Dornröschen (1959) (DVD) Testbericht

ab 7,47
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  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  hoch
  • Humor:  humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Prokrustisch: Disneys Bett-im-Dornfeld-Doppel-DVD

Pro:

der Film ist nett, das Bild ist dank Restauration schlicht atemberaubend toll

Kontra:

Warum eine Doppel - DVD? Groß und Klein würde in diesem Falle eine DVD mit zielgruppengerechtem Inhalt sicherlich auch genügen .

Empfehlung:

Ja

Gäste, die es über Nacht ins Haus der griechischen Sagengestalt Prokrustes verschlug, wachten am nächsten Morgen generell nicht mehr in der Länge auf, in der sie sich am Vorabend zu Bett gelegt hatten: Hochaufgeschossene, deren Beine übers Bett hinausragten, machte der Hausherr zwei Fuß kürzer – wer hingegen zu kurz fürs Nachtlager war, wurde vom Herbergsvater in die Länge gezogen.


So manche DVD aus dem Hause Disney geriert sich ähnlich wie das sprichwörtliche Prokrustesbett: Sie ist nicht wirklich etwas für die Großen – aber genauso wenig ist sie etwas für die Kleinen.

Seit fast 70 Jahren produzieren die Disney-Studios abendfüllende Animationsfilme. Und das Medium DVD gibt’s nun bald auch schon seit zehn Jahren. Man sollte also meinen, die Damen und Herren aus dem Imperium der Maus hätten nicht nur ausreichend Zeit und Gelegenheit dazu gehabt, eine vernünftige Strategie zur Vermarktung ihrer Archiv-Schätzchen zu entwickeln, sondern müssten auch über entsprechendes im Laufe langer Jahre angesammeltes Fachwissen verfügen.

Dem ist nun leider offensichtlich nicht so, denn allein die Benamsung der Disney-DVDs ist dazu angetan, beim geneigten Käufer eine gewisse Orientierungs- und Ratlosigkeit zu bewirken: Manches nennt sich „Special Edition“, anderes soll aus einer „Special Collection“ stammen, eine dritte DVD schmückt sich gar mit dem Zusatz „Deluxe Edition“.

„Dornröschen“ ist so eine DVD der Marke „Special Collection – Deluxe Edition“ (übrigens auch die einzige, die sich „Deluxe Edition" schimpft), und in diesem Fall heißt das soviel wie: Der geneigte Käufer bekommt gleich zwei DVDs fürs Geld. Die Wahl hat er dabei, wohlgemerkt, nicht: Dornröschen gibt’s gar nicht anders als „special“ und „deluxe“.

Das ist ohnehin so eine Sache bei den Disneys: Vor Jahr und Tag hat man schon eine ganze Reihe von bereits auf DVD veröffentlichten Titeln neu aufgelegt, und auf den Covermotiven von Titeln wie z.B. „Bernard & Bianca“ prangt seitdem der verheißungsvolle Zusatz „Special Collection“. Was an der fraglichen Auflage so besonders sein soll, bleibt allerdings das Geheimnis der Disney-Marketingabteilung – denn am Inhalt änderte man nichts, was den Zusatz gerechtfertigt hätte.

Und wie verhält sich das nun mit „Dornröschen“?

Wer „Dornröschen“ kauft, erhält, wie gesagt, gleich zwei DVDs fürs Geld.

Auf der ersten DVD befindet sich der Film, ein Making of, ein Abenteuerspiel „Rette Aurora!“, ein „virtuelles Malbuch“ und ein Filmchen mit dem Titel „Art Attack – Wie man ein Zauberschloss baut“, zusätzliches Bonusmaterial gibt’s auf der auf der zweiten DVD.

Bleiben wir aber zunächst bei DVD Nummer 1.

Seitdem Disneys „Dornröschen“ im Jahre 1959 das Licht der Leinwand erblickte, ist nun schon eine ganze Menge Wasser den sprichwörtlichen Fluss hinabgeflossen, weswegen man dem Film anlässlich der Veröffentlichung auf DVD auch erst mal eine Frischzellenkur verordnet hat (was man hier insofern wörtlich nehmen darf, als man die einzelnen Filmbilder eines Zeichentrickfilms auch als „cels“ bezeichnet). Das Ergebnis darf man ohne Übertreibung als atemberaubend bezeichnen: „Dornröschen“ erstrahlt in Farben, die so intensiv leuchten, als sei der Film nicht vor 45 Jahren in die Kinos gelangt, sondern erst gestern. Vielleicht sogar intensiver denn je: So gut wie nach der digitalen Farbdusche, das erfahren wir in einem der Restauration des Films gewidmeten Beitrag, habe „Dornröschen“ wahrscheinlich noch nie ausgesehen.

Der Film präsentiert sich ungemein farbig, kantenscharf, detailreich und ohne Artefakte (von der Bildqualität könnte sich, um zum Vergleich ein anderes Beispiel aus dem Hause Disney zu nennen, „Das Dschungelbuch“ aus dem Jahre 1967 eine gehörige Scheibe abschneiden), was nicht zuletzt manchen Texturen zugute kommt, die im Film zu bewundern sind: die Steinmauern der Schlösser von Dornröschen wie der bösen Fee Malefiz wirken z.B. ungemein plastisch. Generell bestechen gerade die Hintergründe von „Dornröschen“ durch eine zeichnerische Sorgfalt, die den Film auch für eine von den Computeranimationen der jüngeren Trickfilmzeit geprägte Zuschauergeneration sehenswert machen.

Wenn der Film seinerzeit bei der Kritik durchfiel, liegt das auch weniger an der mangelnden zeichnerischen Liebe zum Detail als an der für damalige Sichtgewohnheiten ungewohnten Stilisierung, die ein Hauptmerkmal des Films ist: „Dornröschen“ lebt von starken zeichnerischen Kontrasten zwischen eher zweidimensional erscheinenden Figuren einerseits und dreidimensional wirkenden Szenerien andererseits. Zudem wirkt der Wald, in dem ein Großteil der Szenen von „Dornröschen“ spielt, streckenweise wie eine Theaterkulisse, in der sich ein Landschaftsgärtner mit Kubismus-Faible ausgetobt hat.

Ich finde die Optik von „Dornröschen“ sehr interessant und für einen Disneyfilm auch ziemlich einzigartig – möglicherweise liegt das daran, dass „Dornröschen“ auf Peter Iljitsch Tschaikowskis gleichnamigem Ballett basiert (ein Walzer aus Tschaikowskis Stück bildet übrigens auch das musikalische Hauptthema [„Once upon a Dream“] des Films).

Auch am Klang der DVD habe ich nichts auszusetzen: Sowohl der englischsprachige Originalton als auch die deutsche Synchronfassung liegen im Format Dolby 5.1 vor, wovon vor allem die Musik profitiert, die in „Dornröschen“ eine wichtige Rolle spielt. Was Stimmen und Effekte betrifft, sollte man seine Erwartungen aber wohl auf ein realistisches Maß herunterschrauben: Disney hatte zwar bereits 1940 für sein damaliges Projekt „Fantasia“ mit Mehrkanalton experimentiert, aber am Rundum-Surround-Donnerwetter, das in den letzten Jahren Einzug ins Heimkino gehalten hat, sollte man den Ton von „Dornröschen“ natürlich nicht messen. „Dornröschen“ ist in erster Linie ein Augenschmaus – handwerklich sorgfältig in Szene gesetzt und mit streckenweise eigenwilliger Optik.

Wenn ich etwas zu monieren habe, dann wohl nicht am Film selbst, sondern an dessen Vermarktung bzw. an der hierzulande für die Veröffentlichung des Films auf DVD gewählten Form.

An wen richtet sich eine Doppel-DVD wie die „Dornröschen Special Collection – Deluxe Edition“? Auf die gut gemeinten Spielereien der ersten Disc, die wirklich ausschließlich für Kinder interessant sind, könnte ich gut und gern verzichten. Mehr noch: Ob die für Disney-DVDs typischen Multiple Choice-Spielchen wirklich kindgerecht sind oder vielleicht einfach nur vom erwachsenen Käufer für kindgerecht gehalten werden sollen, finde ich durchaus diskutabel. Ein virtuelles Malbuch jedenfalls, in dem Kinder nach dem Prinzip „Malen nach Zahlen“ Farbflächen auszufüllen haben und in dem es jeweils nur eine richtige Farbwahl gibt, empfinde ich als kunsterzieherische Gehirnwäsche: Soso, der Umhang der bösen Fee „Malefiz“ darf also nur die von den Disney-Designern vorgesehene Farbe annehmen? Tja, künstlerischer Freiheit und Entfaltung sind im Hause Disney eben enge Grenzen gesetzt, und enge Grenzen sind m.E. genau das, was angehende Picassos nicht brauchen. Mithin: von mir ein klares „weg damit“ für das bieder-tutige „Rettet Aurora!“-Spiel, das „Wähl’ nur ja die richtige Farbe“-Malbuch und auch für den „Zugeschaut-mitgebaut“-Filmclip, der vor Augen führt, wie die kindliche Phantasie sich den Bau eines Zauberschlosses vorzustellen hat.

Zwischenbilanz: das Gros der zusätzlichen „Features“ auf der ersten DVD finde ich höchst entbehrlich – für Erwachsene sowieso, Kinder aber ebenso (zu singen nach dem „Haribo“-Jingle). Sehenswert finde ich einzig das „Making of“, an dem ich höchstens eines bekritteln könnte: das Ohrfeigengesicht des unvermeidlichen Filmexperten Leonard Maltin, den man speziell für die DVD-Veröffentlichungen aus dem Hause Disney immer wieder gern vor die Kamera zu zerren scheint, kann ich langsam nicht mehr sehen. Sorry Leonard, nimm’s nicht persönlich, aber deine typisch amerikanische, begeisterte, nette, verbindlich-unverbindliche Streber-Manier finde ich schwer zu ertragen.

Und DVD Nummer 2? Tjahaa, das ist schon eine ganz andere Sache. Wenn ich einmal großzügig über diverse deutsche Texttafeln hinwegsehe, die man typo- ebenso wie orthographisch höchst lieblos den englischsprachigen Originalen nachempfunden hat, findet sich auf der zweiten DVD allerhand Zusatzmaterial, das das Herz des Freundes von Animationsfilmen höher schlagen lassen dürfte: virtuelle Galerien, Storyboards, Entwürfe – für den, der so etwas mag, gibt’s reichlich Klicke hinter die Kulissen, und auch ein eigenes Filmchen zum Thema „Restauration“ hat man auf die DVD gepackt: das dürfen sich die ganzen Techies mal zu Gemüte führen, die gern über jedes Staubfädchen schimpfen, das man sich erdreistet hat nicht vom Filmmaterial zu wischen, bevor der Transfer auf die DVD erfolgt ist. Mit der Restauration von „Dornröschen“ hat man sich wirklich Mühe gegeben, und manch anderem Film aus dem Hause Disney hätte ich eine ähnlich engagierte DVD-Geburtshilfe gewünscht.

Unterm Strich aber ist „Dornröschen“ für mich vor allem eine Veröffentlichung, die sehr schön anschaulich macht, was mir an der chaotischen Veröffentlichungspolitik der Damen und Herren Disney missfällt: ein großer Teil des Bonusmaterials, mit dem man die „Deluxe“-Edition von „Dornröschen“ ausgestattet hat, ist für Kinder uninteressant – der Schnickschnack, den man mit Blick auf kleine Zuschauer auf die Ausgabe mit zwei DVDs gepackt hat, ist mindestens für den erwachsenen Sammler uninteressant.

In Großbritannien gibt’s „Sleeping Beauty“ nämlich auch als Single, will sagen: neben einer „Collector’s Edition“ mit zwei DVDs gibt’s das Märchen vom Dornröschen auch in einer abgespeckten („Vanilla“ soll eine solche Version neudeutsch auch heißen, hab’ ich mir sagen lassen) Version mit nur einer DVD.

Diese Veröffentlichungspolitik würde ich mir für die Zukunft auch vom deutschen Disney-Ableger wünschen: eine Doppel-DVD für den erwachsenen Sammler, der an Hintergrundinformationen zum Film interessiert ist – und eine einfache DVD ohne allzu viel filmhistorischen Ballast, die man auch der Zielgruppe 6-12 auf den Gabentisch legen kann. Die Ausgabe für die Kiddies darf dann meinethalben auch die in meinen Augen etwas kindischen Möchtegern-Interaktions-Dreingaben bieten (Kinder mit eigenem Wassermalkasten werden die, denke ich, ohnehin schnell als den Humbug entlarven, der sie in Wirklichkeit sind).

33 Bewertungen, 10 Kommentare

  • hjid55

    03.01.2007, 20:04 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg Sarah

  • SuicideToday

    19.06.2006, 16:31 Uhr von SuicideToday
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hab ich früher auch immer geschaut...

  • anne66

    18.06.2006, 20:32 Uhr von anne66
    Bewertung: sehr hilfreich

    Habe ich oft mit den Enkelkindern sehen müssen, sie lieben sie sehr. Grüßchen Anne

  • anonym

    17.06.2006, 19:58 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • waltraud.d

    17.06.2006, 19:08 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • sigrid9979

    17.06.2006, 19:02 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Spitzen Bericht-- weiter so. Gruß Sigi

  • presscorpse

    17.06.2006, 18:49 Uhr von presscorpse
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich ! lg presscorpse

  • Estha

    17.06.2006, 17:44 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨¨*:•. ... sh ... .•:*¨¨*:•.

  • Django006

    17.06.2006, 17:24 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :>))))

  • Eurovision

    17.06.2006, 17:23 Uhr von Eurovision
    Bewertung: sehr hilfreich

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