Ergee Ergolan Herrenstrumpfhose Testbericht

Meine Berichte sind ja nun im allgemeinen extrem techniklastig, deshalb schreibe ich heute mal zu einem wirklich absolut anderen Thema. Gesunder Ausgleich sozusagen.

Ich muß auch zugeben, daß mich eine junge Dame regelrecht breitgeschlagen hat, dazu doch mal was zu verfassen, hier also ein echter Langzeiterfahrungsbericht zu einem doch seltenen Thema.


Herrenstrumpfhosen – kurze Historie

Man mag es heute kaum glauben, aber die Strumpfhose wurde früher tatsächlich nur von männlichen Wesen getragen.

Schon im Mittelalter entwickelte sich aus der Kombination von enganliegenden Beinkleidern mit Füßlingen das heute meist als weiblich empfundene Kleidungsstück.

Bis in die Neuzeit hinein gab es das, was wir heute als Strumpfhose kennen nicht als Frauenbekleidung, diese kamen erst mit dem Aufkommen der Minirockmode Ende der fünfziger Jahre des letztens Jahrhunderts in den Handel.

Erst zu diesem Zeitpunkt erschloß sich also auch für Frauen der praktische Vorteil einer Strumpfhose, vorher gab es nur Strümpfe, die mit Halter getragen werden mußten.

Die Herrenstrumpfhose kam dann in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nach und nach wieder auf, den Höhepunkt bildeten dann die Siebziger Jahre, als es sogar Werbung gab, die ganze Familien in Strumpfhosen zeigten.

In den achtziger Jahren ließ dann das Interesse und der Verkauf nach, bis es Ende der 90ziger Jahre wieder eine Art Renaissance der Herrenstrumpfhose gab, insbesondere in Zeitschriften und selbst im Fernsehen wurde die Ergee „Climaxx“ diskutiert und vorgestellt.

Eine ausführliche Historie zum Thema Strumpf findet sich übrigens bei http://www.strumpfmuseum.de, auf der sich ausführliche Informationen nicht nur zur modischen Entwicklung, sondern auch zu Produktion und Technik finden lassen.


Meine Strumpfhosengeschichte

Ich bin Mitte der sechziger Jahre geboren, in den 70ziger Jahren aufgewachsen.

Damals gehörten Strickstrumpfhosen zur normalen Kinderbekleidung bis hin zur Pubertät, zumindest im ländlichen Raum war es vollkommen üblich, das Jungen wie Mädchen diese anzogen.

In Zeiten der Pubertät mit ersten näheren Kontakten zum weiblichen Geschlecht war es natürlich schon Ehrensache, sich nicht mit so etwas erwischen zu lassen.

Mein nächster Kontakt zu Strumpfhosen fand also erst wieder später statt, bei mir ging es bei der Bundeswehr wieder damit los, schon als ich im Januar 1987 meine Grundausbildung begann, leisteten sie mir im Gelände im Winter gute Dienste.

Groß war dann mein Erstaunen, als ich dann später im fliegerischen Dienst feststellen mußte, daß dieses Kleidungsstück zur oft normalen Besatzungsausrüstung gehört, auf langen Strecken ganz selbstverständlich.

So ziehen auch heute noch sehr viele Flugzeugbesatzungen Strumpfhosen an, als Schutz vor Thrombosen, die man bei extrem langer sitzender Tätigkeit damit ein wenig verhindern helfen kann.

Bei mir haben die Strumpfhosen aber auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst ihren Platz behalten.

Heute trage ich sie im Winter als Unterkleidung und auch in den Übergangszeiten noch als leger-bequeme Kleidung zu Hause.

Dabei ist die Ergee Ergolan Classic, Thema dieses Berichts, mir ein seit Jahren vertrauter Begleiter.


Einkauf und Preis

Die Ergee Ergolan Classic ist im gut sortierten Strumpffachgeschäft, aber auch in den Fachabteilungen von Kaufhof und Karstadt oft ganzjährig erhältlich.

Natürlich gibt es zwischenzeitlich auch Webshops, die diese Strumpfhosen führen, eine sehr gute Auswahl auch an Strumpfhosen für Herren bietet beispielsweise http://www.hosieria.de, die sich auch durch sehr guten Service (beispielsweise kostenlose 0800-Rufnummer) auszeichnen. Eine andere empfehlenswerte Online-Einkaufsquelle ist z.B. http://www.legware.de.

Der Preis ist happig, von 19.95 Euro bis 29.95 Euro muß man rechnen.

Dabei ist die „Classic“ aber immer noch nur etwa halb so teuer wie die in der Werbung stärker propagierte „Climaxx“.


Farben und Größen

Bei der Farbauswahl gibt es nicht viele Auswahlmöglichkeiten, sie beschränkt sich auf schwarz, marineblau und grau.

Bei den Größen sollte jeder normalgewichtige Mann fündig werden, solange er nicht länger als 2 m ist.


Material – Verarbeitung – Haptik

Witzig, das hier eine Kapitelüberschrift aus meinen Autoberichten paßt.

Die Ergee Ergolan Classic besteht zu 100% aus der Kunstfaser „Ergolan“, die Ergee bereits in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte.

Das Material setzt sich zu 64% Polyacryl und 36% Polyamid zusammen.

Für mich, der ich an Kontaktallergien leide, klingt so etwas zunächst nach blankem Horror.

Allerdings bleibe ich bei diesem Material absolut reaktionsfrei, Ergee hat es verstanden, auch für empfindlichste Haut die Verträglichkeit sicherzustellen.

Angenehmste Eigenschaft von Ergolan ist wohl die extreme Weichheit und Anschmiegsamkeit des Stoffs, die Strumpfhose hat einen hohen „Kuschelfaktor“.

Für Damen gibt es das Material in dieser gerippten Form im Übrigen nicht mehr, dabei kenne ich auch genug weibliche Wesen, die diese Strickstrumpfhosen zu Hause als "lazy-outfit" sehr geschätzt haben.

Die Verarbeitung ist klassisch solide, mehr an langer Nutzbarkeit denn an modisches Aspekten orientiert.


Trageeigenschaften

Hier fällt zunächst auf, daß die Strumpfhose nicht zu dick aufträgt, auch unter Hosen läßt sie sich gut tragen.

Den Wärmefaktor sollte man nicht überschätzen, eine der Haupteigenschaften von Ergolan ist es auch, das Feuchtigkeit gut von der Haut nach außen abgeführt wird, man neigt nicht zum schwitzen, auch in den Schuhen entwickelt sich kein unangenehmer Geruch.

Es gibt auch Männer, die es vorziehen, Damenstrickstrumpfhosen zu tragen, diese Vorliebe teile ich aus zwei Gründen nicht. Zum einen ist da schlicht die oftmals nicht wirklich gute Paßform (Männer und Frauen besitzen nun mal eine verschiedene Anatomie), wichtigster Aspekt für mich ist jedoch, daß die „Classic“ im Nierenbereich ein wenig höhergeschnitten ist, so daß dort ein besonderer Schutzeffekt eintritt.

Von der Paßform her ist die (doppelt so teure!) „Climaxx“ noch überlegen, die „Classic“ hat allerdings den Vorteil eines von Unterhosen bekannten Schlitzes (verdeckt) und stellt daher auch kein Hindernis bei einem „kleinen Geschäft“ dar.


Haltbarkeit und Pflege

Die Strumpfhosen lassen sich mit bis zu 40 Grad in der Maschine waschen, da es sich um ein durchgefärbtes Garn handelt, bleicht auch nach häufigstem Waschen die Farbe nicht aus.

Zum Trocknen kann man sie in den Trockner geben, es steht kein einlaufen zu befürchten.

Schonender ist das Trocknen auf der Leine, dabei stellt man fest, daß die Trocknungszeit sehr sehr kurz ausfällt, bereits nach zwei-drei Stunden sind die Strumpfhosen durchgetrocknet.

Größter Schwachpunkt bei der Haltbarkeit sind naturgemäß die Fußspitzen, bei normaler Pflege der Zehennägel sind da aber auch erstaunliche Standzeiten zu erwarten.

Ich trage sie im Haus oft mit zusätzlichen Socken darüber, eine Maßnahme, die die Lebensdauer noch einmal deutlich verlängert.

Kleiner Schwachpunkt ist auch der Gummi im Bund, in mancher meiner Strumpfhosen löst er sich ca. einmal im Jahr, läßt sich aber mit etwas Fummelei auch wieder einhängen.

Manche meiner Strumpfhosen sind bereits über sechs Jahre alt und lassen sich noch heute ohne weiteres tragen, dabei trage ich sie grundsätzlich nur einen tag und wasche sie dann. Haltbarkeit also extrem lange.


Fazit und Empfehlung

Auch wenn es sicher gerade den jüngeren Lesern als völlig verrückt erscheinen mag, kann ich nur jedem männlichen Wesen empfehlen, selbst einmal dieses heute wieder ungewöhnliche Kleidungsstück auszuprobieren.

Nicht nur im Wintersport als Funktionsunterwäsche (mit dem großen Vorteil gegenüber langen Unterhosen, das kein Bein aus der Socke rutschen kann und es dadurch keine unangenehm kalten Stellen gibt) trägt sich die Strumpfhose auch im allgemein sehr gut als warmes Stück drunter.

Im Haus und in der Wohnung ist man „angezogen“, ohne daß man im Schlabberlook einer Jogginghose unterwegs ist.

Ich sehe jetzt schon grinsende und kopfschüttelnde Leser vor mir und kann dazu nur sagen: probiert es einfach aus, man fühlt sich wohl drin.

Und nebenbei bemerkt: ich stehe auch Frauen gegenüber offen dazu, Strumpfhosen zu tragen und habe zwar schon kurzes Amusement dadurch erlebt, aber deswegen ausgelacht wurde ich noch nie, die Akzeptanz eines „Strumpfhosenmannes“ war bei mir bisher schlicht 100%.


Soderle, wie immer an dieser Stelle sind mir Kritik, Kommentare und besonders Hinweise, was Ihr am Bericht vermißt, sehr willkommen!