Der Letzte seiner Art (gebundene Ausgabe) / Andreas Eschbach Testbericht

ab 5,83
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Erfahrungsbericht von schraddel

Wer Verschwörungstheorien liebt, sollte Eschbach lesen

Pro:

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite, gut und spannend geschrieben, mit einem Schuss Ironie, schön lesbar und mit Gegenwartsbezug

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

Das Buch "Der letzte seiner Art" von Andreas Eschbach bekam ich durch Zufall in die Finger, nämlich durch meine jüngere Schwester, die meinte, ich täte mich doch für Computer und so'n Zeugs interessieren. Ich las also erst mal den Klappentext und schaute in das Buch rein, und anschließend verschlang ich es im Laufe einer Nacht. Ich konnte von dem Buch nicht lassen, bevor ich nicht wusste, wie es enden würde.

Ein kleiner Tipp von mir: Auch wenn's Euch schwer fällt, lest nicht das letzte Kapitel zuerst. Das nimmt dann nämlich die Spannung total raus.

In dem Buch geht es um einen Mann namens Duane Fitzgerald. Er lebt in einem irischen Küstendorf schon zwölf Jahre lang, und er trägt ein Geheimnis mit sich, oder besser: In sich. Duane Fitzgerald ist nämlich ein Cyborg: Ein Mensch, dem man künstliche Implantate eingebaut hat, um seine Fähigkeiten zu steigern und ihn zum perfekten Soldaten zu machen. Bloß, das Experiment ging schief. Die Implantate (als da sind: Kraftverstärker in den Beinen und im rechten Arm, ein künstliches Auge mit Infrarotsicht, Zoom und digitaler Bildstabilisierung, sowie eine Art "Zusatzherz" und Drogenpumpen zum Aufputschen oder zur Schmerzlinderung, je nach Bedarf, und noch ein paar weitere kleine Scherze) funktionieren nicht so ganz richtig.

Das Ganze enthüllt Eschbach, indem er die Lebenssituation des Duane Fitzgerald in dem kleinen irischen Dorf beschreibt, so nach und nach auf den ersten achtzig Seiten. Duane unterliegt der Überwachung durch die US-Armee, die das Projekt "steel man" (so der Codename) leitete - und es abbrach, nachdem von ehemals zehn "umgebauten" Männern fünf gestorben waren. Duane schickte man in den vorzeitigen Ruhestand, zusammen mit vier Kameraden. Die anderen vier lebten in den Vereinigten Staaten; er besaß ein von den Eltern ererbtes Haus in Irland, und zog da hin.

Nur hat er ein kleines Problem: Wegen der zahlreichen Umbauten in seinem Körper wurde ihm ein großer Teil seines Darms entfernt, und er ist auf die regelmäßige Versorgung mit Nahrungskonzentraten angewiesen. Diese Lieferungen bleiben aber plötzlich aus.

Außerdem gibt es da noch einen Rechtsanwalt, der plötzlich in dem Dorf auftaucht, und nach Duane sucht. Dieser Anwalt und der Arzt, dem Duane sich anvertraut hatte, werden von geheimnisvollen Männern mit Mobiltelefonen ermordet. Duane versucht Kontakt aufzunehmen mit seinen ehemaligen Kameraden, aber er stellt fest, dass sie tot sind. In diesem Moment wird ihm klar, dass er der letzte lebende Cyborg ist.

Irische Freunde versuchen ihm zu helfen, denn die Unterlagen, nach denen seine Vorgesetzten suchen, sind in die Hände zweier Geschwister geraten, die einer irischen Untergrund-Organisation angehören. Als Duane an einem geheimen Ort die Unterlagen zu Gesicht bekommt, gehen ihm die Augen auf: Er und die vier Kameraden, die alle Operationseingriffe überlebten, waren die medizinisch am besten geeigneten. Und um diese Leute zu bekommen, schreckte die amerikanische Regierung auch nicht vor Auftragsmorden zurück.

Mit diesem Wissen stellt Duane sich seinem Vorgesetzten, der nach Irland zu einem Kontrollbesuch kommt. Er merkt, dass er abgehört wurde, und stellt fest, dass er Opfer eines neuen Projekts ist, dessen Codename "dragon blood" lautet. Das Experiment, Menschen mechanisch zu Super-Soldaten umzubauen, war gescheitert; aber man versucht es wieder, diesmal auf gentechnischem Weg. Da dies absolut geheim bleiben muss, sollen alle Spuren des alten Projekts getilgt werden.

Ich verrate Euch jetzt nicht, wie die Geschichte ausgeht, denn dieses Buch muss man unbedingt selber lesen. Eschbach hat eine recht gute Schreibe drauf: Kurze, einprägsame Sätze, und er versteht eine Menge von technischen Details, zum Beispiel an den Stellen, an denen er die Einzelheiten der (natürlich erfundenen) Computer-Implantate von Duane Fitzgerald schildert. Dabei beschreibt er aber auch Landschaften und Begebenheiten so, dass zumindest ich mich fühlte, als wäre ich in Irland. Ich konnte den Nieselregen fast auf meiner Haut spüren, und den Schafdung riechen.

Bei diesem Buch war ich mir nie sicher: Ist es Fakt? Oder ist es Fiktion? Ist es Verschwörungstheorie, oder ist etwas Wahres dran? - Zum Beispiel an der Stelle, an der Eschbach schreibt, die Cyborg-Soldaten sollten im ersten Irak-Krieg eingesetzt werden. Ich musste mich unwillkürlich fragen, ob dem Eschbach da die Fantasie durchgegangen ist, oder ob er vielleicht etwas weiß, was eigentlich niemand wissen sollte. So wie Duane Fitzgerald.

Aber dann würde Eschbach vermutlich nicht mehr leben. Oder doch? Tarnt er sich nur als Schriftsteller?

Das Buch lässt viele Fragen offen, und auch über das Ende des Duane Fitzgerald kann man am Ende nur spekulieren. Aber die Lektüre bis dahin lohnt sich.

Kleine Ergänzung: Weil ich da gerade so auf die eingeblendeten Werbebanner rüberschaue: Das Buch gibt's als solide Taschenbuchausgabe schon ab 9 Euro und irgendwas. Wenn man es nicht gerade auf den Bauch legt und sich draufsetzt, hält ein Taschenbuch (oder Neudeutsch: Softcover) auch ein wenig was aus.

Noch eine kleine Ergänzung: Das Wort "Duane" ist mit dem gälischen Wort für "zwei" verwandt, und natürlich auch mit dem französischen "douane", was "Grenze" bedeutet. Es wird ausgesprochen wie der Name des Schriftstellers Mark Twain, nur mit weichem D. -- Mark Twain hieß übrigens auch nicht so, sondern er legte sich diesen Namen als Pseudonym zu. Eschbach spielt hier mit Worten: Duane Fitzgerald hat Grenzen überschritten, und lebt in unterschiedlichen Welten.

---

Und noch ein Nachtrag (11.10.06):
Eschbach lässt Duane Fitzgerald an einer Stelle in dem Roman sagen, er habe gelernt, seine Implantate wie Muskeln zu benutzen, obwohl es nur elektronische Schalter sind, die von dem in ihn implantierten Computer gesteuert werden, denn das Einzige, was das menschliche Gehirn effektiv könne, sei, Muskeln zu steuern.
Wie folgender Artikel bei heise.de belegt: So ganz weit entfernt von den lebenden Duane Fitzgeralds scheinen wir nicht zu sein:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/79278

42 Bewertungen, 17 Kommentare

  • Striker1981

    20.01.2010, 21:07 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und Liebe Grüße vom STRIKER ;)

  • DarthLuda

    19.10.2006, 00:48 Uhr von DarthLuda
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich bin ja sowieso fan davon! ---> sh!

  • Maxima24

    12.10.2006, 00:52 Uhr von Maxima24
    Bewertung: sehr hilfreich

    Und einmal ein sh für Dich

  • papaonline

    05.10.2006, 00:36 Uhr von papaonline
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg und ein eindeutiges SH papaonline

  • PrinceofLies

    02.10.2006, 23:11 Uhr von PrinceofLies
    Bewertung: sehr hilfreich

    naja irgendwie liegt mir Eschbachs Schreibstil einfach nicht

  • anonym

    01.10.2006, 15:57 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Birgit :-)

  • luna1011

    30.09.2006, 17:56 Uhr von luna1011
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • m0gli

    29.09.2006, 01:38 Uhr von m0gli
    Bewertung: sehr hilfreich

    Diesen Eschbach will ich auch noch lesen

  • moniseiki

    29.09.2006, 01:07 Uhr von moniseiki
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht, alles drin was man man gerne lesen möchte. Liebe Grüße und viel Glück beim nächsten Bericht sendet dir Moniseiki , Ps freue mich auch über gegenlesungen oder neue Berichte von dir!

  • janne1980

    29.09.2006, 00:19 Uhr von janne1980
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das könnte was für mein freies Wochenende sein. Auch wenn mich das mit dem Kraftverstärker und den Augen irgendwie an diesen Steve Austin erinnert... ;-) LG, janne

  • morla

    28.09.2006, 23:15 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • 78sunny

    28.09.2006, 22:38 Uhr von 78sunny
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht!! LG Sunny

  • LilaLisa

    28.09.2006, 20:17 Uhr von LilaLisa
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Lisa ;-)

  • superlativ

    28.09.2006, 19:28 Uhr von superlativ
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüße und einen schönen donnerstag!!!

  • anonym

    28.09.2006, 16:12 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • barbu

    28.09.2006, 15:59 Uhr von barbu
    Bewertung: sehr hilfreich

    aso..... hey, ich hatte doch geschrieben, das ich sommersprossen habe! *g* scherzkeks......also warum sollte ich davon "noch nix geahnt haben"? Außerdem habe ich mich nie neg. über Brillen bzw Brillenträger geäußert sondern immer neutrag gesproch

  • Gemeinwesen

    28.09.2006, 15:33 Uhr von Gemeinwesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eschbach gibt's gar nicht, Eschbach ist ein Kollektiv von intelligenten Programmen, die in geheimen Labors am Oberlauf der Tunguska entwickelt wurden und die sich nun zu einem Schrifsteller-Verbund zusammengeschlossen haben. Nebenher komponieren sie S