Dr. Seltsam oder Wie ich lernte die Bombe zu lieben (DVD) Testbericht

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ab 7,63
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  sehr humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von tom.112

Erbarmungslos verrückt...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Da ich in den vergangenen Tagen etwas gekränkelt habe, konnte ich mich mal wieder ausgiebig meiner DVD-Sammlung widmen. Nach und nach werde ich zu den verschiedenen Filmen Beiträge schreiben - sofern meine Produktvorschläge irgendwann umgesetzt werden.

Beginnen möchte ich mit dem 1964 produzierten Film "Dr. Seltsam oder: wie ich lernte, die Bombe zu lieben" (Originaltitel: "Dr. Strangelove, or how I learned to stop worrying and love the bomb"). Das Drehbuch bassiert auf dem Roman "Red Alert" von Peter George und wurde zusammen mit Peter George und Terry Southern von keinem geringeren als Stanley Kubrick geschrieben, der auch Regie führte und den Film produzierte. Kubrick ist vielen bekannt durch die Filme "Shining", "Clockwork Orange" oder "2002 - Odyssee im Weltraum".

Meine Meinung bezieht sich auf die DVD, die 1999 bei Columbia Tristar-Homevideo erschienen ist.

Der Film:
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Der Film spielt während des Kalten Krieges, als die Vereinigten Staaten und die damalige Sowjetunion ständig auf der Lauer lagen, ob der eine nicht den anderen durch einen atomaren Erstschlag vernichten würde. Die USA unterhielten Anfang der 60-er Jahre noch riesige Bomberflotten, die ständig innerhalb kürzester Zeit ihre Ziele in der UdSSR erreichen und mit Nuklearwaffen angreifen konnten.
Eines Tages fällt es dem amerikanischen General Jack D. Ripper (Sterling Hayden, "Asphalt Dschungel") ein, dass er diese Bomberflotte in Gang setzen könnte, um der vermeintlichen wortwährenden Infiltration der Kommunisten eine Ende zu setzen. Während Truppen versuchen, den Stützpunkt der Luftflotte einzunehmen, um so an den Rückholcode für die Bomber zu gelangen, klärt Ripper den britischen Austauschoffizier Group Captain Lionel Mandrake (Peter Sellers, "Der rosarote Panther") über die kommunistische Weltverschwörung auf. Während die Besatzung des Flugplatzes verbissen gegen die vermeintlich russischen Angreifer kämpft und das Büro um sie herum zerschossen wird, erfährt Mandrake alles über die Flouridation des Wassers, durch die die Körpersäfte der Nicht-Kommunisten vergiftet werden sollen. Natürlich merkt er schnell, dass sein General alles andere als normal ist und versucht selbst aus ihm den Rückholcode herauszuholen. Dieses Unterfangen endet jedoch mit dem Selbstmord Rippers abrupt. Trotzdem gelingt es ihm den Code herauszufinden und das Bomberkommando kann die Maschinen zurückrufen - bis auf eine.
Die B-52 von Major Kong (Slim Pickens) mit ihren 50 Megatonnen Wasserstoffbomben wurde durch einen Raketentreffer beschädigt und hat keinen Funkkontakt mehr zur Heimat und die Besatzung (u.a. James Earl Jones) glaubt noch immer, dass der dritte Weltkrieg ausgebrochen sei. Durch die Beschädigungen an der Maschine können sie auch nicht ihr ursprüngliches Ziel sondern nur ein Ausweichziel, einen Raketenkomplex in den Weiten Russlands, anfliegen.
Während der Bomber unbeirrt weiter sein Ziel anfliegt, versucht der amerikanische Präsident Muffley (Peter Sellers) mit dem russischen Botschafter und dem betrunkenen Generalsekretär zu verhandeln und so einen Atomkrieg zu verhindern. Leider weiß niemand, wo der eine Bomber hinfliegt. Da die UdSSR aber das Wettrüsten aufgegeben hat, gibt es ein weiteres Problem: irgendwo mitten in Sibirien steht die unabschaltbare Weltvernichtungsmaschine, die automatisch die ganze Welt mit einer radioaktiv verseuchten Wolke vernichten soll wenn die Sowjetunion angegriffen werden soll. Auf diese Weise sollte das teure Wettrüsten mit einer einfachen, aber ebenso abschreckenden Waffe gestoppt werden.
Nachdem dies bekannt wird, tritt im Pentagon erstmals der Wissenschaftler Dr. Seltsam auf (und wieder Peter Sellers). Der Deutsche, der inzwischen als Waffenexperte für die Amerikaner arbeitet und dessen eine Körperhälfte partout nicht mit der anderen Seite auskommt und sich gerne an den Führer erinnert, entwickelt einen abstrusen Plan, wie die Menschheit trotz der "Doomsday Device" gerettet werden kann. Dieser Plan beinhaltet die Verbringung von ausgewählten Menschen in Bergwerkstollen für über 100 Jahre, um so den Fortbestand der Zivilisation zu retten.
Ausnahmsweise verrate ich einmal das Ende des Filmes, da dieses eigentlich auch nebensächlich ist. Der Film hat kein Happy End: die B-52 erreicht ihr Ziel und wirft ihre tödliche Fracht ab. Dabei kommt es zu der weltberühmten und sehr oft kopierten Szene (z.B. auch mehrmals in "The Simpsons") in der Slim Pickens auf der Bombe ihrem Ziel entgegen reitet.

Die DVD:
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Ton und Bild:
Das Bild ist für das Alter dies in schwarz-weiß gedrehten Filmes eigentlich relativ gut. Allerdings schwankt das Bildverhältnis zwischen 1:1,66 und 1:1,85. Die Seitenränder wechseln mehrmals, was allerdings nicht besonders stört. Der Ton in Dolby Digital ist, wenn auch in beiden Sprachen in Mono, in Ordnung.
Neben der deutschen Fassung kann man sich auch den englischen Originalton geben. Das lohnt sich auf jeden Fall, alleine schon um Peter Sellers in den Rollen als Brite, Amerikaner und Deutscher zu hören. Seine Aussprache passt hundertprozentig zu den jeweiligen Rollen.
2001 erschien eine neuere Version, die auch die französische, spanische und italienische Version beinhaltet (jeweils in Mono).

Features:
Die Zusatzausstattung der DVD ist überschaubar, aufgrund des Alters des Filmes aber durchaus okay.
Über das mit Standbildern einfach gestaltete Menü kann man eines der stolzen 28 Kapitel direkt anwählen.
Zusätzlich findet man in den zusätzlichen Filminfos den englischsprachigen Kinotrailer (mit deutschem Untertitel), Filmografien von George C. Scott, Sterling Hayden, Peter Sellers, Keenan Wynn und Stanley Kubrick, verschiedensprachige Filmplakate und mehre Fotoaufnahmen vom Set.
An Untertiteln stehen Englisch, Polnisch, Tschechisch, Ungarisch, Isländisch, Hindi, Hebräisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch Norwegisch, Türkisch und Griechisch zur Auswahl

Meine Meinung:
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Kubrick hat mit den 90 Minuten von "Dr. Seltsam" eine bitterböse und tiefschwarze Komödie geschaffen, mit der er den Wahnsinn des Wettrüstens und des Ost-West-Konfliktes scharf kritisiert. Er nimmt nicht nur die Kriegstreiberei und das Abenteurertum der Militärs, sondern auch die weiterverbreitete Angst vor dem Kommunisten ganz gewaltig aufs Korn.
General Buck Turgidson (George C. Scott, "Exorzist III") steht für das Militär, das schon während des drohenden Weltuntergangs Angst davor hat, dass die Sowjetunion die USA beim Wettlauf um die besseren Bergwerke übertrumpfen könnte und hier wieder eine Lücke (die berühmten "Gaps") sieht. Schon die pure Anwesenheit des Botschafters im Pentagon ist für ihn ein purer Graus.
Die wahnsinnigen Theorien des General Rippers über die kommunistische Verschwörung repräsentieren die unglaubliche Angst der Bevölkerung vor den Kommunisten, die in den USA teilweise schon jenseits von Gut und Böse waren (man denke nur an die McCarthy-Ära).
Aber auch mit vielen kleine Details übt der verstorbene Kubrick erheblich Kritik: die Aufzählung der Ausstattung der Notausrüstung der Bomberbesatzung spiegelt vieles über die Selbsteinschätzung der Amerikaner wider.
Besonders interessant ist auch die Musik von Laurie Johnson. Die Variationen von "When Johnny comes marching home again" sind später auch wieder in vielen anderen Filmen (z.B.: "Die Hard III") aufgetaucht. Besonders auffällig ist die Verbindung von gefälligen Melodien und eher abschreckenden Bildern wie den Bombern oder am Ende die vielen Nuklearexplosionen, die in einem krassen Gegensatz stehen.

Dr. Seltsam ist sicher kein Film, den man sich mal eben schnell anschauen kann. Man sollte schon etwas über die damaligen Hintergründe wissen, weshalb die hohe FSK-Freigabe von 16 meines Erachtens in Ordnung ist.
Viele Szenen und die überspitzte Darstellung der Charaktere (z.B. Major Kong, der seinen Cowboy-Hut nach dem Angriffsbefehl aus dem Safe des Flugzeuges holt) in dem Film sind wirklich witzig, aber wenn man bedenkt, das dass alles wirklich möglich war und wie kurz das Ende teilweise bevorstand, dann kann einem schon das Lachen im Hals stecken bleiben. Daneben entwickelt der Film auch eine gewisse Spannung, wobei das Ende wirklich nur eine Nebenrolle in der überspitzten Darstellung der damaligen Verhältnisse spielt.

Der Film trägt den Untertitel "Erbarmungslos verrückt..." vollkommen zu recht und ich kann ihn wirklich nur empfehlen - besonders wenn man auf böse und makabere Satiren steht. Trotz der Qualität und der Ausstattung der DVD (Amazon, 25,99 €) gebe ich ihm die volle Wertung.

12 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Plugge

    10.05.2002, 02:05 Uhr von Plugge
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht! Sehr ausführlich geschrieben