Der Richter und sein Henker (Taschenbuch) / Friedrich Dürrenmatt Testbericht

ab 5,30
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Erfahrungsbericht von Mary01hn

Einer der intelligentesten Krimis aller Zeiten

Pro:

sehr spannend

Kontra:

schwierig zu lesen

Empfehlung:

Ja

Oh, wie ich diese Pflichtlektüren im Gymnasium gehasst habe. \"Der Schimmelreiter\", \"Unterm Birnbaum\", \"Aus dem Leben eines Taugenichts\". Mir wurde jedesmal schlecht, wenn der Deutschlehrer mit einem neuen Reclam-Büchlein daherkam. Es gab in der ganzen Zeit nur zwei Lektüren, die mich begeistern konnten. Die eine war \"Wilhelm Tell\" und die andere \"Der Richter und sein Henker\". Allerdings muss ich zu meiner Schande zugeben, dass ich damals nicht richtig kapiert habe, wie genial Kommissar Bärlach den Fall gelöst hatte und konnte mir nur eine gute Note erschleichen, in dem ich das Thema wählte: \"Charakterisieren Sie die Figur Bärlachs\". Auch die vielen eidgenössischen Redewendungen und Ausdrücke vereinfachten das Lesen nicht gerade.

Letzte Woche bei einer Altpapiersammlung fiel mir dann besagtes Bändchen wieder in die Hände, und ich beschloss, noch einen Versuch zu wagen. Fast zwanzig Jahre reifer (?) und den Kopf frei von Gedanken an irgendwelche Jungs dachte ich, es wäre einen Versuch wert, endlich zu begreifen, wie der Richter seinen unfreiwilligen Henker auswählte und dieser schlussendlich auch noch seine gerechte Strafe erfuhr.

Alles beginnt damit, dass ein einfacher Dorfpolizist den Polizeileutnant Ulrich Schmied erschossen in seinem Auto in der Twannbachschlucht auf der Strasse von Lamboing, einem Tessenbergdorf in der Schweiz auffindet.
Kommissär Bärlach, ein von Magengeschwüren geplagter, alter, erfahrener Kriminaler übernimmt den Fall.
Als er entdeckt, dass der Ermordete unter falschem Namen bei einem gewissen Gastmann an dessen Gesellschaften teilnahm, werden ihm plötzlich von seinem Vorgesetzten Dr. Lucius Lutz Steine in den Weg gelegt. Letzterer wurde nämlich von Gastmanns Anwalt informiert, dass in dessen Haus Politik auf höchster Ebene betrieben werde. Künstler (als Vorwand), Politiker und Industrielle (die einen florierenden Waffenhandel betreiben) geben sich bei Gastma nn die Hand und wollen bei ihren Geschäften nicht gestört werden.

Bärlach stellt sehr schnell fest, dass es sich bei Gastmann um einen alten Bekannten handelt, der als junger Mann, nur einer Wette wegen, einen anderen unschuldigen Menschen kaltblütig ermordet hatte. Seither verfolgte Bärlach diesen Mann, der immer wieder andere Namen annahm, konnte ihm aber nie etwas anlasten.

Das Buch hat nur 116 Seiten, und alles, was ich jetzt noch schreiben würde, wäre zuviel verraten. Nur noch soviel sei gesagt:
Der perfide Plan, den Bärlach ausheckt, und der schlussendlich nicht nur den Mörder von Ulrich Schmied, sondern auch Gastmann zur Strecke bringt, konnte nur von einem brillianten Verstand, wie ihn Dürrenmatt auch schon in anderen Büchern bewies, ersonnen werden.

Spannung auf höchstem Niveau.

18 Bewertungen, 2 Kommentare

  • chruschi

    12.05.2005, 00:53 Uhr von chruschi
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich muss sagen, dass ich auch sehr viel spaß beim lesen dieses buches habe und dem autor viel respekt ausspreche.. schöner bericht. liebe grüße, Chrissie

  • Mundi

    17.02.2005, 10:30 Uhr von Mundi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich würde Bücher der Kategorie "Pflichtlektüre" verbieten. Dann würde man die sogar heimlich auf dem Klo lesen! lg mundi