Dinner for one - Der 90. Geburtstag (Komödie) Testbericht

Das Jahr geht mal wieder definitiv zu Ende und ein Film dokumentiert dies vorzüglich, das ein neues Jahr seine Schatten vorauwirfts. Und Ihr könnt es glauben oder nicht, Sylvester möchte ich am Fernseher sitzen und zappen bis James zum soundsovielten Male scheinbar immer sturzbetrunkener über's oder um's Tiegerfell stürzt oder taumelt.

Story
*****
Es geht für mich um DIE Sendung im Deutschen Fernsehen schlechthin, welche jedes Jahr wiederholt wird – zur selben Zeit – am selben Sendeplatz – immer mit Millionen von Zuschauern – immer in Schwarz-Weiß. Puritaner entsetzen sich über den enormen Alkoholverbrauch des Hauptdarstellers, Sittenwächter finden den Ausgang der Geschichte zügellos, und Tierschützer empören sich über das Tigerfell, welches sicherlich dem Washingtoner Artenschutzabkommen unterliegt. Dabei handelt "Dinner for one" lediglich von einer etwas skurillen Geburtstagsparty einer liebenswerten alten Lady, einer gewissen Miss Sophie.
Seit dem ersten "Yes James, the same procedure as every year" im Jahre 1963 ist die Kultsendung nicht mehr aus den Wohnzimmern weg zu denken und seit 1972 hat der insgesamt nur 18-minütige Sketch "Dinner for One" einen Stammplatz im Deutschen Fernsehen inne. Einst war sie mal als kleine unterhaltsame Theaterkomödie gedacht und niemande hätte wohl erwartet das sich daraus der Kultfilm für Sylvester schlechthin entwickeln würde.

Handlungsmäßig feiert die verständlicherweise bereits in die Jahre gekommene Mrs. Sophie dabei ihren 90. Geburtstag mit ihren verstorbenen Liebhabern und alten Bekannten, die da wären: Mr. Pommeroy, Mr. Winterbottom, Admiral von Schneider und Sir Toby. Da sie nicht mehr unter den Lebenden weilen muß ihr Butler James nicht nur servieren, sondern auch noch deren verschiedene Verhaltensmuster beim Eß- und Trinkgelage vertreten.
Je später die Stunde, desto besoffener taumelt nun James (gespielt vom Briten Freddie Frinton in seiner sicherlich besten Rolle) über die Bühne und stolpert (fast) jedesmal wieder über den Tiegerkopf des am Boden ausgebreiteten Fells.
Klasse find ich auch die Szene, wo James einen vermeintlichen Gast mit einem herrlichem Grinsegesicht einen Knopf an die Backe labert und dann schwungvoll das Glas füllen will. Einfach irre mit wie wenig Text (und das in einer Fremdsprache für die meisten deutschen) sowohl Miss Sophie als auch James auskommen und dennoch ist es völlig verständlich.

Übrigens gelang dem Kultstück deutscher Sylvesterabende der Durchbruch in deren Heimatland nie. Eine mögliche Erklärung lieferte Stefan Mayr, Herausgeber des Büchleins "Dinner for One von A bis Z (Eichhorn Verlag) dahingehend, daß viele Briten mit dem torkelnden Butler versteckte Hiebe gegen das wankende Empire vermuteten.
Wem weitere Hintergründe, Einschaltquoten und Entwicklungen des Stücks interessieren verweise ich auf nachfolgenden Link: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,279662,00.html

Als Vorspeise serviert übrigens James eine "Mulligatawny Soup", eine fruchtig-würzige Currycremesuppe mit Apfel, Banane, Speck, Möhren und Lauchzwiebeln. Nicht zu vergessen ein guter Schuss Sherry Fino.
Zum zweiten Gang trägt er "Northsea Haddock" auf, einen gekräuterten Nordsee-Schellfisch, und kredenzt Weißwein zum Fisch.

Der dritte Gang, "Chicken with Champagne", besteht aus Hähnchenbrust in Champagnersoße, Kartoffeln und Blattspinat mit Pinienkernen. Dazu gehört natürlich bester Champagner.
Und vor dem Zu-Bett-Bringen gibt es "Fruits with Port", einen Obstsalat aus Kiwis, Ananas, Trauben, Granatapfelkernen und Ingwersahne- mit einem kräftigen Schluck Portwein.

Fazit
*****
So kann ich immer nur wieder für mich ganz erstaunt feststellen: Obwohl das Stück für die heutige Hitec und schnelllebige Zeit wirklich schon uralt ist (zumindestens für Fernsehverhältnisse) und der Inhalt doch eigentlich recht simpel ist, ist es Kult und ich denke er wird es mit Sicherheit auch weiterhin bleiben.
Ich freue mich jedenfalls schon wieder auf den Beginn der Sendung und noch viel lieber wäre mir angenehme Gessellschaft dabei.

In diesem Sinne wünsche ich allen mir 2007 nett in Erinnerung gebliebenen yopi-usern (und das sind mit weiten Abstand die meisten) ein Happy New year !