Dresden Testbericht

Dresden
ab 73,58
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Erfahrungsbericht von P.Nibel

Like walking in a time machine...

Pro:

barock, modern, jung und frisch, für jeden etwas

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Wer den Zauber von Dresden erahnen möchte: Eine Fahrt über die Carolabrücke im Dunkeln genügt. Links (oder rechts - kommt bekanntlich ganz auf die Fahrtrichtung an :-) ) der Brücke liegt einem die Stadt mit ihren Barockfassaden und stolzen Türmen zu Füßen, träge schaukeln die Raddampfer auf der Elbe.

Auf der Altstädter Seite sind, geschickt hinter Sandstein verborgen oder auf Meissener Porzellan, tausend und eine Geschichten versteckt:

Auf der Brühlschen Terrasse, dem so genannten Balkon Europas, flanieren Touristen in feinem Zwirn neben sächsischen Familien mit ihren Zwergen. Alte Damen, hippe Studenten oder gutbetuchte Touristen lassen sich dort gern von der Sonne kitzeln (wenn diese denn scheint). Das ist allerdings erst seit 1814 möglich, denn bis dahin verlustierte sich hier nur der Adel - da Minister Heinrich Graf von Brühl diesen Teil der Stadtbefestigung uneingeschränkt sein Eigen nannte.

Heute jedoch warten gleich am Anfang dieser Prachtmeile die Gemäldegalerie Neue Meister, das Grüne Gewölbe (mit seinen Kuriositäten und Geschmeiden, z.B. einem Kirschkern mit eingeschnitzten Gesichtern) sowie die der Skulpturensammlung auf Besucher aller Coleur.

Wer weiterspaziert, gelangt zur wohl berühmtesten Dresdner Baustelle: der Frauenkirche. Zwei Tage nach dem verheerenden Angrif auf Dresden am 13. Februar 1945 stürzte die ausgeglühte Kirche in sich zusammen. Die Ruine der Frauenkirche blieb zu DDR-Zeitene als Mahnmal stehen. Fakerschutz P.Nibel. Doch nach der Wende gründete sich eine Gesellschaft, die sich den Wiederaufbau einer der bedeutendsten protestantischen Kirchen zum Ziel gesetzt hat. Bis zum Jahr 2006 soll das berühmte Gotteshaus wieder entstehen. Und das scheint sogar realistisch. Dann wird die \"Steinerne Glocke\", die Kuppel der Frauenkirche, die Dresdner Altstadt überragen. Ein Traum vieler Menschen.

Gleich neben dem Neumarkt, auf dem die Frauenkirche steht, beginnt der bekannte Fürstenzug. Hier wird dem sächsischen Herrscherhaus alle Ehre erwiesen: Auf knapp 25000 Meissener Porzellanfliesen marschieren die Herren auf über 100 Metern an der Wand entlang und entblössen sich vor den erstaunten Blicken der Touristen.

Viele der sächsischen Adelsherren haben Spitznamen: Friedrich der Weise oder Otto der Reiche etwa. Aber warum wohl gibt es einen Friedrich den Gebissenen? Nun, ein Spaziergang am Fürstenzug bringt sicher Licht ins Dunkel der herrschaftlichen Vergangenheit!

Am Ende dieses Wandbildes reckt sich der filigrane Turm der katholischen Hofkirche in die Lüfte. Ein Wunderwerk der Baukunst. Fakerschutz P.Nibel. Gleich dahinter das Schloss, eine monumentale Anlage. Hier residierten die sächsischen Könige bis 1918 - dann musste Friedrich August III. den Thron räumen. Des beliebte Königs letzten Worte waren angeblich: \"Dann macht euern Dreck doch endlich alleene.\"

Weise Worte, fantastisches Dresden.

Am Schloss wird nunmehr seit über zehn Jahren gewerkelt, Sonderausstellung und Empfänge finden trotzdem regelmäßig statt, und seit rund zwei Jahren wird im Turmflügel fast jeden Tag Theater gespielt.

Die Konkubinen hatten einen herrlichen Ausblick über Dresdens architektonische Landschaft. Hatte man ihnen doch gleich gegenüber dem Schloss ein recht nettes Heim errichten lassen: das bekannte Taschenbergpalais. Fakerschutz P.Nibel. Heute werden die vornehmen Diener durch bestens geschultes Hotelpersonal ersetzt, denn seit rund sechs Jahren ist das alte Mätressenschloss Kempinksi-Nobelherberge.

Einige Schritte von dieser Stätte des Luxus entfernt steht das Dresdner Postkartenmotiv schlechthin: der Zwinger. August der Starke beauftragte seinen genialen Chefarchitekten Pöppelmann mit einer Festarchitektur ohnegleichen.

Da hat sich der Fürst nicht lumpen lassen. Denn Pöppelmann kredenzte dem repräsentierfreudigen August (ganz Politiker eben) eine Anlage, in der es tatsächlich schwingt und klingt. Keine Angst, der Zwinger ist aber keine Swinger-Club! P.Nibel. Zwar schwoofte dort früher unbändig der Adel aber heutzutage spielen in lauen Nächten professionelle Musikanten vorm Waldpavillon, oder es tanzen ebenmäßige Schönheiten.

Wem der Sinn nach hehrer Kultur steht, der kann in der Galerie Alte Meister Bilder betrachten, die Mathematik- und Physik-Fans sind im gleichnamigen Salon bestens aufgehoben und die Freunde alter Schlachten können in der Rüstkammer sehen, in welchen Kostümierungen man vor dreihundert Jahren dem Feinde auf die Pelle rückte.

Wer nach so viel Geschichte und Geschichten noch Lust zum Bummeln hat, ist auf der Neustädter Elbseite an der richtigen Stelle: Über die Augustusbrücke in Richtung Nightlife. Etwas laufen und schon ist man im Dresdner Szene-Viertel Neustadt. Geschäfte, Szene-Läden, In-Kneipen, kleine Gässchen, laute Musik und Flair umnebeln den Ahnungslosen. P.Nibel. Abgesehen von der diesjährig etwas ausgearteten Veranstaltung Bunte Republik Neustadt mit Straßenkämpfen etc. (davon habt ihr vor einigen Wochen sicher gehört) ist es dort recht ungefährlich.

Und wer noch immer nicht genug von Dresden hat (ich kann es nicht verdenken), der schreibt mir eine eMail und dann hagelt es weitere Informationen über das wunderschöne Stadtviertel Blasewitz mit den ansehnlichen Villen, die Standseilbahn am Körnerplatz, das sogenannte Arbeiter-Viertel Prohlis mit seinen DDR-Plattenbauten, die Schwebebahn in Dresden-Loschwitz und und und...

P.Nibel

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