Engelskrieger - Subway to Sally Testbericht

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ab 3,60
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Vortax

Mittelalter war gestern?

Pro:

tiefgründige Texte; atmosphärische Songs

Kontra:

für Subway Verhältnisse etwas eintönig, wenig Folk; kurz

Empfehlung:

Ja

Nachdem ich es nun auch geschafft habe Subway To Sally bei Ciao zu finden, will ich mich nun an meinen Bericht zur aktuellen Scheibe machen - Engelskrieger. Vorweg sollte ich vielleicht sagen, daß ich absoluter Subway To Sally bin und das bereits seit ihrem ersten Album - 1994. Noch keine Band konnte mich live so überzeugen und vielleicht abgesehen von Eisregen kommt keine deutsche Band an die Texte der Potsdamer heran.

Nun haben sich STS seit ihrer ersten Scheibe schon stark verändert - weg vom sanften Folk Rock zu handfestem Mittelalter-Metal. Für das neuste Machwerk wurde nun wieder ein neuer Stilwechsel angekündigt, was die Fans nicht unbedingt vor Freude aufschreien ließ, schließlich bedeuten Stilwechsel meistens auch den Versuch mehr Platten zu verkaufen und wer die Veränderungen bei In Extremo beobacht hatte, der konnte nur hoffen, daß Subway To Sally nicht in die gleiche Kerbe schlagen würden...was sie leider doch getan haben, Engelskrieger ist härter, moderner und direkter als alle seine Vorgänger.

Das heißt nun glücklicherweiße noch nicht, daß STS dadurch verlernt hätten Texte zu schreiben - die sind weiterhin sehr gut, auch können Refrains und Kompositionen überzeugen, was aber fehlt sind die vielen Mittelaltereinflüsse, viele Songs - so leid es mir tut - erinnern mich nunmal ein bißchen an Rammstein. Dieser Vergleich mag übertrieben klingen aber so mancher Song fällt doch schon ganz klar in den Bereich der Neuen Deutschen Härte. Die Songs aber im Einzelnen:

1.) Geist des Krieges

Der Song wird nach einigen Sekunden Stille von harten Drums und Riffs eröffnet, bevor die finstersten Vocals die man von Eric (das ist der Sänger...) je gehört hat einsetzen. Das Lied ist insgesamt äußerst geradlinig und hart, STS lassen also schon beim ersten Track erkennen, wie sie den Stil dieser Scheibe sehen, abgesehen von einem kurzen Violineneinsatz gibt es keinerlei Folkeinflüsse.
Der Text ist für Subwayverhältnisse etwas simpel gestrickt und der Refrain klingt leider schon ein bißchen gereimt:

Der Geist des Krieges ist erwacht,
flammt durch die Nacht - nehmt euch in Acht!
Der Geist des Krieges ist erwacht,
ich hab die Macht.

Hat man das Lied aber ein paar mal gehört und ist man erstmal darauf eingestellt was Subway bietet ist das Lied dann garnicht mal so schlecht - sicher auch ein guter Opener für ein Livekonzert.

Bewertung: 2


2.) Falscher Heiland

Dieser Song dürfte ja schon von der vorabveröffentlichten Single bekannt sein - Eric singt hier wieder in seiner bekannten und beliebten Stimmlage, ansonsten wird der Track jedoch auch wieder hauptsächlich von Riffs und den Drums dominiert. Auf dem Cover der Sinle waren Bush und Hussein zu sehen, was schon zeigt in welche Richtung der Text geht, auch wenn man ihn ebenso eher religiös auslegen könnte - was diesem Song eine große Aktualität und zugleich eine gewisse Zeitlosigkeit verschafft.

Bewertung: 2


3.) Unsterblich

Und hier geschieht es endgültig - der Song beginnt und der erste Gedanke ist wohl \"Nicht wirklich oder?\" irgendwie fühlt man sich hier eben doch etwas an Rammstein erinnert, zumindest solange bis dann aus dem nichts ein hoch melodisches Teilstück auftaucht das in den etwas, nunja, einfallslosen Refrain überleitet - dieser ist zwar nicht wirklich schlecht, erinnert den geneigten Höhrer aber auch ein bißchen an ein 08/15 Popstück. Storymäßig könnte es hier sowohl um einen Vampir als auch um einen HIV-Infizierten gehen, was wieder zeigt wie offen viele Texte sind.

Bewertung: 2,5


4.) Kleine Schwester

Mit Kleine Schwester beginnt nun einer der ersten Kracher der Scheibe, eröffnet nur von einer Violine setzen auch schnell Gitarren und Drums ein, diesmal aber weit weniger geradlinig als zuvor, was verbunden mit dem sehr dunkeln Gesang eine hervorragende Atmosphäre erzeugt, die von einem fast perfekten Refrain getopt wird, in dem sich Eric mit einem kleinen Chor abwechselt. Das Thema scheint für mich Vergewaltigung zu sein, gerade auf der Homepage werden aber auch andere Denkansätze aufgezeigt - jedenfalls ein sehr intensiver Song!

Bewertung: 1,5


5.) Abendlied

Abendlied ist das mit Abstand ruhigste Lied der CD, gleichzeitig aber auch das atmosphärisch dichteste und eines der besten der Scheibe - eröffnet von einer Spieluhr halten sich alle Instrumente dezent im Hintergrund und Eric stimmt einen enorm gefühlvollen Gesang an. Dies läßt den Song geradezu zerbrechlich klingen - ein bißchen wie ein kleines Kind eben - thematisch geht es eindeutig um Kindesmißbrauch, was sehr emotionsgeladen dargeboten wird.

Bewertung: 1


6.) Narben

Dieser Track wird von einem geradezu schon grauenhaften Intro eröffnet, Eric beginnt seltsam verzerrt halb zu reden, halb zu flüstern, das ganze klingt enorm unmelodisch und während man sich noch wundert, was hier wohl schiefgegangen ist, findet man sich plötzlich in einem der besten Refrains wieder, die Subway zu bieten hat - ganz in der Tradition von Liedern wie So Rot oder Herrin des Feuers und für einen moment glaubt man wieder die alte Subway zu hören:

Das Blut so rot, das Blut so rein,
die Zeit heilt meine Wunden nicht.
Mein Blut zu sehn, ist wunderschön,
mein Blut zu sehen, tröstet mich.

Thematisch könnte man glauben, daß es nur um Selbstmord ginge, es steckt aber weit mehr in diesem Lied, gerade hier empfehle ich www.engelskrieger.de - der Refrain rettet hier sehr viel, aufgrund des sehr schwachen Auftakts kann ich aber nur hoffen, daß dieses Lied live nicht gespielt wird, oder notfalls als Opener so daß man den Anfang dann auch gleich hinter sich hat!

Bewertung: 2

7.) 2000 Meilen unterm Meer

Nach einer kurzen melodischen Eröffnung wiederholt sich das bereits bekannte Konzept von harten Riffs, Drums und Erics Gesang, erneut entpuppt sich der Refrain aber wieder als extrem mitreißend unt tiefgründig. Im Wesentlichen geht es wohl um Sterbehilfe - also wieder ein modernes Thema, dies kann man vor allem an einer Zeile festmachen - jedoch gibt es auch wieder Zeilen, die eine \"klassischere\" Interpretation zulassen würden.

Bewertung: 1,5


8.) Knochenschiff

Knochenschiff beginnt mit einem verzerrten Intro, bevor die üblichen Instrumente wieder die Kontrolle übernehmen, jedoch nicht lange, denn dieser Song klingt wirklich einzigartig und hebt sich von den anderen härteren Songs ab, sogar Leier und co. haben es in diesen Song geschafft und haben sogar einen eigenen Part abbekommen. Absoluter Hammer ist auch der Refrain - hoch melodisch und eingängig - ein absolutes Pflichstück für die Engelskriegertour!

Bewertung: 1


9.) Wolfstraum

Mit Wolfstraum präsentiert sich der schwächste Song der Scheibe...wovon die Wölfe träumen...einmal mehr wird der Song von Bass, Gitarren und Drums getragen, das Problem ist, daß man diesmal von keinem genialen Refrain überrascht wird - dieser ist zwar nett, aber eben nichts Besonderes - von allen Refrains der Scheibe setzt sich dieser wohl am schwersten im Kopf fest.

Bewertung: 3


10.) Verloren

Alle die befürchtet haben Subway hätte auch diese Tradition gebrochen werden mit Verloren doch noch eines Besseren belehrt - hier ist er, der Song in dem es nur um das Eine geht - Sex. Auch wenn dies diesmal etwas eintöniger gestaltet wurde als z.B. in Krötenliebe, meinem Hassliebelied von Herzblut, was vor allem daran liegt, daß der Refrain doch extrem oft wiederholt wird. Ein kleiner Protest mag sich jedoch auch zum Thema regen, wer den Text intesiv anhört der erkennt auch einige Textpassagen die nur über Sex hinausgehen. Hier muß ich auch gleich noch sagen - wer STS nicht kennt und hier jetzt erwartet, sie würden in dümmlicher Hip Hop Mannier über Geschlechtsverkehr daher reden, der könnte sich nicht mehr irren - Subway bedienen sich extrem komplexer, bildreicher Lyrics!

Bewertung: 2


11.) Abendland

Abendland bildet das Ende von Engelskrieger, jedoch ist es für mich ein riesiger Hoffnungsschimmer, denn das ist noch STS wie man sie kennt - keine wirklich harten Instrumente, ein zeitloser, kluger Text und ein bombastischer Refrain. Eric singt hier melodisch wie selten zuvor. Hier kann man nur Eins tun - sich zurücklehnen und genießen. Der Song endet mit einem Fade Out, was mich hoffen läßt, daß STS mit ihrem nächsten Album da anstezen werden, wo sie hier aufgehört haben.

Vater Unser, dort im Himmel -
wie lang glaubst du hast du Zeit?
.
.
.
Die sterbenden Völker sind müde geworden,
von Weihrauch und süßen Gesängen betört,
verschwindet die Hoffnung noch aufzuerstehn,
das Lied des Propheten verklingt ungehört.
.
.
.
Vater Unser, dort im Himmel -
bald wirst du vergessen sein!

Mehr muß ich zum Inhalt wahrscheinlich nicht sagen, man fühlt sich ein bißchen an das kurze, aber enorm kritsche 3 Engel erinnert.

Bewertung: 1 mit einem riesen Sternchen


Tja nun ist der moment gekommen an dem ich also ein Fazit schreiben muß und ich muß zugeben es ist nicht ganz leicht für mich - ich habe die CD oft gehört und ich werde sie auch in zukunft noch oft hören. Ich liebe Subway To Sally, für mich gibt es auf dieser Welt keine bessere Band. Und doch war ich von der CD enttäuscht, darüber kann auch Knochenschiff und Abendland nicht hinwegtäuschen.

Wie sollte ich also die CD bewerten? Im Vergleich zu anderen Scheiben von STS hat sie nicht mehr als eine 3 verdient...aber würde es ihr gerecht werden? Nein! Denn läßt man seine Erwartungen von STS beiseite, so hält man doch wieder eine hervorragende Scheibe mit nur kleineren Mängeln in der Hand. Ausgehend davon, daß der Höhrer Subway To Sally nicht kennt und diese CD kauft gebe ich also doch eine 1, auch wenn die CD die schlechteste ist die STS bisher veröffentlich hat!

P.S.: Diesen Freitag gehts nach Mannheim auf die Engelskrieger Tour *freu*

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