Exorzist: Der Anfang (DVD) Testbericht

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ab 10,21
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Erfahrungsbericht von R.D.L.A.

Das Unheimliche: Der Exorzist

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

„Der Exorzist“ ist wohl mit der umstrittenste Horrorfilm der 70er Jahre. Auch die katholische Kirche war damals zweigeteilt, verurteilte den Film zum einen Teil aufs heftigste, andere Teile sahen allerdings auch, dass die katholische Kirche, oder besser gesagt die Kirche allgemein, gar nicht so schlecht wegkommt. Und so ist Religion und alles was damit zu tun hat auch ein Hauptbestandteil des Films.

„Der Exorzist“ beginnt im Norden Iraks, wo Archäologen Ausgrabungen in einer alten Assyrer Stadt vornehmen. Unter ihnen ist der Jesuiten Pater Merrin. Dieser findet unter den Fundstücken ein Symbol eines Dämons. Wie in Trance läuft er in die Stadt, um sich dort in der Bibliothek mit einem Kollegen zu beraten. Während ihrer Diskussion bleibt die Pendeluhr stehen.
Georgetown, Washingt6on D.C.: Chris MacNeill als alleinerziehende Mutter zusammen mit ihrer Tochter Reagan ein geregeltes Leben. Geld verdient Chris als Schauspielerin. Eines Nachts hört sie seltsame Geräusche auf dem Dachboden, doch Nachforschungen ergeben nichts. Dann berichtet Reagan, dass ihr Bett ohne Einwirken gewackelt habe. Chris glaubt ihrer Tochter jedoch nicht, bis sie es selber mit ansehen muss. Doch auch Reagan verändert sich mit der Zeit und bekommt Schüttelkrämpfe. Doch die Ärzte können bei ihr nichts feststellen. Hinzu kommt, dass Reagan immer aggressiver wird, um sich schlägt und Obszönitäten von sich gibt. Sie beginnt auch mit veränderter Stimme zu sprechen. Die Ärzte sind ratlos und weisen Chris darauf hin, dass Reagan von einem Dämon besessen sein könnte und ein Exorzismus helfen kann. Nach langer Überlegung wendet sich Chris an Pater Damien Karras. Karras erkennt, dass Reagan vom Teufel besessen ist und gerät dadurch in einen tiefen Gewissenskonflikt. Der Exorzismus selbst wird von Pater Merrin durchgeführt, der von Damien unterstützt wird.

Ein durchaus heikles Thema, was verständlicherweise 1973 heiß diskutiert wurde. Die Story an sich ist gut strukturiert und auch logisch nachvollziehbar. Zuerst werden Ärzte zu Rate gezogen und es wird versucht eine natürliche, rationale Lösung für das Problem gesucht. Doch die Ärzte sind so ratlos, dass sie sogar die Besessenheit von Reagan in Betracht ziehen, da alle Therapien plus Hypnose ohne Wirkung waren. So ergibt auch der Gang zum Priester einen Sinn, der an sich schon absurd genug zu sein scheint. Doch gerade durch den Versuch der rationalen Erklärung durch die Ärzte wird der Film so beängstigend.

Einen maßgeblichen Anteil daran haben allerdings auch die Schauspieler, allen voran Ellen Burstyn (Chris) und Linda Blair (Reagan). Es ist für mich absolut erstaunlich, wie echt Linda Blair die besessene Reagan mimt. Man könnte der Meinung sein, dass sie wirklich einen Dämon in sich trage. Dies ist auch der ausschlaggebende Punkt, dass der Film funktioniert. Doch auch Ellen Burstyn als besorgte Mutter, weiß zu überzeugen. Ihr sieht man die Ängste und Befürchtungen, sowie die Qualen an, die eine Mutter in einer solchen Situation durchleiden muss.
Als letzte gut ausgeleuchteter Charakter kann auch Jason Miller als Pater Damien Karras überzeugen. Karras steht sich, der Welt und seinem Priesterdasein sehr fragend gegenüber und ist sich seiner Berufung alles andere als sicher. Die besessene Reagan verschlimmert seinen Gewissenskonflikt nur noch. Dazu beschäftigt ihn noch seine schwer kranke Mutter. Diese innere Verzweiflung kommt sehr gut durch Jason Millers Mimik rüber, auch wenn er an manchen Stellen etwas hölzern wirkt. Dies kann man aber auch sehr gut seinem Chrakter zuordnen.

Zwei Dinge machen diesen Film besonders sehenswert, bzw. lassen ihn überhaupt erst funktionieren. Zum einen wäre dies die Religion und besonders religiöse Symbolik. Dies beginnt bereits zu Beginn im Nordirak, als Pater Merrin durch die Stadt irrt. Dabei läuft er durch den Vorbezirk einer Moschee, wo gerade einige Muslime beten. Dies geht weiter über die Symbolik, von Kreuzen über Weihwasser und der Stola des Paters beim Exorzismus. Dies macht zum einen deutlich, dass der Film nicht auf Unwissen, sondern vielmehr sogar auf realen Tatsachen beruht. Besonders die Symbolik macht den Exorzismus realistisch. Doch auch wird somit klar, dass sich der Teufel in Reagan befindet, denn er reagiert vor allem auf Weihwasser bzw. auch auf normales Wasser, welches Karras als Weihwasser ausgibt. So wird das „normale“ Wasser durch des Priesters Hand und seinen Glauben zu geweihtem Wasser.
Der zweite Punkt und noch wichtigerer Punkt ist der Charakter von Reagan MacNeill. Reagan ist ein gerade 12 jähriges Kind. Und sie benimmt sich alles andere als ein 12 jähriges Kind. Ihre Stimme ist verzerrt und vor allem tief. Dazu benutzt sie eine obszönen Wortschatz und auch Gesten. Besonders der Wortschatz war im Jahr 1973 alles andere als gebräuchlich. Heute mögen solche Wörter auch 12-jährige gebrauchen, doch damals und vor allem in Reagans Umgebung, dürfte dies nicht der Fall gewesen sein. Diese Obszönitäten richten sich auch immer wieder gegen die Kirche selber. So wird deutlich, dass sich der Gegenspieler der Kirche, Satan selber, in ihr eingenistet hat und die Kirche so verhöhnt. Zu den bereits erwähnten Merkmalen kommt noch Reagans unmenschliche Kraft, mit der sie sogar gestandene Männer niederschlägt. Weitere unheimliche Anwandlungen sind die Fähigkeit Gegenstände zu bewegen und vor allem ihre grüne Kotze. Dies alles lässt sie nicht mehr menschlich wirken, sondern eher wirklich wie ein Dämon. Ohne die Darstellung von Linda Blair wäre dies nur halb so eindrucksvoll gewesen.

Was zusätzlich noch auffällt, ist, dass mit Musik extrem gespart worden ist. Nur ab und an sind einige Melodien bzw. Töne zu hören. Dies verleit der unheimlichen Atmosphäre noch einen weiteren Aspekt.

Aus damaliger Sicht kann man die Schrecken und auch die Vorwürfe gegen diesen Film durchaus nachvollziehen. Heute werden viele nur noch ein müdes Lächeln für den Film übrig haben. Besonders die Szenen der besessenen Reagan dürften heute eher zu Lachern als zu erschreckten Stimmungen führen. Ähnlich sieht es mit der benutzten Sprache aus, die heute fast jeder zwölfjährige konsumiert und auch wieder benutzt.

Wenn es einem jedoch gelingt sich in die Zeit des Geschehens hinein zu versetzen, verspricht „Der Exorzist“ doch eine äußerst unheimlichen Film, der sowohl durch Schauspieler, als auch durch Ton, als auch durch Symbolik und Inszenierung zu überzeugen weiß. Einziger Minuspunkt ist, dass es ziemlich lange dauert bis der Film zur eigentlichen Thematik kommt und so doch einige Längen aufweist.
Insgesamt gibt es von mir 8 von 10 Punkten.

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