Erbsen auf halb 6 (DVD) Testbericht

Liebe Leser,

Ich bin letzte Woche ganz zufällig auf diese DVD "Erbsen auf halb 6" gestoßen und habe sie mir, weil der Titel lustig klang, gekauft. Dass es sich dabei um eine Geschichte zwischen zwei Blinde handelt, habe ich nicht vermutet. Hinter dem Titel steckt eine tragische Komödie von dem Regisseur Lars Büchel, bekannt durch "Jenseits der Stille".
Jedoch hab ich vermutet das es um eine witzige Vorstellung gehen würde. Man sollte wohl mal die Kurzbeschreibung auf der DVD Verpackung lesen und nicht einfach wahlweise nach gut klingenden Titeln kaufen.
Im allgemeinen Sinne war es aber ein Glückskauf, den ich nie bereuen werde.
Viel Spaß beim Lesen!!Einteilung:

* Kurzbeschreibung
* Allg. Informationen
* Story
* Darsteller
* Eigene Meinung
* Fazit

/ / Kurzbeschreibung

Jakob reitet als Theaterregisseur auf der Erfolgswelle, als er nach einem Autounfall erblindet. Verzweifelt, perspektiv- und hoffnungslos, lehnt er jegliche Hilfe ab, auch die der von Geburt an blinden Therapeutin Lilli. Jakob hat nur ein Ziel: seine todkranke Mutter in Russland noch einmal zu besuchen. Kein Problem für Lilli, die sich dem widerborstigen Jakob gegen dessen Willen anschließt. Es beginnt eine Odyssee durch Europa, bei der der junge Mann die Gültigkeit einer abgedroschenen Weisheit erkennt: "Man sieht nur mit dem Herzen gut".

/ / Allg. Informationen

Zur DVD:
Preis: 10-15?
Studio: Euro-Video
Bildformat: 16:9
Tonformat: Dolby Digital 5.1 (sowie Dolby Digital 2.0 zur Auswahl)
FSK 6
Spieldauer: 107 min.
Film-Veröffentlichung: 2004
DVD-Veröffentlichung: 02.12.2004
Features: akustisch unterlegtes Menü für Blinde/Sehbehinderte, Audiokommentare, Geschnittene Szenen, Making of mit Spezial Erbsen auf Super 8, Musikvideo
Mitwirkende:
Darsteller: Fritzi Haberlandt, Hilmir Snaer Gudnason, Harald Schrott
Regisseur: Lars Büchel
Komponist: Max Berghaus, Dirk Reichardt, Stefan Hansen
Drehbuch: Lars Büchel/ Ruth Toma
Produktion: Hanno Huth, Ralf Zimmermann


/ / Story
Jakob (Hilmir Snær Guðnason), beruflich Theaterregisseur, wird ,gerade als seine harte Arbeit belohnt werden sollte, vom Unglück verfolgt. Nach einer glücklichen Probe seines Stücks "Sommernachtstraum" möchte Jacob mit seinem Auto nach Hause und landet im kalten Wasser. Der Unfall ist so nachtragend, dass er lebenslang Blind sein wird.
Jacob verzweifelt, zieht sich für einige Zeit zurück. Auch sein bester Kumpel sowie seine Freundin vermögen es ihn nicht zu helfen. Zu allen Überfluss mischt sich noch eine Therapeutin Lili (Fritzi Haberlandt) von einer Hilfsorganisation für Blinde ein und reicht ihn die helfende Hand hin, dir er undankbar ablehnt. Lili lässt davon jedoch weniger beeindrucken und wird wenig später eine wichtige Rolle in seinem Leben einnehmen.
Die Zeit vergeht und er wird wieder als Regisseur tätig. Aber er merkt schnell, dass ohne Augenlicht nicht mehr weiter im Theater arbeiten kann. So muntert ihn auch nicht der Erfolg bei der Premiere seines Stücks "Sommernachtstraum" auf. Total in sich gekehrt wendet er sich von seiner Freundin ab.
Sein Traum, seine Lebensziele, eine Familie zu gründen sind zu Nichte. Er sieht keinen Ausweg mehr und springt vom einen Hochhaus.
Glück im Unglück? Durch seine Blindheit konnte er nicht sehen, dass gleich im unterem Stock ein Balkon eines Cafes aufgebaut war. So landet er unsanft auf einen Tisch. Da er nun als Suizid gefährdet gilt, wird er in eine Anstalt eingewiesen.
Die Retterrolle übernimmt die Therapeutin Lili unter der Bedingung, dass er mit ihr geht um als Blinder selbstständig leben zu können d.h. Anziehen, Lesen/Schreiben erneut lernen. Im Taxi sitzend, denkt Lili, dass sie es geschafft hat. Pustekuchen ! Das Abenteuer beginnt doch erst.
Während eines Staus läuft der blinde Jacob zum Bahnhof und setzt sich einfach in ein Zug. Die verzweifelte Lili folgt ihn und findet auch ohne Augenlicht den Jacob wieder. Der möchte einfach nur allein gelassen werden und flüchtet erneut, als der Zug still steht und steigt aus. Lili folgt ihm.
Im Nirgendwo wandern die beiden Darsteller den Gleisen entlang, bis diese Enden. Kein Ziel mehr in Sicht gehen sie weiter und kommen auf wundersame Weise in ein Dorf nähe Greifswald an.
Dort erfährt Lili, dass Jacob zu seiner sterbenden Mutter am Weißen Meer nach Russland möchte. Ohne Widerrede begleitet sie ihn bei seinem Vorhaben.
Währenddessen macht sich der Freund und die Mutter von Lili auf den Weg um sie wieder zur Vernunft zu bringen. Denn eine Blinde kann ohne Hilfe nicht alleine in unserer Welt (über)leben.
Ob die jeweiligen Charaktere ihr Ziel erreichen werden, muss man natürlich selber herausfinden.
In dem Sinne viel Spaß beim Gucken.
/ / Darsteller

Fritzi Haberlandt ... Lilly Walter
Die Schauspielerin wurde im Jahre 1975 am 6 Juni geboren. Sie übernimmt die Rolle einer Blinden, die etwas naiv durch die Welt geht. Behütet von ihrem Freund und ihrer Mutter, merkt sie erst mit Jacob was ihr im Leben gefehlt hatte. Das Abenteuer und ihre Selbstständigkeit.
Weitere Filme: Kalt ist der Abendhauch(2000), Liegen lernen (2003)
Hilmir Snær Guðnason ... Jakob Magnusson
Der Darsteller sowie auch Drehbuchautor spielt den blindgewordenen Jacob. Sein Leben nimmt eine Wendung, als er sein Augenlicht verliert. Er sieht keinen Sinn mehr im Leben. Erst als er von der Krankenschwester seiner Mutter erfährt, dass diese nicht mehr lange zu leben hat. Er soll sie schnellstmöglich besuchen kommen. Ein kleines Ziel für sein neues Leben als Blinder ist gegeben.
Weitere Filme: Guy X - Niemand denkt an Grönland (2005), Thicker Than Water (2006), The Higher Force (2008)

Harald Schrott ... Paul
Er spielt den Freund von Lilly. Seine Liebe zur seiner blinden Freundin ist grenzenlos, aber auch sein Behüter Instinkt. Beide wollen in ein Haus zusammen ziehen und eine Familie gründen. Für ihn ist es die wahre Liebe, oder auch nicht? Als der neue Mann / Patient Jacob in ihr Leben tritt, ändert sich Lilly.
Sie verschwindet nach Russland. Er verfolgt sie.
Weitere Filme: Solo für Schwarz - Tödliche Blicke (2007), Pretty Mama (2008)
Weitere:
Tina Engel ... Regine
Jenny Gröllmann ... Franziska
Alice Dwyer ... Alex
Max Mauff ... Ben
Annett Renneberg ... Nina
Jens Münchow ... Jan
Michael Hanemann ... Pfarrer
Heinz Petters ... Küster
Petra Hartung ... Pflegerin
Jens Peter Brose ... Mann im Anzug
Aksana Assmann ... Helena
Imke Büchel ... Puck

/ / Eigene Meinung
""Erbsen auf halb sechs" ist eine Tragikkomödie, die sich auf sympathische Weise mit dem Thema Blindheit in unserer Gesellschaft auseinandersetzt. Dabei bleibt sie nicht stets möglichst ernst, was dieses relative Tabuthema angeht, sondern zeigt diese Welt meist mit einem Augenzwinkern. Trotz einiger Schwächen, was die Logik und Glaubwürdigkeit der Geschichte angeht und zum Ende hin, welches in bekannter Dramatik abläuft, werden die meisten Zuschauer ihn vermutlich in guter Erinnerung behalten. Das wird auch nur derjenige nicht, der überhaupt keine Empfänglichkeit für Liebesgeschichten aufweist, doch so jemand wird sich ohnehin nicht freiwillig "Erbsen auf halb sechs" anschauen." von Stefan Ludwig
Die Kritik von Stefan Ludwig ist wohl die Passenste die ich gefunden habe. Der Film bietet einen sehr guten Einblick in das Leben der Blinden. Einmal gibt es die, die seit Geburt an blind sind (Lilly) und die, die erst durch einen Unfall blind geworden sind. Beide Fälle sind sehr unterschiedlich, denn die Ex-Sehenden können sich Farben, Himmel, Sterne etc. vorstellen, aber welche die so was nie gesehen haben, können sich so etwas nicht erklären. Wie soll man auch Farben beschreiben ?
Des Weiteren ist es ein großer Unterschied, wenn man immer blind war, man kann das Sehen nicht vermissen, aber die das Augenlicht verlieren, vermissen es. Auch lernen Geburtblinde von Anfang an wie man so lebt, andere müssen das erst erlernen. Blind zu sein, ist ein anderes Gefühl. Eigentlich ein ganz anderes Leben. Der Film rüttelt einen wach, dass Blindheit nichts schlimmes ist, und das man damit Leben kann.
Wie Stefan es gut formuliert hat, muss man an manchen Stellen an die Glaubwürdigkeit des Films zweifeln. So kann man sich kaum vorstellen, wie zwei Blinde einfach so zum Weißen Meer kommen. Weil Bus einsteigen und ach, da kommt ein Auto und der nimmt uns mit, so funktioniert das heutzutage nicht.
Zu viele Zufälle auf einmal.
Jedoch ich kann den Film nur weiterempfehlen, mir hat er sehr gut gefallen. Zum Einen lag es auch daran, dass die Harmonie der Darsteller so gut gestimmt hatte und zum Zweiten bekommt man einen guten Einblick in die Welt der Blinden. Mein Interesse ist also geweckt.

/ / Fazit
Vielleicht nicht für jedermann, aber wer eine romantische, fantasievolle Ader hat, dann unbedingt an schauen.