Wüstenblume (gebundene Ausgabe) / Waris Dirie, Cathleen Miller Testbericht

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Erfahrungsbericht von Bluebirdunfa

Wer schlief mit Naomi im Zimmer ?

Pro:

interessant

Kontra:

kein professioneller Schreibstil

Empfehlung:

Ja

Bevor ich mit der richtigen Buchbeschreibung anfange, kommen erst einmal die, eigentlich recht unwichtigen, Fakten zum Buch.

„Waris Dirie“ ***Wüstenblume***
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Heyne Band – Nr. 01/13631
Taschenbuchausgabe 07/2002
Copyright 1998 by Waris Dirie
ISBN 3-453-21261-4
Preis: 8,95 Euro
Bestell Nr. 01/13631

Waris Dirie und Cathleen Miller (Wüstenblume (Desert Flower)
Aus dem Amerikanischen von
B. Jendricke,
C. Prummer-Lehmair,
G. Schermer-Rauwolf
und B. Steckhan

Seitenzahl: 280
Kapitel: 18
Fotos: nur wenige in schwarz/weiß

Zum Inhalt:
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Furchtbar, Erschütternd, Grausam und Mutig.
Wie soll ich das Buch von Waris Dirie beschreiben?!

Ich habe selten eine so erschütternde Biographie gelesen. Bis vor ca. 12 Jahren hatte ich auch noch nie etwas von der weiblichen Beschneidung gehört. Aber dieses Buch hat mich in eine Welt eingeführt, die ich mir niemals hätte vorstellen oder erträumen können. Dabei hatte ich schon vorher einige schlimme Biographien gelesen.

Waris Dirie berichtet in ihrem Buch über ihr Leben. Geboren als Nomadin in Somalia. In jungen Jahren (mit 5) hütete sie schon die Ziegen der Familie.
Mit 5 Jahren wird an ihr die Pharaonische Beschneidung durchgeführt.
Als sie mit 13 an einen alten Greis verheiratet werden soll, flüchtet sie allein nach Mogadischu.
Von ihren Schwestern war eine schon bei ihrer Beschneidung verblutet.
Ihre Schwester Aman war Jahre zuvor schon nach Mogadischu geflohen.
Waris findet Unterschlupf bei Aman.
Nach kurzer Zeit zieht sie dann zu ihrer Tante Lùul.
Hier versorgt sie die Kinder. Nach einem Zwischenfall wechselt sie zu ihrer Tante Sahru.

Als Dirie Waris erfährt, dass der somalische Botschafter in England (London) ein Dienstmädchen sucht, bettelt sie so lange, bis sie angenommen wird. Mit 14 Jahren fliegt sie mit leichten Gepäck und ihrem ersten Schuhwerk (einer Sandale), nach England
Hier arbeitet sie, ohne einen einzigen freien Tag als Dienstmädchen bei ihrem Onkel, dem Botschafter.

Entsetzt lese ich, dass in einer Botschaft in Europa Kinderarbeit geduldet wird.

Waris Dirie lernt kaum die englische Sprache. Sie hat bis dahin keine Schule besucht und versucht sich selber das Lesen beizubringen.
Sie hat bis ins Erwachsenenalter Probleme beim lesen und schreiben.

In der Botschaft lernt sie „IMAN“ aus Somalia kennen, die Model geworden ist.
Wenn ich mich nicht irre, hat Iman auch im 1. Star Trek Spielfilm „Enterprise“, die Ilia gespielt.

Ab da interessiert sich Waris Dirie für das Modeln.

Nach 4 Jahren ist die Amtszeit des Botschafters vorbei und die Botschafterfamilie fliegt zurück nach Somalia.
Waris Dirie versteckt ihren Pass und bleibt, jetzt 18 jährig alleine in London.
Sie zieht in ein Studentenwohnheim und arbeitet bei Mac Donalds.
In dieser Zeit erinnert sie sich an die Visitenkarte eines Mode Fotografen, die sie ca. 2 Jahre vorher einmal bekommen hat.
Sie ruft bei ihm an und startet damit eine ungewöhnliche Kariere.

Die Karriere eines somalischen, unwissenden Hirtenkindes in die Glitzer- und Glamourwelt der reichen Modedesigner.

Ein unstetes, schwieriges Leben, begleitet von Scheinehen und Passproblemen.

Sie arbeitet für „Oil of Olaz“. Ist in Modezeitschriften und einem James Bond Film zu sehen.

Sie berichtet von ihrer Suche nach ihren Wurzeln, beim drehen eines BBC Dokumentarfilmes (1996).

Am Ende wird sie Botschafterin für die Menschenrechte der Frauen.

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Leseprobe: (Seite 161)

Nachdem wir in Bath angekommen waren, bezogen wir unsere Zimmer im Royalton, das wie ein Palast aussah. Ich bekam ganz für mich allein ein rießiges Zimmer. Aber in der ersten Nacht kam Naomi zu mir und fragte mich, ob sie bei mir schlafen dürfe.
Sie war noch sehr jung und mädchenhaft, etwa sechzehn oder siebzehn Jahre alt, und fürchtete sich allein in ihrem Zimmer.

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Meine Meinung zum Buch:
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Ein wunderschönes, gut lesbar geschriebenes Buch.
Trostlos und Mut gebend zugleich.
Vielleicht, mit etwas wenig schreiberischen Können zusammengeschrieben.
Aber trotzdem für mich sehr interessant geschrieben.
Man mag dem Buch anmerken, das Waris keine gelernte Schriftstellerin ist.
Aber es ist ja auch eine Biographie.


Da existiert seit 4000 Jahren ein Brauch in Afrika, der vollkommen sinnlos ist. Erst vor kurzem hat die Mehrheit von uns erfahren
Und schon schwappt mit der Einwanderung der Afrikaner dieser Brauch auch auf die anderen Kontinente über.
Da läuft ein Mann auf dem Mond.
Wird von Chancengleichheit zwischen Mann und Frau gesprochen.
Und zeitgleich werden 6000 Mädchen und Frauen beschnitten. Nur damit später ihr Ehemann sagen kann: „Sie gehört mir allein.“

Niemand wird heute mehr sagen können, wer diesen lebensgefährlichen Unsinn erfand. Aber er raubt den Frauen, jede Freude am Sex, jedes Gefühl, ihre Gesundheit, ihre Kraft und ihr Selbstwertgefühl.

Warum fangen wir Frauen nicht an, unserer Männer zu sichern?
Warum geben wir ihren Samen nicht in die Samenbank?
Und danach werden sie mit Glasscherben, stumpfen Klingen und ohne Betäubung kastriert.
Ich denke, Penis und Hoden hindern die Menschheit, daran menschlicher zu werden.
Das Testosteron so einiger Präsidenten hat viele sinnlose Kriege ausgelöst.
Wahrscheinlich wäre das wirklich einmal überlegenswert. Anfangen sollte man dabei bei den Vätern und Ehegatten der beschnittenen Frauen.
Ein kastrierter Hund oder Pferd ist auch wesentlich umgänglicher.

Es gibt Stellen im Buch, die voller Alltagskomik sind. z.B. der 1. Besuch einer Flugzeugtoilette.

Wir bekommen Einblick in das harte Alltagsleben somalischer Nomaden. Die durch ihre Unwissenheit eigentlich sich selber schaden.
Aber Waris Dirie beschreibt auch die schönen Seiten dieses, für uns so unverständlichen Lebens.

Beschneidung von Mädchen ist keine freie Religionsausübung. Es ist und bleibt eine Verstümmelung Erheben wir unsere Stimme. Denn es ist an der Zeit. Die Zahl der Opfer steigt leider an, anstatt abzunehmen. .

Ich lege jedem ans Herz dieses Buch, dieser wirklich bemerkenswerten Frau, einmal zu lesen.
Es handelt nicht nur von der Beschneidung. Eher würde ich sagen müsste man es einordnen in die Kategorie:
“Vom Tellerwäscher zum Millionär“ oder „Von der Ziegenhirtin zum Model“.

Würdigen will ich den Mut von Waris Dirie, der dieses Buch erst möglich gemacht hat.
Denn ihr outen, ihre Aussagen gefährden, wie ihre Beschneidung, wieder ihr Leben.
Beschneidungswütende Fanatiker würden Waris Dirie gerne Mundtot machen.



VIELEN DANK für Euer Lesen, Kommentieren und Bewerten.
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BERLIN, 12.07.2003
Es grüßt alle Leser: Bluebirdunfa



Terre des femmes e.V.
Tel : 07071-79730

Intact
Internationale Aktion gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen
Tel: 0681-32400

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