Dresdner Bank AG (nicht mehr aktiv) Testbericht

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ab 13,79
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Summe aller Bewertungen
  • Filialnetz:  groß
  • Support & Service:  gut
  • Online Banking:  gut
  • Fachliche Beratung:  kompetent

Erfahrungsbericht von stefbl

Wie die Jungfrau zum Kinde ...

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  • Filialnetz:  groß
  • Support & Service:  schlecht
  • Online Banking:  schlecht
  • Fachliche Beratung:  inkompetent
  • Dauer der Nutzung:  seit 1 Woche
  • Sind Sie Kunde?:  ja

Pro:

Cash-Group-Zugehörigkeit, frei wählbare Geheimzahl-Pin

Kontra:

grottenschlechtes Online-Banking, verschleierte Gebühren, Mails werden ignoriert, schlechtes Gefühl als Kunde

Empfehlung:

Nein

... kam ich, stefbl, im November des vergangenen Jahres zur Dresdner Bank. Stolze drei Jahre lang war ich zuvor sehr zufriedener und sehr glücklicher Kunde der Direktbank „Advance Bank“ gewesen – die Ende 2003 jedoch – wie ich dann erfahren musste – in die Dresdner Bank überging. Der gesamte Kundenstamm der Advance Bank wurde folglich auch an die Dresdner Bank übergeben – und ich davon im Oktober 2003 mittels eines Briefes unterrichtet. Ein sogenannter „Fahrplan zum Wechsel“ lag diesem Schrieb damals auch bei – zusammen mit einer genauen Schilderung, was mich als ehemaligen Advance Bank und bald Dresdner Bank-Kunden erwarten würde. So erfuhr ich, dass mein altes Konto auf mein neues Giro-Konto bei der Dresdner Bank umgestellt würde, ich aber auch eine neue Kontonummer, eine neue EC-Karte, neue Pins fürs Online-Banking etc. bekommen würde. Es ist sicherlich verständlich, dass mich diese Nachricht nicht gerade in lauten Jubel ausbrechen ließ. Aber optimistisch, wie ich nun einmal bin, stellte ich mich den Herausforderungen, die da von nun an auf mich warten würden.

Was danach passierte und welche Eindrücke die Dresdner Bank bei mir bis jetzt hinterlassen hat – darum soll es in nachfolgendem Bericht gehen. Schon gleich zu Anfang sei mir deshalb der Hinweis gestattet, dass ihr bei mir keine seitenlangen Abhandlungen über Preise und Konditionen der Dresdner Bank finden werdet – sondern sich mein Text wirklich auf meine puren Erfahrungen stützt.

Als Zwangskunde bei der Dresdner Bank ...
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Nur wenige Banken bieten heutzutage noch ein attraktives kostenloses Giro-Konto an. Die Tatsache, dass die AdvanceBank seinerzeit aber genau diese Voraussetzung erfüllte und noch dazu zur Cash-Group gehörte (was ein kostenloses Geldabheben an den Automaten der Deutschen Bank, Hypo-Vereinsbank, Dresdner Bank und Postbank möglich machte), überzeugten mich seinerzeit schnell. So fiel mir bei der Bekanntgabe, dass die AdvanceBank fortan in die Dresdner Bank übergehen würde, folglich als erstes der Satz auf, dass mein Girokonto auch bei der Dresdner Bank gebührenfrei bliebe – allerdings erst mal nur bis Ende 2004. Wer zwischen den Zeilen liest, dem dürfte gleich klar sein, was hiermit gemeint ist: Die Chancen stehen meiner Meinung nach gut, dass auch die ehemaligen Advance Bank Kunden ab Jahresende mit den gleichen Gebühren wie die originären Dresdner Bank-Kunden zur Kasse gebeten werden – und diese sind nicht gerade niedrig. So kostet das reine DresdnerBank Online-Giro-Konto, wenn man darauf weniger als 10.000 Euro liegen hat, immerhin stolze 5 Euro im Monat (2,50 Euro ab 10.000 Euro). Das ist aber noch nicht alles: Auch bei seinen Transaktionen ist man von der Anzahl her limitiert. So sind pro Monat nur 30 Transaktionen kostenlos, ab der 31. Transaktion sind pro Aktion 15 Cent fällig. Wer zum Beispiel viel bei ebay aktiv ist, der kann den Satz von 30 kostenlosen Transaktionen im Monat bestimmt schon einmal überschreiten.

Wer jetzt glaubt, dass die Sache mit der Gebührenpflichtigkeit für ehemalige Advance Bank-Kunden ab Jahresende übrigens eine reine Spekulation meinerseits ist, liegt falsch. Auch der für mich zuständige Kundenberater bei der Dresdner Bank, den ich vor einiger Zeit mal direkt auf das Problem ansprach, meinte, es wäre zwar noch nichts entschieden, aber auch er würde vermuten, dass entsprechende Kosten entstehen würden. Aus diesem Grund habe ich mich hierauf schon einmal gedanklich eingestellt.

Der Pflicht-Kontowechsel
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Was die Organisation des Kontenumzugs anging, so schien mir die Dresdner Bank ja zunächst noch ein recht geordneter Verein zu sein. Meine neue Kontonummer bekam ich sehr schnell mitgeteilt, die Übernahme meines Kontostandes sowie meiner Daueraufträge klappte ebenfalls – und wie vorher bereits per Brief angekündigt, lagen in der ersten Novemberwoche meine neue EC-Karte sowie in anderen Sendungen meine neuen Geheimzahlen im Briefkasten. Auch die Tatsache, dass ich jetzt eine richtige Bankfiliale für meine Fragen zur Verfügung haben würde, fand ich ja grundsätzlich schon mal nicht schlecht – bei der Advance Bank musste alles über eine Sammel-Hotline laufen, hier würde ich mich bei Fragen direkt an einen Kundenberater wenden können. Was mir hingegen schon gar nicht mehr so gut gefiel: Den Umzug meiner Einzugsermächtigungen etc. würde ich komplett selbst vornehmen müssen. Zwar würden alle Buchungsaufträge, die noch an meine alte Kontonummer gehen würden, automatisch bis Ende 2004 an mein Dresdner Bank-Konto weitergeleitet – allerdings läge es an mir, meine sämtlichen Geschäftspartner zu informieren, ab sofort dann doch bitte die neue Bankverbindung zu nutzen. Wer einmal in sich geht und darüber nachdenkt, wie viele Einzugsermächtigungen doch man über die Zeit verteilt, der sieht gleich, dass mit einem solchen Konten-Umzug auch eine Menge Arbeit verbunden ist, die einfach gemacht werden muss. Meines Erachtens hätte in so einem Fall – ich habe die Bank ja nicht freiwillig gewechselt – die Dresdner Bank diesen Aufwand übernehmen müssen. Hat sie aber eben nicht getan. Tolle Sache.

Das Online-Banking
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Was z.B. die Sache mit der neuen EC-Karte angeht, war ich zunächst auch noch gar nicht mal so unzufrieden. Denn die Dresdner Bank bietet die Möglichkeit, die zugeteilte Pin selbst am Geldautomaten in eine Wunsch-Pin zu ändern, was natürlich den Vorteil hat, dass man sich die selbst gewählte Geheimzahl im Normalfall auch besser merken kann. Meine erste Zufriedenheit mit meiner neuen Bank wich jedoch spätestens in dem Moment, als ich zum ersten Mal das Online-Banking der Dresdner Bank öffnete. War ich von der Advance Bank ein vorbildliches, übersichtliches und einfach zu bedienendes Online-Banking gewohnt, so fühlte ich mich bei der Dresdner Bank von Anfang an ins frühe BTX-Zeitalter zurückversetzt. Kurzum: Das Online-Banking der Dresdner Bank ist verworren und meines Erachtens nach auch unorganisiert – wobei das größte Problem meiner Ansicht nach die Kontoübersicht ist. Hatte ich bei der Advance Bank die Kontoübersicht ausgewählt, konnte ich gleich auf den ersten Blick sehen, wer bei mir Abbuchungen vorgenommen bzw. mir neues Geld beschert hatte. Bei der Dresdner Bank hingegen sehe ich mich zunächst erst mal mit einer Zahlenwüste konfrontiert, die lediglich mit Worten wie „Überweisung“, „Gutschrift“ oder „Lastschrift“ gekennzeichnet ist. Erst, wenn ich jeden einzelnen Posten anklicke, kann ich sehen, wozu die jeweilige Buchung gehört. Dies ist auf Dauer gesehen sehr umständlich.

Des weiteren weist die Navigation beim Dresdner Bank-Online-Banking eklatante Schwächen auf. Die größte liegt vor allem darin, dass man leicht den eigentlichen Konten-Bereich verlässt – und dabei dann übersieht, ob man eigentlich noch eingeloggt ist oder nicht. Dies ist besonders problematisch, wenn man nicht an seinem eigenen PC arbeitet – sondern z.B. an dem im Büro. Ich würde es jedenfalls nicht so gerne mögen, wenn jemand so theoretisch einen Blick auf mein Konto werfen könnte ...

Ein weiteres Problem bei der Dresdner Bank sind die Ausführungstermine bei Zahlungen. Bei der Advance Bank war ich es gewohnt, dass online in Auftrag gegebene Überweisungen sofort ausgeführt wurden und dann auch schon als erfolgte Buchung in der Kontoübersicht erschienen. Bei der Dresdner Bank landen die gleichen Überweisungen jedoch zunächst einmal in einem Ausgangs-Postfach und werden oft erst am nächsten Tag auf den Weg geschickt. Auch dies finde ich unpraktisch, weil man so gerne mal den Überblick verliert.


Kunden-Service?
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Kaum hatte ich mich mit dem grottig schlechten Online-Banking der Dresdner Bank abgefunden, ging der Ärger auch schon gleich weiter. So nahm ich meinen Kontoauszug einmal genauer auf die Lupe – und entdeckte dort eine Abbuchung von 55 Cent, die ich mir nicht erklären konnte. Ein Anruf bei der Dresdner Bank brachte Klarheit: Hier würde es sich um das Porto für das Zuschicken meiner Kontoauszüge handeln, da ich diese ja schließlich mir nicht selbst geholt bzw. online heruntergeladen hätte. Mir stellte sich hier die Frage, woher denn ein ehemaliger Advance Bank-Kunde, der immer gewohnt war, die Auszüge in ein Online-Postfach geschickt zu bekommen, nun wissen sollte, dass man sich seine Auszüge denn nun wieder persönlich abholen muss? Wenn eine Bank schon so viel Aufwand betreibt und den Wechsel der Bankverbindung genau beschreibt, wäre ein Hinweis auch auf diesen Punkt von unschätzbaren Wert gewesen. So aber wurde ich direkt mit den Gebühren konfrontiert.

Was den Online-Kunden-Service angeht, so verdient die Dresdner Bank hier nicht einen einzigen Stern. Diverse Mailanfragen, die ich an die auf der Website angegeben Feedback-Adressen verschickt hatte, wurden nicht ein einziges Mal beantwortet. Als ich mich daraufhin an das allgemeine Dresdner Bank-Servicetelefon wendete, hieß es dort, man wäre dafür nicht zuständig und ich müsste mich direkt an die mir zugeteilte Filiale wenden. Nur: Woher soll man denn so was wissen, wenn niemand es einem sagt? Und wieso gibt es überhaupt ein allgemeines Kundentelefon, wenn von dort eh keine Hilfe zu erwarten ist?

Der einzige, der mir noch halbwegs nett schien, war der mir zugeteilte Kundenberater in der Filiale in der Nähe meiner Wohnung. Als ich dort anrief, um meinem Ärger über die Portokosten Luft zu machen, war er sehr freundlich und stimmte mir zu, dass bei dem Wechsel einige Sachen nicht ganz sauber gelaufen wären. Als ich zu ihm noch meinte, dass ich mit dem Online-Banking so gar nicht zufrieden wäre und in Erwägung ziehen würde, die Bank zu wechseln, stimmte er mir zu. Zitat: „Ich kann es verstehen, dass sie mit der Situation jetzt als ehemaliger Advance Bank-Kunde nicht so ganz glücklich sind“. Na ja, Selbsterkenntnis ist immerhin der erste Schritt zur Besserung.

Als ich heute noch einmal bei der Dresdner Bank anrief, um Änderungen an meinem Freistellungsauftrag vorzunehmen, versuchte jedoch der gleiche Kundenberater, mir ein persönliches Beratungsgespräch aufzuschwatzen, die Dresdner Bank hätte ja noch einige attraktive Produkte und ich sollte doch mal vorbeikommen, weil er seine Kunden auch gerne persönlich kennenlernen würde. Es kostete mich schon einige Überredungskraft, um den Herrn davon zu überzeugen, dass ich momentan wahrhaftig keine persönliche Beratung brauchen würde und ein Termin deswegen überflüssig wäre ...

Mit dem grünen Band der Sympathie?
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Knapp drei Monate bin ich jetzt schon Zwangs-Kunde bei der Dresdner Bank – und von dem grünen Band der Sympathie, mit dem die Bank ja gerne wirbt, habe ich bis jetzt noch nichts gespürt. Hat man dort ein reguläres Giro-Konto und ist kein ehemaliger Advance Bank-Kunde, sind die Kontokosten dafür im Vergleich zu anderen Banken recht hoch. Das Online-Banking der Dresdner Bank verdient es eigentlich noch nicht einmal, erwähnt zu werden – und was den Kundenservice angeht, so war ich doch deutlich besseres gewohnt. Nur einen Vorteil hat die Dresdner Bank: Sie gehört zur Cash Group, und das ist für einen Ort wie München, wo die meisten Geldautomaten Deutsche Bank, Postbank, Hypo Vereinsbank, Commerzbank oder Dresdner Bank sind, wirklich praktisch. Ansonsten würde mir kein Grund einfallen, warum man als normal denkender Mensch freiwillig ein Girokonto bei der Dresdner Bank eröffnen sollte – wo es doch bessere, günstigere, ja sogar kostenlose Alternativen gibt.

Ich habe aus der Erfahrung der ersten drei Monate jetzt auf jeden Fall meine Konsequenzen gezogen: Von der Dresdner Bank werde ich mich in Kürze verabschieden. Statt einem grünen Band werde ich mein Geld dann einem lustigen kleinen gelben Hamster anvertrauen, bei dem ich den Vorteil Cashgroup behalte, für mein Girokonto aber keinen Cent zahlen muss, noch eine kostenlose Kreditkarte bekomme – und endlich wieder über ein akzeptables Online-Banking verfügen kann.

stefbl, 8. Februar 2004
(Erstveröffentlichung bei ciao m 26. Januar 2004)

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