Am seidenen Faden (Taschenbuch) / Joy Fielding Testbericht

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ab 6,29
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Erfahrungsbericht von luckynina

Die Spannung hängt am seidenen Faden

Pro:

glaubwürdige charaktere

Kontra:

Erst am schluss wirklich spannend

Empfehlung:

Ja

Seitdem ich „Lauf, Jane, lauf“ gelesen hatte, halte ich immer wieder nach Romanen von Joy Fielding Ausschau. Mit „Am seidenen Faden“ ist der Autorin wieder ein aus der grauen Masse der Suspense-Literatur herausragendes Werk gelungen.


° Inhalt

Kate Sinclair ist Familientherapeutin, 47, hat einen liebevollen Mann, zwei pubertierende Töchter und außer den Tränensäcken unter den Augen und den immer wiederkehrenden Hitzewallungen scheint ihr Leben in wohlgeordneten, zufrieden stellenden Bahnen zu verlaufen. Bis eines Morgens beim gemeinsamen Frühstück ihre Halbschwester Jo Lynn in der Zeitung das Foto des 13fachen Frauenmörders Colin Friendly entdeckt und spontan beschließt, diesen Mann mit dem traurigen Lächeln zu heiraten.

Von da an scheint ihr ganzes Leben aus den Fugen zu geraten. Kates High-School-Liebe Robert Crowe taucht in ihrer Stadt auf und plötzlich melden sich längst gestorben geglaubte Schmetterlinge im Bauch wieder. Da sie ihren Mann Larry liebt, will sie ihn nicht betrügen, aber Robert ist einfach so unwiderstehlich…
Kates Mutter wird immer verwirrter und wunderlicher, und Kate muss sie schließlich aus dem Wohnheim nehmen, da sie beginnt, ihren Nachbarn dort Kuchen mit Spülmittel und andere ungesunde Dinge zu backen…
Auch ihre 17jährige Tochter Sara verhält sich nicht so, wie es sich eine gestresste Mutter vorstellt. Sie färbt sich die Haare platinblond, lügt ununterbrochen, raucht heimlich und beginnt, ihrer Tante Jo Lynn in Kleidungsstil und Verhalten nachzueifern…

Kates größtes Problem ist aber ihre 37jährige Schwester Jo Lynn. Mit ihrer aufdringlichen, frechen Art erreicht sie nicht nur, im Gerichtssaal vom Angeklagten wahrgenommen zu werden, sondern wird auch noch von der Presse als Colins Freundin bezeichnet. Nach seiner Verurteilung zu lebenslänglicher Haft wegen Mordes in 13 Fällen heiratet sie ihn sogar.
Als ihre Schwester Kate immer mehr Beweise dafür findet, dass Colin Friendly nicht zu Unrecht verurteilt wurde, sondern sogar noch mehr Morde verübt hat, versucht sie mit allen Mitteln, ihre Schwester zu schützen und bringt damit ihre ganze Familie in Gefahr…



° Autorin

Joy Fielding begann schon mit 8 Jahren zu schreiben. Mit dem Psychothriller „Lauf, Jane, lauf“ wurde sie international bekannt. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Toronto. Weitere Bestseller der Autorin sind: „Sag Mami Goodbye“, „Ich will Ihren Mann“, „Lebenslang ist nicht genug“, „Flieh, wenn du kannst“, „Schau dich nicht um“, „Bevor der Abend kommt“, „Wenn du mich liebst“, „ Zähl nicht die Stunden“.


° Bemerkungen

Obwohl der Roman anfangs im Stil einer Lebensbeichte abgefasst ist, konnte mich das nicht abschrecken, und las weiter – zum Glück, denn nach wenigen Seiten änderte sich der Stil und der Leser erfährt auf sehr persönliche, manchmal saloppe Art und Weise alles aus dem Leben von Kate Sinclair, 47, 1,67m groß, 56 Kilo.

Kate Sinclair ist eine Heldin nach meinem Geschmack. Weit davon entfernt, perfekt zu sein, ist sie manchmal geradezu brutal ehrlich (sich selbst und dem Leser gegenüber), und somit ergibt sich wie unfreiwillig oder zufällig die eine oder andere situationskomische Szene. Alles in allem ist es einfach erfrischend zu lesen, wie eine in den Wechseljahren befindliche Frau alles daran setzt, ihr Leben halbwegs im Griff zu behalten, obwohl ihr sicheres Leben ringsum zusammenzubrechen scheint. Eigentlich ist es abschnittweise mehr ein psychologischer Familienroman als ein Thriller, denn man erhält Einblicke in die Gefühlswelt von Kates Töchtern und ihrem Verhältnis zu Mutter und Schwester. Die Charaktere sind wirklich sehr glaubwürdig beschrieben, und man hat bald den Eindruck, Kate so gut wie die beste Freundin zu kennen.

Obwohl man in diesem Roman den Mörder schon kennt, denn der Mörder ist bereits verurteilt und sitzt hinter Gittern, wird das Buch gegen Ende so spannend, dass man es einfach nicht aus der Hand legen kann. Ich saß auf dem Hometrainer und radelte, was das Zeug hielt, blätterte mit schweißfeuchten Fingern die Seiten der Reihe nach um – und bemerkte erst nach 70 Minuten, dass ich ja vor 25 Minuten schon hätte aufhören können!! (Normalerweise ist mein tägliches Quantum 45 Minuten – aber das tut hier wirklich nichts zur Sache.)

Wie gesagt, das Buch wird sehr spannend, aber leider nur in den letzten 4 Kapiteln. Davor ist es nett zu lesen, und da mir, wie bereits erwähnt, die Heldin auch sehr sympathisch ist, gefiel mir das Buch doch ganz gut. Das spannendste Buch von Joy Fielding ist es aber sicher nicht, wahrscheinlich ist es sogar das am wenigsten spannende, das ich von ihr gelesen habe.
Trotzdem gebe ich vier Sterne, weil die Story gut erzählt wird und die Charaktere so plastisch und glaubwürdig gezeichnet sind.

Originaltitel „Missing Pieces“, erstmals erschienen 1997
412 Seiten
ISBN 344230718x
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