Ein Herz und eine Seele Testbericht

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ab 15,30
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Summe aller Bewertungen
  • Unterhaltungswert:  sehr gut
  • Informationsgehalt:  gut
  • Präsentation:  sehr gut
  • Spaß:  sehr viel
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Romantik:  wenig

Erfahrungsbericht von Prisca

Nur für Leute über DREISSIG ?!

Pro:

zum wegschmeißen witzig

Kontra:

manchmal fehlt der aktuelle Bezug

Empfehlung:

Ja

„Wo sind die Buletten, du dumme Kuh?“ Mal ehrlich, welche Frau möchte so von ihren Mann begrüßt werden, kaum das er den Kopf zur Tür hereingesteckt hat?! Wer könnte darüber lachen, wenn er so einen Satz von seinem Nachbarn ( gesagt zu dessen Frau) hört?

Eigentlich doch wohl niemand. Jeder Mann, der etwas auf sich hält, begrüßt seine Frau freudig, liebevoll („Schatz, bin wieder zu Hause! Wie war dein Tag“ .... Wie, du tust das nicht? Dann solltest du aber schleunigst damit anfangen! Deine Frau hat´s verdient!) – aber doch wohl nicht mit so einer Beleidigung. Und wenn man so einen Satz – natürlich rein zufällig – auffängt, den der Nachbar seiner Frau an den Kopf schmeißt, dann würde man ( hoffentlich) kopfschüttelnd weghören, fassungslos oder empört sein – aber doch wohl nicht belustigt!

Und trotzdem konnte eine ganze Generation über solche Worte herzhaft lachen – und – ich gestehe es, ich kann es heute noch. Allerdings darf natürlich nicht irgendjemand solche Worte von sich geben, nein, das muss schon Ekel Alfred sein, DIE Hauptperson der Fernsehserie

EIN HERZ UND EINE SEELE

Kennt ihr nicht?! Na ja, die aktuellste Serie ist es ja sicher auch nicht, obwohl sie selbst heute noch immer wieder mal im Fernsehen zu finden ist.

Ich würde diese Serie, die 1973 noch in schwarz/weiß abgedreht wurde als die erste Comedy Serie im Fernsehen bezeichnen. Kleiner Tip: Diejenigen, die die Serie kennen, mögen sich jetzt still und leise davonschleichen oder einfach in Nostalgie schwelgen. Allen anderen möchte ich diese Serie gern etwas näher bringen.

Zunächst zu den Hauptpersonen. (Nebenpersonen gibt es eigentlich auch nur sehr selten – alles dreht sich um diese vier Personen):

„Ekel“ Alfred Tetzlaf – gespielt von Heinz Schubert – der Hausherr
Else Tetzlaf – gespielt von Elisabeth Wiedemann – seine Gattin
Rita – gespielt von Hildegard Krekel – seine Tochter
Michael – gespielt von Diether Krebs – sein Schwiegersohn

Die Rollen sind alle vier einfach absolut gut besetzt. Dabei ist sicher nicht so viel schauspielerisches Können erforderlich, denn die Rollen bewegen sich doch in einem sehr kleinen Rahmen und entwickeln sich im Laufe der Serie kaum. Jede Figur ist festgelegt auf einen bestimmten Charakter – aber der wird von allen so glaubwürdig rübergebracht, das man die Schauspieler mit ihren Rollen gleichsetzt.

Kleine Anmerkung: Ich weiß, in späteren Folgen wurden die Rollen von Else und Michael umbesetzt – absolute Fehlbesetzungen, wenn ihr mich fragt. Von dem Zeitpunkt an ist die Serie für mich nur noch schlecht – darum bezieht sich diese Meinung auch nur auf die Folgen mit der ursprünglichen Besetzung!

Worum geht es nun in dieser Serie eigentlich?
Wenn ich heute aktuelle Comedyserien sehe ( Crosby, aber auch Heinz Becker) fühle ich mich an ein Herz und eine Seele erinnert. Comedy eben, in der sich alles rund um das Alltagsleben einer „ganz normalen“ Familie dreht.

In diesem Fall geht es um die Familie Tetzlaf. Da ist Alfred ( kleiner Knubbel!!! **gg** hört er gar nicht so gern, dieser Möchtegerngroß) – nicht umsonst wird er „das Ekel“ betitelt. Eigentlich dreht sich die ganze Serie nur um Alfred. Alfred weiß alles besser, Alfred kann alles besser, Alfred hat eigentlich immer Recht! Egal, ob es dabei um Politik geht ( die Sozis mal wieder – und die aus dem Osten sowie – und dann ist da noch der Walter Ulbricht, das ist ein ganz schlimmer, den hab´ich mal gekannt...) oder der Fernseher kurz vor dem Fußballspiel den Geist aufgibt. „Was machst du den Fernseher auch an! Kein Wunder, das er kaputt geht – bei deinen nassen Füssen!“ Alfred greift kurz entschlossen nach dem Schraubenzieher. ( „...zieh ja nicht den Stecker raus! Dann kann ich ja nicht sehen, ob das Bild wieder angeht!“) – er schraubt und klopft, wirft nebenbei noch den „unfähigen“ Fernsehmechaniker heraus, den Else doch bestellt hat ( schließlich hat sie ja Angst um ihren Göttergatten). Das Ganze endet, wie es enden muss. Ein großer Knall – der Fernseher raucht und Alfred auch, denn...“Daran bist nur du Schuld! Warum bestellst du auch den blöden Mechaniker?!“

Alfred weiß auch Bescheid über alle Nachbarn, wer hat was warum getan – Alfred organisiert sogar Beerdigungen ( „Vielleicht können wir ihn ja stehend begraben – dann braucht er nicht soviel Platz! Ist bestimmt billiger.“). Alfred tritt mit seiner Art in so manches Fettnäpfchen – aber daran sind natürlich immer die anderen Schuld. Alfred ist vollkommen – denkt Alfred!

Natürlich weiß sich Alfred auch zu benehmen – darum schneidet er auch seine Fußnägel am Küchentisch – die Zehnägel springen bis in die Suppe. ( Ich erinnere mich noch mit Schaudern an diese Folge – ich habe schrecklich gelacht und gleichzeitig gedacht: Igitt!...aber das ist eben Alfred!). Wen wundert´s, das an diesem Missgeschick auch nur seine Else Schuld ist? „Was stellst du die Teller auch auf den Tisch?“

Na ja, genug zu Alfred ( keine Angst, ich werde mich jetzt bemühen, dieses Wort nicht mehr in den Mund zu nehmen – war übrigens durchaus beabsichtigt, also spart euch eure Kommentare). Kommen wir mal kurz zu Else. Kurz, das sagt eigentlich schon alles über Elses Rolle in dieser Serie. Zugegeben, sie spielt die zweite Hauptrolle – aber gegen Ihr-wisst-schon-wen ( Ich war heute im Kino - man merkt´s, ja?) kann sie kaum anspielen. Else ist das typische Hausmütterchen der damaligen Zeit. Sie putzt und kocht den ganzen Tag um ihre Lieben herum und bekommt nur selten ein nettes Wort dafür gesagt. Sie ist ein etwas naiver, weichherziger Typ, der oft genug unter den Launen des tyrannischen Ihr-wisst-schon-wer zu leiden hat. Häufiger bricht sie mal in Tränen aus, wird getröstet von ihrer Tochter Rita – aber manchmal kommt es doch vor, das sie Ihr-wisst-schon- wem Kontra gibt – auf ihre naive, aber dann durchaus treffende Art ( was dann beim Zuschauer ein hämisches Lachen hervorruft: Na endlich hat er´s mal gekriegt! Das hätte ich ihr ja gar nicht zugetraut!)

Bleiben noch Rita und Michael. Über die beiden gibt es eigentlich gar nichts zu sagen. Ihre Rollen erwachen erst im Zusammenspiel mit Ihr-wisst-schon-wen zum Leben – aber das ist sicher vom Drehbuch her so gewollt und ändert nichts daran, das beide ihre Rollen treffend spielen.

Nun mag sich mancher Leser fragen: Was ist denn an so einer Serie komisch? Ein egozentrischer Mann, der seine ganze Umgebung tyrannisiert – eine weichherzige, unterdrückte Frau – Tochter und Schwiegersohn, die scheinbar auch nicht viel zu melden haben. Ich sage euch jetzt ganz ehrlich: Das habe ich mich auch schon gefragt!

Die Serie ist eben eine Comedy – alles wird überzogen und extrem dargestellt. Dem Zuschauer ist die ganze Zeit bewusst: Das ist nicht die Wirklichkeit! Ein Funken Wahrheit kann man sicher ab und zu entdecken... aber man sollte das Ganze nicht zu ernst nehmen.

Wenn man die Serie aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist es wirklich höchst amüsant, wie Ihr-wisst-schon-wer über den Bildschirm fegt, alles und jedes zur Schnecke macht und sich dabei selbst zur rechten Witzfigur – ohne es überhaupt zu bemerken.

Ein kleiner Nachteil der Serie, der mir aufgefallen ist: Man darf nie vergessen, wie alt diese Serie ist (immerhin fast 30 Jahre). Sie wurde unter ganz anderen Voraussetzungen gedreht, als wir sie heute in den Familien kennen. Sicher macht gerade das heute den Reiz der Serie aus ( obwohl sie auch damals bereits ein großer Erfolg war!), allerdings werden manche Witze gerade von den Jüngeren heute nicht mehr so richtig verstanden. Z.B. wenn Alfred sich über Politik auslässt – man muss schon ein gewissen Grundwissen der Politik der damaligen Zeit haben – um den ganzen Witz zu verstehen!

Davon abgesehen halte ich Ein Herz und eine Seele aber immer noch für eine gelungene Comedyserie, die in 45 Minuten (so lang dauert eine Folge) sehr viel Spaß bietet. Also, wenn ihr Comedy mögt, dann solltet ihr einfach mal einen Blick riskieren.

Ein Herz und eine Seele läuft immer wieder mal im Fernsehen ( nicht wegzubekommen, diese Serie!) – hauptsächlich auf dritten Programmen. Es gibt auch bei Timelife eine Videocollection – aber ACHTUNG. Die Sache hat einen Haken – den Preis. Das Einführungsvideo kann man noch für knapp 10,-- Euro erstehen – alle weiteren Filme kosten dann ca. 20,-- Euro. Das halte ich für einen Video für zu teuer! Man kann versuchen, die Filme bei Ebay zu ersteigern ( ich habe auch schon 3 Stück) – aber dazu braucht man Geduld ( werden nicht so oft angeboten) und man muss trotzdem mit 10,-- bis 15,-- Euro pro Film rechnen. Also eher was für wirkliche Fans!

Mein Fazit:
Ansehen im Fernsehen würde ich jedem mal empfehlen, unabhängig vom Alter. Für die über Dreißigjährigen dürfte diese Serie Nostalgie pur sein, denn damals war sie einfach DIe Fernsehserie der Nation ... für die Jüngeren dürfte es eine Comedy mit viel Witz sein, die ihnen zudem noch die damalige Zeit etwas näher bringen kann ( wenn auch nicht immer ganz realitätsgetreu). Die Videos muss man sich aufgrund des sehr hohen Preises ja nicht gleich zulegen!

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