Dreamcatcher (VHS) Testbericht

Dreamcatcher-vhs-horrorfilm
ab 8,03
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Erfahrungsbericht von popel14

Wie man ein Buch total verhunzen kann!!

Pro:

„Kackwiesel“ und unappetitliche Szenen, teilweise sehr schräger Humor

Kontra:

Enorme Logikfehler, Inszenierung, Dialoge, Umsetzung des Buchs

Empfehlung:

Ja

Dreamcatcher“ stellt eine der missglücktesten Verfilmungen eines Stephen King-Romanes dar. Das Buch wurde im Film vor allem in Bezug auf Dialoge und Logik auf ein erbärmlich niedriges Niveau gezogen. Unappetitliche, blutige Szenen auf einer Toilette stellen das trashige Highlight des Filmes dar.

Angelockt durch den sehr interessanten Trailer des Films, wurde ich auf ganzer Linie enttäuscht.

Aber lest selbst…



◊●●◊ …INSZENIERUNG… ◊●●◊

FALLS IHR ÜBERRASCHUNGEN LIEBT… dann überspringt diesen Teil und lest erst bei FAZIT weiter!



Die Story enthält viele Rückblenden auf die Jugend der Freunde Pete, Beaver, Henry und Jonesy. Diese haben damals den geistig schwer behinderten Duddits vor bösartiger Misshandlung durch andere Jungs gerettet und sind seitdem Freunde. Interessanterweise entwickelten sie außersinnliche Fähigkeiten, sie können gegenseitig ihre Gedanken lesen und zum Teil auch die anderer Menschen – demonstriert wird das durch mehrere Beispiele, so hilft z.B. Pete einer hübschen Blondine, ihren Autoschlüssel zu finden, indem er den „Verlauf“ des Verlustes in ihrem Kopf rekonstruiert und sozusagen der Spur des Schlüssels folgt.

Die stärksten telepathischen Fähigkeiten hat jedoch Duddits, er kann auch auf große Entfernungen die Gedanken anderer Menschen empfangen.

Soweit die Vorgeschichte…

Die Handlung der Gegenwart setzt im Urlaub der vier Freunde in einer Blockhütte in tiefen, schneebedeckten Wäldern ein, möglicherweise an der Grenze zu Kanada. Jonesy ist ein bisschen angeschlagen, er hatte zuvor einen Unfall, da er Duddits auf der anderen Seite der Straße zu sehen glaubte und prompt vor ein Auto lief.

Bald eskaliert die Situation: Ein dicker, älterer Mann wird von Jonesy im Wald gefunden. Er hat sich verlaufen nach eigenen Angaben. Jonesy und Beaver pflegen den Mann, dessen extremer Mundgeruch sie ziemlich mitnimmt. Der Mann hat einen auffälligen roten Ausschlag, den er auf die Beeren von denen er sich in letzter Zeit ernährte zurückführt.

Henry und Pete entdecken derweil eine mitten auf der Straße sitzende Frau, die schon halb eingeschneit ist. Ihr Auto erleidet dabei einen Unfall, als sie ihr ausweichen – die Story verlangt es anscheinend zwingend. Auch sie hat einen roten Ausschlag und wirkt sehr mitgenommen und abwesend.

Derweil geschieht grauenhaftes bei Jonesy und Beaver – der alte Mann blutet die Bettlaken voll, wie ein abgestochener Ochse. Sie finden ihn auf der Toilette, auf der alles voller Blut ist. Sie sehen, wie er stirbt, und ein meterlanger, an einen Blutegel erinnernder Alien-Wurm mit Zähnen wie die Grube des Saarlac ihn durch seinen After auf extrem blutige und ekelerregende Weise verlässt. Beaver stellt das Biest, indem er sich auf die Toilette setzt – der Plastik-Klodeckel gibt dem Biest anscheinend keinen Angriffspunkt zum zubeißen. :-)

Jonesy soll Klebeband holen, damit Beaver auch mal wieder runter kann… während dieser Zeit beugt sich Beaver jedoch sinnigerweise etwas vom Klo herunter, um etwas total unwichtiges aufzuheben – das Biest schießt aus dem Klo und metzelt Beaver nieder!

Pete ergeht es kaum besser: Er säuft sich so zu, das er nicht erkennt, dass seine Patientin schon heftigste Anal-Blutungen hatte und der Alien-Wurm mit den Mördergebiss sich durch den Schnee auf ihn zuschiebt… auch er wird getötet.

Jonesy hat es in zweifelhafter Weise besser: Er wird von einem großen, grauen Alien, das auf einmal in der Hütte steht oder aus dem Wurm entstanden ist, wie auch immer, körperlich übernommen…

Dieser Alien will flüchten, denn eine geheime Spezialeinheit der Regierung, die Alien-Infektionen mit dem roten Ausschlag, den sie recht ironisch und treffend „Ripley“ nennen bekämpft, die „Blue Unit“, ist schon auf dem Weg in das Gebiet…

Diese liefert den Action-Part des Films: Colonel Curtis, gespielt von Morgan Freeman, leitet sie in den gnadenlosen Kampf: Kein Alien soll entkommen, und die Menschheit infizieren. Er ist bereit, alle infizierten Zivilisten zu töten und fliegt mit einem Apache-Kampfhubschraubergeschwader einen Angriff gegen ein bruchgelandetes Alien-Schiff. Die Aliens dort stehen feinsäuberlich aufgereiht vor dem Schiff. Sie strahlen eine mentale Suggestivbotschaft „wir sind friedlich, wir brauchen Hilfe“ aus, die von Curtis aufgrund seiner Erfahrung ignoriert wird – er lässt aus vollen Rohren auf das Alienschiff ballern, das sich daraufhin selbst vernichtet.

Doch Curtis schlimmster Alptraum ist noch am Leben: Ein Alien mit menschlichen Wirt, Jonesy… nur Henry kann die Situation retten:

Er gelangt in das Lager der Blue Unit, nachdem er zuvor Jonesy davonlaufen konnte – er hat erkannt, das er nicht mehr der alte ist. Er überzeugt Curtis Stellvertreter, das ein Alien frei herumläuft – und das Curtis bereit ist, sinnlos alle infizierten Menschen zu opfern aus lauter Paranoia, er erklärt ihn sogar für „über die Jahre wahnsinnig geworden“.

Also übernimmt Captain Underhill (Tom Sizemore) das Kommando, die Army rückt an und übernimmt das Kommando über die Blue Unit. Er nimmt die Verfolgung von Jonesy mit Henry auf – alleine.

Der abgesetzte, aber unbewachte Curtis handelt recht logisch: Er folgt per Funkpeilung, er hat Underhill eine Waffe mit Peilsender untergeschoben, den beiden mit einem mit Minigun bewaffneten Helikopter… er hält Underhill für besessen!

Jonesy ist mit einem mit Wurm „schwanger“ gegangenen Schäferhund auf dem Weg zu einem Trinkwasserspeicher. Dort könnte der Wurm seine Eier legen und viele kleine Würmer könnten sich über die Wasserleitungen verbreiten…

Nur dank Hilfe des zufällig in der Nähe wohnenden Duddits, dessen Gaben sie sich zunutze machen, können Henry und Underhill der Spur von Jonesy folgen, der in seinem Kopf Zwiesprache mit dem Alien hält und gegen ihn ankämpft, plastisch dargestellt in seinem Gedächtnis, das wie ein Archiv aufgebaut ist und in dessen geheimer Kammer er sich vor dem Alien-Invasor verbarrikadiert hat. Er sieht die Welt durch ein Fenster in dieser, wie eine neben der Handlung postierte Fernsehkamera.

Schließlich kommt es zum Showdown: Curtis erscheint mit seinem Helikopter, den Underhill versucht mit einer MP5 abzuschießen, dabei aber von der Minigun des Helis niedergemäht wird. Sinnigerweise schafft er es mit dem mit Peilsender präparierten Colt, der mal John Wayne gehört haben soll… *hust*. Er stirbt jedoch dabei.

Duddits und Henry treten nun zum Kampf gegen den „Grauen“ Alien in Jonesy und seinen Wurm an… Duddits verwandelt sich nach einem energischen „Ich… Duddits!“ in ein Alien und bringt sich mit den grauen Alien um… das mittlerweile Jonesy’s Körper verlassen hat. Dieser sieht in den Gedanken Henrys, das ein kleiner Babywurm neben ihn fast in den Kanaldeckel zum Wasser rutscht und zertritt es reaktionsschnell… alle happy, Welt gerettet.



◊●●◊ …KRITIK… ◊●●◊

Die Logik der Handlung hat Sprünge, durch die man einen Flugzeugträger schieben könnte. Außerdem hat der Regisseur, Lawrence Kasdan, trotz seiner Referenzen als Lucasfilm-Recke der Star Wars- und Indy-Filme, die Buchvorlage auf niederstes Trash-Niveau gezogen. An seiner Umsetzung darf man zweifeln!

Die „Kackwiesel“ genannten Alienwürmer, die geschmackvolle Vernichtung der Opfer durch analen Austritt… sind Splatter-Highlights. Die Dialoge und Verhaltensweisen der Schauspieler sind jedoch unter aller Kanone. RTL / RTL2 bieten hier gehobenere und tiefsinnigere Kost!

Beispiele?
Wie redet ihr mit euren besten Kumpels? Gut, auch ich rede derb und laber mit meinen Kumpels, aber…

einer der Freunde sagt während ihres „füllosophischen“ Saufgelages in der Hütte, „wen interessiert das eigentlich?“ Es dient auch nicht der Atmosphäre in irgendeiner Weise, wenn man sich über Priapismus (lat. für Dauerständer), den Riesenschläger den man durch Viagra in der Hose kriegt und ähnliches unterhält.

Lachen musste ich, als Beaver sich auf den Klodeckel setzt, um das Alienbiest am Entkommen zu hindern – dabei singt er auf einmal, während der hinkende Jonesy (Autounfall!) Klebeband holt! Dann beugt er sich ganz clever mehrmals um irgendetwas aufzuheben, obwohl es von unten gewaltig stößt, bis der Deckel aufgeht und er niedergemetzelt wird.

Interessant: Colonel Curtis wird von Henry für wahnsinnig erklärt. Underhill glaubt natürlich Henry sofort, weil ist ja ganz normal das ein x-beliebiger Mensch aus dem Quarantänegebiet die Gedanken vom Chef lesen kann, er ist ja mit Sicherheit kein von den Aliens übernommener, oder? Das erkennt man doch!

Desweiteren fiel es mir schwer, Curtis für wahnsinnig zu erklären: Er handelt als einziger logisch, DAS fällt auf! Er vertritt eine unmenschlich harte Praxis: Underhill glaubt einer Studie, das nur einige der von Ripley infizierten Menschen zu Aliens mutieren oder Analraupen gebären… Curtis will sicherheitshalber alle töten. Er legt seine Gründe auch offen dar, und hat offensichtlich auch Mitleid mit den armen Schweinen nach eigenen Angaben – er weiß aber, was der Menschheit bevorsteht, wenn EIN Alien durchkommt… er kämpft schon seit 25 Jahren gegen diese Aliens.

Nun setzt Underhill ihn ab und fährt alleine, ohne Unterstützung los, um einen hochgefährlichen Alien mit Wirt zu vernichten… bravo!

Sehr überzeugend: Sich einem mit Minigun ausgestatteten Kampfhubschrauber mit einer MP5 entgegenzustellen und NICHT in Deckung zu gehen wenn dieser auf einen zufliegt, zeugt von Mut und Dummheit… ihn mit einem Revolver dann Tank und Rotor abzuballern, von Hollywood. :-)

Vieles bleibt auch unbeantwortet: SSDD – eine oft verwendete Phrase der fünf Freunde, wird nie geklärt. Für was steht das Kürzel? Nur wer das Buch kennt, weiß hier die Antwort.

Einer der launigsten Kommentare auf www.IMDb.com:
Same S*** Daily Delivered…

Der „Dreamcatcher“ genannte Traumfänger, eine Art Netz aus Perlenschnüren, den die Jungs gebaut haben als sie klein waren, hat auch keine andere Rolle als dem Film einen Namen zu geben.

Das Buch legte viel Wert auf die Veränderung der Menschheit und der Beziehungen der Menschen zueinander durch die Telepathie, und die Verschmelzung des Bewusstseins des Aliens und Jonesy’s. Im Film zeigt sich der Wechsel durch Overacting und aufsetzen der Parka-Haube oder ihr abnehmen: Sobald die Haube aufgesetzt ist, ist immer das Alien der kontrollierende.

Schauspielerisch können die Akteure nicht überzeugen: Bei so dämlichen Dialogen kann man einfach nichts mehr retten… nur Morgan Freeman kann in seiner Rolle als Hardliner gefallen. Das sabbernde Wrack Duddits wird im Buch nicht zum Alien mutiert, und bedingt durch das Medium auch differenzierter geschildert. Im Film ist er ein sabberndes Wrack, das sich am Ende in ein Alien verwandelt… wieder ein Aspekt des Buches verinchtet, in dem es um „andere“ Stärken von Menschen geht, die auf „normalen“ Gebieten benachteiligt sind.

Der positivste und lustigste Dialog soll übrigens nicht verschwiegen werden: Jonesy „ruft“ Henry an, der sich den John Wayne-Colt von Underhill in der Art eines Handys ans Ohr hält. Underhill kurz darauf trocken: „Geben sie mir die Waffe wieder!“



◊●●◊ …FAZIT… ◊●●◊

Weist das Buch „Dreamcatcher“ einige Schwächen auf, schafft es der Film, Kings Niveau ins lächerliche zu ziehen – unverdienterweise. Fäkaldialoge und Inszenierung der „Kackwiesel“ haben niederstes Trash-Niveau. Die Dialoge haben jedoch oft bewusste und zum Teil unfreiwillige Komik. Die Rückblenden in die Vergangenheit und die recht lang gezogene Demonstration der telepathischen Fähigkeiten der vier ist recht zeitraubend und wenig ansprechend gelungen. Wer das Buch nicht kennt, wird zudem lange Zeit bewusst dumm gehalten – weil viel mehr als das vier Hanseln auf einmal Gedanken lesen, mehr ist da einfach nicht dahinter… im Buch schon, im Film nicht.

Wer derzeit ins Kino gehen will, sollte sich vielleicht doch lieber „Johnny English“ antun.



DREAMCATCHER
Regie: Lawrence Kasdan (2003)
Morgan Freeman - Colonel Abraham Curtis
Damian Lewis - Professor Gary \'Jonesy\' Jones
Thomas Jane - Dr. Henry \'H\' Devlin
Jason Lee - Jim \'Beaver\' Clarendon
Timothy Olyphant - Pete Moore
Tom Sizemore - Captain Owen Underhill
Donnie Wahlberg - Douglas \'Duddits\' Cavell

http://us.imdb.com/Title?0285531

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