Dom Perignon Brut Testbericht

Moet-chandon-dom-perignon
ab 298,54
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Erfahrungsbericht von klausalfred

Das teure Prickeln

Pro:

Sein Geschmack, sein Ruf

Kontra:

Sein Preis

Empfehlung:

Ja

Helma, mein geliebtes Weib, hatte zu meinem 60. Geburtstag tief in ihre Privatschatulle gegriffen und mir etwas in unseren Augen sehr Luxuriöses verehrt. Doch es hatte sich noch keine Gelegenheit ergeben, das Geschenk auch gemeinsam zu genießen. Und so lag die edle Grüne mit dem altmodischen goldenen Etikett nun schon weit über ein Jahr in ihrer schützenden Umhüllung bei den anderen Flaschen in unserem kleinen Weindepot im Keller. Konstante Temperaturen zwischen zehn und zwölf Grad konnte ich ihr dort allerdings nicht garantieren. Ich machte mir Sorgen, dass sie Schaden nehmen könnte.

Wenn es sich bei dem anspruchsvollen Produkt um einen kostbaren Champagner der Cuvée Dom Pérignon handelt, dann gibt es nur ein ganz probates Mittel, um es vor Schaden zu bewahren: Man leert es. Wir beschlossen, dies am Pfingstsamstag im Rahmen eines Abendessens zu zweit zu vollbringen.

Ein solcher Plan erfordert allerdings ein wenig Vorbereitung: Helma kümmerte sich in der Feinschmeckeretage des KaDeWe um ein paar passende Schnuckligkeiten von der Languste und vom Fisch. Ich brachte den dunkelgrünen Karton mit der goldfarbenen Inschrift „Cuvée Dom Pérignon Vintage 1993“ vorsichtig nach oben. Ein guter Champagner verträgt nämlich heftige Bewegungen nicht, jedenfalls dann nicht, wenn man ihn trinken und nicht als Duschbad missbrauchen möchte. Dann zerstörte ich mit einem scharfen Messer das Papiersiegel von „Moet et Chandon à Epernay, Fondée en 1745“, hob die bauchige Flasche aus ihrem schützenden Einsatz und legte sie ins mittlere Fach des Kühlschranks, wo sie auf etwa sechs Grad, die beste Trinktemperatur, abkühlte. Eine halbe Stunde vor dem Öffnen kam sie dann in einen Sektkühler.

Als der Tisch gedeckt ist, öffne ich andächtig die Flasche, die inzwischen zehn Jahre auf dem Buckel hat. Das Stanniol vom Flaschenhals ist schon ein wenig verklebt. Ich lockere mit der rechten Hand den Naturkorken vorsichtig und halte gegen, als ich den Druck spüre. Schließlich soll kein Tropfen verloren gehen. Und knallende Sektkorken können nur ins Auge gehen oder Löcher in der Zimmerdecke verursachen. Ich überprüfe, ob der Korken neutral riecht. Das tut er.

Ich schenke ein. Die Gläser beschlagen leicht. Wir haben klassische Champagnergläser ohne Schliff in Tulpenform gewählt, die sich nach oben verjüngen. Sie ermöglichen die Entfaltung des Buketts und sorgen dafür, dass die feinen Kohlendioxidbläschen (oder Kohlesäurebläschen, da streiten sich die Experten) nicht zu schnell entweichen. Denn sie sind ja die Seele des Champagners, um die sich der Benediktinermönch Dom Pérignon im 17. Jahrhundert verdient gemacht hat. Leute, die das Kribbeln nicht vertragen, sollten besser keinen Schaumwein und schon gar keinen Champagner trinken und ihr Geld besser in einem guten Wein anlegen. Das gleiche gilt für die Sektschalen, die mal als schick galten, die aber nur dafür sorgen, dass das köstliche Getränk sehr schnell verschalt.

Unser Dom Pérignon aus dem Jahre 1993 zeichnet sich durch eine helle gold-gelbe Farbe aus und die charakteristischen sehr feinen Bläschen, die vom Boden des Glases fast wie ein feiner Nebel hochsteigen. Aber nun wollen wir zur Tat schreiten. Wir probieren: Wie jeder gute Champagner besticht er durch eine deutliche eigene Note. Die Komposition aus Chardonnay- und Pinot-Noir-Trauben bester Lagen nördlich und südlich der Marne gibt ihm einen angenehmen ausgewogenen Weingeschmack. Er ist trocken, aber zugleich sehr mild.

Da mir die Worte fehlen, die Geschmacksnuancen im einzelnen zu beschreiben, komme ich jetzt mit einem Zitat aus einer kleinen Broschüre, die jeder Flasche Dom Pérignon beiliegt. Da heißt es zunächst einmal, der Rebjahrgang 1993 sei dank eines warmen gewitterreichen Frühlings sehr früh reif gewesen. „Bei der Verkostung dieses Jahrgangs dominieren zunächst Weinbergpfirsichnoten, die schnell in Cashewnuss- und Heunuancen übergehen. Abgerundet wird die feine Aromenpalette durch einen zarten Geschmack von geröstetem Weißbrot. Eine Empfindung folgt auf die andere, subtil in ihrer Entfaltung, rhythmisch, präzise, prägnant ... Die anfängliche Dichte verwandelt sich in zarten Schmelz, dessen Finesse lange anhält und in Nuancen kandierter Südfrüchte ausklingt.“ Neben diesen charakteristischen Eigenheiten des Jahrgangs präsentiere der Millésimé (Jahrgang) 1993 natürlich auch die unverkennbaren Stilelemente von Dom Pérignon, „den cremigen Schaum mit feinsten Perlen, die temperamentvolle Bukettentfaltung, die weite Spannbreite von Duft- und Geschmacksnoten, das unglaubliche Raffinement der Materie“.

Aha, Heu und geröstetes Weißbrot ... Wir müssen gestehen, dass wir das nicht herausgeschmeckt haben. Bei uns verwandelte sich die anfängliche Dichte auch nicht in zarten Schmelz, sondern in eine leere Flasche. Schade, dass ein solcher Event nicht ein bisschen länger anhält. Denn ein ganz besonderer Genuss war es schon. Ob er diesen Preis wert ist, diese Entscheidung mag ich nach einer einzigen Flasche nicht treffen. Uns schmeckt auch ein netter Bollinger oder ein Piper-Heidsieck zu einem Viertel des Preises von Dom Pérignon sehr gut.

Ach ja, der Preis. Was Helma für den 93er ausgegeben hat, das hat sie mir nicht verraten. Aber für den zurzeit angebotenen 95er werden im Geschäft um die 90 Euro verlangt. Vielleicht sollte ich es einmal bei ebay wagen. Da soll man den 95er zu etwa 30 Euro erwerben können.

Eine Anmerkung:
Ich verzichte darauf, hier langatmig zu beschreiben, wie Champagner hergestellt wird oder welche Verdienste sich der Namensgeber um das Getränk erworben hat. Wen es interessiert, kann das und vieles mehr auf der Seite www.champagner.com oder bei www.moet.com nachlesen.

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