FHM - For him magazin Testbericht

No-product-image
ab 12,67
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Summe aller Bewertungen
  • Informationsgehalt:  gut
  • Qualität der Artikel & Reportagen:  gut
  • Qualität der Bilder und Fotos:  sehr gut
  • Unterhaltungswert:  sehr gut

Erfahrungsbericht von melannium

Aus dem Untertagebau der menschlichen Intelligenz

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Die Zeitschriftenverleger haben eine neue Marktnische entdeckt - Magazine für den modernen Mann!
Was liegt also näher, als international etablierte Konzepte für hiesige Leser aufzubereiten? So beglückt man uns nun auch in Deutschland mit FHM – dem „For Him Magazine“...

Sexy, witzig, aber vor allem männlich heißt die Devise für das frische Hochglanzblättchen.
Aber ob hier wirklich alles so frisch ist? Die Themenpalette im Inhaltsverzeichnis kommt mir jedenfalls ziemlich bekannt vor... – hat irgendwie was von „Men’s Health“. Nur, dass man sich nicht ständig vor seinen Freunden rechtfertigen muss, wenn man das Heftchen an die Kasse schleppt, weil der nackte Mann auf dem Cover durch ein flottes Bikini-Mäuschen ersetzt worden ist. Ein erheblicher Vorteil also!
Aber sonst: Ein paar einseitige Film- und CD-Kritiken, Mädchen in Bademoden, belanglose Star-Interviews, Mädchen in Bademoden, der ein oder andere Motoren-Report, Mädchen in Bademoden und ein schwuchteliger Modeteil, den eh’ niemand ernsthaft anschaut. Ach so – und... Mädchen in Bademoden natürlich! Hundertprozent männlich also.

Der Inhalt im einzelnen:
FHM setzt hauptsächlich auf kuriose Boulevard-News. Das Niveau ist dabei egal. Gerne darf’s auch mal unter die Gürtellinie gehen. Die Artikel und Reportagen sind im allgemeinen recht kurz gehalten, um einen gewissen Unterhaltungsfaktor nicht zu verlieren. Schließlich will das Blättchen ja nicht wirklich informieren, sondern nur die Zeit vom In-Gang-Bringen der Peristaltik bis zum Drücken der Klospülung verkürzen...
Dazu tragen auch die vielen ganzseitigen Werbeanzeigen bei, die in FHM – genau wie in allen anderen Hochglanzmagazinen – nicht gerade selten vorkommen. Im Schnitt bestehen 25% des Heftes aus Werbung – der Modeteil, der nur Designerlabels vorstellt, noch nicht mitgerechnet.
Die als lockere Reihe erscheinenden Produkttests (z.B. Ketchup, Staubsauger) hauen niemand wirklich vom Hocker und könnten im Prinzip genauso gut aus der letzten „Frau im Spiegel“ stammen.
Für viele weitaus interessanter ist da schon die „Sprechstunde“, in der alle weltbewegenden Fragen der Leserschaft fundiert beantwortet werden. „Kann man sich beim Oralsex mit AIDS infizieren?“, „Warum ist meine Flöte so krumm?“, bla bla bla... Genau die richtige Rubrik für alle, die beim BRAVO-Lesen unachtsam über das Dr.-Sommer-Team hinweggeblättert haben oder mit 20 erst in die Pubertät kommen.
„Voll krass“ ist die Bestenliste am Ende des Hefts – vom Grundprinzip her schon aus diversen Fernsehzeitungen bekannt –, die sich immer liebevoll um Extremthemen kümmert: Dort werden die erfolgreichsten Diktatoren ebenso vorgestellt wie die effektivsten Naturkatastrophen.

Der große Lichtblick an FHM ist jedoch die nicht ernstzunehmende Art des Magazins: Mit dem stets vorhandenen ironischen Unterton ist das Heft quasi die Parodie seinerselbst. So passen zum Beispiel die Bildunterschriften grundsätzlich nicht zum gezeigten Motiv. Das darf dann schon mal (wie im Falle einer Reportage über Nicki Lauda) zur einen oder anderen Geschmacklosigkeit führen...
Auch die Protestbriefe aufgebrachter Leser werden konsequent ohne den nötigen Respekt behandelt.
Insgesamt Hundertprozent witzig also.

Bleibt nur noch die Frage, ob FHM auch sexy ist.
Na ja – eher ein bisschen einseitig sexy (Bademoden eben). Aber man muss sich jedenfalls nicht schämen, wenn Mami bei ihrem Besuch mal zufällig ins Nachtschränkchen schaut.
Ach so – und das Cover ist abwaschbar. Soviel dazu. Hundertprozent sexy also.

Die einzige Sache, die mir persönlich mal bitter beim Lesen aufgestoßen ist, war ein Kommentar des Chefredakteurs im Editorial, das sich üblicherweise mit den kleinen Unterschieden zwischen Mann und Frau auseinandersetzt. Hier hieß es wörtlich: „Bring sie dazu, deine Interessen zu akzeptieren. Du bist ein Mann, nicht ihr Männchen!“ Eine ziemlich vorsintflutliche Ansicht, bei der ich mich gefragt habe, aus welcher Höhle der Chefredakteur wohl gerade gekrochen sein mag. Wenn derartige Thesen aufgestellt werden, besteht doch eine große Gefahr, dass man vom „Männlichen“ ins „Prollige“ abrutscht...
Aber vielleicht war’s ja auch wieder nur die übliche bissige FHM-Ironie, die man(n) halt zu nehmen wissen muss.


| F | A | Z | I | T |

FHM – bademodisch, geschmacklos, prollig.
Aber es sollte ja auch nicht das einzige Blatt sein, dass man(n) liest... ;o)

21 Bewertungen, 4 Kommentare

  • Lyndemion

    14.02.2002, 23:47 Uhr von Lyndemion
    Bewertung: sehr hilfreich

    jip, das is genauso ein schrott für mänenr wie bild der frau, für frauen.

  • HtmlMan

    14.02.2002, 23:46 Uhr von HtmlMan
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr gut geschrieben!!!!

  • Mystik_Journeyman

    14.02.2002, 23:42 Uhr von Mystik_Journeyman
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das sollte überhaupt kein Blatt sein das man(n) liest...hat von mir übrigens auch schon sein Fett weggekriegt! Grüße, Alex

  • Mischka27

    14.02.2002, 23:41 Uhr von Mischka27
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr gut geschrieben