Aus dem Leben eines Taugenichts (Taschenbuch) / Joseph von Eichendorff Testbericht

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Erfahrungsbericht von margy

aus dem leben eines taugenichts

Pro:

siehe bericht

Kontra:

siehe bericht

Empfehlung:

Ja

Zum Buch:

Das 160seitige Taschenbuch erschien im Diogenes Verlag in der 7. Auflage im März 2005. Unter der ISBN 978-3257205169 kostet es 7,90 €.

Buchumschlag:

Der Umschlag des Buches ist weiß. Im oberen Viertel erstreckt sich der hellblau strahlende Himmel über einer Baumallee.

Autor:

1788 wird Joseph von Eichendorff als Sohn eines preußischen Offiziers und Landedelmanns geboren. Während seines Jura-Studiums in Halle, Heidelberg, Berlin und Wien lernt er die führenden Vertreter der Romantik kennen. Nach dem Examen geht Eichendorff in den Verwaltungsdienst und sucht seiner Langeweile durch Flucht in die Poesie zu entkommen. Mit der Novelle 'Aus dem Leben eines Taugenichts' und durch seine Lyrik wurde Eichendorff der bekannteste deutsche Romantiker, die Vertonungen von Schumann, Mendelssohn Bartholdy haben die schönsten Gedichte in aller Welt berühmt gemacht.

Klappentext:

Taugenichts nennt der Vater den Sohn, weil er sich nicht dem täglichen Einerlei des elterlichen Mühlbetriebes unterwerfen will. Die Sehnsucht nach Ferne, nach Glück, Abenteuer und Liebe treibt ihn, mit wenigen Groschen in der Tasche und seiner Geige unter dem Arm in die weite Welt zu ziehen.

Anmerkung aus dem Innenteil des Buches:

Der Nachdruck des Textes folgt originalgetreu der Erstausgabe von 1826.

Inhalt:

Ein Müller und sein Sohn leben zusammen und der Sohn lässt seinen Vater die ganze Arbeit alleine machen, geht ihm nicht zur Hand. Der Müller ärgert sich darüber und schickt seinen Sohn, den er einen Taugenichts nennt, weg von seinem Hof. Er soll in die Welt hinausgehen und sehen, wie es in der Welt zugeht. Er soll selbst seinen Mann stehen. Also zieht der Sohn mit seiner Geige fort von daheim und lernt unterwegs hübsche Frauen kennen, doch nicht alles läuft so, wie er es sich vorstellt. Zuerst führt ihn sein Weg nach Italien, wo er die nächste Enttäuschung seines Lebens erlebt. Dann erreicht ihn ein Brief einer Frau, doch der Taugenichts wird immer wieder bitter enttäuscht, bis sich schließlich des Rätsels Lösung ergibt und er heiratet seine Liebste und kommt auf ein Schloss.

Leseprobe aus dem 1. Kapitel:

Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Türschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen; mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine. Da trat der Vater aus dem Hause; er hatte schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze schief auf dem Kopfe, der sagte zu mir: «Du Taugenichts! da sonnst du dich schon wieder und dehnst und reckst dir die Knochen müde und läßt mich alle Arbeit allein tun. Ich kann dich hier nicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Tür, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb dir selber dein Brot.» – «Nun», sagte ich, «wenn ich ein Taugenichts bin, so ists gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen.» Und eigentlich war mir das recht lieb, denn es war mir kurz vorher selber eingefallen, auf Reisen zu gehen, da ich die Goldammer, welche im Herbst und Winter immer betrübt an unserm Fenster sang: «Bauer, miet mich, Bauer, miet mich!» nun in der schönen Frühlingszeit wieder ganz stolz und lustig vom Baume rufen hörte: «Bauer, behalt deinen Dienst!»

Schreibstil:

aus der Ich-Sicht eines Erzählers, in Metaphern, wie ein Märchen wird von einem Träumer erzählt, prosaisch mit Gedichten

Meinung:

Es geht um eine Novelle. Beim Lesen fiel mir auf, dass diese Novelle in 10 Kapitel gegliedert ist. Es spielt sich folgendermaßen ab:

So erzählt Joseph von Eichendorff in den Kapiteln 1 und 2 vom Aufenthalt des Taugenichts in Wien. Das 3. und 4. Kapitel erzählt von der Reise nach Italien. Während des 5. und 6. Kapitels hält sich der Sohn des Müllers in einem Schloss auf, im 7. und 8. Kapitel in Rom, das 9. und 10. Kapitel lässt den Sohn des Müllers wieder in seine Heimat zurückkehren.

Die Personen des Buches sind:

Der Taugenichts, ein Postkutscher und ein Maler

Vater, Kameraden, Bekannte, Portier, Gärtner

Dabei geht es um zwei Sorten von Menschen. Der Vater, die Kameraden, die Bekannten, der Portier und der Gärtner sind bodenständige Menschen, sie gehen einer Arbeit nach und erfüllen ihre Pflichten.

Die anderen jedoch halten sie für langweilig und ziehen lieber durch die Welt, um dieser Langeweile zu entfliehen. Die Faulheit steht hier der Arbeit und dem einfachen, bodenständigen Leben gegenüber. Das Leben des Taugenichts auf seiner Reise besteht in der Hauptsache aus Frauen, die er kennenlernt. Er ist ein Träumer, der nicht in der Wirklichkeit lebt, sondern sich der Romantik und seinen Träumen hingibt. Die 3 Personen, der Taugenichts, der Postkutscher und der Maler sind die Personen der Novelle, die gegen das normale Leben Protest erheben auf ihre eigene Art und Weise.

Die Novelle enthält Metapher. Die Geige zum Beispiel, die der Taugenichts auf seine Reise mitnimmt, drückt für ihn die Freiheit seines Lebens aus, ist eines seiner Wünsche auf dem Weg in sein eigenes Leben. Die Musik ist der Ausdruck dessen, nicht in die Mühle des alltäglichen Lebens und der Arbeit eingebunden zu sein.

Mir gingen beim Lesen folgende Dinge durch den Kopf: Es geht um Ausgrenzung bzw. Abgrenzung von Personen. Ging es auch um sozial und assozial? Hat das etwas mit der heutigen Auswanderung verschiedener Leute zu tun, die versuchen, beruflich im Ausland Fuß zu fassen? Das würde doch dazu passen und zieht Paralellen in die Gegenwart. Geht es auch um eine Art Revolution, die dann in den Bauernkriegen zum Beispiel spürbar waren? War es ein Protest? Ging es darum, sich vom Elternhaus abzunabeln und seinen eigenen Weg zu gehen? Alles das könnte auf die vorliegende Geschichte passen.

Für den Taugenichts ist die Hochzeit mit Aurelia, seiner Liebsten, der Höhepunkt. Die Liebe selbst, die Darstellung wie der Taugenichts mit den Frauen und der Liebe umgeht, ist sehr überspitzt geschrieben. Er sieht in der Frau die "Offenbarung Gottes". Ist das sein Ziel? Nur die Liebe ohne die Gedanken daran, wovon sie leben sollten? Geht es darum, dass sich ein armer Tropf eine reiche Frau zulegt, um einer Arbeit zu entgehen und damit dem langweiligen und spießbürgerlichem Leben?

Sehr lange Sätze machen den Text aus. Trotzdem lässt sich die Novelle leicht und flüssig lesen, ist sehr gut verständlich. Die Worte und Sätze sind melodisch und voller Klang.

Eingebaut ist hier in den Text des 18. Jahrhunderts ein uns allen bekanntes Wanderlied. Ich fand das Buch wunderbar zu lesen, es macht nachdenklich und konzentriert muss es gelesen werden. Hinter der Melodie der Worte, die ja eine Fassade sind, zumindest im 1. Kapitel des Buches, steckt auch die Gleichgültigkeit, vielleicht auch die Verletztheit des Vaters wie des Sohnes. Dahinter verstecken sich Enttäuschung und Wut. Auch das ist wahrscheinlich eine Metapher. Nur aus der Tageszeit und der Jahreszeit, der Natur heraus ist letztendlich das wahre Gefühl des Taugenichts verborgen und auch das der anderen Figuren. Aufmerksam muss das Ganze gelesen werden.

13 Bewertungen, 2 Kommentare

  • morla

    26.11.2012, 18:24 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. petra

  • knuddelfire

    26.11.2012, 17:00 Uhr von knuddelfire
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und einen schönen Montag LG