Doppelpass Testbericht

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ab 5,63
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  • Unterhaltungswert:  gut
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  • Präsentation:  gut
  • Action:  wenig
  • Spaß:  viel
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Romantik:  sehr wenig

Erfahrungsbericht von Tub_thumper

Der Stammtisch als Kult

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Wer kennt das nicht: nach den Spielen am Samstag wird heiß diskutiert. Bedeutet die Niederlage den Abstieg oder das Aus im Rennen um die Meisterschaft? Haben die Schiedsrichter richtig oder das Spiel entschieden? Wann geht es wieder aufwärts für den Verein? Welche Perspektive hat der Klub oder die Nationalmannschaft?

All diese Fragen werden im Doppelpass angesprochen und teilweise ausführlich diskutiert. Die Sendung gibt es an Spielwochenenden Sonntags von 11:00 - 13:00 Uhr und die läuft im DSF. Neu ist das Konzept nicht, denn es gab schonmal eine ähnliche Sendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die allerdings eingestellt wurde. Die Sendung findet meistens im Kempinskihotel in München in der Nähe des Flughafens statt. Neben der regelmäßigen Sendezeit gibt es jedoch auch noch zu den großen Turnieren (EM/WM) Sonderausgaben wo die aktuellen Spiele, insbesondere die der deutschen Nationalmannschaft, besprochen werden.

Moderator der Sendung ist Rudolph Brückner, bekennender BVB-Fan, der sich jedoch meistens um Objektivität bemüht. Brückner selbst führt seine Arbeit mit sichtlich viel Spaß aus. Manchmal allerdings übertreibt er es mit seinem Engagement, finde ich.

Zu Beginn, in den Werbepausen und am Ende darf die 3-Mann Jazz Combo "Trio La Haze" spielen. Ich muss sagen, dass ich kein sonderlicher Freund der Gruppe bin. Jazz ist letztlich auch nicht ganz mein Musikstil, aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Neben Brückner diskutieren meistens fünf Personen über die aktuellen Themen. Stammgast ist seit Jahren Udo Lattek, Erfolgstrainer vergangener Tage und Retter des BVB, wo er zuletzt Trainer war. Lattek ist natürlich ein alter Hase im Geschäft und er hat durch seinen Erfahrungsschatz und durch seine Verbindungen zu verschiedenen Vereinen ein entsprechendes Hintergrundwissen. Letztlich sagt er seine Meinung fast immer aus dem Blickwinkel des Trainers. Dies tut er meiner Meinung nach sehr kompetent.

Ein weiterer Gast kommt von einem Bundesligaverein. Die Sendung wird durchweg gut angenommen. So traten hier beispielsweise Franz Beckenbauer, Gerhard Mayer-Vorfelder, Michael Meier, Gerd Niebaum, Rudi Assauer oder Reiner Callmund auf - also Führungskräfte der Topvereine und des DFB. Auch Vertreter kleinerer Vereine werden eingeladen. Dass die entsprechenden Leute kommen, macht die Sendung für den Zuschauer natürlich interessanter.

Neben dem Gast aus der Bundesliga ist meistens auch ein Reporter, der häufig über den entsprechenden Verein berichtet, als Gegenpol eingeladen. Dass ein Insider aus dem Vereinsumfeld unter den Gästen befindet, macht die Sendung natürlich gerade bei kritischen Fragen für mich interessant, denn man erfährt doch die eine oder andere Geschichte, die hinter den Kulissen stattfindet.

Neben dieser Grundkonstellation gibt es meistens noch zwei weitere Reporter, die an der Diskussion teilnehmen. Hier wird das Bild-Imperium und das Kicker-Fußballmagazin häufig vertreten.

Allgemein zu den Diskussionen kann man sagen, dass diese vom Niveau her ziemlich unterschiedlich sind, was ich schade finde. Das hängt natürlich auch mit der Aussagefreudigkeit des Vereinsvertreters ab. So werden interessante Punkte wie "Wo ist das Geld aus dem Börsengang des BVB geblieben?" zwar angesprochen, aber nicht wirklich diskutiert. Andererseits wurde schon häufig genug gesagt, dass beispielsweise viel Geld in den Stadionumbau geflossen ist und dass der BVB weit mehr ist als nur ein Fußballverein und wirtschaftlich nicht nur dieses eine Standbein hat. Anhand dieses Beispiels kann man schon sehen, dass teilweise alte Diskussionen wieder aufgekocht werden. Diskussionen über Vereine, die hingegen nicht so in meinem Blickfeld sind, finde ich wiederum interessant - für die entsprechenden Fans mag es kalter Kaffee sein.
Insgesamt kann man sagen, dass die Sendung sich in zwei Teile gliedert: rund eine Stunde wird über die aktuelle Situation in der Bundesliga gesprochen, über Vereine, bei denen es gut läuft, oder auch über Sorgenkinder, und in der letzten Stunde beschäftigt man sich mit dem Verein, dessen Vertreter gerade anwesend ist.

Der Diskussionsstil ist ebenfalls je nach Situation unterschiedlich. Wenn es brisant wird, dann reden die einzelnen Teilnehmer schon einmal dazwischen. In den Momenten ist Rudolf Brückner dann immer bemüht für Ruhe zu sorgen. Alles in allem läuft es aber ziemlich gesittet ab. Ich habe nie mitgekriegt, dass eine Diskussion ausuferte.
Die Vereinsvertreter halten sich allerdings meistens bei den Kommentaren über andere Vereine zurück. Das hat sich doch zu einer Etikette entwickelt. Auch wenn Brückner beispielsweise immer wieder mal versucht, den Vereinsvertreter über andere Klubs philosophieren zu lassen, wird meist mit dem Hinweis, dass man nur über den eigenen Verein redet, abgewunken oder aber man sagt wirklich nur sehr oberflächliches.

Aus einer Anfangskritik der Sendung, nämlich dass nur Phrasen gedroschen werden, hat sich ein Kult entwickelt: es wurde ein sogenanntes Phrasenschwein eingeführt. Jeder, der eine Phrase drischt, muss 3 Euro unter dem Tusch der Band einzahlen. Am Ende einer Saison wird das eingenommene Geld für einen guten Zweck gespendet. Teilweise ist die Phrasensucherei allerdings ziemlich nervig, wenn essenzielle Aussagen bestraft werden. Andererseits ist es manchmal ganz witzig zu sehen wie ein Gast einen Eiertanz vollführt um eben nicht den Standardsatz zu sagen, der sich in der Situation anbietet.

Es gibt aber nicht nur reine Diskussionen, sondern es gibt auch teilweise provokative Einspieler, die zum Gesprächsthema hinführen sollen. In dieser Kategorie gibt es beispielsweise die "Fußballlyrik", in der Thomas Gsella ein Gedicht über eine aktuelle Fußballproblematik vorträgt wobei im Hintergrund klassische Musik läuft. Ich finde die Gedichte zumeist ziemlich amüsant und somit einen gelungenen Teil der Sendung.
Zudem gibt es die "Lehren des Spieltags", wo wichtige Tore verschiedener Spiele gezeigt werden und was diese für die jeweiligen Vereine bedeuten. Auch diesen Teil finde ich gut, weil er am Anfang der Sendung gezeigt wird und die entsprechenden Diskussionen über die aktuelle Lage von Vereinen knapp und präzise einläuten.
Als letzten regelmäßigen Einspieler gibt es dann noch "Schwarz auf Weiß" wo zumeist witzige Äußerungen von Vereinsvertretern oder Spielern in einer Art Presseschau rekapituliert werden. Hier kommt man regelmäßig um ein Schmunzeln nicht herum.

Als positiv empfinde ich, dass die Zuschauer regelmäßig in die Diskussion mit eingebunden werden, allerdings nur oberflächlich. Man kann im Internet, per Telefon oder per Fax kurz seine Meinung zum entsprechenden Thema sagen. Es ist jedoch nicht so, dass beispielsweise ein Zuschauer, der telefonisch durchgekommen ist, an der Diskussion teilnimmt, sondern die Meinung wird auf Band aufgenommen und dann nach einer Werbepause wieder abgespielt. Auch habe auch mal bei 2-3 verschiedenen Sendungen versucht anzurufen, allerdings bin ich nie durchgekommen. Es scheint also ziemlich schwierig zu sein.
Für die Zuschauer im Internet ist ein zusätzlicher Moderator, Jürgen Törkott, zuständig, der die Beiträge aus den Internetforen zusammenfasst und einzelne Beiträge auch vorliest. Törkott wird noch durch einen Experten am Rechner unterstützt. Das wirkt ein bisschen so als könne er seine Arbeit nicht allein vollbringen. Die Dialoge von Törkott und Brückner sind teilweise platt, aber auch teilweise witzig.

Weiterhin positiv finde ich auch, den aktuellen Bezug der Sendung. Wenn beispielsweise eine wichtige Pressekonferenz zur Sendezeit stattfindet, dann wird dorthin geschaltet. Oder man versucht, Vereinsvertreter auch telefonisch zu Wort kommen zu lassen, wenn sie nicht als Gäste im Hotel sind.

Als negativ empfinde ich natürlich die Werbepausen. Meistens ist es so, dass während der Diskussion die Werbung dran ist, was natürlich schlecht für die Spannungskurve ist. Andererseits will die Sendung natürlich auch finanziert werden.

Fazit:
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Da Sonntag gegen Mittag ohnehin meist nichts besseres läuft, ist der Doppelpass eine durchaus gute Sendung, die man sich als Fußballfan anschauen kann. Richtig hohes Niveau gibt es nur selten, aber die Diskussionen sind doch meistens weit vom untersten Stammtischniveau entfernt. Alleine die illustre Gästeliste sorgt für entsprechendes Niveau und auch Unterhaltung. Daher ist die Sendung zurecht zu einem festen Bestandteil der Fernsehlandschaft geworden. Und letztlich gilt immer noch: was wäre Fußball ohne die Diskussionen, Häme oder auch Freude nach dem Spiel?

Danke für's Lesen, Tub_thumper
(mich gibt's auch bei CIAO)

13 Bewertungen, 2 Kommentare

  • playtick

    23.02.2002, 12:10 Uhr von playtick
    Bewertung: sehr hilfreich

    schaue ich ab und an

  • Patrick75

    23.02.2002, 10:24 Uhr von Patrick75
    Bewertung: sehr hilfreich

    Teilweise überaus interessante Hintergrundinformationen und Gäste, hat tatsächlich ein wenig Kult-Status!