Solarstation (Taschenbuch) / Andreas Eschbach Testbericht

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ab 7,55
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Erfahrungsbericht von Stepnwolf

Und Spiderman rettet wieder die Welt!

Pro:

kurzweilige Sommerlektüre; \

Kontra:

typischer Spannungsbogen; wenig Überraschungsmomente; klischeehafte Charaktere

Empfehlung:

Ja

>>> ANDREAS ESCHBACH - SOLARSTATION <<<



317 Seiten ... Prolog, 36 Kapitel, Epilog ... in nur 2 Tagen! So schnell habe ich noch nie ein Buch durchgelesen! Muss an meiner mal kurzfristig vorhandenen Freizeit gelegen haben. Anders kann ich mir das nicht erklären ...

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ZUM BUCH
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... oder lag es vielleicht doch an der leichten Lesbarkeit des Buches??? Achja, falls sich jetzt irgendjemand fragt: Welches Buch??? Ich rede von \"Solarstation\", mittlerweile das dritte Buch, das ich von Andreas Eschbach gelesen habe. Macht mich das jetzt zu so was wie einem Fan??? Na egal, schreiben wir mal was drüber ... :-)

Wenn man auf den Straßen von Tokio, Seoul oder Melbourne jemanden nach seiner Meinung über Europa befragte, bekam man eine Antwort, die auch auf die Azteken oder die Babylonier gepaßt hätte: großartige Kultur - warum sie wohl untergegangen ist? (S. 80)

\"Solarstation\" spielt zu einer Zeit, in der die Weltmacht USA genausowenig noch dieselbige ist, wie Europa kein Europa in unserem Sinne. Japan hat sich neben Korea, China und dem australischen Raum zum wirtschaftlichen und politischen Zentrum der Erde entwickelt und betreibt im Orbit ein Solarstation namens NIPPON, die im Zeitalter der ausgehenden natürlichen Energievorkommen (Erdöl) für neue Ressourcen sorgen soll.
Diese NIPPON ist Schauplatz der Geschichte des Buches:

Protagonist und sich sehr schnell herauskristallisierender Held ist Leonard Carr, seines Zeichens einziger Nichtasiat an Bord der Raumstation. Was ist er??? Na logischerweise Amerikaner! :-) Daneben glänzen im Schauspiel
Kommandant Moriyama (disziplintreu, Visionär und doch recht human wirkend), Stellvertreter Tanaka (erscheint mir manchmal doch recht ängstlich), Dr. Jayakar (halb indisch, halb englisch, schon allein das macht verdächtig, ansonsten aber ein wahres Computergenie), Sakai (zwar Kommunikationsoffizier, aber mit dem kommunizieren ist es ansonsten nicht so weit her), Kim (Metallurg, das reicht als Erklärung) und Yoshiko (weiblicher Counterpart und gelegentliches Amüsement von Leonard, wenn ihr versteht, was ich meine ;-)) ...

In weiteren (aber sehr schnell doch recht leblosen, da toten) Rollen: Iwabuchi und Oba ...

In der Kabine herrschte das übliche Halbdunkel. Der Schlafsack hing schlaff und leer da, und ansonsten war die Kabine nicht so groß, daß man darin irgendjemand hätte übersehen können. Aber der Geruch der Gefahr blieb. Ich schaltete das Licht ein, und plötzlich sah der schlaffe Schlafsack gar nicht mehr so leer aus. Mit spitzen Fingern zog ich den Reißverschluß herunter. Die Stoffbahnen teilten sich von selbst und Iwabuchi schwebte mir entgegen, zusammengekrümmt und mit weit aufgerissenen Augen und mit drei blutigen Löchern in der Brust. (S 89-90)

Damit beginnt ein nicht mehr ganz so geregeltes Leben auf der Raumstation, was sich wenig später noch verstärkt als ein Shuttle andockt, das nun wirklich nicht hätte andocken sollen. Früher nannte man das entern, ich weiß nicht ob dieser Begriff auch im Weltraum zutreffend ist. Dem Shuttle entsteigen
Khalid (Oberbösewicht und Showdown-Kampfgegner unseres oben schon erwähnten Helden), sowie zwei seiner Spießgesellen (deren Aufgabe es ist, blöd auszusehen und dumpf ne Knarre Richtung Gegner zu halten ;-))

Was haben die eindeutig als Terroristen identifizierten Weltraumpiraten vor??? Erpressung von Lösegeld??? Oder doch eher Auslöschung der Menschheit??? Eventuell beides???
Egal, was es ist, es bedarf eines Hauptdarstellers, der sehr gut alle \"Die Hard\" Folgen kennt und ganz nebenbei ehemaliger amerikanischer Soldat ist (was zu Härte verpflichtet ;-)). Da bleibt halt nur einer über ... Na dann mal auf in den Kampf, Leonard!

Eine Art \"Stirb langsam\" im Weltraum...
wie uns der Klappentext assoziiert, nur ohne Bruce Willis als Hauptdarsteller. Diese Umschreibung trifft so ziemlich den Inhalt von \"Solarstation\".
Das Buch hat den klassischen Spannungsaufbau diverser Actionfilme: Vorstellung der Darsteller und der vorzufindenen Situation ... unerwartetes Auftauchen eines Gefahrenpotentials ... Entwicklung und Endkampf zwischen Held und Oberbösewicht ... Happy End!
Hollywood hätte es nicht besser hinbekommen!

Und darin liegt das Problem:
Das Buch ist einfach zu vorhersehbar. Man kann sich den weiteren Verlauf schon immer bildlich ausmalen und Überraschungsmomente sind mehr als rar gesät. Vielleicht läßt es sich auch gerade deshalb (und bedingt durch Eschbachs leichter Schreibweise) so schnell runterlesen, ohne großartige Pausen zu machen.
Das heißt aber auch, das das Buch doch einen gewissen Reiz nicht entbehren kann (genauso, wie wir \"Stirb langsam\" aus Actiongründen trotzdem schauen, auch wenn wir wissen, wie es endet). Das mag auch daran liegen, das die Idee der Geschichte recht überzeugend vermittelt wird (und durch Eschbachs biografischen Background auch stets erklärbar scheint). So beschreibt er die technischen Besonderheiten und die fortbewegungsmäßigen Unterschiede, die in gewissen Situationen für Vorteile und Nachteile sorgen, plausibel und verständlich. Es könnte so passieren und scheint gar nicht mal so abwegig!

Wären da nur nicht die typischen Standardklischees!
Man nehme einen fanatischen Extremisten (nennen wir ihn spaßeshalber Khalid), der aus religiösen Gründen (Ratet mal, welche Religion! ... Nein, nicht ganz der Islam, sondern eine erfundene Splittergruppe! :-)) zu extremer Vorgehensweise mit allen Mitteln bereit ist, gebe ihm ein passendes Mittel zur Planausführung (nennen wir es Solarstation NIPPON), stelle ihm einen ebenbürtigen Gegner zur Seite (nennen wir ihn einfach mal Leonard Carr) und fertig ist unser Buch. So leicht ist das! :-)

Warum ich das Buch trotzdem empfehle???

Es ist lustig zu lesen, wie sich doch die Welt nach Eschbachs Ansicht in wenigen Jahren verändert hat:
McDonalds und Coca Cola??? ... Das war einmal!
Die NASA??? ... 1999 geschlossen!
Europa??? ... Wie schon oben zitiert: großartige Kultur - warum sie wohl untergegangen ist!

Ab und an ein schmunzeln blieb mir nicht versagt. Das und das extrem gute Wetter (denn als Leselektüre am Strand ist \"Solarstation\" einfach prädestiniert). Und außerdem: manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die uns glücklich machen ...


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DER AUTOR
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[entnommen aus meiner Meinung zum Buch \"Eine Billion Dollar\"]

Andreas Eschbach wurde am 15.9.1959 in Ulm geboren. Seit seinem 12. Lebensjahr schreibt er. Angefangen mit selbsterdachten \"Perry Rhodan\"-Geschichten, die damals zu seiner liebsten Freizeitlektüre gehörten, verfiel er dem Genre SciFi-Literatur.
Doch das Schreibfieber ließ ihn für geraume Zeit los. Er studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler. War er bis Juni 1996 geschäftsführender Gesellschafter einer EDV-Beratungsfirma, lebt er seither mit seiner Frau und seinem Sohn als freier Schriftsteller in der Nähe von Stuttgart.

Ein Jahr zuvor, im Frühjahr 1995, hatte ihn schon längst wieder die Schreibwut erfaßt und es erscheint als erster Roman \"Die Haarteppichknüpfer\", der 1996 den Literaturpreis des Science Fiction-Clubs Deutschland erhält und 1999 in Frankreich veröffentlicht wird. Als erster deutscher Science-Fiction-Roman seit 18 Jahren.
1996 erscheint als zweiter Roman \"Solarstation\", der im Jahr darauf den Kurd-Laßwitz-Preis erhält.
Im Herbst 1998 erscheint der Thriller \"Jesus Video\", der im Jahr darauf insgesamt 3 literarische Preise gewinnt und in der Taschenbuchausgabe 2000 zum Bestseller wird. Mittlerweile wurde sogar ein Fernsehfilm (produziert von ProSieben) gedreht, der allerdings nicht so sehr zu empfehlen ist, da er doch recht frei den Inhalt des Buches wiedergibt. Im Herbst 1999 erscheint der Roman \"Kelwitts Stern\" und ja richtig, auch der erhält den Kurd-Laßwitz-Preis.

Alle diese Romane sind dem SciFi-Genre zuzuordnen. Damit ist sein neuestes Werk \"Eine Billion Dollar\" der erste Roman, der in eine völlig andere Richtung abzielt und (mal abgesehen von der recht utopischen Erbsumme) durchaus realistisch ist, wenngleich wohl nicht realisierbar.

Mehr Infos über Andreas Eschbach auf seiner offiziellen Homepage www.andreaseschbach.de


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FAKTEN
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TITEL

Solarstation

AUTOR

Andreas Eschbach

VERLAG

Bastei Lübbe Verlag (ISBN 3-404-24259-9)

PREIS

6,45 Euro (Taschenbuchausgabe)


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FAZIT
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Mal eine etwas kürzere Abhandlung eines Buches, über das man aber auch nicht viel mehr sagen kann. Empfehlenswert sicher für SciFi- und Actionfans mit Hang zum Soloheldentum. Locker leicht zu lesen mit einem typischen Spannungsbogen ala \"Stirb langsam\", aber halt auch mit den gängigen Klischees: Extremismus, Zerstörung der Menschheit, Held wächst über sich hinaus.
Wem das egal ist und wer keine besonderen Überraschungen oder Wendungen erwartet, dem kann ich das Buch nur empfehlen. Alle anderen sollten sich nach etwas anderem umschauen ...

Bleibt die Frage, was meine Überschrift mit dem Buch zu tun hat??? Tja, das würdet ihr jetzt gern wissen, was??? :-)

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