Drei Nüsse für Aschenbrödel Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr hoch
  • Humor:  sehr humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von The_Wishmaster

Finger weg von meinen Zaubernüssen!!!

Pro:

...einfach ein liebenswerter Klassiker, der Kindheitsträume weckt...

Kontra:

...leider sieht man ihm die Jahre echt an...

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Leserinnen und Leser!



Bei uns im Kulmbacher Kino gab es vor Jahren schon an den Adventssamstagen ein ganz besonderes Kinoangebot. Für 5 Öcken konnten die Eltern ihre plärrenden Kröpfe im Lichtspielhaus (wobei \"Provinz-Bruchbude\" für das Kino damals vor der Renovierung wohl der bessere Ausdruck gewesen wäre) abgeben, schön einkaufen gehen und die kleinen Racker nach 2 Stunden wieder abholen, nachdem diese dort einen alten Kinderfilm-Klassiker sehen durften. Zu den drei Pflichtfilmen, die jedes Jahr liefen und die ich auch immer sehen wollte, gehörte neben \"Meister Eder und sein Pumuckl\" sowie \"Santa Claus\" auch dieser Film hier, \"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel\". In der Zwischenzeit hatte ich den Streifen natürlich schon lange aus meinem Gedächtnis gestrichen, aber mein Schatz entdeckte ihn vor einigen Monaten mal bei Amazon zum Spezialpreis von 9,99 (kostet inzwischen aber wieder 17,99) und schlug zu.


~ Story ~

Die Geschichte von Aschenbrödel dürfte eigentlich jeder kennen, aber hier haben wir mit einer Variation des Märchens zu tun, die aus der Feder der tschechischen Schriftstellerin Bozena Nemcova stammt, die um 1845 veröffentlicht worden ist. Aschenbrödel (Libuse Safrankova) lebt mit ihrer Stiefmutter (Carola Braunbock) und deren leiblicher Tochter Dora (Daniela Hlavacova) auf einem Gutshof und muss die ganze Drecksarbeit verrichten, während \"Dorchen\" verwöhnt und umhätschelt wird. Doch Aschenbrödel verrichtet die Arbeiten ohne Murren und ist durch ihre liebenswerte und freundliche Art bei den Angestellten des Hauses genauso beliebt wie bei den Tieren. Sie lässt sich auch von ihrer Stiefmutter nicht klein kriegen und reitet so auf ihrem Pferd Nikolaus heimlich in den nahen Wald, wo sie auf den Prinzen (Pavel Travnicek) des Landes trifft. Dieser soll von seinem Vater endlich verheiratet werden, da er nur unfug im Kopf hat, anstatt sich eine Gemahlin zu suchen. So veranstaltet der König einen Ball, zu dem alle jungen Mädchen des Landes eingeladen werden.

Aschenbrödels Stiefmutter schickt daraufhin ihren Diener Vinzek in die Stadt, um schönen Stoff für Dorchens Ballkleid zu besorgen. Der gutmütige Alte fragt auch Aschenbrödel, ob er ihr etwas mitbringen soll. Sie meint in ihrer bescheidenen Art aber, dass ihm sicher irgendetwas vor die Nase fällt. Und tatsächlich, auf dem Rückweg aus der Stadt albern der Prinz und seine Freunde gerade im Wald umher und schießen dabei mit ihrer Armbrust ein Vogelnest aus den Bäumen, welches Vinzek genau in den Schoß fällt. Und was findet der Diener darin? Einen Zweig mit drei Haselnüssen, die er Aschenbrödel wie versprochen mitbringt. Sie entdeckt durch Zufall die Zauberkräfte der Nüsse und erhält so die Kleidung eines Jägers, mit der sie sich auf in den Wald macht, dort erneut auf den Prinzen trifft und diesen schwer beeindruckt. Wieder zuhause angekommen freut sich Aschenbrödel natürlich schon mächtig auf den bevorstehenden Ball im Königsschloss. Doch ihre Freude währt nicht lange, denn sie darf nicht mit auf den königlichen Ball und soll stattdessen eine Schüssel Erbsen und Linsen aus der Asche sammeln, die ihre böse Stiefmutter dorthin geworfen hat. Doch mit einem Mal klopfen Tauben an das Fenster und übernehmen Aschenbrödels Arbeit, so dass sie mit einem wunderschönen Ballkleid aus der zweiten Zaubernuss sich auf zum Ball machen kann...


~ Umsetzung ~

Wenn man die damaligen Möglichkeiten bedenkt, so ist diese Co-Produktion der Tschechei und der DDR wirklich ein kleines Meisterwerk geworden. Die Kostüme sind größtenteils schön farbenfroh, wenngleich auch manchmal nicht ganz so pompös, wie man es vielleicht erwarten würde. Dafür überzeugen aber die Kulissen, die mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurden sowie die traumhaften Außenaufnahmen im verschneiten Wald. Libuse Safrankova als Aschenbrödel überzeugt hier in ihrer ersten großen Rolle und sollte bald darauf zu den wichtigsten tschechischen Filmdarstellerinnen zählen. Denn egal ob sie nun als unterdrücktes Aschenbrödel, als selbstbewusster Jäger oder als wunderschöne Prinzessin auftritt, sie kann zu jeder Zeit überzeugen und verzaubert den Zuschauer nicht zuletzt mit ihrem lieblichen Lächeln. Perfekt besetzt wurden auch die Rollen der Stiefmutter mit Carola Braunbock und die der Dora mit Daniela Hlavacova. Die beiden sind so richtig schön verabscheuungswürdig und man kann sie schon von der ersten Sekunde an nicht leiden.

Klar, generell ist die Charakterdarstellung sehr einseitig, aber das muss bei Märchen eben so sein. Und vor diesem Hintergrund machen alle Darsteller ihre Sache sehr gut. Lediglich die Rolle des Prinzen ist mehr als enttäuschend, wobei das jetzt wohl mehr am Drehbuch selbst als an Pavel Travnicek liegen dürfte, denn ein wahrlicher Märchenprinz ist er nicht, viel eher ein Lebemann und Taugenichts, der nur Unfug im Kopf hat, aber weit entfernt von dem ist, wie man sich sonst einen Prinzen im Märchen vorstellt. Da ist nichts mit einem weißen Pferd, einem großen Schloss, Anmut und Erhabenheit - gekaspert und herumgetollt wird.

Ein großes Lob verdient dagegen wieder die Filmmusik. Die Kompositionen von Karel Svoboda sind im wahrsten Sinne des Wortes märchenhaft geworden und erklingen hier in Dolby Digital 2.0 - immerhin. Alleine die Titelmelodie dürfte wohl jedem bekannt sein und könnte in ihrer leicht melancholischen, leicht verträumten Art nicht besser zu einem Märchen wie Aschenbrödel passen. Ganz anders dagegen sieht es mit dem Bild aus, denn hier hat man den Film aus dem Jahre 1974 einfach so belassen, wie er war. Gut, das mag einen gewissen nostalgischen Effekt haben, aber im Zeitalter der digitalen Nachbearbeitung hätte man sich zumindest ein klein wenig Mühe geben können. Es wäre sicher ein Leichtes gewesen, wenigstens die groben Blitzer, Kratzer, etc. zu entfernen, stattdessen grieselt das Bild ständig vor sich hin, wie auf einer uralten Videokassette. Sorry, aber in dieser Beziehung bin ich echt enttäuscht von der DVD, da hätte wesentlich mehr drin sein können.


~ Die Extras ~

Tja, soviel an Extras gibt es auf der DVD gar nicht, aber ich will Euch trotzdem davon berichten. Lobenswert ist auf jeden Fall das zweiseitige Booklet, in dem nicht wie sonst üblich einfach die Kapitel abgedruckt sind, sondern in dem man neben knapp einem Dutzend Bildern auch ein wenig über die Hintergrundgeschichte des Filmes erfährt. Auf der DVD sieht es dann mit Bonusmaterial extrem mau aus. Ein englischer Märchentrailer preist insgesamt vier Märchen der DEFA Filmstudios, unter anderem \"Die Goldene Gans\" und \"Der kleine Muck\" und sollte in Nordamerika diese klassischen Märchenfilme bekannt machen. Inwieweit das geglückt ist weiß ich leider nicht, aber der Trailer ist immerhin ganz nett anzuschauen. Das gilt weniger für den Kurzfilm \"Stern und Blume\", der meiner Meinung nach nicht nur extrem lieblos gezeichnet, sondern auch extrem sinnlos und einfach nur langweilig ist. Ansonsten sei noch erwähnt, dass wir zur Kapitelauswahl immerhin noch animierte Menüs geboten bekommen, das war\'s dann aber auch schon.


~ Fazit ~

Übrig bleibt letztendlich ein wunderschöner Klassiker des Märchenfilms, dem mit dieser recht schludrigen DVD-Umsetzung aber zu keiner Zeit der Tribut gezollt wird, der ihm eigentlich zustehen würde. Natürlich ist der Film nach wie vor für Jung und Alt schön anzusehen, aber gerade in der heutigen Zeit mit den zahlreichen Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung hätte man noch wesentlich mehr aus dem Film herausholen können. Für richtige Fans des Streifens geht die DVD also in Ordnung, allen anderen reicht aber auch eine ganz normale Videoaufzeichnung aus, immerhin läuft dieser Film auch in schöner Regelmäßigkeit zu jedem Weihnachtsfest.



In diesem Sinne...

Stay Dark!

The-Nussmaster

36 Bewertungen, 1 Kommentar

  • LittleSparko

    11.01.2007, 12:34 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela