Fach Englisch Testbericht

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  • Schwierigkeitsgrad der Ausbildung:  durchschnittlich
  • Arbeitsaufwand:  niedrig
  • Prüfungsanforderungen:  hoch

Erfahrungsbericht von [email protected]

Schule in den USA - Schule in Deutschland

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Liebe Yopis,

Im allgemeinen lassen Lehrer, Direktoren und andere Vertreter der "deutschen Schule" nichts auf ihr Bildungssystem kommen. Bei Vergleichen mit Schulsystemen anderer Länder, besonders dem der USA, wird meist gar nicht erst hingehört. Zu gen au kennt man die Zustände, zu denen ein auf der Gesamtschultheorie basierender Unterricht führt, zu bekannt sind grassierende Kriminalität und jämmerlicher Bildungsstand der Absolventen an den sogenannten Highschools, viel zu weit fehlgeschlagen haben Experimente dieser Richtung bereits in Deutschland, und überhaupt - dieses unser deutsches Schulsystem ist das beste überhaupt, und das ist weltweit an- erkannt, jetzt schon seit 300 Jahren. Punkt. Da gibt's nichts zu meckern. Außer - und das gibt, sogar Roman Herzog zu - der gemeine Schüler, der könnte seine Arbeitsmoral schon etwas der verschärften wirtschaftlichen Lage anpassen.
Nun - ich gehöre nur ungern zu denen, die immer wieder ihre quengelnde, konsumverwöhnte Stimme erheben, um - sei es aus Prinzip oder echtem Protest- willen - ein System zu kritisieren, das nun durchaus nicht zu den schlechtesten gehört. Andererseits erscheint es mir jedoch auch als eine Farce, sich bei den heutigen, sich in atemberaubendem Tempo verändernden, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen auf ein - mit leichten
Veränderungen - seit einem halben Jahrhundert bestehendes Schulsystem zu verlassen und berufen zu wollen. Leider habe auch ich keinen Rettungsvorschlag aus der "deutschen Bildungsmisere", um 'mal ein oppositionelles Wort aufzugreifen, jedoch war es mir während meines Amerika-Austausches möglich, einige positive Aspekte der dortigen Schule zu erkennen, die auch von deutscher Seite nicht unbeachtet bleiben sollten. Da ist zunächst der soziale Aspekt einer Nicht-Trennung von "schulischen Leistungsklassen". Dieser ist seit der Diskussion zur Gesamtschule in Deutschland wohl schon zur Genüge bekannt und soll hier nur kurz angesprochen werden, da er zumindest an meiner Schule hervorragend zu wirken schien.
Da die High School nicht in Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen unterteilt wird, sondern die Leistungsebene jedes einzelnen Schülers durch seine individuelle Kurswahl festgelegt wird, entsteht unter den Schülern durch die nicht vollzogene Trennung, weder durch unterschiedliche Gebäude noch durch klare Grenzen zwischen" guten" und "schlechten" Schülern, ein viel geringeres Konkurrenzverhältnis. Es bilden sich nicht, wie in Deutschland, Bildungsklassen, die sich gegenseitig kaum kennen und mit Vorurteilen be- haften. Um es krass auszudrücken: Die Bevölkerung besteht nun mal aus Menschen unterschiedlicher intellektueller „Leistungsfähigkeit". Wie soll je eine auf gegenseitigem Verständnis basierende Gesellschaft entstehen können, wenn wir von Kindheit an nach Intelligenzklassen
voneinander getrennt werden? Die Errichtung einer neuen sozialen Gesellschaft könnte in großem Maße davon abhängen, ob das Volk "miteinander aufwächst" oder ob die Masse nur noch von einer zwar intellektuellen, aber volksfremden Elite bevormundet wird.
Deutsche Kultusministerien rühmen sich regelmäßig, die Studierfähigkeit der Abiturienten zu gewährleisten. Vorausgesetzt wird dabei, dass diese in Amerika unmöglich zu erlangen ist. Wie auch, bei dieser Extremvariante der Gesamtschule? Meine Erfahrungen gehen in eine andere Richtung. Zugegeben: Prozentual gesehen gibt es in den USA sicher weniger, nach deutschen Maßstäben, "studierfähige" Schulabgänger als Abiturienten in Deutschland. Bei richtiger Kurswahl und einigem freiwilligem Engagement kann aber auch ein High-School-Schüler einen ähnlich hohen Allgemeinbildungs- stand, wie ein Abiturient ihn Idealerweise haben sollte, erlangen. Das schaffen gar nicht wenige und diejenigen, denen dies gelingt, haben es ihrer eigenen Motivation, ihrer eigenen Entscheidung zu verdanken und sind nicht einfach, wie viele deutsche Gymnasiasten, mehr oder minder planlos vom Strom, mitgezogen worden. Das wirkt sich unter anderem gravierend auf die Atmosphäre in den "Advanced placement" - Kursen aus. Ein Beispiel dafür war der Calculus- Kurs (Infinitesimalrechnung), den ich ein Semester lang besuchte. Weil jeder Schüler diesen Kurs frei- willig gewählt hatte, war in der Klasse ein besonderes Interesse vorhanden, in ihm möglichst effizient zu lernen. Mit sehr hohem Standard und großer Lerngeschwindigkeit (man hat ein gewähltes Fach an jedem Tag der Woche) konnte in überraschend stressfreier Atmosphäre ein von Schülerseite aus sehr aktiver, zielorientierter Unterricht abgehalten werden, der den Teilnehmern größtenteils auch noch Spaß machte. Ein Mathe-LK- Leiter wäre von der guten Mitarbeit sicher beeindruckt.
Durch ein frühes Anbieten von Spezialgebieten, kombiniert mit einem (oftmals nach Leistungsstufen unterteilten) Pflichtfächerprogramm ist es neben dem Erlangen einer ausreichenden Allgemeinbildung möglich, die eigenen Interessen kennen zulernen und zu vertiefen. Dies scheint sehr wichtig zu sein, betrachtet man nur die oftmals völlige Orientierungslosigkeit deutscher Gymnasiasten bezüglich ihrer späteren Berufswahl. Auch lässt diese Methode der "freien Wahl" einem Schüler, der beispielsweise in Mathematik schlecht ist (und in Deutschland das Gymnasium ganz verlassen möchte), die Möglichkeit offen, in anderen Fachbereichen (z.B. Sprachen), in denen er vielleicht eine besondere Begabung hat, die Kurse des höchsten Levels zu besuchen und somit die individuell bestmögliche Förderung zu erhalten, während Mathe eben eine untergeordnete Rolle spielt. Die FOS (wegen deutscher Segregationspolitik wieder eine völlig getrennte Institution) wäre für solche Schüler nur eine un- zureichende Alternative, da diese ja einen allgemein viel niedrigeren Unterrichts- Erwartungsanspruch hat als das Gymnasium.
Begeisterung für einzelne, spezialisierte Fächer bewirkt, dass die Schüler insgesamt lieber zur Schule gehen und auch die anderen, weniger sympathischen Fächer verlieren.
Insgesamt bemerkte ich an meiner Schule eine grundsätzlich positive Einstellung, teil- weise sogar eine Identifikation der Schüler mit ihrer Skyview Highschool. Obwohl diese Identifikation sicher kein Hauptziel einer Bildungsreform sein sollte, ist sie doch ein interessanter Nebenaspekt. Wieder zurück zur veränderten wirtschaftlichen Lage in Deutschland und den daher erhöhten Anforderungen an Abiturienten. Das bestandene Abitur ist leider keine Garantie für Ehrgeiz oder gute Motivation, es gibt lediglich Auskunft über einen gewissen erreichten Bildungsstand, nicht über Eigeninitiative o.ä. .
In den USA kann ein gutes Highschooldiplom mit entsprechend anspruchsvoller Kursbelegung nur erreicht wer- den, wenn man gezielt darauf hinarbeitet. Man könnte ja schließlich auch jedes Jahr wieder leichte Kurse wählen und eben einen weniger qualifizierten Abschluss machen. Einige Highschool-Absolventen gehen aber nicht den "Weg des geringsten Widerstandes", erhalten bessere Bildung, ein besseres Zeugnis und die Zulassung zu bestimmten Qualifizierungstests, die für den Besuch von Hochschulen wichtig sind. Diese Schüler haben bis zum Abschluss gelernt, dass sie sich darum kümmern beziehungsweise dafür kämpfen müssen, wenn sie etwas erreichen wollen. Diese grundsätzliche Mentalität würde vielleicht deutschen Abiturienten im späteren Beruf zugute kommen und auch im volks- wirtschaftlichen Sinn von Nutzen sein. Als Anreiz werden an US- amerikanischen Schulen zahlreiche Stipendien an erfolgreiche Schüler vergeben, und es locken anerkennende Ehrungen aller Art, die Engagement lohnenswert er- scheinen lassen .Gerade bei Klagen über die Schülermentalität in den 90ern sollte vielleicht einmal ein Blick über den Tellerrand riskiert werden, um zu sehen, wie denn andere Länder mit diesem Problem umgehen. Die Jugend wäre doch ein toller Ansatzpunkt für internationale Zusammenarbeit. Es wäre schön, wenn sich unsere Kultusminister etc. dazu durchringen könnten.
Liebe Grüße

Eure MAMAANNA

39 Bewertungen, 1 Kommentar

  • sp00ky

    25.04.2002, 18:15 Uhr von sp00ky
    Bewertung: sehr hilfreich

    interresant mal darüber was zu erfahren :)