Dresdner Striezelmarkt Testbericht

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Erfahrungsbericht von Goldband

Ein Striezelmarkt - was ist denn das ? Die Dresdner wissen das!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

568 Jahre und kein bisschen alt ...

ist der Striezelmarkt von Dresden. Auf dem Altmarkt ist seit dem 25.11.2002 um 10 wieder weihnachtliches Treiben eingezogen. In mehreren Reihen stehen sehr schön geschmückte Buden. In der Mitte befinden sich der Weihnachtsbaum und in seiner Nähe die größte Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge. Weihnachtsmusik lockt die Besucher zum Bummeln, Schauen, Kaufen und Kosten.

Warum heißt er Striezelmarkt ?
Seit dem 15. Jahrhundert gibt es unseren Striezelmarkt, der nach dem Christbrot - Striezel - genannt ist. Der Striezel sah aus, wie ein in Tücher gewickeltes Kind. Zuerst durften nur von Dresdner Bäckern die Striezel verkauft werden, später durften auch auswärtige Händler am 1. Tag des Striezelmarktes ihre Waren anbieten. Allerdings gab es zu dieser Zeit im Advent das Verbot mit Butter zu backen. Dadurch mussten die Striezel mit Öl gebacken werden, die dann nicht so waren, wie man sie sich wünschte.

Deshalb wandte sich der Sächsische Hof mit der Bitte das Butterbackverbot aufzuheben an den Papst. Die Bitte wurde folgendermaßen begründet: Weil bei uns keine Ölbäume wachsen, ist das Öl knapp und teuer. Außerdem sei es stinkig und gesundheitsschädlich. Diese Gründe akzeptierte der Papst und hob das Butterbackverbot 1491 auf.

Auch heute noch ist der Striezelmarkt ohne den Dresdner Christstollen nicht vorstellbar. Zur Eröffnung wird jedes Jahr ein Riesenstollen angeschnitten. Viele der ca. 200 festlich geschmückten Buden verkaufen ihren Original Dresdner Stollen. In zahlreichen Buden wird der erzgebirgische Weihnachtsschmuck - Pyramiden, Räuchermännchen, Engel und Bergmann, Schwibbögen, Spanbäume und vieles mehr von den Herstellern aus Seiffen und anderen Orten des Erzgebirges angeboten.
Weitere Spezialitäten aus unserer Region sind die Lausitzer Keramik und Pulsnitzer Pfefferkuchen.

Neben den vielen Buden gibt es besonders für die Kleinen eine Bühne mit dem Märchenschlosskalender. Jeden Nachmittag zeigen Berufs- und Laienkünstlern ein liebevoll gestaltetes Kulturprogramm.

Alle Schau- und Kaufwillige können unseren Striezelmarkt ab 10.00 Uhr bis 20.00 Uhr und freitags und sonnabends bis 21.00 Uhr besuchen.
Bei weihnachtlicher Musik und vielen verführerischen Düften von Glühwein, Süßigkeiten und herzhaften Speisen kann man sich dort auf Weihnachten einstimmen.

Für mich ist unser Striezelmarkt nicht nur der älteste Weihnachtsmarkt, sondern auch der schönste, den ich aus eigenen Erleben oder aus dem Fernsehen kenne. Wenn man ihn nicht gerade am Wochenende besucht, da sind immer sehr viele Besucher da, kann man sich dort von der festlichen Stimmung verzaubern lassen und viele schöne Dinge mit heimnehmen. Natürlich kann man auch den Weihnachtsmann treffen. Auch, wenn ich erzgebirgische Dinge lieber in Seiffen kaufe (es gibt dazu bereits einen Bericht von mir), freue ich mich beim Bummeln gerade über diese Verkaufsstände, denn ohne die schönen Figuren kann ich mir Weihnachtsstimmung nicht vorstellen.
Wenn ich dort nasche, dann kaufe ich mir die Walnussstangen mit Schokolade. Hmm, da tropft mir gleich wieder der Zahn. Außerdem verlasse ich eigentlich nie den Striezelmarkt ohne Pulsnitzer Pfefferkuchen mitzunehmen. Eine Besonderheit ist noch ein kleiner schwarzer Mann aus Backpflaumen - der Pflaumentoffel.
Dazu gibt es folgende Geschichte:

Die Geschichte vom Pflaumentoffel

Eine Episode nach Kurt Arnold Findeisen

Die Frau des Hauses, der der Krieg gleich am Anfang den Sohn und den Mann nahm, legte die Hände aneinander, dass die Fingerspitzen sich berührten, sann einige Sekunden nach und erzählte: „ Da wohnt in den Trümmern eines kleinen, durch Kanonenschüsse zerstörten Hauses eine Frau, die zu den Leuten waschen geht. Ihr Mann ist seinerzeit von Napoleon als Trossfahrer mit nach Russland verschleppt worden, und obwohl diese Ärmste das letzte verloren hat, machte ihr der Hauswirt – bedenken sie, jetzt im Dezember – auch noch den Wohnraum streitig, da sie seit Monaten mit der Miete im Rückstand war. Kein Wunder, dass sie mit ihren Kindern in diesem Unmenschen ihren schlimmsten Bedränger sehen musste.“
„Mit ihren Kindern?“ „Ja, mit ihren unmündigen Kindern, einem Mädchen von 10 Jahren und einem Jungen von 9.“
Und nun ergab sich aus dem Bericht der Erzählerin folgendes:
Die beiden Kleinen hatten eines Tages, als die Mutter in Ausübung ihres Broterwerbes aus dem Hause gegangen, einsam am Tisch gesessen, mit den paar vertrockneten Pflaumen spielend, die ihnen als Mittagessen zurückgelassen worden waren. Indem sie die Pflaumen auf dünne Holzstäbchen reihten, entstand mit Rumpf, Gliedern und einem runzligen Kopf ein kleiner schwarzer Mann, der einen Essenkehrer nicht unähnlich sah. Da nun der böse Hauswirt zufällig Schornsteinfegermeister war und als solcher bei mancher Gelegenheit doppelt düster in Erscheinung getreten sein möchte. Lag es nahe, dass die Kinder alsbald ihr Männchen als Feuerrüpel ansprachen und ihm auch noch die genaueren Kennzeichen seines Berufes, einen Besen, eine Leiter und einen Zylinderhut mit geschickten kleinen Händen beifügten.
Der Jubel über das beziehungsvolle Kunstwerk ließ sie allen Hunger vergessen. Als die Mutter abends nach Hause kam, wurde ihr das verschrumpelte Abbild des Unholdes nicht ohne Freude und unter Gelächter vorgeführt.
Die Frau, stolz auf das verschmitzte Erzeugnis ihrer Kinder und auch nicht ganz ohne Schadenfreude, hatte nichts eiligeres zu tun als den Pflaumentoffel, wie sie ihn nannte, in den benachbarten Häusern herumzutragen.
Da der Schornsteinfegermeister wegen seines Geizes und seines üblen Rufes überall unbeliebt war, bekam sie viel Beifall und Zuspruch. Sie bekam überall Backpflaumen geschenkt. Die gesamte Nachbarschaft wollte solche drolligen schmackhaften Männlein haben. Als die Frau sah, mit welcher Freude und mit welcher Hingabe ihre beiden Kinder sich an die Anfertigung der Pflaumentoffel machten, erwachte in ihr der Geschäftsgeist. Sie trug die Musterstücke zu allen Kunden, denen sie die Wäsche wusch, und nahm Bestellungen auf. Bald mussten ihre beiden Heimarbeiter die Hilfe der Nachbarskinder in Anspruch nehmen, um den Anforderungen des stillvergnügten Handels gewachsen zu sein. Die schlimmste Not war mit einem Schlag vorbei.
Als der Schornsteinfegermeister , gehänselt und verlacht, hinter die Bescherung kam und die neue Firma wutschnaubend und endgültig aus dem Hause warf, obwohl die Wäscherin ihre Mietschulden inzwischen bezahlt hatte, konnte er den Dreien keinen Schmerz mehr zufügen. Sie hatten die Lacher auf ihrer Seite und fanden Unterschlupf in einem kleinen Häuschen gegenüber.

Ich hoffe, ich habe euch neugierig gemacht. Es muss nicht immer der Nürnberger Christkindlmarkt sein. Auch im schönen Sachsen gibt es gerade zur Weihnachtszeit viel zu sehen. Kommt her, ich lade euch ein.

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