicht haben. Oder mathematisch ausgedrückt: zwei Sterne plus je einen für Spaß-, Kult- und Livefaktor. Es macht einfach Spaß zuzuhören, irgendwie mitzufeiern oder einfach nur Spaß zu haben - es ist einfach ein Gute-Laune-Album par excellence.

Ob ‚Hamburger Schule’ oder nicht, auf dem Gebiet des Deutschgitarrenspaßindiepoprock sind die Sportfreunde Stiller ganz vorne mit dabei und für die meisten Festivalgänger gehören sie mit zum guten Ton - sie sind die Sporties und die Hörer ihr Team. Dieses erste Studioalbum sollte sich daher im Besitz jeder Person befinden, die bei Liveauftritten auch lauthals mitsingen will - obwohl dafür einmaliges Reinhören auch fast genügt.

Dennoch: Ich bin der Meinung, das war Spitze - eben so wie einst Real Madrid!