Fachinformatiker/in Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Einstellungschancen:  durchschnittlich
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von Diana

Frauen als Fachinformatiker - unmöglich ? Nein!

4
  • Einstellungschancen:  schlecht
  • Aufstiegschancen:  durchschnittlich
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Pro:

Es ist eine Herausforderung! Willensstärke und Durchsetzungsvermögen werden trainiert

Kontra:

Es werden einem viele Steine in den Weg gelegt. Es ist nicht immer leicht!

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Yopi Leser,

dies hier, wird mein erster Bericht, also bitte ich eventuelle auftretende Unklarheiten zu entschuldigen. :)

Ich bin nun 20 Jahre alt und im dritten Lehrjahr zur Anwendungsentwicklerin Fachinformatik und möchte euch ein wenig darüber erzählen. Doch meine eigentliche Kernaussage wird die inzwischen sehr veraltet doch leider (!) immernoch aktuelle Aussage: \"Frauen gehören nicht in diesen Bereich\" widerlegen!

In der (zweiten) neunten Klasse der Realschule, beschloss ich, dass mein zukünftiger Beruf irgendetwas mit Computer zu tun haben sollte. Konkrete oder genaue Vorstellungen was ich eigentlich genau wollte, hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Jedoch hatte unsere Deutschlehrerin einen Ausflug ins Arbeitsamt geplant, was bei mir auf grosse Begeisterung traf, würde ich mich doch dort endlich mal genauer informieren können.

Tatsächlich standen unserer Klasse dann auch einige dieser Berater zur Verfügung und ich schnappte mir gleich den Herrn Baupecker. Dieser schon ältere Herr (ich schätzte ihn so um die 50), lächelte mich freundlich, fast auf väterliche Weise an und fragte mich was ich denn mal werden wollte. Mir fehlte gerade noch der Zusatz \"wenn du mal gross bist.\" Als ich ihm dann erläuterte das ich vorhätte etwas mit Computern zu arbeiten, wünschenswerterweise Anwendungsentwicklung oder Systemintegration, gefror sein Lächeln eigenartiger Weise etwas.
Ob ich mir denn ganz sicher sei? Als Realschülerin wäre so etwas nicht so leicht zu verwirklichen und als Mädchen...

*Bong* Das hatte gesessen! Und als Mädchen hätte ich eh keine Chancen, soviel hatte mir der freundliche Herr Baupecker damit sagen wollen. Bis Dato hatte ich mir über solche Nebensächlichkeiten noch keinerlei Gedanken gemacht. Genaugenommen kannte ich dieses schwarz-weiss Denken Schema nicht. Das ich es, nur mit der mittleren Reife, nicht unbedingt leicht haben würde, nun gut das war einzusehen. Aber seitwann würde denn bei so einem Beruf das Geschlecht eine Rolle spielen? Ich hatte ihm doch nicht erzählt das ich Bundeskanzlerin werden wollte.
Nun sprach der gute Mann eine ganze Weile recht wild auf mich ein. Hotelfachfrau, Bürokauffrau, Arzthelferin.. solche Wortfetzen flogen mir geradezu um die Ohren. Aber da ich ja nun bekanntlich, nun gut für sie werte Leser vermutlich weniger :), stur sein kann wollte ich von ihm wissen was ich für einen der beiden von mir genannten Berufe mitbringen müsse als Vorraussetzung. Das schockierte ihn und da ich ja auch noch durchgefallen sei letztes Jahr, seien meine Aussichten auf solch einen Beruf wie ich ihn mir wünschte bei gleich 0.

Damit lies er mich recht unsicher zurück. Tage und Wochen versuchte ich mich mit diesem Thema auseinander zu setzen und fand KEINERLEI Grund mich nicht für meine beiden Wunschberufe zu bewerben. Noch dazu hatte ich nun sehr gute Noten!
Gedacht, getan. Doch so schnell wie ich die Bewerbungen verschickte, so schnell kamen die meisten auch wieder zurück. Ich wurde schließlich und endlich zu insgesamt 5 Bewerbungsgesprächen, einschließlich einem Einstellungstest, eingeladen.

Nach vielem Hin und her hatte mich dann meine jetzige Firma tatsächlich eingestellt und das obwohl ich ein Mädchen bin! Nachdem ich nachgefragt hatte, muss ich leider dazu sagen das ich das einzige Mädchen bin das sie jemals in diesem Beruf ausgebildet haben. Jedoch war ich glücklich und zufrieden! Die Leute hier sind total nett, brachten und bringen mir viel bei und akzeptieren mich so wie ich bin. Als Mensch und Frau mit den Fähigkeiten die mir eben in die Wiege gelegt wurden und die mich für diese Beruf als Anwendungsentwicklerin sehr wohl qualifizieren.

Doch dann begann das Drama.. Das Drama mit dem Namen Berufsschule. Liebe Frauen, wenn sie gleich weiterlesen, lassen sie sich nicht entmutigen, jedoch.. die ersten beiden Berufsschuljahre waren der absolute Horror. Es war grauenhaft! Ein anderer Azubi der Firma und ich hatten gleichzeitig Blockunterricht (alle 6 Wochen für 2 Wochen) und waren auch in einer Klasse. Und diese Klasse bestand aus 27 Jungen und 3 Mädchen. An und für sich kein Problem für mich, ist ja in der Firma auch nicht anders. Doch war ich mit meinen 18 Jahren leider schon 2-3 Jahre älter als der grossteil der Klasse wovon die meisten leider auch wieder dieses Denken hatten \"Frauen als Programmierer .. das ist undenkbar!\" Dementsprechend oft habe ich ihre Ablehnung auch zu spüren bekommen. Die beiden anderen Mädchen waren auch in ihrer Firma zusammen und liesen auch keinen anderen, ob männlich oder weiblich, in ihre kleine \"Gruppe\". Bis auf meinen Arbeitskollegen hatte ich also quasi niemanden, was ich in Gruppenarbeiten und ähnlichem hart zu spüren bekam.

Und, seien wir uns ehrlich.. Einen dummen Spruch steckt man weg! Auch zwei oder mehr.. aber sich Jahrelang alle paar Wochen ständig und immerwieder dumme Sprüche zu hören. Das zermürbt wahnsinnig!
Irgendwann war ich dann nur noch am schwänzen der Berufsschule, heulte mich bei meinem Ausbilder aus und war ein seelisches Wrack wenn es wieder hieß: Berufsschulzeit!
Doch meine Firma setzte, dank der Gespräche mit meinem Ausbilder, alles mögliche in Bewegung und lies mich in eine andere Klasse versetzen. Nun bin ich das einzige Mädchen unter lauter jungen Männern in meinem Alter und ich fühle mich Pudelwohl. Es geht darum gemeinsam etwas zu lernen und zu erarbeiten und es steht niemals das Geschlecht im Vordergrund wenn es darum geht ob man für diesen Beruf geschaffen ist, oder eben nicht.

Ich gebe allen Frauen die diesen Beruf erlernen wollen den Rat: Beissen sie sich durch, wenn sie Probleme haben, wenden sie sich an ihre Firma! Bestehen sie auf ihre Rechte! Dieser Beruf ist für Männer genau wie für Frauen geschaffen und man sollte sich nicht einschüchtern lassen.
Inzwischen gehe ich wieder total gern in die Berufsschule, bin fast traurig das die Ausbildung fast vorbei ist und freue mich diesen steinigen Weg gegangen zu sein und fühle mich auch gewappneter für mein zukünftiges Berufsleben.

Gruss
Diana

P.S Das heisst natürlich NICHT das alle Männer so denken! Leider habe ich eben vieles nicht anders kennengelernt.

11 Bewertungen, 1 Kommentar

  • campimo

    11.04.2007, 22:12 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    (¯`•.¸* SH & LG *¸.•´¯)