Dinge, die die Welt nicht braucht Testbericht

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Erfahrungsbericht von lödvs

Der Käse

Pro:

Für Shakesspeare

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Ist es der Menschheit und vor allem der Spezies der Gewöhnlichen-Abgepackten-imkühlregalliegenden-Billiggoudaamstück-Herstellern aufgefallen, was für eine Qual es am morgendlichen Frühstückstisch ist, die, ausdrücklich nicht zum Verzehr geeignete Rinde, Schale, Pelle, Zeugs von besagtem Käse abzubekommen?
Nach jahrelangen Forschungen habe ich nun vier Gruppen von Käseverzehrern identifizieren können, und zwar den Geduldigen, der in mühevoller Kleinarbeit über Stunden jeden Mikrometer kleinen Rest der Rinde abfummelt und stets darauf achtet, möglichst nichts von dem in inniger Verbindung mit der Rinde befindlichen Käse zu vergeuden,
den Generösen, der stumpf einfach die Rinde abschneidet und dabei nicht bedenkt, dass der Käse eine eher rundliche Form besitzt und das er durch gerades Abschneiden von seinem 200g-Stück ca. 170g wegschmeißt, dem Puhler, einer Art Mittelding zwischen dem Generösen und dem Geduldigen, der erst grobschlächtig die Rinde abschneidet und dann durch die ausgefallensten Schnitztechniken versucht noch zu retten was zu retten ist und am Ende dann statt ansprechend aussehender Käsescheiben nur Fragmente und Krümel auf seinem Teller zu liegen hat und abschließend den Gnadenlosen, der einfach alles mitfrißt, was irgenwie zum Käse gehört!

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-20 13:08:25 mit dem Titel Das 21. Jahrhundert

In den 70´er und 80´er Jahren dachte ich ja stets, dass man mit dem 21. Jahrhundert schlagartig in einer Welt lebt, in der alles sehr viel einfacher, besser und bequemer funktioniert, dass es selbstverständlich ist, Tante Sieglinde auf dem Mars zu besuchen, dass bei der Fussballuniversummeisterschaft 2002 die Erde im Achtelfinale Klingonien mit 8:0 wegputzt, dass man nicht mehr in verräucherte Kneipen gehen muss und sich heuchelnd interessiert intellektuellen Gesprächen hingeben muss, sondern gemütlich in seinem High-Tech-Heim sitzen kann und sich geschwind fünf Liter Weizenbier in seinen Bauch beamen kann und dann von seiner persönlichen Roboterin ins Bett getragen wird oder dass man einfach laut in den Raum ruft: Computer, ein mal Pommes rot-weiß und irgendwo aus der Wand kommt dann eine Portion selbiges.
Aber als dann der Sylvesterrausch 2000 oder wegen mir auch 2001 verflogen war, musste ich ernüchternd feststellen, dass sich nichts geändert hat und Tante Sieglinde immer noch um die Ecke wohnt und einem jeden zweiten Tag auf den Sack geht. Die letzte Hoffnung lag dann auf dem 1. Januar 2002, dem Termin, an dem die legendäre Transformation des Geldes stattfinden sollte, aber nun, sechs Monate nach dieser letzten Chance war nun jede Hoffnung gestorben.

Bis heute morgen.

Was war geschehen. Ich saß am Frühstückstisch, vor mir lag eine Scheibe getoastetes Toastbrot und wartete darauf von mir belegt zu werden. Langsam bewegte sich mein Blick über die Speiselandschaft und blieb unvermittelt stehen, denn da stand sie, die, die mir schlagartig bewusst machte, dass die Zukunft schon angebrochen war und zwar nicht erst jetzt, sondern schon vor vielen Jahren und sich ganz langsam in unserem Leben breit machte, denn da stand sie, die, die Energiequelle der nächsten Jahrhunderte ist, quasi das Erdöl der Zukunft, die, die Revolution des Antriebes darstellt, die, die uns ewigen Weltfrieden und Glückseligkeit bringen wird, nämlich die für TIP von der Firma Ahrend-feine Wurstwaren hergestellte Salami 1a.

Doch nicht das bloße Erkennen der Verpackung löste sämtliche Rätsel der Menschheit und nahm mir jegliche Angst vor dem Kommenden, sondern ein unscheinbarer Satz unterhalb der Produktbezeichnung, der den Leitsatz des neuen Jahrtausends bildet:

100g Wurst sind gemacht aus 121g Fleisch

Zuerst, eine Sekunde lang, war ich verwirrt, wie konnte das sein, es wiederspricht jeder Logik, sämtliche mathematischen Gesetze werden damit ausgehebelt, das gigantische Bauwerk der Naturwissenschaft war am Rande des Zusammenbruchs, doch dann, in der nächsten Sekunde wurde mir sofort klar, DIESE SALAMI BESTEHT AUS 21g ANTIMATERIE!

In den nächsten Sekunden lief mein ganzes Leben vor mir ab und ich entdeckte Unmengen von Beispielen, in denen mir bewusst wurde, dass dieses revolutionäre Element Salami schon seit langen eingesetzt wurde:

- das früheste, mir bekannte Zeugnis legen die Sowjets ab. Jeder erinnert sich noch an die legendären Ostermärsche, die Friedensbewegung, die fettigen langen Haare und versyphten Parka. Man kämpfte damals gegen die Stationierung von SS20-Raketen in der DDR. Was keiner wusste, war, dass die SS20 eigentlich eine Spezialkonstruktion für sowjetische Koljosebauern war und denen lediglich beim Umgraben ihrer gigantischen Erdbeerfelder in Sibirien helfen sollte. Die wirklich gefährliche Waffe war aber das Schwestermodell, die SS21, welche mit vollem Namen Sowjetski Salamski 21 hieß und mit 21g russischer Salami-Antimaterie angetrieben wurde. Die Sowjets waren aber nicht in der Lage, die gigantische Menge von Energie zu steuern und so konnte diese Rakete genau 40.000 km weit fliegen, nicht mehr, aber auch nicht weiniger, was zur Folge gehabt hätte, dass die Sowjets sich damit selber in den Rücken geschossen hätten.

- Als die Amerikaner bemerkten, dass die Sowjets einen solchen Antrieb besaßen, schickten sie ihre besten Wissenschaftler ins Feld, die 24 Stunden am Tag mit unbegrenzten finanziellen Mitteln forschten. Von Überläufern erfuhren sie, dass die Energie aus Salami-Antimaterie gewonnen wird. Daraufhin holten die Amerikaner Heerscharen von Italienern ins Land, man kann heute noch in New York nach Little Italy gehen, die ja für die Qualität ihrer Salami bekannt waren. Nach drei Jahren war dann auch das Werk vollbracht, Amerika hatte seinen ersten Salamiantrieb. Dieser wurde dann in ein Schiff eingebaut, auf dem auch Flugzeuge starten und landen konnten. Der Name des Schiffes war USS Saratoga, wobei USS für unser Salami Schiff steht.

- Aber auch die zivile Welt setzte später dann auf diese Energiequelle. So stellte Volkswagen vor einiger Zeit das erste Drei-Liter-Auto her, welches durch einen sogenannten SDI-Motor angetrieben wird, wobei SDI nichts weiter bedeutet als Salami-Direct-Injection. Aber auch andere Autohersteller brachten diese Technologie auf den Markt, man denke an Jaguar mit dem S-type, in dem nur ein bestimmter Typ von Salami, nämlich schottische Hochlandsalami verwendet wird oder Mercedes-Benz, die eine ganze Fahrzeuggruppe, die S-Klasse, danach benannt haben.

- Aber auch der öffentliche Nahverkehr kann durch diese moderne Antriebsart nur gewinnen, man denke an die S-Bahn, macht er aber nicht, denn man bedenke, dass 200g Salami, in der dann 42g Salami-Antimaterie sind, mit immerhin 1,99 in der Stadtkasse zu Buche schlagen, so dass die S-Bahn nach wie vor Schnellbahn heißt

Nun, diese Auflistung von Beispielen ließe sich endlos weiter ausbauen, was wir hier aber nicht wollen.

Eins möchte ich aber zum Abschluss noch erwähnen, seit dem ich heute morgen von der Salami aß, fühle ich mich so beschwingt.


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-26 13:29:44 mit dem Titel Nicht mehr da und doch nicht vergessen

Ich möchte die geneigte Leserschaft auf ein verstecktes Grauen aufmerksam machen, welches sich in unserer geliebten deutschen Sprache langsam und unbemerkt breit macht, etwas, was den Wohlklang unserer Sprache erst ausmacht, etwas, ohne das Shakespeare, gut, ich weiß der schrieb in Englisch, aber hätte er in Deutsch geschrieben, wäre es so, ein nichts gewesen wäre, etwas, das Leben retten kann, kurzum es handelt sich um den Verlust des unregelmäßigen Verbes.
Man stelle sich folgende lebensbedrohliche Situation vor:
Man geht auf eine Toilette, auf der unmittelbar davor jemand ein ausgiebiges Geschäft erledigte. In der heutigen Zeit sagt man dann im Allgemeinen: H i e r h a t m a n a b e r g e s c h i s s e n u n d d a s h a t g e s t u n k e n. Wie furchtbar lang, wenn man diesen Satz erst denkt und dann ausspricht ist man schon erstickt. Warum sagt man nicht mehr: Man schiss und es stank.

Oder

Um die Tatsache des Lebensmittelverzehrs und den damit verbundenen Wohlgeschmack auszudrücken kann man sagen: Ich spieß und es schmog wohl.

Oder

Ich fuhr, blunk und bog ab.

Oder

Heute schnitt es 30cm Neuschnee.

Oder

Ich koch Suppe, schlang diese fürchterlich und spie bzw. broch danach entsetzlich.

Oder

Er kam, sah und sog.

Oder

Sie hieb auf ihn ein und er zock immer noch.


Sollten der geneigten Leserschaft weitere Perlen der deutschen Sprache einkommen, bitte ich, mir diese mitzuteilen.

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