Elisabeth Testbericht

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Erfahrungsbericht von magnifico

Kolossales im Kolosseum von Essen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ein Monument der deutschen Musical-Szene, ein Highlight dieses Kulturbereichs in seiner derzeitigen Besetzung, oder, mit einfacheren Worten, einfach absolute Spitze: das Musical Elisabeth im Kolosseum-Theater in Essen, das nicht umsonst zum „Besten Musical 2001“ gekürt worden ist!!! Dabei glänzt das Musical mit Auffälligkeiten und Besonderheiten, wie selten ein anderes: denn nicht nur, daß es in einer alten Werkshalle, wie sie in Essen und anderen Ruhrpott-Städten (leider) öfter anzutreffen sind, aufgeführt wird, es behandelt das Thema um Elisabeth, Kaiserin von Österreich und tragische Figur in der modernen Literatur- und Filmszene, in einer völlig neuen und bis dato meines Wissens noch nie dagewesenen Perspektive: Elisabeth und der Tod!

Der Ort der Aufführung zeichnet sich dabei durch einen ganz besonderen Charme aus: eine alte Werkhalle, die von der Stadt Essen als Theater ausgebaut worden ist, beherbergt neben original erhaltenen, lediglich ausgebesserten, gesäuberten und konservierten Stahlstreben, einer Laufkatze und anderen typisch industriell angelegten Einrichtungen einige Kunstwerke, die zwar weniger zu Elisabeth, jedoch dafür um so mehr zur Industriekultur passen, wobei schon dieser Kontrast zwischen ausgehendem 19. Jahrhundert mit seiner höfischen Lebensart, die auch im Musical selbst wiederkehrt, und der zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorherrschenden und (leider immer noch) das Ruhrgebiet prägenden Wirtschaftsarchitektur, für den Standort des Musicals spricht, da bereits hier eine eigentümliche Atmosphäre entsteht, wie sie auch bei „Starlight Express“ gegeben ist, wobei in Bochum leider infolge der räumlichen Knappheit eine an heutige Zugverhältnisse erinnernde Platznot vorherrscht.

Ein kurzes zum Inhalt, der sicherlich den wenigsten gänzlich unbekannt vorkommen wird, lehnt er sich doch stark an die tatsächlichen historischen Gegebenheiten an, die zumindest durch die nach meinem Geschmack etwas kitschig-schmalzige Sissi-Trilogie aus den frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt sein dürfte. Elisabeth, Tochter des bayerischen Herzogs Max und der Herzogin Ludowika, lernt auf einer Reise in einem Kurort, in dem ihre Schwester Hellene nach den gemeinsamen Vorstellungen ihrer Mutter sowie von Erzherzogin Sophie, Mutter des österreichischen Kaisers Franz Josef, mit dem Kaiser vermählt werden soll – für die damalige Zeit ein tagtäglicher Vorgang, bei dem weniger Emotionen als vielmehr Taktik und Macht im Vordergrund standen. Es kommt, wie es kommen mußte: Franz Josef verliebt sich in die vitalere und agilere Sissi, das Drama nimmt seinen Lauf.

Neu hinzutritt nun der Tod, der Sissi noch im heimatlichen Bayern, kurz vor der Reise, nach einem Sturz von einer Schaukel, besuchte und durch sie mit einem bis dahin nie gekannten Gefühl, der Liebe, die von Engeln Freude und von Teufeln Leid genannt wird, ergriffen wird. Der „dunkle Prinz“, wie er von Elisabeth genannt wird, nähert sich fortan mehrmals im Verlauf des Stückes bzw. des Lebens von Elisabeth, einerseits um sie auf ihre Sterblichkeit aufmerksam zu machen, womit „der letzte Tanz“ ohnehin ihm gehöre, zum anderen aber auch, um ihr das Leben aufgrund ihrer Bevorzugung von Franz Josef ihm gegenüber zu versauern.

Daß das Leben der jungen Kaiserin wahrhaft nicht lebenswert ist, wird ebenfalls verarbeitet: Sophie, die allgegenwärtige Herrscherin am Kaiserhof, dirigiert nicht nur das Zofenheer, sondern auch den Kaiser, ihren Sohn, nach ihren Vorstellungen und scheut selbst vor einer Wegnahme der beiden Töchter des Kaiserpaares nicht zurück, da „eine Kaiserin im Bewußtsein ihrer Pflichten erstrahlen muß“.

Nach einem politisch intregierten Vorfall, bei dem Franz Josef sich eine für das rote Milieu der damaligen Zeit typische „französische Krankheit“ zuzieht und auf Sissi überträgt, was ihr der Tod nicht ohne Schadenfreude eröffnet, beginnt ein tiefer Hass seitens Sissi gegenüber Franz Josef heran zu reifen und sie verläßt für 18 lange Jahre den Hof und reist quer durch die Welt, rast- und ruhelos. Doch auch ihre Schönheit, die sie einst gegen menschliche und unmenschliche Feinde, den Tod, einsetzte, muß sich dem Alter beugen, obgleich sie selbst nicht davor zurückschreckt, zum Nachteil des hungernden Volkes in Milch zu baden.

Nachdem Rudolph, der Sohn des Kaiserpaares, in einer gescheiterten Verschwörung sich gegen seinen Vater erhoben und von diesem abgestraft worden ist, worauf er sich, um der Schande zu entgehen, das Leben nimmt, treffen Sissi und Franz Josef, beide vom fortgeschrittenen Lebensalter gezeichnet, aufeinander, ohne daß es zu einer endgültigen Aussöhnung der beiden kommt. Sissi selbst fällt auf einer späteren Reise dem Attentäter Luigi Lucheni zum Opfer, dessen Messer sie endgültig in die Arme ihres Liebhabers, des Todes, treibt.

Luigi Lucheni ist es auch, der nach hundert Jahren als Geist, vernommen durch einen nicht sichtbaren Richter, dem Mario Adorf seine Stimme leiht, zum Beweis seiner Unschuld und seiner bloßen Werkzeugrolle durch das Aufzeigen der historischen Umstände darlegt, daß letztlich das ganze Leid Elisabeths nur auf dem Willen seiner „Majestät, dem Tod“ beruht.

Soweit der Inhalt, der sich zum einen durchaus streng an die historischen Überlieferungen bindet, zum anderen aber gekonnt eigenständige und durchdachte Elemente beinhaltet.

Das Musical selbst berauscht dadurch, daß nicht nur eine Vielzahl von Kulissenelementen aufgeboten wird, die im extra für dieses Musical umgebauten Kolosseum-Theater errichtet worden sind, sondern auch durch die zahlreichen Lichteffekte, durch die beispielsweise der Tod in einem irisierenden Mantel auf die Bühne zu treten scheint oder aber Elisabeth, zunächst in überirdischer Schönheit glänzend, als alternde Frau präsentiert werden kann.

Doch auch die Musik verdient höchstes Lob, ist so doch von einer mitreißenden Frische und Modernität, ohne dabei jedoch den Rahmen des vergangenen Geschehens und den Zauber der „alten Welt“ zu zerstören, vielmehr die gesanglichen Leistungen der Schauspieler, die daneben auch in diesem Musical perfekte koreographische Darbietungen ausführen, unterstreichen. So sind die Duette zwischen dem Tod und Elisabeth, etwa das Stück „Wenn ich tanzen will“ oder auch „Der letzte Tanz“ von bizarrer Perfektion und Nachhaltigkeit, bei der offenbar nicht nur mir selbst Schauer über den Rücken gelaufen. Ergreifend, durch und durch, und auf keinen Fall kitschig oder pathetisch.

Die Schauspieler sind in der Zeit angemessenen Kostüme gehüllt, die den höfischen Zeremoniellen und Gebräuchen entsprechen dürften, wie sie zur Zeit Elisabeths, dem ausgehenden 19. Jahrhundert, in Wien vorherrschten. Lediglich der Tod, jenseits von Zeit und Raum stehend, wird (gottlob) nicht mit Sense und Stundenglas als Skelett dargestellt, sondern vielmehr durch den blonden Uwe Kröger hervorragend präsentiert und intoniert.

Das Musical, das der in meinen Augen ansonsten nicht sehr glanzvollen Ruhrgebiet-Gegend oder der Stadt Essen selbst, einen einzigartigen Schimmer verleiht, ist auf jeden Fall mindestens einen Besuch wert, denn die Atmosphäre und die Aufführung, die man hier nicht nur sehen, sondern auch spüren und erleben kann, erreichten nach meinen eigenen Erfahrungen nur wenige Musicals, vielmehr stellt Elisabeth schon mehr eine Synthese aus der Dramaturgie von „Das Phantom der Oper“ und der Dynamik von „Starlight Express“ dar, so daß es in seiner Geltung und Ansehnlichkeit durchaus mit „Tanz der Vampire“, „Musical des Jahres 1999“ konkurrieren kann. Dabei ist natürlich nicht zu vergessen, daß jedes Musical für sich genommen wirkt und betrachtet werden muß, ein echtes Ranking also von vornherein zum scheitern verurteilt ist.

Ich selbst kann den Besuch nur dringendst jedem Musicalfreund empfehlen, da die Vorstellung sicherlich für sehr lange Zeit in der Erinnerung eines jeden Zuschauers nachklingen dürfte. Dabei sollte man allerdings nicht auch angesichts der auch hier nicht gerade kinogünstigen Eintrittspreisen insofern nicht am falschen Fleck sparen, als daß im Versuch, Anfahrtskosten zu kompensieren, statt einer besseren Platzkategorie eine schlechtere gewählt wird, da letztlich die ganze Atmosphäre und das Können der Darsteller ab einer gewissen Entfernung von der Bühne zu verblassen beginnt. Sicherlich, ein Genuß ist auch von der hintersten Reihe des ersten Rangs möglich, doch „so richtig dabei“ ist man dann doch eigentlich nur im vorderen Parkett! Zu den Eintrittspreise verweise ich ausnahmsweise mal nur auf die Homepage von Elisabeth, aufzufinden unter www.elisabeth-das-musical.de, da ein Erfahrungsbericht zum einen ja nicht nur aus Eintrittspreisen bestehen sollte, zum anderen aber auch dort sehr nette Bilder und, wichtig, Musikstücke vorzufinden sind. In diesem Sinne, nichts wie hin – zur Seite, aber vor allem auch nach Essen zu Elisabeth!

64 Bewertungen, 6 Kommentare

  • zicke001

    11.03.2002, 21:30 Uhr von zicke001
    Bewertung: sehr hilfreich

    hört sich gut an.

  • Mhkize

    11.03.2002, 20:53 Uhr von Mhkize
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein sehr guter Bericht.

  • Olli201

    10.03.2002, 19:02 Uhr von Olli201
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klingt ja vielversprechend. Von Ludwig II war ich sehr enttäuscht und hätte dieses Musical in die gleiche Kategorie gepackt.

  • Volker111

    04.03.2002, 15:22 Uhr von Volker111
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klingt auffallend gut.

  • Maeuschen21

    28.02.2002, 09:09 Uhr von Maeuschen21
    Bewertung: sehr hilfreich

    108 Berichte??? Nagut ich werde mich aml an die Arbeit machen ;o) Weil du hast einen so süssen namen hört sich zumin. süss an ;o) VLG die Mandy die sich jetzt in deine Berichte vertiefen wird ;o)

  • anonym

    24.02.2002, 16:40 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    GUTER BEITRAG - VIELLEICHT LIEST MAN SICH JA MAL WIEDER!?!