Elisabeth (Musical) Testbericht

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Erfahrungsbericht von Queeny72

Taschentücher sind Pflicht !

Pro:

Musik, Gefühl

Kontra:

leider wieder in Wien

Empfehlung:

Ja

Habt Ihr ein Fabel für Musicals? Wenn ja, kann ich Euch dieses hier nur empfehlen.

Ich bin ein regelmäßiger Musical-Besucher (ich habe das seltene Glück einen Musical-Freund als Mann zu haben), Cats 3x, Starlight-Express, Miss Saigon, Tanz der Vampire 2x.
Dann bekam ich von meinen Eltern die Karten für mich und meinen Gatten für „Elisabeth“.

Was ist Elisabeth? Ich hatte zwar von dem Musical gehört, aber worum es dort ging, ob es gut ist, keine blassen Schimmer.

Worum geht es? In erster Linie dreht es sich um die Lebensgeschichte der Kaiserin Elisabeth von Österreich. Ach, Sissi, werden jetzt einige von Euch denken. Ich muss zugeben, dass sich meine einzigen Kenntnisse auf diese Filme beschränkten.
Dabei beließ ich es auch, da ich mich von dem Musical inspirieren lassen wollte.

Die Erklärung über die Musical-Halle lasse ich hier außen vor, da das Musical zwischenzeitlich wieder in Wien aufgeführt wird.
Ich beschränke mich hier auch das Wesentliche: Das Musical!

Die Geschichte beginnt mit der Befragung des Italieners Lucheni: „Warum haben sie die Kaiserin Elisabeth ermordet?“
(Ermordet? Das hatte ich nicht gewusst). Aus den Antworten von Lucheni entnimmt man, dass diese Befragung sich seit über 100 Jahren wiederholt. Er antwortete:“ Warum? Warum? Dieselbe Frage, seit über 100 Jahren. Ich habe die Kaiserin ermordet, weil sie es so wollte?“ „Wer war ihr Auftraggeber?“ Lucheni:“ Der Tod, nur der Tod.“ „Das Motiv, Lucheni“
„Die Liebe, Grande Amore. Sie liebte den Tod.“

Auftritt einiger grauer Gestalten, die im späteren Verlauf, als Elisabeths verstorbenen Verwandten vorgestellt werden. Inmitten dieser Gruppe in einem weißen Kleid erscheint sie aus dem Bühnenboden. Wie versteinert, ohne Regung. Als die Gruppe ihren Titelsong beginnt, wird von oben eine Rampe abgesenkt und es folgt der erste Auftritt des genannten „Tod“. Eine Stimme, die mir den Gedanken durch den Kopf schickte: Bei dem Tod will man gerne sterben.

Szenenwechsel: Lucheni bringt die Zuschauer zurück in die Vergangenheit, um seine Behauptung zu bestätigen. Wir werden in die Vergangenheit zurückversetzt: Elisabeth ist 16 Jahre. Dort macht sie bereits erste Bekanntschaft mit dem Tod. Nüchtern betrachtet, könnte man sagen, sie neigte als Kind zu Unfällen. :)
Es soll dem Zuschauer etwas von ihrem Drang nach Freiheit vermitteln. Sie lehnt jegliche Zwänge ab, möchte auf keine Feste gehen, sondern lieber Dichter wie ihr Vater werden. Bei einem der besagten Feste, trifft sie auf „Franzl“ und heiratet diesen bekanntlich.

Kurz darauf treten die ersten Schwierigkeiten mit ihrer Schwiegermutter auf. Elisabeth möchte trotz ihrer jungen Jahre selbst über ihr Leben bestimmen und sich nicht den Regeln des Kaiserhauses unterwerfen. Kurz nach der Geburt ihres Sohnes Rudolf spitzen sich die Probleme zu. Als Thronfolger soll Rudolf eine spezielle militärische Ausbildung erhalten und möglichst wenig Kontakt zu seiner Mutter haben. Elisabeth fühlt sich übergangen und hat Angst, ihr würde das Kind weggenommen. Sie merkt, dass sie den Kampf gegen ihre Schwiegermutter verlieren wird. Diese wiederum ist es leid, sich um Elisabeths Eskapaden zu kümmern. Sie hat jetzt was sie wollte: Einen Thronfolger. Elisabeth ist für sie überflüssig und unbequem geworden. Sie versucht Franz davon zu überzeugen, sich von Elisabeth zu trennen. Sie schickt ihm sogar eine Prostituierte auf den Hals, die ihm dabei noch eine nette Geschlechtskrankheit überträgt.

Elisabeth ist verzweifelt. Der Tod versucht sie auf seine Seite zu ziehen und zum Selbstmord zu verführen. Elisabeth lässt sich nicht darauf ein, sie will um ihr Leben und ihre Ehe kämpfen.
Sie fordert Franz auf, sich gegen seine Mutter, zu ihr zu bekennen. Sie will über die Erziehung ihres Sohnes selbst bestimmen und nicht länger eingesperrt sein. Sie setzt auf ihre Schönheit und Liebe.

Lucheni berichtet unterdessen von der Armut im Volk und gibt Elisabeth die Schuld. Da sie in Milch baden würde, hätten die Kinder im Land nichts zu trinken.

Dann folgt eine Szene, die selbst dem abgeklärtesten Musical-Besucher die Gänsehaut zentimeterhoch wachsen lässt. Franz kommt in Elisabeths Schlafgemach, das von einem roten Samtvorhang verdeckt ist. Er beginnt sein Lied, dass er des Streitens müde sei und deshalb auf ihre Forderungen eingehen würde. Dann wird die Musik wird plötzlich laut und der rote Vorhang hebt sich. Elisabeth steht in einem Torbogen aus weißen und roten Blumen. Die Haare mit weißen Blüten verziert, ein langes weißes Kleid. Unterstützt durch die Musik, war ihre Erscheinung so imposant, dass die Zuschauer geschlossen aufstanden und ihr Standing-Ovation gaben.

Die nächste Phase in Elisabeths Leben wird zeitlich etwas zusammengerafft. Sie erkrankt an der übertragenen Geschlechtskrankheit, die sie zum Leid des Todes aber übersteht.
Ihr Mann kämpft unterdessen gegen die Spannungen mit Ungarn. Während seine Mutter einen offenen Konflikt begrüßen würde, steht Elisabeth auf der Seite des Friedens. Diesmal stellt sich Franz offen zu seiner Frau und willigt in Friedensgespräche ein. Zur Besiegelung der neuen Freundschaft zwischen Ungarn und Österreich, werden sie zum Königspaar von Ungarn gekrönt. Elisabeth fühlt sich als Siegerin. Ihre Ehe funktioniert wieder und sie bringt 2 Mädchen zur Welt. Auf einer ihrer Ungarn-Reisen erkrankt ihre ältere Tochter und stirbt. Für Elisabeth bricht eine Welt zusammen. Sie fällt in tiefe Depression wünscht sich den Tod herbei. Dieser hat kein Interesse an der schwachen Frau und überlässt sie ihrer Trauer. Elisabeth zieht sich mehr und mehr zurück, vernachlässigt ihren Mann und ihre Kinder. Sie versucht ihrem Leben zu entfliehen und unternimmt monatelange Reisen in die Entferntesten Länder. Sie sucht Trost in den Büchern von Heine und fällt in tiefe Melancholie.

Als ihr Sohn in einen politischen Verrat gerät, bittet er seine Mutter um Hilfe. Doch dazu ist Elisabeth nicht mehr in der Lage. Als Franz erfährt, dass sein eigener Sohn an diesen politischen Komplott beteiligt ist, muss er seine Gefühle außer Acht lassen und ihn wie einen Fremden verurteilen. Rudolf begeht Selbstmord.
Elisabeth gibt sich die Schuld, da sie Rudolf nicht geholfen hat. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als zu sterben, doch der Tod hat kein Interesse an ihr.
Sie begibt sich wieder auf unzählige Reisen und führt ein trostloses Dasein.

Im Alter von 61 Jahren wird sie in der Schweiz von Lucheni mit einer Feile niedergestochen und stirbt. In ihrer Sterbeszene treten die grauen Gestalten aus dem ersten Akt auf die Bühne. Jetzt werden sie von Lucheni vorgestellt, mit der jeweiligen Todesursache. Erstaunlich ist, dass die eine Hälfte verrückt wurde und die andere Hälfte Selbstmord beging oder ermordet wurde. Der bekannteste Verwandte ist Ludwig von Bayern, der ja bekanntlich ertrunken sein soll.

Jetzt endlich ist der Tod bereit, sie zu sich zu nehmen und trägt sie im Finale von der Bühne.

Das Musical ist eine Mischung aus Tragik, Trauer und Humor. Taschentücher sind hier Pflicht (zumindest für die Frauen).

Die Besetzung ist für dieses Musical perfekt gewählt. Elisabeth wurde von Maike Boerdam so real wiedergegeben, dass man sich in das Leben der Freiheit, Zwänge und Trauer direkt hineinversetzen kann. Der Tod wird wirkt verführerisch und verleitend.
Ausnahme bei diesem Musical, ist der Auftritt eines ca. 8jähren Jungen, der den jungen Rudolf darstellt. Er singt ein Lied über seine Einsamkeit und Sehnsucht zu seiner Mutter.

Die Besetzung:
Elisabeth - Maike Boerdam
Tod - Uwe Kröger
Luigi Lucheni - Alex Melcher
Franz Joseph - André Bauer
Rudolf - Martin Pasching
Sophie - Sabine Maria Reiß
Ludovika / Frau Wolf - Franziska Forster
Max - Kasper Holmboe

Das Musical ist sehr empfehlenswert. Die Musik berührte mich sehr. Ich habe mir die CD gleich gekauft und höre sie zwischendurch sehr gerne. Es erinnert einen auch ein bisschen an die Tragik des Lebens der Kaiserin Elisabeth. Ihr Leben war leider nicht so rosig wie in den Filmen mit Romy Schneider. Es gab auch kein Happy End.
Vielleicht gab es für Elisabeth selber ein Happy End, dass sie endlich mit dem Tod vereint war.

Das Musical ist in Essen ausgelaufen und wird ab diesem Sommer wieder in Wien aufgeführt. Dort passt es meines Erachtens auch besser hin. Eine Musical-Reise ist es auf jeden Fall wert.

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