Drama Testbericht

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Erfahrungsbericht von nEOnfIrE

Carina - ein Drama

Pro:

ich mag die handlung!

Kontra:

leseunfreundlicher schreibstil vielleicht!

Empfehlung:

Nein

- wird momentan bearbeitet, sorry! bitte noch nicht \"nicht nützlich\" anklicken. ich weiß nicht, wie man einen bericht löscht, aber ich packe die story bald wieder hier rein -

Zum Inhalt: Carina, so heiße ich, beschreibt mein Leben vom 13. bis 17. Lebensjahr. Hört sich jetzt vielleicht langweilig an, allerdings habe ich vieles verändert - also meist dramatischer gemacht oder halt einfach dazugedichtet, weil ich es so gerne haben wollte (für die Story, nicht für mein wirkliches Leben!). Ich will nämlich mal Schriftstellerin werden (jeder muss einen Traum haben, an dem er sich orientiert, nicht wahr?) und diese Geschichte soll beschreiben, wie es dazu kam. Klingt wohl immer noch langweilig. Ist es aber nicht. Denkt dran, es ist ein Drama.

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-11 21:31:30 mit dem Titel Kerifeen

Das hier ist meine aktuelle Story. Sie ist noch laaange nicht fertig. Die Zusammenhänge werdet ihr wohl noch nicht verstehen, aber ich finde es spannend und hoffe, ihr könnt mir Tips zum Schreibstil und Ausdruck geben. Die Sektion hier wird immer geupdated, sobald ich eine Fortsetzung habe!


Kerifeen.

Die Tür wurde geöffnet. Sogleich richteten sich die ermüdeten Journalisten auf. Es wurde lauter. Unzählige Fotoapparate feuerten Blitze ab, als er endlich aus dem Rathaus kam und in schnellem Schritt die Treppe hinunterging. Sein Kopf war gesenkt, der Blick ernst und seine Hände in die Taschen des langen, grauen Mantels gezwängt. Und dann umdrängten sie ihn, den Mann mit den krausen, grauen Haaren, bis er nicht mehr weitergehen konnte. Er war umzingelt, er war hilflos, er wusste nicht, was er sagen sollte. Dabei hatte er gewusst, dass sie hier auf ihn lauerten. Lange hatten sie das nicht mehr getan. Lange hatten sie nun hier gewartet. Lange genug, wobei ein Journalist nicht lange braucht, um sich nervige und überhaupt Fragen aus den Fingern zu saugen. In diesem Fall war jetzt wirklich jede Frage für den Herrn Gries nervig. Einfach Fehl am Platz. Sie ließen ihn sich selbst nur noch mehr quälen.
Plötzlich blickte er auf und schaute grimmig drein. „Ich habe nichts mehr dazu zu sagen.“
Aber die Menge wollte nicht hören. Die Reporter begannen, wie es ja ihre Pflicht war, auf ihn einzuprügeln.
„Herr Gries, ist es wirklich wahr??“
„Herr Gries, was war das Motiv?“
„Herr Gries, gibt es irgendwelche Details?“
Fußgänger, die auf der anderen Seite der Straße standen, schüttelten verständnislos den Kopf. Diese unverschämten Journalisten! Einige von diesen Fußgängern kamen langsam näher. Immerhin wollten sie gerne die Antworten hören.
Herr Gries meinte: „Der Fall ist abgeschlossen.“
Es war wohl wirklich wahr.
„Bitte, Herr Gries, geben Sie uns doch eine Auskunft.“
Genau, was sollen die armen Leute sonst in ihren Berichten schreiben?! Entschuldigung, also, so geht das ja jetzt aber nicht. Und das wusste Gries.
Er atmete tief durch, während er in den klaren, blauen Himmel starrte. Nur ein paar Wolken waren zu sehen. Sie waren dünn und klein. Es war später Nachmittag. Ein schöner Tag, aber so dunkel hier. Die Straßen waren dicht und die Gebäude hoch.
Dann schaute er die vielen Journalisten an. Es war mucksmäuschenstill.
In gehobener Haltung sagte er dann: „Ja, es ist wahr. Das wissen wir aus ihrem letzten Werk, das wir auch noch veröffentlichen werden. Wir sind überzeugt, sie hat es so gewollt.“
„Ist es...“
„Zu den Motiven...“, unterbrach er den vorlauten Journalisten, um keine Frage unbeantwortet zu lassen, „... kann ich Ihnen keine Auskunft geben. Sie werden nirgends direkt genannt.“
Stille. Das war eine sehr traurige Nachricht. Aber sie wurde den Leuten, wie sie da alle standen und nur noch auf Klarheit aus gewesen waren, erst jetzt bewusst. Eigentlich hätte man sich das ja schon denken können. Wir leben in einer Welt, da passiert so etwas doch nahezu am laufenden Bande. Aber warum ihr? Warum denn in diesem Jahr?


„Wir kriegen neue Leute.“
Einen Moment lang las sie noch weiter in ihrem Buch. Aber eigentlich war es ja gar nicht ihres. Douglas Adams hatte es geschrieben. Wer auch sonst. Und nachdem sie dann kurz den einen Absatz zuende gelesen hatte, war Zeit dafür, aufzuschauen.
„Was, bitte?“
Sie saßen in der Stadt, draußen an einem Tisch der Cafeteria. Sie saßen sich gegenüber. Sie saßen draußen. Es war Frühling, nein, es war Juni. Die Luft war frisch, der Tag warm, aber nicht heiß. Kurz, es war angenehm schön und gut.
„Wir bekommen neue Leute.“, wiederholte May-Britt. Sie hatte den Kopf auf ihre rechte Hand und ihren rechten Ellenbogen auf den Tisch gestützt. Sie war lustlos, aber sie hatte sowieso nichts zu tun. Sie blickte weiter verträumt auf den Tisch. Aber Carina klappte jetzt ihr Buch zu und schaute verwirrt ihre kleine Freundin an.
„Was?“
„Die SVT-Gruppe macht zu.“, erklärte May-Britt, während sie nun desinteressiert an ihrem weißen Kugelschreiber von HUK Coburg lutschte. „Die haben doch tatsächlich zu wenig Leute.“
„Nun... ‚tatsächlich’?“
„Ja, ich hätte nie gedacht, dass unsere stärkste Konkurrenz so plötzlich ausfallen würde... nach all den Jahren... Ramona und so haben einfach keine Lust mehr. Und du weißt, wie schwer es ist, neue Fahrer zu finden, egal, ob sie schon was draufhaben oder nicht.“
Carina verbesserte sie: „Nach zwei Jahren, Maya.“
„Das ist lange genug!“, erwiderte diese sofort.
Man musste schmunzeln. „Ich könnte jetzt meinen, du hättest längst vergessen, einst voller Elan für diese Mannschaft...“
„Zeit verändert.“, fiel May-Britt ihr ins Wort. „Zeit verändert...“
„Ja, wie wahr.“ Carina stimmte zu, während sie auf den grauen Bürgersteig neben sich starrte.
Es herrschte Stille.
Erneut zerriss May-Britt das Schweigen, das Träumen, das Zurückdenken und das Voneinanderwegsehen: „Aber ein paar von denen fahren immer noch. Ein paar.“
‚Tatsächlich’ – auch Carina war nun wieder in unserer Welt. Und jetzt verstand sie.
May-Britt musste es aber trotzdem laut bekannt geben, um auch wirklich alle Zweifel aus dem Weg zu räumen: „Und die kommen nun eben zu uns.“
Zu uns?! Zu GHN? ‚Tatsächlich’? Waren sie zwar mit der beste Verein, jedoch die größte Konkurrenz von SVT gewesen. Ja, gewesen. Als Herr der Dinge verändert die Zeit. Der Umstand wohl auch.
„Na, dann lassen sie wir eben kommen.“
Carina schlug ihr Buch wieder auf.


Und sie klappte ihr abgenutztes Notizbuch auf. Etliche Zettel fielen heraus, so dass sie sich erst einmal bücken und alles wieder aufsammeln musste. Währenddessen warteten die distanzierte Jury und das größere Publikum, es selbst erwartungsvoll, dass Carina denn endlich mal beginnen würde.
Es war in einer Universität in solch einem Vortragsraum. Schlecht beleuchtet. Er war groß und dennoch gut gefüllt. Hier und da ein Räuspern, aber sonst war es still. Köpfe wippten hin und her, Hände kramten wild in Taschen herum, Füße wechselten ihre Position. Nein, sie waren nicht nervös, eher gespannt. Erwartungsvoll.
Carina war auch nicht nervös. Vor Publikum war es eben doch noch etwas anderes. Aber sie war nicht nervös. Denn sie versprach sich eh nicht viel. Nur der Ehrgeiz war hoch. Die perfekten Voraussetzungen für einen Schreiber. Für den Schreiber. Nein, für einen Schreiber. Oder etwa nicht?
„Gut, ich fange dann jetzt einfach mal an...“, murmelte sie, als sie noch ihr Hab und Gut zu ordnen versuchte.
Es war ihr egal, was sie über sie dachten. Aber hatte sie überhaupt eine Chance?? Und warum war sie verdammt noch mal hier? Hier unter ihnen, die sie alle einen Pokal haben wollten. Nur das? Und wofür? Ja, und warum denn? Um als dreizehnjähriges Kind dem Bürgertum eine kitschige und primitive Geschichte vorzulesen, bei der es weder Regel, noch Struktur bedurfte – kein noch so guter Roman bedarf jeglicher Regelung, sofern er von Herzen kommt, aber nicht einmal die Erfahrung war im Spiel. Carina glaubte, nicht einmal das Herz. Und wer kann schon mit dreizehn Jahren gut lesen, geschweige denn schreiben? Und wer tat es bitte hierfür?! Außer sie, die es nicht wirklich wollte und sich bloß selbst verraten hatte, um ihre Großmutter stolz zu machen. Vielleicht auch, um es einmal versucht zu haben. Einmal. Aber wer schrieb` denn nur voller Elan hierfür? Carinas Geschichte über das weiße Kaninchen Nico gab es immerhin schon vorher.
Ach, egal. Jetzt stand sie hier und nun musste sie auch alles geben. Und so registrierte sie auch nicht des Jurys Na-mach-doch-Blick. Zum Glück nicht.

Carina riss die große braune Tür auf und verließ die große Halle. Endlich durfte sich auch das Publikum wieder hemmungslos bewegen, ja, aufstehen und noch etwas laut plaudern. Einige waren aber auch schon längst draußen gewesen, im Flur, ja, im Flur mit dem grau/weiß gesprenkelten Boden.
Claudia kam ihr entgegen. Claudia, sie war als überaus kleines Kind mit ihrer Familie aus Polen hierher gezogen. Selbst mit ihren dreizehneinhalb Jahren waren ihre langen schwarzen Haare – sie waren recht dünn, aber schön – zu zwei weit oben angesetzten Zöpfen gebunden. Das sah wirklich putzig aus. Vielleicht auch frech. Sie wurden sicherlich noch immer von ihrer Mutter Ursula zurechtgemacht, diesem Blondschopf mit dauergewelltem Haar bis zu den Schultern, wohl länger. Eine etwas kräftige, aber sehr witzige und niedliche Frau. Und überhaupt war Claudias Familie lustig. Aber eher süß. Ein bisschen so wie Frau Barthel. Aber die gab es ja heute noch nicht. Und jetzt kam sie ihr begeistert entgegen.
„Mensch, toll!“, sprach Claudia laut und grinste. „Die hast du echt an die Wand genagelt.“
Die? Wen? Carina war nicht enttäuscht, aber auch nicht zufrieden. Es war ein Wettbewerb und sie hatte hier nichts zu suchen.
„Es ist doch nur der vierte Platz.“
Ihre Freundin erwiderte sofort: „Ja, aber von insgesamt zweiundfünfzig!“
Carina nickte.
„Ja, wie.... freust du dich denn kein Stück?“
„Ich fühle mich jedenfalls nicht bestätigt.“
Manchmal kam Claudia ihre Freundin wirklich seltsam vor. Wie kann man als dreizehnjährige nur so denken? Und wer, wer, wer bitte könnte dies als dreizehneinhalb Jahre junges Mädchen nachvollziehen? Claudia hatte sich nicht nur einmal den Kopf daran zerbrochen, jedoch verstand sie es einfach nicht. Aber egal! Carina redete nicht immer so. Zwar oft und als wenn sie alleine wäre, aber nicht immer. Und sie war witzig und nett. Und deshalb sah Claudia nun unterwürfig, nein, aufgebend zu Boden und nickte lediglich zweimal mit ihrem Kopf.
Bevor man sich jetzt dumm und stumm gegenüberstehen konnte, bewegte sich Carinas Großmutter rasch auf sie zu.
„Da ist ja meine kleine Schriftstellerin!“, gab sie von sich und streckte ihre Arme aus, um ihr Enkelkind zu umarmen, was sie dann auch tat.
Das war dem Mädchen nicht peinlich, nein, sie lächelte. Sie liebte ihre Großmutter sehr. Sie hatte es für sie gemacht.
„Ich bin ja so stolz auf dich, mein Schatz.“ Und bei dem ‚stolz’ kniff sie ihrem Engelchen natürlich in dessen linke Wange. Auch das konnte ihr Lächeln nicht stürzen.
„Dann hat es sich ja gelohnt.“, antwortete der Engel.
Großmutter schaute entsetzt drein. „Was soll das denn bedeuten? Kind, ich glaube, du bist wieder viel zu bescheiden. Das ist immerhin...“
Engelchen unterbrach sie: „Doch, Großmutter, ich weiß sehr wohl. Ich... ich freue mich wirklich sehr darüber.“
Doch das kleine Lächeln überlebte nur noch durch das Unterdrücken eines Blickes, der verraten hätte, dass sie gerade woanders war.
Einen Augenblick lang musterte Claudia das Mädchen, ihre beste Freundin. Sie trugt wieder ihren schwarzen Mantel und die hellbraune Lederschultasche. Wieso eigentlich nicht noch eine große Lesebrille? Na gut, sie hatte gesunde Augen. Jedenfalls passte sie gut hierher. In diese Universität. In irgendeine.


In der Umkleidekabine zogen sie sich um. Ja, aber selbstverständlich machten sie das und machten es dort. Es wurde geredet, gelacht, auch umgezogen. Endlich war es übrigens nach Mädchen und Jungen getrennt. Vorher war immer nur ein Raum aufgeschlossen worden. Wohlmöglich lag das an dem Zuwachs.
An dem größeren Zuwachs – nicht, wie May-Britt es zu prophezeien versucht hatte. In der Turnhalle war es nämlich überaus voll. Ja, viele, einige neue Gesichter irrten herum, hatten sich anscheinend bereits eingelebt. Von den gewohnten waren diesmal auch die meisten da. Sicher wegen den Neuen. Normalerweise kamen so einige nur selten. Es hatte sowieso schon länger keine Auftritte mehr gegeben. In letzter Zeit hatten sie bloß privat geübt und viel Hockey gespielt – auf die Dauer richtig ätzend! Nun, solange May-Britt und Carina überhaupt fahren konnten, bei GHN, war es noch gut.
Langsam schlenderten die beiden jetzt zur Hallenmitte hin und schauten sich dabei neugierig um. Überall fuhren bekannte und noch nie gesehene Menschen umher – fast ausschließlich Jugendliche. Es war fünf nach sechs. Ihre Einräder schoben sie vor sich her.
„Sooo, jetzt kommt mal bitte alle in der Mitte zusammen.“, forderte die Annette, die selber zu ihrer aller Erstaunen nicht viel älter war als sie, und klatschte kräftig in die Hände.
Ja, das kannten sie schon.
Es begaben sich alle Anwesenden in die Mitte der Halle, außer Annette, denn die stand da bereits, einige weniger ungern, so dass man sich fragen muss, warum sie denn eigentlich erschienen sind.
Danach, klar, plumpsten sie in Kreisaufstellung auf ihre Hintern.
Annette sah wirklich drollig aus. Sie war vielleicht 17 Jahre alt und hatte braunes Haar, dunkelbraunes, nein, braunes, kurz und verfranzt – sehr revolutionär, ach, es reicht wohl lebendig.
Sie packte das alles hier mit viel Elan und Freude an. GHN-Gruppen wurden nun immer häufiger von Schülern aus der Oberstufe geleitet. Seitdem hatten diese Gruppen zwar deutlich niedrigere Anforderungen, aber es war bei GHN immer noch gut, so irgendwie, allein weil es GHN war und natürlich blieb.
Annette Friehmuhn schaute in die Runde.
„Ich freue mich, dass ihr alle da seid, und möchte alle neuen Gesichter hier willkommen heißen. Ich bin davon überzeugt, dass wir gut miteinander auskommen und darüber hinaus bestimmt viel Spaß miteinander haben werden.“
„Ach du meine Güte.“, flüsterte May-Britt zu Carina. „Ist die mal wieder peinlich, ey. Die blamiert uns ja völlig vor den Neuen.“
Carina zeigte keine Regung. Ihr war das vollkommen gleichgültig. Sie kannte sowieso keinen von ihnen. Und selbst wenn... es wäre egal.
„Nun denn,“, fuhr Annette fort, „ich bin dafür, dass sich jeder erst einmal der Reihe nach vorstellt.“
Einige verdrehten die Augen und stöhnten.
„Ich fange einfach mal an.“ Annette räusperte sich. „Hallo, ich heiße Annette Friehmuhn, werde demnächst 18 Jahre alt und gehe in den 12. Jahrgang der Klaus-Groth-Schule. Meine Lieblingsbeschäftigung ist es, gemeinsam mit meiner eigenen Rockband zu üben. Außerdem verbringe ich auch viel Zeit bei den Roten Hosen.“
Und dann stellte sich doch tatsächlich jeder nach und nach vor. Was blieb ihnen auch anders übrig? Keiner hatte die Lust, vielleicht den Mut, hier und heute eine Revolution anzuzetteln. Die Neuen waren dafür viel zu gespannt auf diese berüchtigte GHN-Gruppe und die Alten waren viel zu gespannt auf ihren Zuwachs von der berüchtigten SVT-Gruppe, die es nun nicht mehr geben sollte.

„Schön, ich freue mich, dass sich jeder so nett vorgestellt hat. Dann können wir ja jetzt...“
„Halli hallo!“, unterbrach jemand die Annette.
Ein winkender Frank stand in der Tür. Ein jüngerer Bub mit dunkelbraunen Haaren. Er sah nicht schlecht aus. Ein kleiner Frechdachs, wenn ihr mich fragt. Ziemlich vorlaut.
„Tut mir Leid, dass ich zu spät komme. Aber dafür habe ich meine kleine Schwester und meinen Freund mitgebracht. Wie versprochen, Annette.“
„Gut, gut. Kommt doch herein!“
Und dann kamen sie herein. Frank, der gutaussehende Laute, Jasmin, die ebenfalls dunkelbraunhaarige und dreiste Schwester, und Franks Freund, ein Blondschopf.
Oh, bei allen Sternen...
Carina musterte kurz Frank, den sie seit so einiger Zeit kannte, einen Augenblick lang Jasmin, die eher eingebildet und frech als lieblich aussah, auch sie war schon öfters hier gewesen, aber heute nicht länger als einer der wenigen Zuschauer auf der Holzbank am Rande, welche es mehr als ihre Verpflichtung als ein Vergnügen betrachteten, außer Jasmin vielleicht, sondern als ein weiteres Mitglied von GHN, sicher schon bald, wie sie es sich erhoffte und Annette es erwartete, und dann erblickte sie ihn, Franks Freund, bei allen Sternen! Und sie verfolgte ihn lange. Ihn, seinen Gang, seine Haltung. So gelassen, aber nicht – wie sagt man doch gleich – (angeblich) cool, so ruhig, entspannt und ausdruckslos. Was dachte er nur? War er freiwillig hier? Ja, wer war er bloß??
„Ich bin Dennis und komme von SVT.“
Aha. Nun gut, das ist immerhin schon etwas. Oh, gepriesen sei die allbekannte Vorstellungsnummer, hoch gepriesen sei Annette Friehmuhn, die sich doch gerade wirklich getraut hatte, diesen Jungen aufzufordern, uns alle aufzuklären, zu sagen, wer er denn verdammt noch mal sei, wenigstens so in etwa, und dabei auch noch so zu tun, als wenn nichts wäre!
Carina beeindruckte seine Haltung. Sie wirkte eigen und sicher. Aber das war es nicht. Er hatte eine sexy Stimme - so sagt man doch gleich – wobei das jeder Junge in dem Alter hatte, wie alt auch immer er nun genau war. Er sah sehr gut aus – überaus! So ein hübsches Gesicht, die Haut braun gebrannt, hoffentlich überall, blonde Haare, ziemlich dick und mit dunkelblonden Strähnchen drin – sie waren Natur das wusste sie einfach – ein Pisspottschnitt, glaube ich, aber es sah gut aus. Überaus. Jedoch war es das nicht mal. Nein, es war alles zusammen! Einfach alles. Ja, alles. Alles zusammen.
Dennis hieß er also. Von diesem Tage an der schönste Name der Welt!
Er gefiel ihr so sehr wie ein Junge einem dreizehnjährigen Mädchen nach der ersten augentlichen Verfolgung gefallen konnte. Möglicherweise etwas mehr. Nein, nicht mehr als das. Vielleicht nicht mal das. Aber was für ein schöner Name!
Den weiteren Verlauf dieser Stunde darf ich nicht schildern. Es wurden mehrere Übungen durchgeführt, während ein kleines beeindrucktes Mädchen träumte, beobachtete, wünschte, sehr aufgeregt war, auch wenn er sie nicht auch nur einmal anschaute, und seither viele für sie wichtige Fragen hatte, die sie keinem stellen konnte, und während ein anderes, jüngeres Mädchen, das einst selbst bei diesem SVT gewesen war, neue Bekanntschaften gewann. Ein Hoch auf das Einrad.

Er aß schnell, wie gewöhnlich, aber durchaus angespannt. Er war wütend und fassungslos. Wie soll man sich auch anders fühlen, wenn die eigene Frau einem in den Rücken fällt?! Ja, wie??? Himmelsacrafix!
Heute war nämlich einer dieser Abende, an dem die Familie an dem abgerundeten Holztisch sitzt und ab und zu Essen zu sich nimmt, schweigend – man isst sowieso nicht mit vollem Munde, aber ihr wisst schon, wie ich das meine – denn das Ungeklärte liegt mit in der Luft, da die dreiste Ehefrau wieder einmal unzufrieden ist, und zwar mit der Gesamtsituation und, klarer Fall, mit ihrem lieben Gatten, der doch nun wirklich alles dafür gibt, dass seine ihm heilige und über alles auf der Welt geliebte und gebrauchte Familie ein Dach übern Kopf und auch alles andere hat, und diese Frau nun nichts anderes zu tun hatte als sich aufzuregen und bei ihm in aller Öffentlichkeit, hier am Tisch aus Holz, zu beschweren und ihn somit als Buhmann darzustellen, weil er ständig so spät nach Hause kommen und ja nie Zeit mit seiner für ihn nervigen Familie verbringen würde blablabla, und keiner von ihnen nachlassen wollte, einfach nicht konnte, denn die Meinung des anderen war unter keinen Umständen nachvollziehbar, andererseits wollte niemand von den zwei eins ihrer drei Kinder da reinziehen, und so sei wohl nachher im Schlafzimmer im schwarzen Doppelbett mit der goldenen Verzierung und der lila Bettwäsche noch genug Zeit vorhanden, um das auf die liebliche Weise auszudiskutieren, was sie sich zur Zeit natürlich noch absolut nicht vorstellen konnten, dieses lieblich, also beschloss man, es erst einmal auf sich beruhen zu lassen, bis dahin, diesem Thema unbedingt auszuweichen, was leicht war, denn beide wollten es so, und die Kinder wissen, dass sie sich da rauszuhalten hatten, zumal es sie eh nicht interessierte, und, trotz der ungeklärten Luft, versuchen, friedlich miteinander zu essen, überhaupt einfach miteinander Abend zu essen, und am besten die Kindlein noch irgendwas fragen, um diese berüchtigte Harmonie herbeizuzerren, womit man den Vorsatz nicht einhält, die Kinder da gefälligst nicht mit reinzuziehen.